Nach der Vorstellung des iPad Pro mit M1-Chip und Mini LED-Display frage ich mich: Wo liegt das Problem, macOS auf das iPad zu bringen?
Apple selbst sagt, dass das iPad praktisch ein Computer ist. Wieso also macht man in Cupertino nicht den Sack zu und packt macOS auf das iPad Pro? Das Betriebssystem läuft bereits auf dem M1-ARM-SoC im MacBook Air (Test), MacBook Pro (Test), Mac mini und bald auf dem kleinen iMac. Wenn Apple kein MacBook mit Touchscreen auf den Markt bringen will, dann muss eben das OS zum Tablet kommen (Berg <–> Prophet).
Zusammen mit einer Tastatur und einer Maus schreit praktisch alles nach einem Laptop – einem Premium-Laptop, aber trotzdem ein Laptop. Dank Support des neuen iPad Pro für das schnelle mobile Internet via 5G, maximal 2TB internen Speicher und 16GB Arbeitsspeicher würde auch jede Menge Leistung bereitstehen. Das iPad Pro 2021 setzt dazu auf einen Thunderbolt-Anschluss, mit dem eine Dockingstation und sogar ein 6K-Display befeuert werden kann. Gerade Vollbild-Display-Unterstützung ist im Moment dank der dicken schwarzen Balken ein Graus mit dem iPad.
Im Moment hält iPadOS das iPad Pro zurück. Multi-Tasking mag aktuell möglich sein, aber wirklich intuitiv ist es nicht. Die meisten iPad Apps mögen Lichtjahre vor ihren Android-Gegenstücken legen, aber in vielen Apps und gerade in Office-Anwendungen fehlen viele Funktionen. Ganz genau Photoshop – ich meine unter anderem dich. Die aktuelle Situation erinnert an einen Sportwagen auf einem Feldweg. Das Auto ist da und wir kommen vorwärts, aber es ginge so viel mehr, wenn wir eine richtige Straße hätten.
Zudem hat Apple in den letzten Jahren schon einiges getan, um seine Ökosysteme anzunähern. Catalyst sorgt bereits dafür, dass Apps auf macOS und iPadOS nur einmal gekauft werden müssen – wenn die Entwickler das wollen. macOS Big Sur kann dazu iPad Apps ausführen – es ist schrecklich, aber es geht. Auch sieht das neue Control-Center in Big Sur danach aus, als ob es mit den Fingern berührt werden will. Das wäre auf dem iPad Pro kein Problem.
So vielen Probleme des MacBook und des iPad Pro wären ebenfalls auf einen Schlag beseitigt, wenn macOS auf dem Tablet laufen würde – angefangen bei der mauen Webcam des MacBook. Auch die VPN- und externe Server-Problematik des iPad wäre damit erledigt. Das hat mich während meines Versuchs das 2020er iPad Pro als Laptop-Ersatz zu verwenden, fast in den Wahnsinn getrieben.
Wenn schon kein macOS auf dem iPad Pro, dann wenigstens einen Pro Modus
Für alle die befürchten, Komfort bei der Nutzung des iPad Pro als iPad (Social Media, Streaming usw.) einzubüßen. habe ich einen Kompromiss – Pro Mode. Mir schwebt da sowas in der Art von Samsung Dex vor. Abends auf der Couch ist das iPad Pro das beste Tablet am Markt und während des Tages kann ich einfach über eine Touch-Fläche in einen Desktop/ Schreibtisch-Modus wechseln – inklusive einer richtigen Ordnerstruktur. Klingt fair? Denke ich auch. Apple darf den Pro Modus nur nicht an eine Dockingstation koppeln.
Es besteht die Gefahr, dass ein iPad Pro mit macOS die Verkäufe der MacBooks kannibalisiert, aber wäre das wirklich so? macOS hat weltweit einen Marktanteil von 16,5% (Windows 75,5%). Bei den Tablets sind es 36%. Selbstverständlich ist der Laptop-Markt ein anderes Volumen als der Tablet-Markt. Trotzdem wäre einfacher einen Tablet-Käufer davon zu überzeugen, etwas mehr ins nächste iPad zu investieren, wenn er sich dafür 1500€-2000€ für ein Surface Laptop 4 sparen kann.
Natürlich wäre so eine Maschine nicht der richtige Laptop/ das richtige Tablet für alle. Wir reden hier von etwa 1500-2000€ inklusive Zubehör. Ein Laptop mit der Verarbeitungsqualität des iPad Pro startet aber auch bei 1000€ und ein Tablet mit ein wenig Leistung sind auch nochmal mindestens 500€. Entsprechend wäre ein iPad Pro mit macOS wortwörtlich das Beste aus zwei Welten. Also los Apple – schick deine Programmierer an die Arbeit. Die richtigen MacBooks sind dann für die Leute, die mehr Akkulaufzeit wollen.