GT steht eigentlich für ziemlich schnelle Autos. Realmes Variante bringt nun aber den derzeit schnellsten Prozessor für Android-Smartphones in erschwingliche Gefilde. Dazu gibt es ein AMOLED-Display mit 120Hz – wie in echten Flaggschiffen. Das Realme GT ist mit einem Preis ab 449€ somit eine echte Ansage an die Konkurrenz von Xiaomi, Samsung und Co. Wir haben getestet, wie gut diese gelungen ist und ob ihr bei dem günstigen Preis doch noch größere Abstriche machen müsst.
Das gefällt uns
- Flaggschiff-Prozessor
- Flaggschiff-Display
- Flaggschiff-Schnellladen
- Verarbeitung auf Oberklasse-Niveau
- Klinkenanschluss & Stereolautsprecher
- Solide Mittelklasse-Kamera (s. Contra)
- Gute Videoaufnahmen in 4k60fps
Das gefällt uns nicht
- "nur" solide Kamera..
- ..die Grüntöne durchweg übersättigt aufnimmt
- Kein Wireless-Charging
Könnt ihr euch noch daran erinnern, als OnePlus absolute Flaggschiff-Killer verkauft hat? Nein? Ist ja auch schon eine ganze Weile her. High-End-Smartphones für wenig Geld gibt es zwar noch immer, aber meist kommen diese nun von Xiaomi oder eben von Realme – und bei letzterem dann doch irgendwie von OnePlus und Co. Denn Realme gehört ebenfalls zum BBK-Konzern. Dieser umfasst auch die Marken OPPO, Vivo und eben OnePlus. OPPO und OnePlus sind mittlerweile aber in höheren Preislagen zu finden, also muss mit Realme eine neue Budget-Brand her. Seit drei Jahren verkauft BBK nun unter dem Namen Realme, was anfangs noch als günstige Sub-Brand von OPPO gedacht war. Mit dem GT will man nun auch in Deutschland ganz oben angreifen und bringt ein sogenanntes „Performance-Flaggschiff“ ab 449€ UVP heraus.
Rein auf dem Papier ist das Realme GT dann auch der ultimative Flaggschiff-Killer. Qualcomms derzeit schnellster Smartphone-Prozessor dürfte auf Jahre ausreichen, um Games smooth zu zocken. Mit einem 120Hz-Display samt AMOLED-Technik steht es selbst dreimal so teuren Smartphones in nichts nach. Dazu gibt es 65-Watt-Schnellladen, Stereo-Lautsprecher und eine Triple-Kamera.
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Die genauen technischen Daten unseres Testgerätes findet ihr wie immer in der ausklappbaren Tabelle.
Design, Verarbeitung und Lieferumfang
Beim Design geht Realme keinerlei Experimente ein. Ihr bekommt also ein Glas-Sandwich mit Punchhole serviert. Mir persönlich gefällt das flache Display echt gut, denn der derzeitige Flaggschiff-Trend geht weiterhin zu geschwungenen Ecken. Diese sind vielleicht beim Wischen ganz angenehm, bei Vollbildinhalten aber eher störend. Hier ist das Realme GT also im Vorteil. Etwas aus der Zeit gefallen ist nur die eher mittelprächtige Screen-To-Body-Ratio von knapp 90%. Viele Konkurrenten bieten schon Bildschirme, die deutlich mehr auf der Vorderseite bedecken. Damit ist das GT optisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Außerdem hat es ein leichtes Kinn an der Unterseite. So erinnert es allgemein sehr an die Verwandtschaft von OPPO, insbesondere das OPPO Reno4.
Die Rückseite macht dann allerdings ihr eigenes Ding: Denn dort findet ihr neben dem Realme-Schriftzug eine ziemlich funkige Farbgebung vor. In einer Art V-Muster mit blau-schwarzer Eloxierung erwarten euch auf dem Glas nette Farbenspiele. Der Kamerabuckel sitzt oben links und trägt wortwörtlich nicht zu dick auf. Er ragt etwa einen Milimeter aus dem Gehäuse hervor und schließt beim Benutzen einer Hülle eben ab. Dafür ist das Realme GT sonst etwas breiter als andere Flaggschiffe. 8,6mm halten sich aber noch gut im Rahmen und dank abgerundeter Rückseite liegt es angenehm in der Hand. Beachtet aber, dass die Version mit veganem Leder mit 9,1mm minimal breiter geraten ist.
Hält man das GT dann in der Hand, fällt sofort der solide anmutende Rahmen auf. Zum Vergleich: Das OnePlus Nord wirkte deutlich instabiler. Selbst diverse Verbiegeaktionen machen dem GT hingegen nichts aus. Die Tasten – links die Lautstärkewippe und rechts der Power-Button – sitzen zudem bombenfest im Gehäuse – auch hier wackelt nichts. Sie bieten beide einen guten Druckpunkt.
Der Einschub für die SIM-Karte befindet sich über den Lautstärketasten. Hier können zwei SIM-Karten geparkt werden. Eine Erweiterung via MicroSD ist leider nicht möglich. An der Unterseite erwarten euch einer der Stereolautsprecher, der obligatorische USB-C-Anschluss für Datentransfer und Aufladen sowie – heureka – ein waschechter Kopfhöreranschluss.
Gerade letzterer ist in Flaggschiffen fast nicht mehr zu finden (mit Ausnahme von Sony-Geräten). Ein kleines Manko ist lediglich die Geschwindigkeit des USB-Anschlusses. Trotz modernem USB-C-Stecker kommt nämlich USB 2.0 zum Einsatz. Schiebt ihr also gerne mal große Dateien (wie etwa Videos) auf euren PC oder Laptop, dann kann das mit dem Realme GT eine Weile dauern.
Optisch erinnert das Realme GT zwar eher an ein Smartphone der oberen Mittelklasse, aber diesen Eindruck macht es durch eine ausgesprochen hochwertige Haptik wieder wett. Das flache Display empfinde ich zudem als echten Fortschritt und dazu liegt es sehr gut in der Hand – was will man mehr.
Typisch für Smartphones von BBK: Der Lieferumfang ist noch nicht von wegrationalisierten Ladegeräten oder anderen Sparmaßnahmen betroffen. So findet ihr neben dem großen 65W-Ladegerät auch gleich eine ziemlich gute Smartphone-Hülle in der Box. Diese ist nicht komplett durchsichtig, sondern leicht abgedunkelt – und sollte somit nicht nach drei Monaten aussehen wie der Gelbschleier auf einem alten Farbfilm. Eine Schutzfolie ist auf dem Bildschirm auch schon angebracht. Auf ein Headset verzichtet Realme allerdings. Nicht weiter schlimm, schließlich haben wir alle irgendwo noch eins mit 3,5mm-Klinkenanschluss herumliegen.
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Verdammt schnelles Top-Display mit schönen Farben
Das 6,43“-Display löst mit Full HD+, was bei einem 20:9-Format 2400×1080 Pixeln entspricht. Damit erreicht es einen hohen ppi-Wert von 410. Inhalte werden somit gestochen scharf dargestellt. Klar, andere Flaggschiffe haben teilweise eine noch höhere Punktdichte, aber wer wirklich den Unterschied zwischen 410 PPI und 510 PPI (wie z.B. beim Xiaomi Mi 11) ohne Lupe erkennt, der/die/das werfe den ersten Stein.
Der Bildschirm macht einen wirklich hervorragenden Eindruck: Farben werden satt, aber nicht übertrieben dargestellt. Für die Farbdarstellung könnt ihr zwischen drei Optionen wählen: Lebhaft, Mild & Brillant. Ersteres richtet sich nach dem DCI-P3 Farbraum aus. Dieser ist vor allem für HDR-Inhalte relevant. Die kann das Display des Realme GT ebenfalls gut darstellen, denn dank 10-Bit-Farbtiefe können über eine Milliarde Farben angezeigt werden. Mit Hilfe der AMOLED-Technik lässt sich außerdem jeder Pixel einzeln an und- ausschalten. Damit verbraucht der Bildschirm bei dunklen Inhalten auch viel weniger Energie. Mit „Mild“ könnt ihr auch die gediegenere sRGB-Farbwiedergabe wählen. Hierauf sind die meisten Inhalte im Web immer noch ausgerichtet. „Brillant“ ist das Gegenstück und dreht die Farben auf 180. Hier wird schlichtweg der weiteste Farbraum erzwungen – was mir persönlich zu übertrieben ist.
Bei der Farbwiedergabe könnt ihr zwischen dem erweiterten DCI-P3-Farbraum und dem Standard-sRGB-Farbraum wählen. Standardmäßig ist ersteres aktiviert. Auch den Weißpunkt könnt ihr über einen Slider direkt nach euren Wünschen konfigurieren. Ein „Dunkelmodus“ ist natürlich noch mit an Bord. Ich bevorzuge diesen allgemein immer, da der AMOLED-Bildschirm einen perfekten Schwarzwert bietet und einem nichts unnötig ins Gesicht scheint. Auf den Screenshots seht ihr deswegen nun meist den „Dunkelmodus“. Ein zusätzlicher Lesemodus – mit geringerem Blaulichtanteil – ist auch noch an Bord. Außerdem verfügt das Realme GT über die sogenannte O1 Ultra Vision Engine. Diesen Bildverbesserer kennt man bereits aus OPPOs letztjährigem Flaggschiff, dem OPPO Find X2 Pro. Er sorgt für eine höhere Bildschärfe oder alternativ eine Erweiterung des Farbraums von SDR-Inhalten – beides gleichzeitig ist nicht möglich. Eine nette Spielerei, die den Flaggschiffanspruch des GT unterstreicht.
Das großartigste Merkmal des AMOLED-Screens ist aber eindeutig die 120Hz-Bildwiederholrate. Diese sorgt für ein enorm flüssiges Scrollen durch Webseiten und angenehme Wechsel zwischen Apps. Alles geht butterweich und ohne Ruckler vonstatten. Wenn man einmal den direkten Vergleich mit einem Standard-60-Hz-Bildschirm hatte, fällt es sehr schwer, zu diesem zurückzukehren. Bis 2020 waren solche Bildschirme noch sündhaft teuren Flaggschiff- oder Gaming-Smartphones vorenthalten. Seit diesem Jahr machen sie sich aber auch in erschwinglicheren Preisklassen breit. Dennoch bleibt es ein gefühltes Flaggschiff-Feature, das dem Realme GT den Hauch des Besonderen verleiht. Dafür verbraucht der Modus auch mehr Energie. Im Auslieferungszustand ist die automatische Aktualisierungsrate aktiviert, was die Bildrate an den Inhalt anpasst. Ansonsten könnt ihr auch 60Hz wählen („Standard) oder – so wie ich während des Tests – „Hoch“, um die maximalen 120Hz immer zu bewundern.
An maximaler Helligkeit waren im manuellen Modus etwa 500 nits aus dem Bildschirm herauszuholen. Das genügt, um in allen Räumlichkeiten Inhalte gut erkennen zu können. Im Automatikmodus sind aber auch über 1000 nits drin. Ein sehr guter Wert, der euch auch mit gleißender Sonne im Rücken ein lesbares Display beschert. Während des Tests hatte ich ausschließlich den automatischen Modus aktiviert und nie das Gefühl, nachjustieren zu müssen.
Auf Vorder- und Rückseite kommt offiziell kein Gorilla Glas zum Einsatz. Hier scheint Realme auf einen anderen Hersteller zu setzen, der allerdings nicht genannt wird. Nichtsdestrotz soll es sich um besonders festes Glas handeln. Erste Folterversuche mit dem Schlüsselbund überstanden Vorder- wie Rückseite, ohne nachtragend zu sein. Rein haptisch macht das verwendete Material ebenfalls einen guten Eindruck. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme hat OPPO noch eine Schutzfolie vorne angebracht.
Für Smartphone-Zocker*innen noch relevant: Die Selfie-Kamera sitzt in der Punchhole-Notch weit außen am oberen Rand und stört beim Vollbild-Gaming nicht sonderlich.
Alles in Allem verfügt das Realme GT über ein echtes Flaggschiff-Display. Ja, die Auflösung könnte etwas höher sein, aber ganz ehrlich: Den Unterschied zu höher aufgelösten Flaggschiffkonkurrenten sieht man in der Praxis nicht. Dafür begeistert der Bildschirm sonst mit tollen Farben, perfektem Schwarzwert, HDR-Darstellung und einer unheimlich smoothen 120-Hz-Bildwiederholrate. Einige nette Oberklasse-Features wie die O1 Ultra Vision Engine runden das Ganze stimmig ab.
Performance und Betriebssystem – Mehr geht derzeit nicht
Neben dem Display ist der Prozesser das zweite Prunkstück des Realme GT: Schließlich kommt mit dem Qualcomm Snapdragon 888 das Beste zum Einsatz, was Android-Smartphones derzeit zu bieten haben. Im Alltag bemerkt ihr den rasend schnellen Prozessor mit ordentlich Arbeitsspeicher vor allem beim Rendern von Videos, dem Zocken von aufwändigen Games oder eben in Benchmarks. Für 95% der Leute ist der Snapdragon 888 eigentlich schon übermotorisiert.
Wenn man allerdings Zukunftssicherheit für Smartphone-Leistung genießen möchte, dann ist das Realme GT hierfür ideal. Für besonders ambitionierte Zocker*innen hat Realme dem Snapdragon auch noch einen „GT-Modus“ spendiert. Dieser lässt ihn noch schneller arbeiten, sorgt allerdings auch für eine stärkere Hitzeentwicklung im Gehäuse.
PUBG & Co liefen aber auch ohne den GT-Modus butterweich mit hohen Bildraten über den Screen. Trotzdem schön, dass das SoC des GT bei Bedarf noch einen Gang hochschalten kann.
Nebenbei hat der Snapdragon 888 nun übrigens auch ein integriertes 5G-Modem am Start. Dieses ist deutlich sparsamer als das externe Modem des Vorgängers SD865. 5G ist allgemein gerade ein großes Thema bei Realme: Die Firma will die neue Funktechnik innerhalb der nächsten Jahre in immer günstigere Geräte bringen. Da darf das Flaggschiff Realme GT natürlich nicht fehlen. Zumindest in Berlin ist der schnelle Standard für mobiles Internet aber noch schwierig zu finden – ist ja auch nur die deutsche Hauptstadt. Trotzdem nett, dass 5G im GT mit dabei ist, denn irgendwann haben wir vermutlich auch hierzulande schnelles Internet.
Stichwort „schnell“: Realme UI 2.0 ist ein sehr angenehmer Android-Skin, der allen OnePlus- und vor allem OPPO-Fans bekannt vorkommen sollte. Denn im Endeffekt handelt es sich bei dem Betriebssystem um Realmes Variante von OPPOs ColorOS. So bietet es denselben Aufbau, die gleichen Symbole und identische Features, darunter etwa den Split-Screen-Modus. Da OPPOs ColorOS einer der besten Android-Skins ist, habe ich mich auf dem Realme GT sehr schnell heimisch gefühlt. Standardmäßig waren Androids Navigationstasten aktiviert, eine sehr gute Gestensteuerung steht euch aber ebenfalls zur Verfügung. Auch sonst bringt ColorOS äh Realme UI 2.0 eine gut aufgeräumte Oberfläche, schnelle Animationen und eine fixe Bedienung. Steigt ihr von anderen Android-Smartphones um, werdet ihr euch sofort zurechtfinden. Profis werden zudem alle Features geboten, die ein Flaggschiff heutzutage haben muss. Neben dem bereits erwähnten Split-Screen-Modus zum angenehmen Multi-Tasken könnt ihr euren Bildschirminhalt via Video aufzeichnen oder eine intelligente Seitenleiste für eure wichtigsten Apps aktivieren.
Eine Besonderheit hält Realme UI gegenüber ColorOS dann aber noch parat: Das Realme Lab lässt euch einige Beta-Features bereits nutzen, die zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt auch in ColorOS landen. Ihr findet zum Beispiel „weiches Blättern“, was die Übergänge beim Wischen softer und angenehmer machen soll. Das wichtige DC-Dimmen gibt es ebenfalls. Es sorgt für eine Reduzierung des Bildschirmflimmerns bei niedriger Helligkeit. Einige Leute reagieren darauf sehr empfindlich und können so ihre Augen entlasten. Praktischerweise könnt ihr die Funktionen auch gleich bewerten. Es kann bei den Features des Labs aber auch noch zu kleineren Problemen kommt, wie Realme ehrlich – und in gutem Deutsch – zugibt. Allgemein war die Übersetzung des Menüs ausgezeichnet und kein Vergleich zum letztjährigen Deutschlandstart von OPPO, als noch einige seltsame Wortkonstruktionen im Menü steckten.
Ein größeres Fragezeichen steht für mich allerdings noch hinter der Update-Politik von Realme. Denn während OPPO verdammt fix Sicherheitspatches für die eigenen Geräte nachliefert, musste mein Realme GT noch mit dem Patch für März auskommen. Da ich eine chinesische Version des Smartphones bekommen habe, könnte sich das mit der deutschen Version aber (hoffentlich) bessern.
Eine weitere Sache hat mir aber deutlich mehr imponiert als die Implementierung von OPPO: Der optische Fingerabdruckleser des Realme GT ist verdammt fix. Er sitzt unter dem Display und erkannte meine beiden Daumen ohne jede Einschränkung von Anfang an. Hier waren vergleichbare Modelle – wie das OPPO Find X3 Neo – deutlich langsamer und brauchten mehrere Tage, um sich zu verbessern.
Die ganze Power des Snapdragon 888 und die Display-Wiederholrate von 120Hz (die ich während des Tests durchgängig auf „Hoch“ hatte) zollen natürlich einen gewissen Tribut vom Akku. Umso größer war die positive Überraschung: Mit aktiviertem Dunkel-Modus, Zocken, Surfen und dem gelegentlichen Einsatz der Kamera kam ich locker über den Tag und hatte am Ende noch etwa 40% Akku über. Der Bildschirm war dabei etwa fünf Stunden an. Ein sehr guter Wert, der auch mit dem guten Management der Realme UI zusammenhängen könnte. Im Normalfall bringt mich das GT also über knapp anderthalb Tage. Seid ihr Heavy-User, ist womöglich auch nur ein Tag drin – trotzdem stark für die gebotene Leistung.
Ist euer Akku dann mal leer, könnt ihr ihn dank des 65W-Ladegeräts in ca. 35 Minuten wieder vollständig aufladen. Kurze Zwischenladungen gehen sogar noch schneller. Von 30% auf 80% dauerte es lediglich 15 Minuten. Ist also irgendwo eine Steckdose in Reichweite, dann geht euch der Saft nicht so schnell aus. Auf kabelloses (Schnell-)Laden müsst ihr dafür leider verzichten. Das bleibt weiterhin den sündhaft teuren Flaggschiffen vorbehalten.
Das Realme GT kommt als 128GB- und 256GB-Version daher. Neben dem größeren Hauptspeicher hat die teurere Variante auch noch 50% mehr Arbeitsspeicher verbaut (8GB vs. 12GB). Wir hatten das kleinere Modell im Test, mit dem die meisten Nutzer*innen bereits gut auskommen dürften. Für Power-User und Datenmessis könnte es aber eng werden, denn leider besteht keine Möglichkeit, den Speicher zu erweitern, da eine MicroSD-Karte nicht unterstützt wird.
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Kamera – Wie gesättigt hätten Sie Ihre Grüntöne denn gerne? Realme GT: Ja.
Realme spricht beim GT explizit vom „Performance-Flaggschiff“ – die Kamera wird also im Werbematerial allgemein etwas außen vor gelassen. Die Erwartungen für die Kamera-Leistung des Smartphones waren meinerseits dementsprechend eher niedrig. Aber der Reihe nach: Realme verbaut im GT einen alten Bekannten als Hauptsensor.
Der Sony IMX682 kommt unter anderem auch im Samsung Galaxy A52 5G oder dem Xiaomi Mi 10T zum Einsatz. Beide Smartphones sind eher in der oberen Mittelklasse zwischen 350 und 450 Euro zu verorten. Dementsprechend ist auch die Leistung des Realme GT einzuordnen. Zur Info: Alle Bilder wurden im Automatik-Modus der Kamera aufgenommen. Die Zoomstufen X0,6 und X1 stehen jeweils für die Weitwinkelkamera und die Hauptkamera. X2 und X5 sind dann digitale Vergrößerungen von X1. Da die Hauptkamera also den Großteil der Bildoptionen abdeckt, beschäftigen wir uns als erstes mit ihr.
In der Praxis macht der verwendete Hauptsensor mit 64MP scharfe, gut ausgeleuchtete Fotos. Im Auslieferungszustand werden vier Pixel zu einem zusammengefasst, was ein besseres Belichtungsverhalten in dunkleren Szenarien verspricht. Eure resultierenden Fotos haben dann eine – immer noch hohe – Auflösung von 16 Megapixeln. Aufnahmen in der maximalen Auflösung von 64MP sind ebenfalls möglich, bieten aber kaum einen Mehrwert und verbrauchen sehr viel Speicherplatz.
Der Detailgrad der 16MP-Bilder gefällt und auch der Dynamikumfang (also der Unterschied zwischen hellen und dunklen Bildbereichen) kann sich meist sehen lassen. Fotografiert ihr aber zum Beispiel im schattigen Wald an einem sonnenreichen Tag, kommen Algorithmus und Sensor nicht mehr ganz hinterher. Das könnt ihr zum Beispiel an den hellen Bildbereichen auf der Wiese im Hintergrund auf den Fotos unten gut erkennen. Diese sind stark „ausgebrannt“, also zeigen sie nur noch Weiß an. In solchen Situationen tun sich aber auch höherpreisige Smartphone-Kameras mitunter schwer.
Leider überzeichnet Realmes Algorithmus gefühlt stärker als es die internen Schwestermodelle von OPPO tun. Besonders der Baum in den gezeigten Bildern hat in seinen Rindenvertiefungen stark akzentuierte Linien, die fast schon nach Cartoon-Optik aussehen. Die Bereiche dazwischen werden zudem etwas zu stark weichgezeichnet, was der Natürlichkeit des Bildes abträglich ist. Und falls ihr es noch nicht selbst bemerkt hat: Grüntöne werden bevorzugt behandelt. Die bekommen das Maximum an Sättigung spendiert.
Je nach Aufnahme kann das zwar auch wirklich gut aussehen, doch wenn Natürlichkeit die Maxime ist, dann solltet ihr euch in diesem Preisbereich eher das OPPO Find X3 Lite oder die Google-Pixel-Smartphones ansehen. Andere Farbtöne wirken deutlich stimmiger, sind aber dennoch eher über- als untersättigt. Knallige Farben sind also meist das Resultat. Viele Leute mögen das ja und diverse Smartphone-Hersteller bieten dafür auch gesonderte Fotomodi an. Im Standardmodus sollte die Kamera aber so nah wie möglich an der Realität bleiben. Im Samsung Galaxy A52 5G zeigt der verbaute Sony-Sensor zum Beispiel, dass er richtig natürliche Fotos machen kann. Alternative Kamera-Apps könnten dem Realme GT also das Potenzial des Sensors entlocken.
Dafür arbeitet der Autofokus sehr gut und präzise. Er muss nicht lange suchen und erkennt Gesichter bereits auf Anhieb. Mit einzelnen Haaren hat die Porträtfunktion zwar ihre Probleme, ist aber ansonsten auf einem guten Niveau. Dank der digitalen Vergrößerung könnt ihr zudem auch in den Zoomstufen X2 und X5 noch den Autofokus nutzen, was ganz nett ist. Bis X2 merkt man die digitale Vergrößerung zudem auch kaum. Mit dem großen Sensor kann das GT also hereincroppen und dann digital solide nachschärfen. X5 fällt im Vergleich deutlich ab und sollte höchstens im Notfall genutzt werden. Eine echte Telekamera ist eben auch nicht durch große Sensoren zu ersetzen.
Die 8MP-Weitwinkelkamera stimmt farbtechnisch großteils mit der Hauptkamera überein, ist aber ein wenig entsättigter. Das kann bei Grüntönen besser aussehen, im Falle von Blautönen schlägt es aber ins andere extrem um. Ein strahlend blauer Sonnenhimmel verliert hiermit etwas von seiner Wirkung.
Erwartungsgemäß sind die 8MP-Aufnahmen deutlich detailärmer und rauschen sehr viel früher. Im Dunkeln solltet ihr deswegen die Hauptkamera nutzen. Für gelegentliche Schnappschüsse und Panoramen reicht die Ultraweitwinkellinse aber aus.
Wenn ihr euch nun fragt, was die dritte Kamera im Bunde der Triple-Cam ist, möchte ich hierüber am liebsten den Mantel des Schweigens hüllen – denn die 2MP-Makrokamera ist eigentlich nur dazu da, um das Datenblatt aufzuhübschen. Ja, ihr könnt damit Nahaufnahmen aus 4cm Entfernung und in sehr niedriger Auflösung machen, aber ganz ehrlich: Nehmt einfach die Hauptkamera und schneidet euch das Bild danach selbst zurecht. Die Ergebnisse sind um Welten besser als mit der Makrolinse.
Für Selfie-Fans kommt eine 16MP-Kamera im Punchhole zum Einsatz. Sie macht bei guten Lichtverhältnissen scharfe Aufnahmen, hat aber auch nicht den größten Dynamikumfang. Die Schärfe der Fotos kommt zudem oftmals digital zustande: Zoomt man heran, wirken die Bilder etwas verwaschen, nur die Kanten sind stark nachgezeichnet.
Dafür wirken die Farben hier nicht so übertrieben wie zuweilen mit der Hauptkamera. Für Schnappschüsse reicht es locker und liegt damit in etwa auf dem Niveau der Konkurrenz bis 450€.
Auch nachts könnt ihr mit dem GT ganz passable Bilder machen. So hellt es dunkle Stellen solide auf, macht die Nacht aber nicht zum künstlichen Tag. Sobald ein paar Lichtquellen im Bild sind, sollte das Ergebnis einigermaßen gelingen. „Pro-Nightscape“ sorgt hier nochmal für etwas bessere Ergebnisse. Komplette Dunkelheit stellt das GT aber vor Schwierigkeiten – zaubern kann eben auch Realme nicht.
Neben dem Nachtmodus hat OPPO Realme noch einige andere Features ins Kameramenü gepackt. So könnt ihr selbstverständlich auch einen normalen Pro-Modus aktivieren, der euch eine größere Kontrolle über Belichtungszeit, Weißpunkt, ISO, etc. gibt. Damit können geduldige Anwender*innen bestimmt noch etwas mehr aus der Kamera des GT herausholen. Ansonsten gibt es noch unspektakuläre Filter, die euren Fotos unkompliziert eine andere Stimmung bescheren.
Die meisten Zusatzfunktionen wurden aber dem Videobereich spendiert – und hier hat mich das Realme GT positiv überrascht. Denn die Aufnahmen in 4K-Auflösung und 60 Bildern pro Sekunde sind äußerst detailreich und haben einen ähnlichen Dynamikumfang wie bei den Fotos.
DATENSCHUTZHINWEIS: Dieses Video ist im erweiterten Datenschutzmodus von YouTube eingebunden. Durch den Klick auf das Wiedergabesymbol willige ich darin ein, dass eine Verbindung zu Google hergestellt wird und personenbezogene Daten an Google übertragen werden, die dieser Anbieter zur Analyse des Nutzerverhaltens oder zu Marketing-Zwecken nutzt. Weitere Infos hier.
Als Bewegtbild sieht das nochmals deutlich beeindruckender aus und kann auch mit anderen Oberklasse-Smartphones mithalten. Die Bildstablisierung erfolgt jedoch leider nur auf elektronische Weise. Eine optische Stabilisierung ist immer vorzuziehen. Bei ruckartigen Bewegungen – und mit aktiviertem „Ultra-Bildstabilisator“ schleicht sich so nämlich ein leichtes „Wabern“ ins Bild, da die Software versucht, alles gerade zu halten.
Im Film-Modus könnt ihr den inneren Scorsese raushängen lassen und im 21:9-Cinemascope-Format drehen. Darüber hinaus gibt es Funktionen für Zeitlupenaufnahmen und den sogenannten Dualview-Modus, den OPPO-Fans ebenfalls kennen dürften. In diesem könnt ihr Videos gleichzeitig mit der Front- und der Hauptkamera aufnehmen. Damit kann man sich als angehende TikTok-Persönlichkeit schön selbst inszenieren, während man Katastrophen (oder andere Großereignisse) filmt.
Weitwinkel- und Selfie-Kamera fallen bei der Videoqualität übrigens deutlich ab, aber das ist bei der Konkurrenz oft genauso. Im Zweifel also am besten die Hauptkamera wählen. Mit dieser sind auch bei Nacht vernünftige Video-Aufnahmen drin.
Also, was lässt sich abschließend über die vier Kameras des Realme GT sagen? Die Hauptkamera erreicht das erwartete Niveau der oberen Mittelklasse und knipst solide Schnappschüsse mit leicht übersättigten Farben. Dasselbe lässt sich über die Zoomstufe X2 sagen, während die fünffache Vergrößerung deutlich abfällt. Der 8MP-Weitwinkel sorgt für zufriendestellende Bilder, die aber Federn an Details und Schärfe gegenüber der Hauptkamera lassen müssen. Auch die Selfie-Cam liegt auf einem guten Mittelklasse-Niveau, sieht jedoch gegen echte Flaggschiffkonkurrenz kein Land.
Dafür überzeugen der Funktionsumfang der Kamera-App und auch die Videoaufnahmen boxen deutlich über ihrer Preisklasse.
Guter Stereo-Klang und endlich wieder ein Klinkenanschluss
Sound ist bei Smartphones so eine Sache. Die meisten günstigen Geräte eignen sich durch starkes Verzerren vor allem zum Malträtieren der Ohren, erst mit Oberklasse-Geräten kann man sich die gelegentliche Netflix-Serie antun. Das Realme GT wird offensiv als Flaggschiff-Killer vermarktet – und verfügt auf dem Papier auch über die Ausstattung eines deutlich teureren Smartphones. So kommen Stereolautsprecher zum Einsatz, die bei horizontaler Ausrichtung des GT sogar für eine leichte Bühne sorgen.
Sie sitzen jeweils am unteren Rand und an der Hörmuschel des Smartphones und erreichen eine gute Lautstärke. Auf Bass müsst ihr bauartbedingt jedoch verzichten. Das ist aber bei allen Smartphones der Fall. Für einen volleren Klang bedarf es eben auch eines größeren Resonanzkörpers.
Platziert ihr das Realme GT auf einem Tisch, dann erahnt man zumindest einige der tiefen Töne, da die ebene Fläche leicht mitschwingt. Ansonsten ist der Sound schön klar. Stimmen heben sich gut von den Instrumenten ab und Musik verkommt nicht zu einem unschönen Klangbrei.
Einen großen Pluspunkt gibt es meinerseits für das Vorhandensein eines 3,5mm-Klinkenanschlusses. Im Gegensatz zu fast allen Flaggschiff-Smartphones hat es der klassische Audio-Port noch ins GT geschafft. Dadurch könnt ihr schnell und unkompliziert die meisten Kopfhörer anschließen. Selbst meine stromhungrigen Hifiman-Magnetostaten konnten bei maximaler Lautstärke des GT zufriedenstellend angetrieben werden. Das können wahrhaftig nicht viele Smartphones von sich sagen. „Normale“ Kopfhörer sollten dementsprechend hevorragend am Realme laufen. Noch kurz zur Musik-App: Sie ist übersichtlich designt und spielt auch High-Res-Dateien ohne zu murren ab.
Auch die Klang- und Empfangsqualität des Smartphones bei Gesprächen kann sich hören lassen. Egal, ob bei nativen Telefonaten oder Videocalls via App: In einem Berliner Altbau kann euch euer Gegenüber immer gut verstehen – trotz vieler Funklöcher und massiver Wände.
Fazit zum Realme GT 5G: Ein erschwingliches Flaggschiff-Smartphone mit Mittelklasse-Kamera
Realme vermarktet das GT 5G offiziell als Performance-Flaggschiff – und das beschreibt es bereits ziemlich gut. In fast allem bekommt ihr Oberklasse-Hardware geboten. Der Prozessor ist rasend schnell und eignet sich auch für die ambitioniertesten Smartphone-Zocker*innen. Das Display macht richtig Spaß und bietet herausragende Farben, eine wunderbar flüssige Bildwiederholrate von 120Hz und unendlichen Kontrast. 5G sorgt für Zukunftssicherheit und auch der Akku hält überraschend lange durch. Ist er einmal leer, könnt ihr ihn zudem in nur 35 Minuten wieder vollständig aufladen. Nur kabelloses Laden fehlt im GT prominent. Dazu gibt es jedoch ein aktuelles Betriebssystem mit schöner Oberfläche, die OPPO-Fans sehr bekannt vorkommen dürfte.
Die Kamera empfiehlt sich hingegen nur für gelegentliche Schnappschüsse und übersättigt Farben etwas zu stark. Auch sonst könnte Realme den Algorithmen etwas Zügelung antrainieren, denn sie überschärfen oder zeichnen Fotos oftmals zu weich. Mit alternativen Kamera-Apps kann man aber womöglich noch mehr aus dem GT herausholen. Im Videomodus zeigt der verbaute Sony-Sensor mit Unterstützung des Snapdragon 888 auch, was in ihm steckt: Die Aufnahmen sind scharf, detailreich und auch der Dynamikumfang ist stark.
Ist das Realme GT nun der erhoffte Flaggschiff-Killer? Jain. Denn dafür muss die Kamera zu sehr Federn lassen und auch das Design könnte etwas weniger Kinn am unteren Rand vertragen. Aber zum aufgerufenen Preis von 449€ bzw. 599€ macht niemand etwas falsch. Mit der verbauten Hardware ist das Realme GT damit größtenteils alternativlos.
Lediglich China-Konkurrenten wie das Vivo IQOO 7 Legend oder das Redmi K60 Pro können bei der Preis-Leistung noch mithalten. Ob oder wann diese nach Deutschland kommen, ist aber nicht bekannt – und bis dahin bleibt das Realme GT der nächstbeste Flaggschiff-Killer im großen Smartphone-Ozean.
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Stand: 06/2021