3D Drucker hatte ich mir jetzt schon ein paar angesehen, die meisten davon auch wirklich erschwinglich. Aber es geht noch günstiger: Der Anycubic Kobra GO kommt mit einem Preisschild knapp über 200 Euro daher, verspricht aber trotzdem hohe Druckgeschwindigkeit und -qualität. Einen Haken hat die Sache aber: Er muss erst selbst montiert werden.
Das gefällt uns
- Sehr günstig
- Einfach zu montieren
- Gute Druckleistung
- Einfache Steuerung
Das gefällt uns nicht
- Kein CURA Profil
- PETG Druck mit Problemen
DIY 3D Drucker sind nicht neu und gerade als das Thema noch recht jung war, kamen viele Drucker noch in Einzelteilen beim Kunden an, um preislich erschwinglich zu sein. Dahin geht Anycubic jetzt zurück und kann so einen einsteigerfreundlichen Drucker zum günstigen Preis anbieten. Ob er auch hält, was er verspricht und wie schwer oder einfach die Montage ist, habe ich mir angesehen.
Der Anycubic Go ist dabei ein klassischer FDM-Drucker, trägt also Schicht für Schicht geschmolzenes Plastik auf eine Platte auf.
Montage
Erstmal muss gebastelt werden. Der Anycubic Kobra GO kommt in einigen Einzelteilen und nur das Druckbett samt Netzteil ist bereits vormontiert. Auch die Kabelbäume sind vorinstalliert und müssen später nur noch verbunden werden. Der Druckkopf ist ebenfalls schon angeschlossen, was bei der Montage hier und da ein wenig störend war.
Die Anleitung ist nur auf Englisch enthalten (Update 09.11.2022: Eine Deutsche Anleitung sollte nun beiliegen), durch die umfangreiche Bebilderung sollte das aber nicht weiter problematisch sein. Alle Teile sind nummeriert und klar beschriftet, die Schrauben kommen in Einzeltütchen, die nach Größe sortiert wurden, um nichts zu verwechseln. Soweit also sehr übersichtlich. Auch alles Werkzeug für die Montage ist enthalten, für mehr als eine Montage reicht es aber sicher nicht. Der 3mm-Inbus war bereits ausgefranst, als ich noch nicht ganz fertig war. Seinen Job erledigt das Set aber.
Die Anleitung selbst ist dann auch übersichtlich – allerdings hier und da etwas schwer zu deuten. Die Kabelführung des Hauptstrangs zum Druckkopf wird Beispielsweise erst deutlich gezeigt, wenn es – in meinem Fall – schon zu spät war und das Kabel falsch lag. Also noch mal 4 Schrauben gelöst und das Kabel korrigiert. Alles keine großen Probleme, könnte man aber besser lösen. Die möglichen Fehler sind auch generell keine gravierenden und lassen sich mit wenigen Handgriffen einfach beheben. Schwerwiegende Fehler, die den Drucker beschädigen, sind bei Vorgehen nach Anleitung nicht ohne Weiteres möglich.
Der Kabelbaum ist auch beschriftet, um den passenden Steckplatz für die einzelnen Kabel zu finden. Die Beschriftung ist kurz und bündig gehalten, reicht aber um den Slot zu finden. Außerdem passen die Kabel generell auch nur in den vorgesehenen Anschluss – zumindest, wenn man keine Gewalt anwendet.
Anycubic hat zudem auch eine Videoanleitung veröffentlicht, um den Kobra Go zu montieren. Damit sollten die meisten es problemlos schaffen, den Drucker zusammen zu bauen.
Die Ausstattung
Nach gut einer Stunde hatte ich die Montage abgeschlossen und der erste Druck lief. Die Einrichtung nach der Montage ist relativ trivial, denn durch die LeviQ Technik nivelliert sich der Druckkopf automatisch. Mit dem Abschluss des ersten Durchlaufs der Nivellierung musste ich dann noch einmal das Offset einstellen (wie bei allen Druckern) und schon kann es losgehen. Die einzige Besonderheit ist hier, dass Anycubic nicht die Nivellierung mittels eines Blattes Papier empfiehlt. Stattdessen sollt man einfach einen Druck starten und das Offset dann anhand des ersten Layers einstellen. Das klappte in der Praxis auch ziemlich gut.
Das Menü des Anycubic Kobra Go lässt sich leicht navigieren. Statt auf einen Touchscreen setzt der Kobra Go auf ein Drehrad, um durch das Menü zu wandern. Funktioniert gut und das Rad hat ein angenehmes Feedback. Das Druckbett misst, wie beim Kobra, 220x220x250mm, womit man einiges anstellen kann. Auch die magnetische Druckplatte aus Federstahl kommt wieder zum Einsatz, die hatte schon in meinem Test des Kobra überzeugt.
Statt auf Direct Extrusion setzt man wohl aus Kostengründen auf einen Bowden-Extruder. Mit bis zu 100mm/s soll die Druckgeschwindigkeit damit höher sein, als bei günstigen Direct-Extrudern. Einen Nachteil hat so ein Bowden-System allerdings: Sollte das Filament brechen oder reißen, kann es fummelig sein, es aus dem Bowden wieder herauszubekommen.
Gedruckt werden kann mit allen gängigen Filamenten, egal ob PLA, PETG, ABS oder TPU. Für eine einfachere Einrichtung lassen sich X- und Y-Achse einfach über Drehknöpfe spannen. Auch eine Funktion, um nach Stromausfall den Druck fortzusetzen, gibt es. Ebenso eine Erkennung für fehlendes Filament, um den Druck dann zu stoppen. Alles in allem gibt es einige Gemeinsamkeiten mit dem teureren Kobra, die aber für die meisten Anwendungsfälle kaum ins Gewicht fallen dürften. Die Build-Plate besteht wieder aus Federstahl und wird magnetisch gehalten. Ist der Druck abgekühlt, löst er sich von selbst von der Platte, während des Druckvorgangs hat sich dagegen kein Druck von allein gelöst.
Was wie zuvor fehlt: auch hier ein Druckerprofil für die Slicing-Software. Das muss man sich also wieder selbst basteln oder in den diversen Communities zusammensuchen. Ich hatte mit dem Profil des Kobra bereits gute Ergebnisse erzielt.
Der erste Druck
Nach der Montage und dem ersten Nivellieren geht es dann auch direkt an den Druck. Der war angenehm unspektakulär und lief ohne Vorkommnisse durch. Was aber direkt auffällt ist die Geräuschentwicklung – oder eher die ausbleibenden Geräusche. Der Kobra Go ist erfreulich leise, sogar noch ein wenig leiser als der „normale“ Kobra. Natürlich sind die Lüfter hörbar, aber nicht störend. Aus Platzgründen – und weil die ersten Drucke eh dem Nachwuchs gewidmet waren – stand der Kobra Go die ersten Tage im Wohnzimmer und hat dort vor sich hin gedruckt. Nebenbei Fernsehen war möglich, auch normale Unterhaltungen. Am ehesten lässt sich die Geräuschkulisse wohl mit einem Saugroboter vergleichen, der seine Runden dreht. Also gut hörbar, aber nicht zu aufdringlich, dass man sich nicht im gleichen Raum aufhalten will.
Der erste größere Druck zeigte dann einen leichten Layer-Shift, was soweit bei FDM-Druckern zwar nicht gut, aber relativ normal ist. Grund dafür kann vieles sein, auch eine fehlerhafte Einstellung meinerseits oder nicht optimale Ausrichtung. Gedruckt habe ich vor allem mit einer Rolle Anycubic PLA Filament, die zusammen mit dem Drucker geliefert wurde. Aber auch anderes Filament kam zum Einsatz.
Weitere Drucke waren dann wieder ohne Vorkommnisse, auch die Testdrucke, die ich in gleicher Form schon in meinem Anycubic Kobra Test gedruckt habe. Die Einstellungen sind dabei identisch geblieben. Was aber auffällt ist „Stringing“ bei feinen, freistehenden Bauteilen. Das Filament hat also Fäden gezogen, was einfach unschön aussieht. Lässt sich am Ende aber mit ein wenig Heißluft beseitigen. Davon ab war die Druckqualität gut, gerade hinsichtlich des Preises. Laut Anycubic sollen die besten Druckergebnisse bei 60mm/s entstehen, also so ziemlich der Standard. Bis zu 100mm/s sollen aber auch funktionieren. Wenn es schnell gehen muss, reicht die Qualität bei 100mm/s auch aus. Für sichtbare Teile oder auch stärker beanspruchte Teile würde ich es aber eher nicht nutzen.
Selbst noch höhere Geschwindigkeiten konnte ich Drucken, die Ergebnisse sahen ohne weitere Anpassung dann aber entsprechend aus. Für schnelles Prototyping noch ok, aber mehr auch nicht. Was bei mir einfach nicht klappen wollte ist der Druck mit PETG. Die Ergebnisse waren immer brüchig und instabil. Das liegt aber wahrscheinlich eher an meinen Einstellungen als am Drucker selbst.
Fazit
Der Anycubic Kobra Go ist nicht nur günstig, sondern liefert auch ordentliche Druckqualität. Größter Minuspunkt für mich sind die kleinen Ungenauigkeiten in der Bauanleitung, die die Montage ein wenig verzögern. Nichts Gravierendes, aber es ist eben auffällig. Auch der schon vormontierte Druckkopf ist ein kleiner Minuspunkt. Während man bei der restlichen Konstruktion direkt einen Eindruck davon bekommt, wie man den Drucker justieren kann, ist der Kopf fertig mit dem Drucker verbunden. Aber: Seht das mehr als Randnotiz denn als Kritik.
Dass man bei dem Preis auch gewisse Abstriche machen muss, sollte dann auch klar sein. Bowden- statt Direct-Extruder ist kein Beinbruch und die Druckgeschwindigkeit ist dennoch hoch. Auch die Genauigkeit passt, ohne dass man zu viel feinjustieren muss.
Und das ist der Punkt, den ich am stärksten hervorheben muss: Ja, der Kobra Go muss selbst montiert und ausgerichtet werden, was dank Auto-Leveling und dem einfachen Design aber schnell und vor allem einfach erledigt ist. Für mich war es der erste Drucker zum selbst montieren und es klappte auf Anhieb, sobald man ein wenig technisch begabt ist.
Insgesamt bin ich daher sehr zufrieden. Wer nicht direkt hunderte Euro ausgeben will oder kann, bekommt hier einen einsteigerfreundlichen Drucker ohne große Einschränkungen. Zum Start gibt es den Anycubic Kobra Go schon für 209 Euro.