Ihr habt richtig gelesen. In Zeiten von hohen Energiepreisen, verbrauchsfressenden Grafikkarten und anderen Stromschluckern, arbeiten Wissenschaftler:innen an einer spannenden Lösung.
Das Howe Lab der renommierten Cambridge University beschäftigt sich normalerweise mit der Photosynthese. Also – vereinfacht – dem physiologischen Prozess der Energiegewinnung aus Lichtenergie. Mithilfe einer nichtgiftigen Algensorte namens Synechocystis konnte nun ein Computer über mehr als zwölf Monate konstant mit Strom versorgt werden. Dazu sperrten sie die Frischwasseralge in einen kleinen Behälter, der etwa die Größe einer AA-Batterie hatte und stellten sie ins Sonnenlicht.
Der betriebene Computer war aber selbstverständlich kein High-End-Gerät, sondern ein ARM-Cortex-M0+ – also ein System on Chip, das vor allem in Internet of Things-Geräten steckt. Zum Beispiel in eurem nächsten smarten Kühlschrank, Toaster oder anderen Alltagsgegenständen, die (nach Orwell) nun alle mit Big Brother kommunizieren können. 😉
Aber Spaß beiseite: Die Süßwasseralgen benötigen lediglich Wasser und Licht, um dauerhaft Strom zu erzeugen. „Füttern“ muss man sie hingegen nicht und selbst in Dunkelheit wird zeitweilig weiter Energie produziert. Das scheint daran zu liegen, dass nicht alle Lichtenergie während der Aufnahmephase umgewandelt werden kann.
Es gibt zwei Theorien zur Funktionsweise des Ganzen: Entweder produzieren Cyanobakterien innerhalb der Algen bei der Photosynthese Elektronen – oder die Algen sorgen in ihrem Behälter für Bedingungen, bei denen die Aluminiumverbindung zum Computer durch chemische Reaktionen korrodiert. Letzteres sorgt dann ebenfalls für die Erzeugung von Elektronen.
Wie man es auch dreht: Die Stromerzeugung im Experiment war maximal konstant und konnte den kleinen Mikroprozessor ohne Probleme dauerhaft antreiben. Zur besseren Einordnung wurde der ARM-SoC nämlich mit allerlei Rechenaufgaben beauftragt, die er ohne zu Murren abspulte. Viel Potenzial sehen die Forschenden auch im gemeinsamen Einsatz mehrerer dieser kleinen „Kraftwerke“. Im Verbund lassen sich so wohl auch größere Computer mit Energie versorgen.
Natürlich wird damit nicht die nächste Nvidia-Grafikkarte angetrieben, aber Schätzungen zufolge sollen bis 2035 eine Billiarde Internet of Things-Geräte unseren Planenten „bevölkern“. Für solche Anwendungsfälle, in denen wenig Strom benötigt wird, könnte die konstante Versorgung via Algen sehr spannend sein. Schließlich handelt es sich hierbei um eine wortwörtlich grüne Energiequelle, die komplett erneuerbar und nachhaltig ist. Wollen wir eine Billiarde IoT-Geräte mit Lithium-Batterien betreiben, bräuchte es schließlich drei Mal mehr Lithium, als wir derzeit auf unserem Planeten zur Verfügung haben.
Was haltet ihr von dem Experiment? Freut ihr euch schon auf eure Zeit als Hobby-Gärtner:innen oder schmeißt ihr beim bloßen Gedanken lieber schon mal den Dieselgenerator an? Lasst es uns im Kommentarbereich wissen.
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via: Howe Lab (Cambridge University) (Twitter), TechSpot, wikipedia.org