Mit dem Pro X Wireless hat Logitech ein neues Gaming-Headset-Flaggschiff auf den Markt gebracht. Zum Preis von aktuell 200 Euro* macht das Gaming-Headset eine ganze Menge anders als die übrige Gaming-Headset-Serie des Schweizer Herstellers – und das ist gut so. Wo die Unterschiede liegen, klären wir im Test.
Das gefällt uns
- sehr schickes Design
- sehr gute Verarbeitung
- hochwertige Haptik
- sehr angenehmer Sitz
- einwandfreier Klang
- sehr hohe Funk-Reichweite
- USB-C-Anschluss
- ausziehbarer Kopfbügel
- austauschbare Ohrpolster
- abnehmbares Mikrofon
- umfangreicher Lieferumfang
- vorbildliche Software
- Sleep-Funktion
- austauschbarer Akku
Das gefällt uns nicht
- kein Bluetooth
- nicht zusammenklappbar
- kein Klinkenanschluss (nur Mikrofon)
- nur mit PC kompatibel
- relativ hoher Preis
Bisher war das G935 (Gaming-Headset-Vergleich) das teuerste Gaming-Headset im Lineup von Logitech. Mit der Pro-Serie beschreitet Logitech aber nicht nur bei den Gaming-Mäusen wie der G Pro Wireless (Test) oder der Pro X Superlight (Test) neue Wege, auch das Pro X Wireless – bei der Namensgebung untereinander besteht noch Optimierungspotential – macht vieles anders als die bisherige Speerspitze. Der neuen Positionierung fällt vor allem der hohe Kunststoff- und Hochglanz-Anteil und die RGB-Beleuchtung der Klassiker zum Opfer. Dafür gibt es mehr Metall und ein erstaunlich hochwertiges Erscheinungsbild, das bei Gaming-Headsets eher Ausnahme als Regel ist.
Für 200 Euro* sollte das Gaming-Headset natürlich nicht nur beim Erscheinungsbild punkten. Logitech bewirbt es daher außerdem mit der verzögerungsfreien Lightspeed-Funkverbindung, großen 50mm-Treibern, DTS-Headphone:X-2.0-Unterstützung und der Integration von Logitechs hauseigener Blue VO!CE Software. Fangen wir mit den technischen Daten an.
Lieferumfang inkl. Tasche und Stoff-Ohrpolstern
Das Pro X Wireless geht im klassischen schwarzen Karton an den Start. Zum Lieferumfang packt Logitech die folgenden Dinge:
- Pro X Wireless Gaming-Headset
- abnehmbares Mikrofon
- USB-C auf USB-A-Kabel (1,8m)
- USB-A-Empfänger
- Ohrpolster aus atmungsaktivem Stoff
- Stofftasche
- Kurzanleitung
Neben der Standard-Ausstattung der meisten Gaming-Headsets stechen beim Pro X Wireless insbesondere das abnehmbare Mikrofon und die zusätzlichen Ohrpolster heraus. Bei vielen Herstellern sind zusätzliche Ohrpolster mit anderem Bezug nämlich meistens nur gegen Aufpreis im jeweiligen Shop erhältlich. Ein Klinkenkabel gehört allerdings nicht mit zum Lieferumfang. Das Headset hat zwar einen Klinkenanschluss, dieser ist aber für das ansteckbare Mikrofon reserviert.
Schick, edel und hochwertig
Kommen wir zum Design, das ohne RGB-Beleuchtung und Hochglanzflächen aus Kunststoff so gar nicht zu einem Gaming-Headset passt. Logitech setzt ähnlich wie Corsair beim Virtuoso RGB Wireless SE (Gaming-Headset-Vergleich) auf einen hochwertigen Materialmix. Die Ohrmuscheln kommen dank Aluminium-Flächen mit Ringmuster sehr schick und edel daher. Für genügend Stabilität sorgen zusätzlich mattschwarze Kunststoffelemente, die sehr massiv verarbeitet und resistent gegen Fingerabdrücke sind. Dazu passt der robuste Kopfbügel nebst Gelenken aus Metall.
Bei der Polsterung setzt das Pro X Wireless auf weiches Kunstleder am Kopfbügel, das mit schwarzen Ziernähten abgesetzt ist. Das Kunstleder kommt ebenfalls an den Ohrpolstern zum Einsatz. Da Kunstleder gut abschirmt, aber nicht atmungsaktiv ist, könnt ihr an heißen Sommertagen zu der Stoff-Alternative greifen, die sich mit im Lieferumfang befindet.
Insgesamt ist das Pro X Wireless damit sehr hochwertig und stabil verarbeitet. Einen Anlass zur Kritik gibt es nicht, da alles so sitzt wie es soll. Dank abnehmbarem Mikrofon würde sich das Headset sogar als Alltagsbegleiter eignen, es ist allerdings nicht kompakt zusammenklappbar.
Ohne Klinke und Bluetooth, aber mit hoher Reichweite
Gegen den Einsatz als Universal-Headset spricht leider auch der fehlende Klinkenanschluss. Das Mikrofon wird zwar via Klinke angeschlossen, der Anschluss lässt sich aber nicht nutzen, um das Gaming-Headset bspw. via Klinke mit dem Smartphone zu verbinden und Musik zu hören. Da Bluetooth ebenfalls nicht an Bord ist, bleibt euch nur die die Verbindung via Lightspeed-Funk-Empfänger mit dem PC. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Pro X Wireless ist auch nur für den Einsatz am Gaming-PC vorgesehen.
Die Lightspeed-Technologie überzeugt dort aber nicht nur mit einer verzögerungsfreien Übertragungsgeschwindigkeit, sondern auch mit einer sehr hohen Reichweite. Beim Test war der Empfang sogar noch durch eine Betondecke im unteren Stockwerk vorhanden.
Einwandfreier Tragekomfort mit wohl dosiertem Anpressdruck
Das Pro X Wireless punktet mit einem sehr hohen Tragekomfort, der durch flexible Ohrmuscheln, dicke Polster und den ausziehbaren Kopfbügel gewährleistet wird. Die Ohrmuscheln sind selbst für große Ohren gut dimensioniert und der Anpressdruck ist trotz meiner schmalen Kopfform ordentlich, weshalb Außengeräusche ordentlich abgeschirmt werden. Bei rundlichen Köpfen könnte er aber womöglich etwas fester ausfallen. Wer es luftiger mag, kann die Kunstleder-Ohrpolster einfach gegen die Polster mit Stoffbezug aus dem Lieferumfang austauschen.
Einfache Bedienung, vorbildliche Software
Die Bedienung hat Logitech ebenso wie den USB-C-Anschluss an der Unterseite der linken Ohrmuschel positioniert. Neben einem Power-Schieberegler gibt es noch eine Lautstärkerad und eine Taste, um das Mikrofon zu muten. Alle Befehle werden von unterschiedlichen Geräuschen begleitet. Das ist gut, allerdings hätte mir eine vertonte Begleitstimme noch besser gefallen. Die Bedienung klappt ohne Probleme.
Weitere Einstellungen lassen sich via Logitech G Hub (Download) vornehmen. Die Software bündelt alle Peripherie-Geräte von Logitech G und überzeugt auch beim Pro X Wireless mit einer guten Menüführung, in der man sich schnell zurechtfindet. Wer möchte, kann Tiefen oder Höhen direkt anpassen oder mit einem 10-Band-Equalizer feinere Klang-Anpassungen vornehmen. Es gibt vorgefertigte Presets, zusätzlich lassen sich aber auch eigene Voreinstellungen anlegen und speichern. Ihr könnt ebenfalls einstellen, wann sich das Headset automatisch ausschalten soll, wenn es nicht benutzt wird. Das Headset erkennt nämlich, wenn es auf- oder abgesetzt wird.
Bei einem Gaming-Headset darf natürlich auch ein virtueller Surround-Sound nicht fehlen. Via DTS Headphone:X 2.0 könnt ihr unterschiedliche virtuelle Raumklänge nutzen oder die einzelnen Kanäle selbst abstimmen. Beim Mikrofon gibt es ebenfalls mehrere Möglichkeiten, via Software nachzuhelfen. Mit der Aktivierung von Blue VO!CE könnt ihr die Einstellungen bei Hochpassfilter, Rauschunterdrückung, Expander, De-Esser, Kompressor und Limiter selbst justieren oder einfach eine von mehreren Voreinstellungen bspw. von namhaften Streamern und Pro-Gamern nutzen. Auch hier lassen sich eigene Presets anlegen. Besonders praktisch ist zudem, dass ihr direkt in der Software Testaufnahmen machen könnt, um die Auswirkungen der unterschiedlichen Einstellungen unmittelbar nachvollziehen zu können.
Sehr guter Sound auch ohne Software-Stütze
Beim Klang kann das Pro X Wireless mit den großen 50mm-Treibern auch ohne softwareseitige Optimierungsmaßnahmen auftrumpfen. Die Abstimmung der Höhen, Mitten und Tiefen ist Logitech gut gelungen. Im Test haben sich hochaufgelöste Flacc-Titel im Stereo-Modus richtig gut angehört und konnten mit einer breiten Bühne punkten. Instrumente lassen sich somit problemlos orten und auch bei der Wiedergabe von Streichinstrumenten agiert das Pro X Wireless selbstbewusst.
Und wie sieht es beim Zocken aus? Dafür habe ich eine kurze Runde Cyberpunk 2077 angeworfen. Auch im Spiel ist die räumliche Darstellung sehr detailliert und die Orientierung gelingt problemlos. Einen spürbaren Vorteil bringt der softwareseitige Surround-Sound nicht unbedingt, da Stimmen mit einem leichten Hall hinterlegt werden und die Tiefen dann teilweise zum Dröhnen neigen.
Mikrofon gibt Stimmen klar und verständlich wieder
Passend zum Klangbild liefert auch das Mikrofon eine souveräne Vorstellung ab, wobei die Stimme selbst bei der Referenzeinstellung sehr klar verständlich ist. Wer möchte, kann über die Aktivierung von Blue VO!CE in den G Hub Mikrofonoptionen noch diverse Korrekturen vornehmen oder aus den Voreinstellungen auswählen. Diese hören sich jedoch nicht immer besser als das Original an. Zur besseren Vergleichbarkeit und damit ihr euch ein eigenes Bild machen könnt, habe ich noch eine Testaufnahme mit dem Pro X Wireless durchgeführt.
Die Aufnahme zeigt, wie klar verständlich die Stimme ist. Normale Hintergrundgeräusche werden gut bis sehr gut herausgefiltert und selbst bei einem Staubsauger im Hintergrund wird die Stimme klar vom Hintergrund separiert. Durch die Blue VO!CE Software und das von mir zufällig ausgewählte Preset „FM Station“ wird die Stimme lauter, die Höhen werden bei lauten Hintergrundgeräuschen allerdings sehr schrill. Logitech bietet euch jedoch eine ganze Reihe an Presets, die ihr auf eure Stimme anwenden könnt. Via G Hub Account könnt ihr zudem noch weitere Voreinstellungen von anderen Nutzern herunterladen. Es lassen sich aber wie beschrieben auch eigene Presets anlegen.
Ich für meinen Teil war am meisten von der Referenz-Qualität ohne softwareseitige Eingriffe überzeugt.
Fazit: Logitech Pro X Wireless
Mit dem Pro X Wireless macht Logitech im Bereich der hauseigenen Gaming-Headsets in meinen Augen einen gewaltigen Schritt nach vorne. Ist das G935 mit RGB-Beleuchtung, ausziehbarem Mikrofon und viel Kunststoff bisher der Höhepunkt in Logitechs Riege der Gaming-Headsets gewesen, setzt das Pro X Wireless neue Maßstäbe. Es kommt ohne Hochglanz und RGB nicht nur angenehm erwachsen daher, es ist zudem sehr hochwertig verarbeitet und fühlt sich dank stabiler Materialien auch so an. Fingerabdrücke sind angesichts von matten Oberflächen ebenfalls kein Thema.
Der Tragekomfort ist bedingt durch die ovalen und großen Ohrmuscheln mit weichen Polstern und den ausziehbaren und gepolsterten Kopfbügel sehr hoch. Auch der wohlproportionierte Anpressdruck sorgt für einen guten Sitz. Wer möchte, kann die Ohrpolster aus Kunstleder sogar gegen atmungsaktive Stoff-Derivate austauschen, die zum Lieferumfang gehören.
Etwas schade ist, dass das Gaming-Headset neben der verzögerungsfreien Funk-Verbindung via Lightspeed-Dongle weder Bluetooth unterstützt noch einen Klinkenanschluss bietet. Sonst wäre das Headset nicht nur zum Zocken am PC, sondern auch für den Alltag geeignet. Das Mikrofon ist nämlich abnehmbar – und überzeugt auch mit einer einwandfreien Sprachqualität. Das Gleiche gilt für den ausgewogenen Klang, der im Test mit einer breiten Bühne bei Musik und sehr guter räumlicher Darstellung in Spielen punktet. Wer möchte, kann via Logitech G Hub sowohl beim Mikrofon als auch Klang noch nachjustieren, wirklich notwendig ist das aber nicht. Die Software ist ansonsten vorbildlich strukturiert und bietet viele Funktionen.
Bei der Reichweite müsst ihr euch auch keine Sorgen machen, im Test war selbst durch dickes Mauerwerk noch eine Verbindung möglich. Die Akkulaufzeit beträgt je nach Lautstärke ca. 18 bis 20 Stunden, was völlig akzeptabel ist. Geladen wird endlich via aktuellem USB-C-Anschluss und im Notfall sowie mit etwas technischem Know-how könnt ihr den Akku sogar auswechseln. Wo liegt also der Hund begraben? Neben der eingeschränkten Konnektivität gibt es wirklich nicht viel zu meckern. Das Headset ist nicht zusammenklappbar. Das trifft aber leider auf die meisten Gaming-Headsets zu.
Damit ist das Logitech Pro X Wireless in meinen Augen ein tolles Gaming-Headset für PC-Gamer, die das nötige Kleingeld parat haben.
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*Stand: 03/2021