Kompakter und vielseitiger Rechenknecht: Intel Tiger Canyon NUC Pro im Test

      Kompakter und vielseitiger Rechenknecht: Intel Tiger Canyon NUC Pro im Test

      Intel NUCs sind mittlerweile ziemlich etabliert. Wer einen kleinen, leistungsstarken PC sucht, wird hier fündig, ohne auf Anschlüsse oder Leistung verzichten zu müssen. Mit der neuen NUC11-Serie hält nun auch Tiger Lake Einzug, aber sie bringt auch einige weitere Änderungen mit sich.

      Zur Einführung erstmal die größte Änderung, denn Intel hat die NUC in zwei neue Kategorien aufgeteilt. Einerseits die „Pro“- und andererseits die „Performance“-Modelle. Die beiden Modellreihen unterscheiden sich vor allem in den Anschlüssen und dem (von Intel) vorgesehenen Einsatzzweck. Die Pro-Serie soll sich vor allem an professionelle Nutzer richten, die die NUC z.B. in Clustern oder für Edge-Computing einsetzen. Überall dort, wo ein System am besten unbeaufsichtigt laufen und funktionieren soll, ist das NUC Pro zuhause.

      Die Performance-Serie hingegen richtet sich dann wieder mehr an „klassisches Computing“ und bietet die gewohnten Anschlüsse der NUC Serie.

      Zum Test hat Intel mir einen NUC Pro mit Core i5-1165G7 zukommen lassen und die Änderungen sind schon beim Auspacken sichtbar. Für mich schönste Änderung: Endlich kein Hochglanz-Kunststoff mehr, sondern eine matte Abdeckung! Darüber hinaus wurden aber leider der IR-Port, Klinkenanschluss und der SD-Card-Slot gestrichen. Verständlich bei einem Gerät, das sein Dasein eher im Verborgenen fristen soll. Nach der Installation wird hier eher selten mal etwas angesteckt.

      Technische Daten der Tiger-Canyon-NUCs NUC11TNKi5
      Betriebssystem Windows 10 kompatibel
      Sockel BGA, verlötet
      Fertigungsprozess 10nm
      Board-Form-Faktor UCFF
      Laufwerkunterstützung 1x M.2 2280 PCIe (kein SATA Support), 1x M.2 2242 PCIE/SATA, 1x M.2 2242 E-Key
      TDP 28W
      Prozessoren Intel® Core™ i5-1135G7 Processor (8M Cache, bis zu 4.20 GHz)
      4 Kerne, 8 Threads
      Maximale RAM-Größe 64 GB ( 2 Steckplätze verfügbar)
      RAM-Typ Kingston 16 GB DDR4-2666 1.2V SO-DIMM
      Prozessor-Grafik Intel Iris Xe (integriert)
      Videoausgänge 2x HDMI 2.0b; 2x USB-C (DP1.4) – max. 4 Monitore parallel
      Erweiterungsmöglichkeiten PCIe x4 Gen 4: M.2 22×80 (key M)
      PCIe x1 Gen 3: M.2 22×42 (key B)
      PCIe x1: M.2 22×30 (key E)
      Anschlüsse Front: 2x USB 3.2Gen2 Type A
      Back: 2x USB4/Thunderbolt Type C, 1x USB 3.2 Gen2 Type A, 1x USB 2.0 Type A
      Intern: 2x USB 2.0 Header, Serial Port Header
      Abmessungen 117 x 112 x 38mm/51mm (bei FNH-Modellen) (BxTxH)
      Weitere Features/Anschlüsse 2.5GBe Intel i225-LM Ethernet, WIFI 6 AX201, Bluetooth
      Preis ab 386,69 Euro

      Dafür gibt es nun einen Thunderbolt 4-Anschluss zusätzlich zum bisherigen Thunderbolt 3-Anschluss. Dazu kommt ein zweiter HDMI 2.0b-Anschluss und im Inneren sind insgesamt drei M.2 PCIe-Slots vorhanden. Einer davon mit M-Key und Unterstützung für PCIe-SSDs bis 2280 Format, einen 2242 B-Key Anschluss für PCie- und SATA-SSD sowie einen E-Key PCIe-Slot für WiFi-Karten. Der Ethernet-Port bietet jetzt zudem 2.5Gbe als Standard. Schönes Detail: Über dem Netzanschluss des NUC befindet sich jetzt ein Gewinde, an dem eine Zugentlastung für das Netzkabel angebracht werden kann. Versehentlich den Stecker ziehen wird also unwahrscheinlicher.

      Bevor es losgeht muss so ein Kit aber natürlich noch zusammengebaut werden – RAM und SSD fehlen nämlich noch.

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      Das ist so einfach wie bisher auch: Vier Schrauben lösen, Boden abnehmen, schon liegt alles vor uns. Schönes Detail: Die Schrauben sind gegen Herausfallen gesichert. Verbaut habe ich insgesamt 16GB DDR4 SO-DIMM von Kingston, der mit 2666MHz taktet. Die 512GB SSD hat Intel netterweise vorinstalliert.

      Soweit zu den Neuheiten, wichtiger ist die Leistung. Mein Testgerät kam in der 28W TDP-Ausführung, mehr Leistung gibt es dann mit den Performance-Modellen, die auch beim Core i5 40W liefern. Die Leistung meines Testgeräts sollte also mit Notebooks der 28W-Klasse vergleichbar sein. Dank der neuen Iris G7-Grafik sollten auch einfachere Games darauf laufen, aber der Fokus liegt natürlich auf der Produktivität.

      Verglichen mit Notebooks der gleichen Plattform kann sich der NUC Pro in den meisten Fällen durchsetzen. In den synthetischen Benchmarks wie Cinebench liegt er locker vorne, gleiches bei Produktivitäts-Tools wie Photoshop und Lightroom. Je nach Ausstattung und Aufbau kann er sich sogar gegen einige Modelle mit Core i7-1165G7 durchsetzen. In Davinci Resolve schlägt er nahezu alle Kontrahenten, sogar ein HUAWEI Matebook 14 mit Ryzen 4800H.

      Seine direkten Vorgänger, die Frost Canyon NUC, lässt er locker hinter sich. Die Single Core Performance liegt sogar über der des bisherigen Topmodells mit Intel Core i7-10710H. Lediglich bei Multi-Core-Benchmarks muss er etwas zurückstecken, was aber vor allem an der geringeren Kernanzahl liegt.

      Generell liegt die Leistung auf einem Niveau, wie man sie von der Core i5-1153G7 CPU erwarten kann. Dabei hat das Kühlsystem die 28W TDP auch problemlos im Griff. Die Temperatur pegelt sich während der Benchmarks zwischen 75 und 85°C ein, nur zu Beginn gab es einen kurzen Spike auf über 90°C. Im Schnitt lag der Takt pro Kern dabei bei 3100MHz mit kurzen Peaks auf über 3700MHz. Alles innerhalb der Spezifikationen, Throttling gab es keines.

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      Beim Casual Gaming hat der NUC allerdings etwas Nachholbedarf. Wie schon eingangs erwähnt: Dafür ist er nicht gemacht, aber das heißt ja nicht, dass niemand von euch ihn nicht dafür nutzen will. Aufwändigere Titel: Lasst es besser gleich. Titel wie Shadow of the Tomb Raider oder AC:Valhalla starten erst gar nicht. Einfachere E-Sports-Titel wie CS:GO starten und laufen, aber eher schlecht als Recht. In 1080p und hohen Voreinstellungen sind gerade so 36 FPS drin – AMDs neue APUs schaffen hier locker 70+ FPS bei identischen Settings. Außerdem leidet das System unter den gleichen Framedrops wie viele andere Tiger Lake-Systeme; die wir bisher im Test hatten. Auch ein Update auf den neuesten Treiber brachte keine Besserung. Eher gemütliche Titel wie ANNO 1800 laufen problemlos mit 30 bis 40 FPS bei Mittleren Grafiksettings, die Framedrops sind hier auch weniger präsent als bei CS:GO.

      Insgesamt bleibt bei Games nur anzumerken: Ja, manche laufen, aber wirklich zu empfehlen ist es eigentlich nicht. Das System richtet sich wirklich eher an jene, die die Compute-Leistung benötigen, nicht die Grafikleistung.

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      Und dann ist da noch das BIOS… Der verbaute Intel Core i5-1135G7 ist offiziell nicht unlocked, erlaubt also kein Overclocking mittels Intel XTU. Aber wie schon bei früheren NUC erlaubt es Intel, das Powerlimit im BIOS einzustellen. Statt der voreingestellten 28/40W In PL1 und PL2 kann man dieses Limit also nach oben (oder unten) setzen, mit ziemlich interessantem Ergebnis.

      Eingestellt auf 40/65W steigert sich die Leistung spürbar, ohne das Kühlsystem komplett zu überlasten. Die 40W wurden problemlos über einen Cinebench R20 Durchlauf und einen 15-minütigen Stresstest gehalten. Mit 40W Powerlimit holt er dann sogar seinen Vorgänger mit 6 Kernen im Multi-Core Benchmark ein. Bei Single-Core Aufgaben macht sich die Steigerung allerdings nicht bemerkbar.

      Allerdings: Die Temperaturen waren hier schon ziemlich grenzwertig und für Dauerbetrieb alles andere als geeignet. In einem Umfeld mit hohem Airflow rund um das NUC – also beispielsweise einem extern belüfteten Serverschrank – dürften die Temperaturen dann kein Problem mehr sein. Hier kommt es also ganz auf den Einsatzort und -zweck an. Für enge, schlecht belüftete Bereiche würde ich das Feature wohl eher nutzen, um das Powerlimit weiter herunterzusetzen. Praktisch ist es allemal und mit ein wenig testen findet hier sicher jeder den Sweetspot für die eigenen Anwendungen.

      Der Radiallüfter im NUC ist übrigens angenehm leise. Selbst direkt auf dem Schreibtisch stört der Lüfter nicht und bleibt selbst im Stresstest angenehm ruhig. Hörbar ist es, aber nur durch ein niederfrequentes Rauschen. Schraubt man das Powerlimit nach oben, wird der Lüfter natürlich lauter und kann empfindliche Gemüter sicher auch stören.

      Fazit

      Mit der Aufteilung in Pro- und Performance-NUCs hat Intel eine interessante Trennung geschaffen. Die Pro-Modelle sind, aus meiner Sicht als Bastler, noch mal interessanter geworden, da die Features auf das Nötige reduziert und gleichzeitig erweitert wurden. Wer das NUC nicht als Mediacenter im Wohnzimmer geplant hat, sondern als die Compute-Unit, die sie von Anfang an sein wollte, bekommt hier ein rundes Gesamtpaket. Für den Desktop-Ersatz fehlt allerdings der Klinkenanschluss. Wer aber eh auf Bluetooth setzt, wird den wohl kaum vermissen.

      Echte Schwächen fallen mir daher nicht ein. Wer einen kompakten PC für entweder das Büro oder sogar als Rechenknecht im Keller sucht wird hier definitiv fündig. Bis zu 64GB RAM und zwei SSD-Slots sorgen für ausreichend Potential für nahezu alle Anwendungsfälle. Mit entsprechender Kühlung kann der NUC auch locker dauerhaft mit 40W Leistung betrieben werden.

      Auch preislich bleibt alles im Rahmen: Bei 300 Euro geht es bereits los für die Core i3 Version, meine Testversion liegt laut Intel bei 386 Euro, ist derzeit aber noch schwer erhältlich. RAM und SSD kommen natürlich noch dazu, sofern man nicht eh schon Teile zuhause herumliegen hat.

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