Mit der FURY Renegade möchte Kingston ganz oben mitspielen beim Speicher. Dafür bietet man auch einige Besonderheiten an, wie den integrierten Heatspreader. Natürlich soll auch die Performance stimmen, dafür setzt sie auf ein PCIe 4.0-Interface und aktuelle Speichertechnik.
Beim Speicher setzt die FURY Renegade auf 3D TLC NAND, der von einem Phison E18 Controller verwaltet wird. Kein Unbekannter, denn viele High-End-SSDs setzen darauf – wie die Seagate FireCuda, die wir kürzlich im Test hatten.
Technische Daten der Kingston FURY Renegade: |
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Kapazität | 500GB | 1TB | 2TB | 4TB |
Speicher | 3D TLC | |||
Controller | Phison E18 | |||
Seq. Read | 7300MB/s | 7.300MB/s | ||
Seq. Write | 3.900MB/s | 6.000MB/s | 7.000MB/s | |
Random Read 4kQD32 T8 | 450.000 IOPS | 900.000 IOPS | 1.000.000 IOPS | |
Random Write 4kQD32 T8 | 900.000 IOPS | 1.000.000 IOPS | ||
Sicherheit | AES 256-bit encryption | |||
Lebensdauer (TBW) | 500 | 1.000 | 2.000 | 4.000 |
Lebensdauer (MTTF) | 1,8 Millionen Stunden | |||
Preis (Stand 05.01.2022) |
183,99 Euro |
407,99 Euro |
863,99 Euro |
Zum Test hat Kingston uns eine 2TB-Version zukommen lassen. OVP und Lieferumfang sind schnell abgehakt: Die SSD kommt im einfachen Blister, das war es. Eine Acronis True Image Lizenz ist noch enthalten, um eine eventuell vorhandene SSD zu klonen. Mein Tipp ist hier allerdings: Nutzt Macrium Reflect. Kostenlos, einfach zu bedienen und hier immer sehr zuverlässig.
Kingston FURY Renegade bei uns im Shop
Nach dem Auspacken fällt erstmal das vermeintliche Fehlen des Heatspreaders auf. Der fehlt allerdings nicht, sondern der dünne „Aufkleber“ auf den Speichermodulen und Controller ist der Heatspreader. Dadurch bleibt die Bauform der FURY Renegade angenehm kompakt, um sie beispielsweise in Mainboards mit eigenem Heatspreader oder auch Notebooks zu installieren – aber auch für die PS5 ist sie ohne weitere Modifikationen geeignet.
Kingston verspricht Schreib- und Leseraten von 7.000MB/s und mehr, je nach Modell. Unser 2TB-Testkandidat soll dabei die volle Leistung abrufen können.
Als Testplattform kommt dafür auch die neueste Hardware zum Einsatz:
Unser Testsystem
- CPU: Intel Core i9-12900K
- Mainboard: Gigabyte Z690 Aorus Master
- RAM: Kingston Hyper X FURY 32 GB (2x 16GB) DDR5
- GPU: ASUS TUF GeForce RTX 3080 Ti
- Netzteil: be quiet! Straight Power 11 1000W
- M.2 SSD: WD Black SN850
- Gehäuse: Fractal Design Torrent Black RGB TG Light Tint
- CPU-Kühler: be quiet! Dark Rock Pro 4
Der Heatspreader mutet eher an wie ein normales Typenschild, wirkt aber stabiler und soll laut Kingston für eine verbesserte Wärmeabfuhr sorgen. Durch den flachen Aufbau passte sie auf jeden Fall problemlos in unser Testboard von Gigabyte – auch der dazugehörige Heatspreader passte noch problemlos.
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Leistung
Aber kommen wir zur Leistung, bevor wir uns die Temperaturentwicklung angucken. Hier gibt es unterm Strich nicht viel zu meckern: Die 7300MB/s von Kingston schaffte unser Testmodell leider nicht ganz – mit 6800MB/s ist sie dennoch alles andere als langsam. Etwas Verwirrung stiftete dann AS SSD Mark. In unserem Testsystem schaffte die Kingston FURY Renegade fast 7000MB/s im 4k64 Write Benchmark. Das ist beinahe das doppelte aller bisher getesteten SSDs. Ein zweiter Test im alten Testsystem zeigte dann „normalere“ Werte um die 3200MB/s.
Ob hier Intels neue Alder Lake-Plattform einfach einen großen Vorteil bietet oder die Messung verfälscht werden erst weitere Tests mit anderen SSDs zeigen.
Die genauen Ergebnisse variieren hier dann aber auch je nach Anwendung und genauem Test-Setup. Legt man praxisnahe Tests zugrunde sinkt die Leistung auf 4.4GB/s (lesend) bzw. 5.6GB/s (schreibend) ab, was immer noch top Werte sind.
Bei langen Schreibvorgängen gibt es auch keine nennenswerten Einbrüche der Übertragungsrate. Selbst bei über 100GB Daten am Stück liegt die Schreibrate bei konstant 2300MB/s – oder 2.3GB/s. Also etwa eine halbe DVD pro Sekunde 😉. Damit eignet sich die Kingston FURY Renegade im Grunde für alles – egal, ob als SSD in der PS5 oder als Systemlaufwerk für den Gaming-PC. Selbst sehr anspruchsvolle Nutzer, die bei Videoschnitt oder Grafikdesign große Datenmengen bewegen und bearbeiten sollte es keinerlei Einschränkungen geben.
Abwärme
Gleiches gilt für die Abwärme. Selbst im Stresstest bleibt die SSD ziemlich kühl, was nicht zuletzt auch am Heatspreader liegen dürfte. Normalerweise sorgt nämlich das Kunststoff-Label für eine leicht isolierende Schicht zwischen Mainboard-Heatspreader und SSD. Das ist hier nicht der Fall und die Abwärme kann sehr schnell abgeführt werden. Im Testaufbau konnte ich selbst bei längeren Schreibvorgängen und vielen Random IOPS maximal 44°C auf dem Controller und 25°C auf den Speichermodulen selbst messen. Das ist absolut top und auch bei dauerhafter Last gar kein Problem.
Allerdings: Unser Test Case bietet auch hervorragenden Airflow und einen großen integrierten Heatspreader. Je nach Case, Heatspreader und Position der SSD können die Ergebnisse also abweichen.
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Ohne extra Kühlkörper erreichte der Controller bis zu 70°C im Test, die Speichermodule waren mit 65°C maximal ein wenig kühler. Auch das ist noch in Ordnung, einen zusätzlichen Heatspreader würde ich aber dennoch empfehlen wenn möglich. Die meisten modernen Mainboards, die einen PCIe 4.0 M.2 Slot bieten, bieten aber in der Regel auch direkt einen Kühlkörper für jenen Slot. Das Auslesen per Software ist aber nicht allzu zuverlässig gewesen, wie die 5°C Differenz zwischen HWInfo und Kingston SSD Manager schon zeigen.
Software
Kingston ist hier angenehm zurückhaltend und preist nicht groß irgendwelche Features in einem Software Tool an. Man muss sogar aktiv nach dem Kingston SSD Manager suchen. Dieser bietet dann vor allem Features, um den Status der SSD zu überwachen oder die Firmware zu aktualisieren.
Die meisten Nutzer können also vermutlich einfach darauf verzichten. Einen ominösen Gaming Modus, wie ihn andere Hersteller anpreisen, erspart uns Kingston netterweise.
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Fazit Kingston FURY Renegade
Kingston hat hier gut vorgelegt und kann sich in vielen Disziplinen die Spitze schnappen. Der minimalistische Heatspreader reicht, um die Temperaturen in Schach zu halten – zumindest gerade so. Geschwindigkeitseinbrüche sind auch bei längerer Belastung nicht bemerkbar. Alles in allem gibt es keinen Grund, der gegen eine Kingston FURY Renegade spricht.
Bis auf den aktuellen Preis. Ja, sie ist schneller als die Konkurrenz, allerdings reden wir hier von Unterschieden, die selbst anspruchsvolle Nutzer im Alltag kaum bemerken werden. Dafür ist die FURY Renegade in der 2TB-Version mit derzeit* 407,99 Euro deutlich teurer als die Konkurrenz. Die ebenfalls sehr schnelle Crucial P5 Plus (mein Test) gibt es bereits für 338 Euro und unseren bisherigen Spitzenreiter, die Seagate FireCuda 530 in 2TB für rund 364 Euro. Die 1TB-Version ist da mit rund 184 Euro die aktuell bessere Wahl in Sachen Preis-Leistung, dort liegt sie nämlich ungefähr gleichauf mit der Konkurrenz.