Jabra baut seine Lösungen für den Konferenzraum aus. Das PanaCast 50 bietet mit drei Kameras und einer Soundbar alles, um in professionelle Videokonferenzen starten zu können. Doch kann die teure Komplettlösung auch überzeugen?
Ohne große Umschweife: Bei der Komplettlösung PanaCast 50 handelt es sich um die 4K-Videolösung PanaCast zusammen mit einem Lautsprecher. Alles in Form einer herkömmlichen Soundbar. Diese kann entweder mitten auf dem Tisch oder unter einem passenden Monitor/Fernseher im Konferenzraum angebracht werden. Damit ist das Setup komplett und einer Videoschalte steht nichts mehr im Weg.
Aber auch jetzt, einige Zeit nach meinem Test zum PanaCast gilt: Aufgrund von Corona-Maßnahmen gibt es aktuell kaum „klassische“ Video-Konferenzen vor Ort mit vielen Leuten. Auch wir befinden uns alle im Home-Office.
Daher konnte ich das PanaCast 50 leider nicht in Konferenzräumen und mit Kollegen, sondern nur alleine im Home-Office testen. Wer nach einer Videolösung für sein Home-Office sucht, sollte sich die PanaCast 20 ansehen.
Auch die aktuelle Lage bei den Videolösungen und Webcams hat sich seit dem PanaCast-Test kaum geändert: Logitech gilt als König der Webcams und bietet viele 1080p und wenige 4K-Modelle an. Daneben gibt es Trust, Razer und unzählige „No-Name“-Firmen. Das Angebot hat sich seit Beginn der Pandemie aber erholt und Videolösungen sind wieder zu normalen Preisen zu bekommen.
Die Sparte an Lautsprechern für eine Konferenzschaltung war einst klar definiert. Inzwischen bieten viele Bluetooth-Lautsprecher eine Freisprech-Funktion und finden immer mehr Einzug in den Business-Alltag. Die Qualität geht aber weit auseinander. Durch das Design oder die Funktion der verbauten Mikrofone (360 Grad) können sich traditionelle Business-Hersteller noch abgrenzen. Die Kombination aus Lautsprecher und Videolösung/Webcam ist aber immer noch eine Seltenheit, mit der das Jabra PanaCast 50 punkten kann. Als direkter Konkurrent dazu gilt das Bose VB1, das mit 1.239,00 Euro* ungefähr gleich viel kostet.
Werbeversprechen
Sehen wir uns kurz an, welche Werbeversprechen Jabra für das PanaCast 50 macht. Diese sind meist beschönigend und leicht übertrieben, geben aber einen guten Überblick der Eigenschaften und Eigenheiten des Geräts. Interessierte Käufer sollten sich die Werbeversprechen einmal durchlesen.
WIR PRÄSENTIEREN: DIE JABRA PANACAST 50
Unsere erste intelligente Videobar für das neue Normal.
Wir arbeiten mehr denn je von überall aus. Deshalb benötigen Sie erstklassige Sound- und Videoqualität für Ihre Remote-Meetings. Zugleich müssen Sie Ihre Büro- und Collaboration-Räume für alle, die sie nutzen, sicherer machen.
Mit branchenführendem, professionellem Sound, innovativer Videotechnologie mit 180°-Sichtfeld und einer Reihe datengestützter Funktionen sorgt die PanaCast 50 dafür, dass Meetings im neuen Normal wieder auf der Tagesordnung stehen – sicher und unter Einhaltung der Social-Distancing-Vorgaben.
Collaboration für das neue Normal. Von uns neu definiert.
Lieferumfang
Der Lieferumfang ist erfreulich minimalistisch: Im hübsch bedruckten länglichen Karton steckt das PanaCast 50, ein Netzteil, eine Wandhalterung sowie ein USB-3.0-Kabel. Das Kabel ist 2 Meter lang und USB-C auf USB-A. Für die weiteren Anschlüsse (USB-A, Ethernet und 3,5 mm) liegen keine Kabel bei, sind aber für den alltäglichen Gebrauch erstmal nicht nötig.
Das Auspacken geht schnell und zügig. Jabra legt hier viel Wert auf ein ordentliches „Unboxing“-Erlebnis.
Design und Verarbeitung
Natürlich hält man Videolösungen und Soundbars nicht oft in der Hand. Meist werden sie irgendwo taktisch klug platziert oder angebracht und bleiben dort. Dennoch glänzt das Panacast 50 mit einer guten Verarbeitung. Das Jabra PanaCast 50 besteht aus einer 4K-Webcam mit drei einzelnen Kameras, zusammen mit einer Soundbar.
Dabei verwendet Jabra die bewährte PanaCast-Videolösung als Kamera. Sie befindet sich in der Mitte der Soundbar und besteht Großteils aus Metall. Im Test hat sich die Kamera bewährt, wenn auch mit einigen Eigenheiten. So war das Bild ein wenig farblos und schnelle Bewegungen haben zu Tearing geführt. Es ist dennoch eine solide Videolösung, mit einem einzigartigen Blickwinkel von 180°. Besonders gut bei Sitzungen mit mehreren Teilnehmern an einem Ort. Neben der reinen Hardware bietet das Panacast noch diverse Software-Funktionen, wie automatisches Erkennen von Teilnehmern, Auto-Zoom, Whiteboard-Erkennung und noch einiges mehr. Die Fokussierung auf den Business-Bereich ist also nicht zu übersehen.
Dahinter befindet sich die Soundbar mit vier Lautsprechern (2 x Tief, 2 x Hoch) und 8 Mikrofonen im Beamforming-Array. Die Soundbar selbst besteht überwiegend aus Stoff (vermutlich Nylon). Daneben kommt viel schwarz lackiertes Metall zum Einsatz. Sie ist 65 Zentimeter lang und mit 12,5 cm vergleichsweise schmal. Für die Anbringung unterhalb eines Monitors, ist noch eine Wandhalterung beigelegt. Insgesamt bekommt ihr ein schmales Gesamtpaket an Videolösung und Soundbar, das durch hochwertige Materialien robust wirkt. Für einen Preis von 1.039,00 Euro* ist das aber zu erwarten.
Das Design des Panacast 50 ist dabei schlicht: Alles ist im selben dunklen Schwarzton gehalten, nur eine weiße LED bricht das dunkle Design. Diese zeigt an, wenn die Kamera einsatzbereit ist. Die Videolösung mit drei Kameras steckt in einem runden Gehäuse und ist recht schmal gehalten. Die röhrenartige Soundbar trägt auf der linken Seite den „Jabra“-Schriftzug. Durch das kompakte und unauffällige Design passt die Komplettlösung gut in jede Art von Umgebung.
Auf der Rückseite befindet ein Gitter aus schwarzem Metall, das für die Hitzeabwicklung gedacht ist. Durch die Farbe fällt es kaum auf. Daneben befinden sich die Anschlüsse für das Netzteil, USB-C, Ethernet (RJ45), 3,5 mm-Buchse und ein Button für Bluetooth. Direkt hinter der Kamera auf der Rückseite, befindet sich die Wandhalterung.
Ansonsten lässt sich über die Verarbeitung und das Design nicht viel mehr schreiben. Das ist gut so: Das Panacast 50 ist gut verarbeitet, minimalistisch gestaltet und funktioniert ohne viel Schnick-Schnack.
Jabra PanaCast 50 (Grau) bei uns im Shop
Software
Jabra verspricht eine einfache Bedienung des Panacast 50 über Plug&Play. Nach einer kurzen Denkpause wird es von Windows erkannt und steht zur Verfügung. Discord, OBS und bei MS Teams haben das Panacast 50 gleich als Audio- und Videoquelle erkannt.
Dazu gibt es aber noch weitere Programme, die Jabra für das PanaCast empfiehlt: Jabra Direct und Jabra Xpress (Verwaltung und Software-Updates), Jabra Sound+ (Verwaltung am Smartphone). Durch die Software kann das Panacast automatisch Whiteboards erkennen und diese in den Mittelpunkt der Kamera rücken.
Eine smarte Funktion, da auch klassische Präsentationen an einem Whiteboard gerne über Videokonferenzen abgehalten werden. Leider konnte ich diese Funktion nicht testen, da ich im Home-Office kein Whiteboard besitze. Nehmt die Funktion aber als einen weiteren Bonus an.
Die Software glänzt mit vielen Einstellungsmöglichkeiten und einem schicken Design.
Bildqualität und Klang
Kommen wir zum Hauptteil des Tests: Wie schlägt sich die Kamera und wie klingt die mitgelieferte Soundbar?
Fangen wird mit der Soundbar an. Die maximal von mir gemessene Lautstärke ist 95 db(A) und damit mehr als ausreichend. Ich konnte Musik und Podcasts in jedem meiner Zimmer (37qm Wohnung) lautstark hören. Die Tonqualität ist dabei ordentlich und deutlich besser als bei meinem Nest Audio. Die Höhen werden gut wiedergegeben und „scheppern“ selbst bei höchster Lautstärke nicht. Der Bass ist wuchtig, überlagert aber nichts. Die Mitten kommen ebenfalls klar und deutlich zur Geltung. Ich habe damit Filme angesehen, wuchtige Action in Call of Duty erlebt und auch filigranes ASMR damit gehört: Beim Klang gibt es wirklich nichts zu meckern. Bei höheren Laustärken und Metal ist mir aufgefallen, dass der Bass hauptsächlich von der linken Seite kommt. Das tut dem Klang keinen Abbruch, ist aber bemerkenswert.
Die Qualität der Mikrofone ist ebenfalls ohne Makel. Natürlich klingen eigenständige Mikrofone nahe am Mund, wie es etwa Streamer haben, deutlich besser. Das ist aber nicht der Sinn solcher Konferenzgeräte. Hier sollen die Stimmen aller Teilnehmer im Raum klar und deutlich aufgenommen werden, selbst bei größeren Entfernungen. Bei meinen Tests hatten die 8 Mikrofone kein Problem meine Stimme im Zimmer wahrzunehmen. Die Grenze – bis man mich nicht mehr wirklich verstanden hat – lag bei knapp 6 Metern. Dabei bietet das Panacast 50 noch eine Funktion zur Echo-Reduktion, Lärm-Unterdrückung und „Full Audio Duplex“, also Stereo-Aufnahmen.
Wie ich bereits vermutet habe, ist die Kamera nahezu identisch mit der im „originalen“ Panacast. Die Bildqualität ist zufriedenstellend, könnte aber besser sein. Sie ist vergleichbar mit einer guten Smartphone-Selfie-Kamera. Details, wie die einzelnen Haare an meinem Bart, werden gut erfasst. Dunkle Bereiche sind sichtbar und nicht nur schwarze Blöcke. Auch die Farbwiedergabe bewegt sich auf einem ordentlichen Niveau und stellt alles realistisch da. Das Besondere ist aber das 180-Grad-Weitwinkelbild. Durch eine smarte „Stitching“-Funktion, werden die Bilder der drei Kameras nahtlos zu einem großen Bild zusammengefügt.
Kommt ein Teilnehmer näher an eine der Kameras, wird zum Teilnehmer mit einem normalen Bildausschnitt gewechselt.
Geht der Teilnehmer wieder etwas weg, wechselt die Kamera wieder zum Weitwinkelbild. Das Panorama-Bild bei einer Videolösung ist etwas Beeindruckendes.
Wenn sich nur ein einzelner Teilnehmer vor der Kamera befindet, folgt sich diesem sogar mit einem „normalen“ Bildausschnitt. Das ist praktisch für Präsentationen, bei denen sich die Person hin und her bewegt.
Bei der originalen Panacast kam es noch zu Tearing, bei schnellen Bewegungen vor der Kamera. Verständlich, denn schließlich werden Aufnahmen von drei Kameras zeitgleich zu einem Bild zusammengefügt. Erfreulicherweise habe ich das Problem bei der Panacast 50 nicht erkannt. Ich kann nicht sagen, ob es an einer verbesserten Hardware oder Software liegt. Dennoch freut es mich sehr.
Der einzige Fehler, den ich entdecken konnte ist, ist ein falscher Bildausschnitt beim Zusammenfügen der drei Kamera-Bilder. Ein Teil meines Gesichts fehlt, da ich genau zwischen zwei Kameras stand.
Jabra PanaCast 50 (Schwarz) bei uns im Shop
Fazit: Jabra Panacast 50
Das Jabra Panacast 50 machen einen guten Job, zielt mit seinem Preis von knapp 1.039,00 Euro* aber auf ein eigenes Publikum ab. So ein Komplettpaket wird hauptsächlich von Firmen verwendet, die alles Nötige in einem kompakten Business-Design haben wollen. Der Preis fällt dabei nicht stark ins Gewicht. Für die Nutzung daheim ist das Panacast 50 nicht gedacht und übertrieben. Für den Preis bietet es aber eine hochwertige Verarbeitung, einen ausgewogenen Klang und eine gute Videoqualität mit besonderer 180-Grad-Funktion.
Das die Kamera nahezu identisch zum original Panacast ist, wundert mich nicht. Sie ist ideal für Video-Konferenzen mit mehreren Teilnehmern und große Meeting-Räume. Auch die Software bietet hochwertige Funktionen, wie etwa das Erkennen von Whiteboards, der smarte Zoom und sogar das Zählen von Konferenz-Teilnehmern ist möglich. All das sind Funktionen, die beim normalen Videochat nicht benötigt werden, aber bei Konferenzen und Seminaren unheimlich praktisch sind.
Normalen Nutzern rate ich zu herkömmlichen Lösungen, wie einer Webcam und einem USB-Mikrofon. Geschäftsleuten kann ich das Panacast 50 ans Herz legen. Es bietet alles Nötige für professionelle Video-Konferenzen in einem hochwertigen und schicken Gehäuse.
Jabra PanaCast 50 (Grau) bei uns im Shop
Via: Jabra– Stand: 10.2021