LG hat in Sachen Smartphone in den letzten Jahren keine leichte Zeit gehabt. Ideen gab es reichlich. Aber irgendwie haben sie es immer wieder verbockt, auch wenn sie mit dem 18:9 Display einen echten Trend gesetzt haben. Mit dem V30 soll alles anders werden.
Das gefällt uns
- hervorragende Verarbeitung
- tolle Kamera
- großer Akku
Das gefällt uns nicht
- leichter Blaustich im Display beim seitlichen Blicken
Vorweg noch einmal die technischen Daten im Überblick:
Display | 6 Zoll OLED Display mit 2880x1440px (QHD+) mit HDR10 Unterstützung |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 835 Octa-Core mit 2,45 GHz |
RAM | 4 GB |
interner Speicher | 64 GB, per microSD erweiterbar |
Kamera | 13/16 MP Dual-Kamera mit Weitwinkel und Blende f/1.6, 5 MP Frontkamera mit Weitwinkelmodus und Blende f/2.2 |
Anschlüsse | USB Typ-C, 3,5mm Klinke |
Funkverbindungen | WLAN 802.11 a/ac/b/g/n, Bluetooth 5.0, LTE |
Software | Android 7.1.2 |
Akku | 3300 mAh mit Qualcomm Quick-Charge 3.0 |
Maße, Gewicht | 151,7×75,4×7,3mm, 158g |
Besonderheiten | Schutz gegen Spritzwasser und Staub nach IP68, Gesichtserkennung, Spracherkennung, geprüft nach Militär-Standard MIL-STD-810G |
Lieferumfang und Haptik
Neben dem V30 bekommt ihr ein Schnellladegerät, Bang und Olufson zertifizierte Kopfhörer mit reichlich Ersatz Gummistöpseln und, was ich persönlich ziemlich nice finde, ein Microfasertuch, um das gute Stück schön sauber zu halten. Der Pin um den SIM-Kartenslot zu öffnen ist natürlich auch dabei, ebenso das übliche Zettelwerk mit Garantie und Kurzanleitung.
Das LG V30 ist ein richtig schmuckes Smartphone. Es liegt wunderbar in der Hand und fühlt sich hochwertig an. Trotz der Displaygröße von 6“ wirkt es in keiner Weise wuchtig, sondern fast schon zierlich. Beim ersten Auspacken hatte ich die Befürchtung, dass das V30 wie so viele Smartphones ein Fingerabdruckmagnet ist. Diese Befürchtung stellte sich als falsch heraus. Selbst nach einem ausgiebigen Betatschen der Rückseite hielten sich die Abdrücke im Rahmen. Das beigelegte Tuch brauchte ich nur sehr selten. Meistens hat es genügt, einmal mit dem Telefon über den Pulli oder die Hose zu wischen, um die Abdrücke loszuwerden.
Die Verarbeitung ist einwandfrei. Es gibt keine Grate oder Kanten, alle Übergänge sind fließend. Obwohl es eine glatte Rückseite hat, hatte ich nie das Gefühl, dass es mir aus der Hand rutschen könnte.
Alltag
Die Gesichtserkennung funktioniert einwandfrei, in dunklen Umgebungen kann es ab und an vorkommen, dass sie länger braucht. Aber das ist ja ganz normal. Zusätzlich könnt ihr das V30 auch per Spracheingabe entsperren. Das funktioniert auch ganz ordentlich. Dazu müsst ihr lediglich eine Passphrase festlegen und speichern. Ist ein nettes Feature, aber ich finde es eher unpraktisch. Im Alltag war zumindest bei mir die Hemmschwelle recht hoch, in der Öffentlichkeit meine Passphrase laut mitzuteilen. Da habe ich lieber zum Fingerprintreader gegriffen. Der macht seinen Job auch extrem gut.
Der Fingerprintreader hat für meinen Geschmack genau die richtige Position. Er ist gut zu erreichen und weit genug von der Kamera entfernt, dass man nicht Gefahr läuft, auf ihr herumzutatschen. Er reagiert schnell und präzise und es gibt nichts auszusetzen.
Der Fingerprintreader fungiert übrigens auch als Power-Button. Ist anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber auch sehr gut. Und es besteht keine Gefahr, dass man aus Versehen das Telefon ausschaltet, statt es zu entsperren.
Die einhändige Bedienung ist auch ohne größere Probleme möglich, zumindest, wenn man lange Finger hat. Es gibt zwar keinen Einhandmodus, wie etwa bei Huawei. Aber für alle, die etwas kürzere Finger haben oder nicht einfach über das komplette Display ragen wollen, gibt es die Floating Bar.
Die könnt ihr euch beliebig positionieren. Benötigt ihr sie nicht, seht ihr nur einen kleinen unauffälligen Pfeil, mit einem Wisch wird sie dann ausgeklappt. Bei der Belegung seid ihr vollkommen frei. Eure bevorzugten Kontakte, eure Lieblingsapps. Ihr könnt dort alles hinterlegen, was ihr braucht. Ansonsten gibt es nichts zu sagen über die Floating Bar. Sie verrichtet ihren Dienst unauffällig und gut.
Ich habe sie im Alltag allerdings wenig genutzt, weil ich mir die Icons einfach an den unteren Rand gezogen habe und dort alles, was ich brauchte gut erreichen konnte.
Display
Das Display hat bei mir insgesamt einen guten Eindruck hinterlassen. Die Farben werden kräftig, aber nicht übertrieben dargestellt. Wie es sich für ein OLED Display gehört, ist schwarz auch wirklich schwarz und der Kontrast satt. Ihr könnt es natürlich nach eurem Geschmack anpassen. Es ist hell und ich hatte auch bei direkter Sonneneinstrahlung keine Probleme, die Inhalte zu erkennen.
Eine Sache stört allerdings. Blickt man mit einem Winkel von etwa 70 Grad seitlich auf das Display, sieht man einen deutlichen Blaustich. Haltet ihr das V30 normal in der Hand, gibt es allerdings nichts zu meckern. Im Alltag fällt der Blaustich also nicht weiter auf und ein extrem seitlicher Blickwinkel ist auch eher die Ausnahme als die Regel.
Performance
Die Performance des V30 ist gut. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Selbst bei mehreren geöffneten Apps lief alles flüssig und es kam nie zu Rucklern oder Denkpausen.
Ihr kommt mit einer Akkuladung sehr gut über den Tag. Und falls es doch einmal knapp werden sollte, habt ihr schnell wieder ausreichend Saft. Die Quick Charge-Technik sorgt dafür, dass euch nach etwas über einer halben Stunde 50% Akku zur Verfügung stehen. Ein vollständiger Ladevorgang dauert zwischen 90 und 120 Minuten.
Kamera
Fotos
Die Kamera gefällt mir ebenfalls sehr gut. Sie reagiert schnell, hat einen schnellen Autofokus und liefert knackig scharfe Bilder. Auch bei schlechten Lichtbedingungen kann sie überzeugen.
Die Software leistet hier einen guten Job. Rauschen ist auf den Bildern nur ganz gering zu erkennen. Da gibt es eine Menge Smartphones, die einen wesentlich schlechteren Job machen. Der HDR-Modus überzeugt ebenfalls. Die Fotos haben eine tolle Dynamik, ohne dass die Farben übertrieben wirken. Schön ist auch, dass dabei die ursprüngliche Lichtstimmung erhalten bleibt und dunkle Stellen nicht extrem aufgehellt werden.
Die Weitwinkelkamera macht ebenfalls Spaß. Sie deckt einen Radius von 120° ab. Wenn ihr nah an einem Objekt steht, dann werdet ihr an den Rändern die für Weitwinkel typischen stürzenden Linien sehen, d.h. zum Beispiel Häuser scheinen nach hinten zu kippen. Oft geht damit auch eine Art Fisheye-Effekt einher. Den gibt es beim V30 erfreulicherweise nicht.
Was mir wirklich gut gefällt, ist das haptische Feedback. Wenn ihr an den Einstellungen dreht, bekommt ihr ein leichtes haptisches Feedback. Wer sich ein wenig mit der Kamera befasst, kann so blind Einstellungen verändern.
An der Kamera stört mich nur eine einzige Sache. Dass die Bedienelemente im Pro-Modus nicht so angeordnet sind, dass man sie mit einer Hand erreichen kann. Es ist nicht möglich, die Kamera da einhändig zu bedienen. Das bekommen andere Hersteller besser hin.
Generell gilt: Nehmt euch für die Kamera Zeit. Es gibt eine Unmenge an Einstellungen, mit denen ihr eine ganze Menge aus euren Fotos und Videos machen könnt.
Video
Videos werden im 16:9 Format mit maximal 3840x2160px aufgenommen. Wenn ihr das Format auf 18:9 umstellt, liegt die Auflösung bei 2160x1080px. Zeitlupen nimmt das V30 mit 120fps auf, im Zeitraffer könnt ihr eure Videos wahlweise um den Faktor 10, 15, 30 oder 60 beschleunigen.
DATENSCHUTZHINWEIS: Dieses Video ist im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube eingebunden. Durch den Klick auf das Wiedergabesymbol willige ich darin ein, dass eine Verbindung zu Google hergestellt wird und personenbezogene Daten an Google übertragen werden, die dieser Anbieter zur Analyse des Nutzerverhaltens oder zu Marketing-Zwecken nutzt. Weitere Infos hier.
Wer will, kann während einer Videoaufnahme zwischen den beiden Kameras umschalten. Die Aufnahme wird dafür nicht unterbrochen.
Der Punktzoom gefällt mir richtig gut. Damit könnt ihr einen smoothen Zoom nutzen. Das funktioniert richtig gut. Ihr wählt den Punkt auf dem Display aus, tippt auf die Stelle wo der Zoom eingesetzt werden soll und den Rest erledigt das V30.
Beim V30 sind außerdem verschiedene Video-Presets mit an Bord. Die wählt ihr vor der Videoaufnahme aus und erhaltet dann ein Video im gewünschten Look. Für eine genauere Beschäftigung mit den Filtern fehlte mir leider die Zeit. Sie sind aber definitiv ein nettes Feature für alle, die sich nicht noch extra mit Videobearbeitung befassen wollen.
Wer Gifs mag, wird dieses Feature lieben: Ihr könnt aus euren Videos automatisch Gifs machen. Eine kleine nette Spielerei, die definitiv Spaß macht.
Sound
Wer gerne Musik über das Smartphone hört, darf sich freuen. Der Sound ist nämlich für ein Smartphone ziemlich gut. Bässe kommen deutlich herüber, Höhen sind klar, allerdings ab einer gewissen Lautstärke blechern. Aber das war auch nicht anders zu erwarten.
Ihr könnt zwischen verschiedenen Presets wählen, die die meisten Musikrichtungen abdecken. Natürlich könnt ihr den Sound auch euren persönlichen Vorlieben anpassen.
Die beiliegenden Kopfhörer sind allerdings nicht wirklich brauchbar. Der Klang ist da ein ziemlicher Einheitsbrei. Mit einem ordentlichen Kopfhörer sieht das hingegen ganz anders aus. Da ist der Sound wirklich gut.
Fazit
Mit dem V30 hat LG ein richtig gutes Smartphone hingelegt. Die Verarbeitung ist top, es sieht gut aus und liegt 1a in der Hand, das Display ist gut und die Kamera macht einfach Spaß. Im Test hat das V30 keine wirkliche Schwäche gezeigt.
Der Preis hat es allerdings in sich. Mit derzeit* knapp 800 Euro ist es ziemlich teuer. Ihr bekommt dafür zweifelsfrei eine Menge geboten. Ob das den Preis rechtfertigt, muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
LG V30 bei notebooksbilliger.de
*Stand: 08.03.2018