Die UNIMOUSE™ ist eine weitere ergonomische Maus von CHERRY, die eure Hand und Gelenke besonders schützen will. Dabei kann sie ihre Haltung ändern und soll durch ihre Form ganz besonders der Hand schmeicheln. Ob sich die knapp 87 Euro dafür lohnen, haben wir uns einmal genauer angesehen.
Vor einiger Zeit haben wir einen ausführlichen Blick auf die ungewöhnliche CHERRY ROLLERMOUSE™ geworfen. Diese erinnert durch ihre Form und Funktion sehr an ein mechanisches Trackpad. Diesmal wildern wir in weniger exotischen Gefilden und testen die UNIMOUSE™. Sie und einige weitere Produkte sind ein Gemeinschaftsprojekt von CHERRY und der amerikanisch-dänischen Firma Contour Design.
Auf den ersten Blick wirkt die UNIMOUSE™ wie eine etwas größere normale Büromaus und damit fängt die erste Besonderheit schon an. Die Ablagefläche der Finger ist größer als bei einer normalen Maus und dort befinden sich nun drei Tasten plus Mausrad. Es gibt also mehr Fläche, seine Finger auf der Maus ruhen zu lassen. Gleich daraufhin fällt einem sowohl die Daumenhalterung als auch der Spalt in der Mitte der Maus auf. Beide sind variabel einstellbar und deswegen soll sie besonders ergonomisch sein.
Die Daumenhalterung kann reguliert und somit der Griff an die eigene Hand angepasst werden. Damit hört CHERRY aber nicht auf und ermöglicht auch das Kippen der gesamten oberen Mausfläche, also dort wo die Handfläche liegt. Die obere Hälfte kann in einem Neigungswinkel zwischen 35° und 70° angepasst werden.
Somit kann aus einer horizontalen Maus eine vertikale Maus werden. Vertikale Mäuse haben seit jeher einen besonders Sehnen- und Gelenk-schonenden Ruf, haben aber nie den Sprung in den Massenmarkt gefunden. Meist haben sie ein Nischendasein bei Büro-Tigern gelebt. Durch die Möglichkeit, die Maus horizontal als auch vertikal zu nutzen, kann man sie an den aktuellen Anspruch anpassen. Bei kurzen Sessions am Rechner oder zum Beispiel bei Games kann sie als ganz normale Maus verwendet werden. Für längere Arbeitstage mit viel Text und Mausarbeit kann sie dann vertikal gestellt werden und ist damit besonders ergonomisch.
Durch diese drei großen Änderungen (größere Ablagefläche der Finger, die Daumenhalterung und den Kippmechanismus der oberen Hälfte) kann die Maus an die eigene Hand angepasst werden und soll damit immer möglichst entspannt gehalten werden. Ob dieses Versprechen eingehalten und die einzelnen Merkmale auch gut sind, gehen wir in den einzelnen Abschnitten genauer durch.
Werbeversprechen: Warum soll die Maus besonders toll sein?
Gehen wir kurz die beworbenen Aspekte der Maus durch:
- Die CHERRY UNIMOUSE™ von CHERRY wird als ergonomische Maus vertrieben. Sie soll dem RSI-Symptom (Repetitive-Strain-Injury) vorbeugen. In Deutschland wird das Symptom auch als „Mausarm“ bezeichnet. Damit sind Beschwerden wie Nacken-, Schulter-, Arm- und/oder Hand-Beschwerden nach sich wiederholenden Tätigkeiten gemeint.
- Die CHERRY UNIMOUSE™ wurde vom IGR (Institut für Gesundheit und Ergonomie) zertifiziert.
- Die komplette Verpackung der Maus kommt ohne unnötiges Plastik aus.
- Die Maus passt sich der Hand und nicht die Hand der Maus an. Durch mehrere bewegliche Elemente kann die Maus möglichste bequem und ergonomisch eingestellt werden.
- Die UNIMOUSE™ soll hochwertig verarbeitet sein und auch technisch auf einem hohen Niveau sein.
- Das Mausrad soll ganz besonders leichtgängig sein und eine echte Erleichterung im Arbeitsalltag sein.
- Die Maus kann kabellos über einen USB-Empfänger aber auch über Kabel betrieben werden.
Wie bedient sich die wandelbare Maus?
Da die UNIMOUSE™ von ihrer grundlegenden Bauart nicht so viel anders ist als eine herkömmliche Maus, gibt es keine wirkliche Schwierigkeiten. Anders als bei der zuvor getesteten CHERRY ROLLERMOUSE™ , bei der es durchaus eine gewisse Lernkurve gab. Wichtig vor der ersten Nutzung ist hier: Die Maus verwendet kein Bluetooth, es muss zuerst ein USB-Dongle oder USB-Kabel angeschlossen werden.
Bei der ersten Berührung fällt einem direkt die weiche Beschichtung der Oberfläche auf. Diese ist ziemlich griffig aber sehr angenehm zu fühlen. Ich komme von einer Logitech MX Master, welche sich deutlich mehr nach Plastik anfühlt. Bei der Beschichtung der UNIMOUSE™ können sich der ein oder andere Hersteller eine Scheibe abschneiden.
Als nächstes Fällt einem gleich die Größe und der Schwerpunkt der Maus auf. Sie fühlt sich anfangs durch ihre große Oberseite etwas klobig an und der fühlbare Schwerpunkt ist direkt am Handballen. Die größere Oberfläche weiß man aber nach einiger Zeit deutlich zu schätzen: Die Hand kann ruhig und ohne verkrampfen darauf ruhen. Für meinen Geschmack ist die Maus mit 141,5 g aber sogar etwas zu leicht und könnte durchaus noch schwerer sein. Das ist aber sicherlich eine Geschmacksfrage.
Die Oberseite selbst sieht mit den drei Tasten und einer Ablagefläche für den kleinen Finger etwas ungewöhnlich aus. Auch die Verwendung der dritten Maustaste ist anfangs ziemlich verwirrend. In der herunterladbaren Software kann die dritte – und auch 4 weitere Tasten – frei programmiert werden. Das Anpassen der Tasten rate ich auch jedem gleich am Anfang, da bei mir die rechte Maustaste zu Anfangs auf die Taste ganz rechts auf meinem Ringfinger gelegt war. Nach einem kurzen Ausflug in die Software, habe ich aber eine durchaus nützliche Maus mit 5 konfigurierbaren Tasten (ideal für manche Videospiele und für den Videoschnitt).
Gleich darauf beginnt man, die Maus an seine Handfläche anzupassen. Die Daumenhalterung an der linken Seite kann in alle Richtungen bewegt und sogar ein Stück herausgefahren werden. Der Daumen liegt darin in einer Art Kuhle. Die Halterung selbst dient nicht als Taste, direkt darüber befinden sich aber zwei kleinere Tasten. Diese sind standardmäßig für „Vor“ und „Zurück“ gedacht.
Zu guter Letzt passt man den Winkel der Oberseite an die eigene Hand an. Während meiner Testzeit mit der UNIMOUSE™ habe ich sie die meiste Zeit über in der Grundeinstellung benutzt. Dabei hat die Oberseite einen Winkel von etwa 35 Grad, liegt also etwas schräg. Bei längeren Mausarbeiten habe ich sie dann aber vertikal gestellt (70 Grad), um damit meine Hand zu schonen. Und es hatte tatsächlich einen positiven Einfluss darauf: Der Unterarm aber auch die Gelenke taten mir danach nicht so weh, wie ich es von anderen Mäusen gewohnt bin.
Ansonsten bedient sich die Maus wie eine weitere – aber hochwertige – Maus. Der Umstieg von einer Logitech MX Master viel mir dabei ziemlich leicht, da sich beide in Größe, Funktion und Form zumindest grob ähneln. Ansonsten lässt sich zur Bedienung der UNIMOUSE™ nicht viel sagen. Sie funktioniert genauso, wie es sein soll.
Um die Erklärung der Maus noch zu vervollständigen: Auf der Front befindet sich ein Micro-USB-Anschluss zum Laden (leider kein USB-C), ein Schalter zum Anpassen der DPI und eine Akkuanzeige mit mehreren kleinen Lämpchen. Das war’s.
Nutzung im Alltag: Gut oder Naja?
Das große Werbeversprechen solche besonderen Mäuse lautet Ergonomie. Jedoch heißt das nicht immer, das dabei eine gute und „alltagstaugliche“ Maus dabei herauskommt. Wie hat sich die UNIMOUSE™ also nach einigen Wochen Nutzung geschlagen?
Gleich zu Anfang: Die CHERRY UNIMOUSE™ gefällt. Sie ist hochwertig verarbeitet, etwas ungewöhnlich und hat ausreichend programmierbare Tasten. Auch die Angabe der Akkudauer von etwa einem Monat ist korrekt. Seitdem ich die Maus zum ersten Mal benutzt habe, musste ich sie nur einmal laden. Durch ihre große Fläche und Wandelbarkeit ist sie so bequem zu benutzen, wie kaum eine andere Maus. Ansonsten ist sie erstaunlich schlicht und minimalistisch.
Nur zwei Faktoren stören und können für den ein oder anderen ein Dealbreaker sein: Keine Verwendung über Bluetooth und kein USB-C. Letzteres ist nur störend. Ersteres kann ein Problem werden, wenn der Dongle verloren oder kaputt geht.
Grundlegend kann ich die Maus jedem Menschen empfehlen, der eine leistungsfähige und bequeme Maus sucht. Im direkten Vergleich mit einer MX Master verliert sie aber (noch). Inzwischen gibt es die dritte Generation an MX Master und mit jeder Fassung wurden Sachen daran verbessert und Fehler ausgemerzt. Sie ist mit den Jahren immer besser geworden.
Die UNIMOUSE™ bietet fast dasselbe wie der Klassenprimus und ist dabei noch deutlich ergonomischer. Im direkten Vergleich fehlt der Maus von CHERRY auch ein horizontales Scrollrad, das zwar nicht häufig Anwendung findet. Wenn es aber zum Einsatz kommt, wie etwa bei der Video- oder Audiobearbeitung, ist es ein absoluter Kaufgrund.
Kaufen oder nicht kaufen?
Soll man sich also die CHERRY UNIMOUSE™ kaufen? Wenn ihr auf der Suche nach einer ergonomischen Maus mit vielen Tasten seid und nicht unbedingt ein horizontales Scrollrad braucht, könnt ihr guten Herzens zugreifen. Ihr werdet mit der Maus sehr glücklich. Nur Menschen, die wirklich intensiv und viel in Audio- und Videobearbeitungsprogrammen arbeiten, würde ich abraten.
Aber hier hat CHERRY auch eine große Chance: Wenn ein zweites Mausrad, Bluetooth und USB-C in einer möglichen zweiten Version nachgebessert werden, könnte es dem Klassenprimus den Rang ablaufen.
CHERRY UNIMOUSE™ bei uns im Shop
*Stand: 11.2020
**UNIMOUSE™ ist eine eingetragene Marke der Contour Design Gruppe.