Einen 4K Fernseher mit HDR 10 für unter 700 Euro? Genau das bietet TCL derzeit* mit seinem 55 DP 660. Ich habe mir 55 Zoll Smart TV einmal genauer angesehen.
Es gibt neben der 55 Zoll-Variante das gleiche Modell auch noch in 50 und 65 Zoll. Die Geräte unterscheiden sich lediglich in der Displaygröße, sind aber ansonsten technisch komplett identisch.
Bevor es an die Details geht, noch einmal schnell die wichtigsten Specs vorweg:
- 139 cm – 55″
- Auflösung 3840 x 2160px
- HDR (HDR10)
- Bildqualitätsindex: 1500
- Edge LED
- Quad Core
- Tuner: DVB-C, DVB-S, DVB-S2, DVB-T2; 1x CI+ Slot
- Smart TV/HbbTV
- Android TV 7.0
- DLNA, integr. Mediaplayer (via USB)
- WLAN, Bluetooth integriert
- Anschlüsse: 3x HDMI, 1x USB 2.0, 1x USB 3.0, LAN, MHL
Das Auspacken und der Aufbau des TCL 55 DP 660 gehen schnell von der Hand. Der schlanke Rahmen um das Display fällt dabei sofort ins Auge. Anschließend müsst ihr nur die Standfüße mit jeweils zwei Schrauben an der Unterseite befestigen. Das war’s auch schon. Ihr solltet beim Aufbau am Besten zu zweit sein. Für eine Person ist der TV einfach zu unhandlich.
Die Anschlüsse liegen alle auf der Rückseite und führen seitlich weg. Ihr könnt ihn also ohne Probleme an der Wand montieren. Wer das machen will, braucht eine 200x200mm VESA-Halterung.
TCL 55 DP 660 bei uns im Shop
Zwei Sachen sind allerdings negativ aufgefallen. Zum einen war auf der Rückseite die Verarbeitung nicht ganz sauber. An zwei Stellen gab es deutlich sichtbare Spalten. Der zweite Punkt betrifft die Schrauben für die VESA-Halterung: Die oberen Schrauben ragen deutlich sichtbar heraus, die unteren sind versenkt. Warum das so ist, hat sich uns nicht erschlossen.
Ansonsten gibt es an der Verarbeitung nichts zu meckern. Dass die Rückseite aus Plastik besteht sollte nicht weiter stören. Man sieht seinen TV ja schließlich nicht wirklich oft von der Rückseite. Die Frontseite macht einen guten Eindruck. Der schmale Display-Rahmen mit der Leiste auf der Unterseite wirken hochwertig.
Anschlüsse/Ausstattung
Anschlüsse kann man nicht genug haben. Und hier hat TCL nicht gespart. 3x HDMI, davon einmal mit ARC, 1x USB 3.0, 2x USB 2.0, LAN, WiFi, Bluetooth, CI+ Slot für Pay TV-Inhalte, MHL. Daneben gibt es noch einen Triple Tuner.
Als Betriebssystem ist hier Android TV 7.0 im Einsatz, das von einem Quad-Core Prozessor angetrieben wird. Die Bedienung ist flüssig und alle wichtigen video-Protale, Mediatheken und Apps sind verfügbar. Wer will, kann seinen Fernseher auch über das Smartphone steuern.
Für die Klassik-Fans unter euch gibt es natürlich auch eine Fernbedienung. Die ist ziemlich schlicht gehalten. Sie liegt vernünftig in der Hand, die wichtigen Tasten sind alle gut zu erreichen. Mehr Worte brauchen wir darüber nicht zu verlieren. Sie macht das, was sie soll und ist ansonsten ein Stück Kunststoff.
TCL 55 DP 660 bei uns im Shop
Einrichtung/Bedienung/Performance
Der 55 DP 660 lässt sich auf verschiedene Weise bedienen. Entweder über die normale Fernbedienung oder über das Smartphone. Für beide Varianten ist die Einrichtung ähnlich. Ein Assistent führt euch durch die einzelnen Schritte. Nutzt ihr auf eurem Smartphone die Google App, könnt ihr darüber den TV direkt einrichten. Euer Google-Account wird dann direkt auf dem TV eingerichtet und ihr müsst nicht mühselig die Login-Daten über die Fernbedienung eintippen.
Über den Nutzen, oder vielmehr den nicht wirklich vorhandenen Nutzen der Android TV App haben wir euch schon berichtet, deshalb spare ich mir hier weitere Worte darüber. Immerhin: Android TV 7.0 bringt als Neuerung den Google Assistant mit.
Android TV läuft, sobald es komplett geladen ist, flüssig. Die Wartezeit, bis das System komplett einsatzbereit ist, liegt bei einer knappen Minute. Wenn dann noch Apps Inhalte nachladen müssen, erhöht sich die Wartezeit entsprechend.
Ist das geschafft, starten die Apps aber flott und Videos starten ebenfalls sehr zügig. Auch der Mediaplayer ist fix unterwegs und spielt eigentlich alles ab, was man ihm vorhält, ohne nach zusätzlichen Codecs oder Apps zu betteln.
Bildqualität
Ok, jetzt aber zum wichtigsten Punkt: Der Bildqualität. TCL hat dem U55 DP 660 ein 55 Zoll großes 4K UHD Panel verpasst, das mittels LED-Backlight ausgeleuchtet wird. Zum Einsatz kommt ein Edge-LED Panel. Zu den Schwächen des Panels zählen allerdings die spiegelnde Oberfläche und die lediglich 50Hz. Zwar sind mir im Test keine auffälligen Schlieren oder Artefakte über den Weg gelaufen, gerade Fußball- oder Sportfans allgemein dürften sich hier aber eine höhere native Bildwiederholfrequenz wünschen.
Die Ausleuchtung des Bilds ist sehr gleichmäßig, erst wenn man gezielt Testbilder laufen lässt, fällt minimalstes Clouding auf – im Normalbetrieb ist davon aber nichts zu bemerken. Die Blickwinkel sind großzügig und die Farbdarstellung schon im Normalbetrieb sehr gut. Schwarz ist schwarz und der Kontrast sehr hoch. Das ganze ändert sich dann noch ein wenig, wenn man HDR-Inhalte abspielt. Das ganze ist wirklich schwer zu beschreiben und auch bildlich nicht darzustellen – denn der TV zeigt mehr Farben und Nuancen an, als unsere Kameras darstellen können. Bereiche die beim Blick auf den Fernseher noch gut sichtbare Konturen und Details zeigen, verschwinden bei einem Video oder Foto dann komplett und sind einfach schwarz.
Im Grunde ist HDR ja genau das: Ein erweiterter Dynamikumfang, durch den zeitgleich sehr helle, als auch sehr dunkle Bereiche dargestellt werden können. Dadurch wirkt das Bild noch natürlicher, lebendiger. Die Umsetzung im TCL U55 DP 660 gefällt mir auch sehr gut, HDR-Inhalte machen wirklich Spaß, ohne dass „klassische“ Inhalte langweilig aussehen. Wie gesagt – schwer zu beschreiben 😉
Füttert man den Mediaplayer mit Inhalten, die nur in 1080p oder gar noch geringer vorliegen, kommt der integrierte Upscaler ins Spiel. Die Inhalte werden also hochgerechnet, um auch auf dem 4K UHD Panel eine gute Figur zu machen. Das klappt ganz gut, auch wenn der Upscaler natürlich seine Grenzen hat. Der Klassiker „James Bond – You only live twice“ in der auf 1080p remastered Version sieht auch auf einem 4K Fernseher noch sehr gut aus, selbst bei geringem Sitzabstand.
Insgesamt gibt es am Panel nichts auszusetzen – abgesehen von den Spiegelungen. Ein Fenster gegenüber dem Fernseher kann das Bild durch Reflexionen trüben. Ein echter Dealbreaker ist das nicht, sofern man nicht gerade eine starke Lichtquelle oder die Mittagssonne auf den TV scheinen hat, aufgefallen ist es aber im Test schon.
Dann sind da noch die 50Hz. Durch diverse technische Tricks und Kniffe schaffen es die Hersteller die rechnerische Bildwiederholfrequenz auf über 400Hz zu treiben – trotz eigentlich langsamen Panel. TCL macht hier keine konkreten Angaben, was meist schon für 50Hz spricht. Auch übertriebene, schöngerechnete Angaben mit kryptischen Marketing-Bezeichnungen sucht man vergeblich. Das ist zumindest mal erfrischend anders. Anyway – im Alltag stört die vermeintlich geringe Frequenz dann auch wenig. Filme und Serien sehen auch bei actiongeladenen Szenen gut aus, Artefakte oder Schlieren habe ich keine wahrnehmen können. Allerdings: Sportfans die primär hektische Sportübertragungen damit gucken wollen, sollten dann doch eher in der 100Hz Klasse gucken. Gerade sehr schnellen Bildschwenks merkt man die 50Hz dann doch an.
TCL 55 DP 660 bei uns im Shop
Smart TV
Android TV wartet immer noch auf seinen großen Durchbruch. Einen Vorteil gegenüber den herstellereigenen Systemen hat es unbestreitbar: es gibt jede Menge Apps. Wer mag, kann sich sogar Twitter und Facebook auf den Fernseher packen. Da es sich um Android handelt, sind natürlich auch einige Google Apps vorinstalliert. Allen voran natürlich YouTube. Für die Serien-Junkies unter euch: Netflix auch von Haus aus mit dabei, ebenso wie die Mediatheken von diversen TV-Sendern.
Die App-Auswahl ist definitiv eine der Stärken von Android TV. Allerdings ist es etwas unübersichtlich. Die lange Ladezeit ist definitiv eine Schwäche. Ebenso wie das Einstellungsmenü. Das ist unübersichtlich und man ist gerade am Anfang öfter auf der Suche nach dem richtigen Menüpunkt.
Beim TCL 55 DP 660 ist Google Cast gleich mit integriert. Das dürfte den einen oder anderen freuen, denn der lästige Chromecast-Dongle ist damit überflüssig geworden. Dazu gibts wie erwähnt den Google Assistant, sodass auch Spracheingaben möglich sind.
An Apps ist ansonsten wirklich alles wichtige vorhanden: YouTube, Netflix, Prime Video sind am Start, aber auch lokale Lösungen wie Plex, Kodi oder VLC sind verfügbar. Dazu gibt es noch die diversen Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen Sender sowie der privaten. Auch VEVO und Vimeo sind dabei, ebenso wie Spotify oder Twitch. Die Liste geht noch endlos weiter, alle aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Die bekannten und relevanten Videoportale sind jedenfalls alle vertreten.
Sound
Als Soundsystem kommen einfache Lautsprecher auf der Unterseite zum Einsatz. Höhen sind klar und Sprache gut verständlich. Die Mitten sind klar definiert, sodass auch laute Hintergrundgeräusche Dialoge nicht weiter stören und alles klar getrennt bleibt. Auch den sonst häufig anzutreffenden blechernen Hall sobald es lauter wird sucht man hier vergeblich.
Die üblichen Schwächen eines so kleinen Systems bleiben aber: Der Bass ist recht flach und Raumklang kommt nicht wirklich auf. Angesichts der kompakten Bauform ist das aber kein Wunder und wer mehr will, muss dann eben in ein dediziertes System wie eine extra Soundbar oder gleich ein komplettes Surround-System investieren.
Fazit
TCL war mir persönlich bei Fernsehern eher unbekannt – bislang verband ich den Namen eher mit kleineren Küchengeräten oder Radios. Umso überraschter bin ich über das Endergebnis, denn der TCL U55 DP 660 braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken. Die Bildqualität ist gut, die Verarbeitung ebenfalls. Kleinere Schwächen gibt es nur bei der Android TV Performance und der Sound unterliegt am Ende doch der Physik – nicht weiter überraschend.
Insgesamt stimmt aber das Paket und gerade optisch macht er in dieser Preisklasse einiges her. Die kleineren Patzer bei der Verarbeitung vergisst man da recht schnell – zumal sie eh nur auf der Rückseite zu sehen sind. Für derzeit unter 700 Euro gibt es also eine ganze Menge Fernseher fürs Geld. Gerade Android TV hat zudem den Vorteil, dass das Smart TV System auch noch eine Weile aktuell bleiben und mit Apps versorgt werden sollte. Das ist bei Eigenkreationen der Hersteller ja in der Regel nicht der Fall.