Smartwatches von Huawei gelten als einige der besten Modelle für Android-Smartphones, doch mit der Huawei Watch D wagt sich der Hersteller in neue Gefilde: Die der sportlichen Smartwatches mit medizinischem Anspruch.
Das gefällt uns
- Einzigartige und akkurate Blutdruckmessung
- EKG
- Eine Woche Akkulaufzeit
- Tragekomfort
- Sport-Modi
- Vielzahl Sensoren
- App-Bedienung
Das gefällt uns nicht
- Kein LTE
- Kein App-Store
- Kein Sprach-Assistent (außer auf Huawei-Smartphones)
- Formfaktor für schmalere Handgelenke
Aber was hat es mit dem medizinischen Anspruch auf sich? Nun, die Watch D ist ganz offiziell in Deutschland als Medizingerät zum Blutdruckmessen zugelassen. Daneben ist sie aber eben auch eine vollwertige Smartwatch mit gehobener Ausstattung.
Wir haben uns im Alltag und beim Sport angeschaut, wie sich die Watch D schlägt.
In der Basis-Ausstattung kostet sie 399€ und – Spoiler-Alarm – dafür kann sie absolut empfohlen werden. Zumindest wenn ihr in ein paar spezielle Anforderungsprofile hineinpasst: Zum Beispiel, falls zu hoher oder zu niedriger Blutdruck bereits in eurer Familie vorkommt und ihr keine großen Blutdruckgeräte mit euch herumtragen wollt. Dann ist die Watch D als All-in-One-Smartwatch sogar alternativlos.
Auch wenn ihr viel Sport treibt und eine Smartwatch für eure Hobbies UND den Alltag benötigt, könnte die Watch D in euer Profil passen. Neben der genauen Blutdruckmessung ist nämlich noch ein EKG zum Messen von Herzunregelmäßigkeiten verbaut. Zudem kann euer Schlaf getrackt und wissenschaftlich basiert ausgewertet werden. Im Gegensatz zu anderen Huawei Smartwatches fehlen allerdings das kontaktlose Bezahlen, LTE und einige andere Komfort-Features.
Design, Materialien & Tragekomfort – Hochwertige Haptik trifft auf besonderen Formfaktor
Huawei Smartwatches sind oft schlank und stylish, wie etwa die Watch GT3 (Pro). Das Design der Watch D fällt hingegen etwas aus der Reihe. Statt rund und schmal gibt es bei ihr ein hohes Gehäuse im rechteckigen Format.
Zugegeben, die Optik ist Geschmackssache. Je nach Handgelenk könnte die nicht gerade kleine Smartwatch nämlich schnell klobig aussehen. In meinem Fall geht die Größe gerade noch in Ordnung, meiner Freundin wäre die Watch D aber schon nicht mehr schmal genug. Das hat auch mit der Breite der Armbänder zu tun, die knapp 3cm messen.
Dafür stimmt die Verarbeitung. Das Gehäuse ist aus hochwertigem Aluminium und nach IP68 zertifiziert sowie wasserdicht bis 5 ATM. Ihr könnt also problemlos damit ins Schwimmbad und eure Bahnen drehen. Auch ausgiebigeres Schwitzen und Ausflüge in die Wüste sind dank Staubbeständigkeit möglich.
Der Tragekomfort ist dabei durchweg auf einem hohen Niveau. Egal, ob im Alltag oder beim Sport, gestört hat mich die Watch D (fast) nie. Dazu trägt auch das angenehme Silikon-Armband bei. Es passt wie angegossen – und das muss es auch. Im Gegensatz zu anderen Huawei-Smartwatches gibt es die Watch D nämlich nur mit dieser Armband-Art sowie in einer Größe (51mm).
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Akkulaufzeit – Eine Woche ist drin
Für diesen Test wurde die Watch D einem Alltagsszenario mit täglichem Blutdruckmessen, dauerhafter Puls-Anzeige, zwei Mal wöchentlich Sport sowie EKG und einmaligem Schlaf-Tracking unterzogen. Die Konfiguration entsprach ansonsten Huaweis Voreinstellung. Soll heißen: Kein Always-On-Display, sondern ein Bildschirm, der bei Drehung des Handgelenks anspringt. Dazu ein aufgeräumtes Ziffernblatt mit allen wichtigen Anzeigen und schwarzem Hintergrund.
Im Test kam ich mit den genannten Nutzungsszenarien auf etwa acht Tage. Intensive Nutzung beim Sport mit viel GPS reduziert die Akkulaufzeit weiter. Habt ihr das Always-On-Display aus, sind vier bis fünf Tage aber praktisch immer drin. Das ist deutlich mehr als mit einer Galaxy Watch oder Apple Watch möglich ist.
Bei leerem Akku könnt ihr die Uhr dann über ein beliebiges kabelloses Lade-Pad wieder mit Strom befüllen. Natürlich liegt auch eins bei, das die Watch D zudem magnetisch in Position hält.
Ladet ihr eure Uhr nur mal kurz zwischendurch, reichen 15 Minuten, um den Akku zu knapp 20% zu befüllen. Das bringt euch bereits solide über den Tag.
Nutzung, Bedienung und Performance – Für Sport- und Daten-Fans optimal
Die Bedienung einer Smartwatch steht und fällt mit ihrer App. Und hier merkt man, dass Huawei nicht erst seit gestern Smartwatches anbietet. Bereits die Ersteinrichtung läuft maximal rund, da euch die App durch den Prozess führt.
Auch auf der Watch D selbst bekommt ihr zuweilen Anleitungen von Funktionen angeboten.
Die Bedienung an der Uhr erfolgt meist über das scharfe und 1,64‘‘-große OLED-Display oder die zwei seitlichen Tasten. Deren Belegung könnt in der App für euch anpassen. Normalweise führt der obere Knopf ins App-Menü der Uhr und der untere startet das Haupt-Feature „Blutdruckmessung“. Anderweitig navigiert ihr über Wischgesten. Nach links geht es zurück, wischt ihr nach oben, dann werden die Einstellungen geöffnet.
Insgesamt ist das Uhrenmenü dabei schön snappy und direkt. Aber: Nicht ganz so schnell wie zum Beispiel in der Watch GT3 Pro. Dennoch bleibt es fix genug, um im Alltag nicht zu nerven. Zum verbauten Prozessor gibt es seitens Huawei übrigens keine Angaben, was mit den innovativen Mess-Sensoren zusammenhängen dürfte (Top-Secret und so).
Software & Funktionen – Massig Modi für Sport-Fans, starke Sensoren und ein paar fehlende Features
Im Uhrenmenü könnt ihr dann aus mehr als 70 verschiedenen Sportmodi eure eigenen auswählen. Stellt vorher nur sicher, dass ihr Gewicht und Körpergröße in der Huawei Health App richtig eingestellt habt, sonst gibt es Fabelwerte bei den verbrauchten Kilokalorien.
Ebenfalls eine Anmerkung, die für alle Smartwatch-Hersteller gilt: Warum gibt es diverse Box-Modi (Freies Sparring, Boxen), wenn man die Handschuhe samt Uhr kaum über das Handgelenk bekommt?
Ansonsten wird auf der Watch D aber fast jede Einzel- und Mannschaftssportart geboten, auch diverse Tanzmodi und Wintersportarten sind mit dabei. Lediglich spezielle Kampfsportarten, bei denen eine Uhr am Handgelenk mehr als hinderlich wäre (Brazilian Jiu-Jitsu, Judo, Ringen), fehlen. Für diese solltet ihr eher auf einen Brustgurt setzen.
Egal, ob es dann ans Aufwärmen oder intensivere Workouts ging, die Sensoren der Watch D gaben mir beim Betrachten jederzeit das Gefühl, dass sie auf kleinste Trainingsänderungen reagieren konnten. Die Herzrate wurde immer passend angezeigt und auch das EKG funktionierte einwandfrei. Körpertemperatur und Sauerstoffgehalt des Blutes lassen sich ebenfalls darstellen. Allerdings solltet ihr nach dem Sport einige Minuten warten, bevor ihr letzteres messt.
Zum Trainingsabschluss bietet die Watch D zudem die Option, eure Ruhezeit grafisch darzustellen – nett.
Auch beim Schlaftracking gab sie valide und aussagekräftige Ergebnisse von sich. Tief- sowie REM-Schlafphasen werden getrackt und lassen sich dann im Detail in der Health-App betrachten. Nur etwas gruselig: Die Uhr kann über das Mikrofon eures Telefons (und somit via der Huawei Health App) eure Geräusche im Schlaf aufnehmen und in den Kategorien „Reden im Schlaf“ sowie „Schnarchen“ abspeichern. In meinem Fall wurde allerdings nichts abgespeichert – was sicherlich mit meinem Verschwiegenheitstraining in der Geheimagentenausbildung zusammenhängt – ups, so viel dazu. 😉
Atemübungen und ein Messen des Stresslevels lassen sich ebenfalls direkt an der Uhr starten. Des Weiteren gibt es die Klassiker wie Musik-Player, Wetter, Stoppuhr oder Taschenlampe.
Die App ist also eigentlich schön umfangreich ؘ– etwas nervig ist nur, dass ein Teil von zusätzlichen Funktionen hinter einem Abo-Modell versteckt ist.
Health+ nennt Huawei das Ganze. Es bietet weitere Features wie Fitnesskurse und noch mehr Atemübungen. HUAWEI beschreibt es etwas (zu) blumig als „Fitnesstrainer für die Hosentasche“.
Außerdem lässt euch Health+ Hoch- oder Querformatvideos eurer Laufroute auf einer 3D-Karte exportieren. Letztere ist aber bereits in der Huawei Health App mitenthalten. Während diese kostenlos ist und bleibt, verlangt man für Health+ 7,99 Euro im Monat oder 59,99 Euro im Jahr. Beim Kauf der Watch D werden euch drei Monate Mitgliedschaft geschenkt.
Kann man machen, falls sich die Premium-Dienste denn wirklich lohnen. Doch für mich hat es zumindest einen Beigeschmack, wenn ein 400€ teures Gerät dann noch mit Abo-Modell daherkommt. Und ihr werdet via kleiner Sticker im Menü der Health-App des Öfteren zu Bezahlinhalten geleitet – uncool.
Aber genug gemeckert und auf zu DEM Kern-Feature und Alleinstellungsmerkmal: Dem Blutdruckmessgerät. Das funktioniert über kleine Luftkissen im Armband. Sie pumpen sich auf und messen so euren Blutdruck. Dabei müsst ihr allerdings auch still stehen/sitzen und zuvor etwas geruht haben. Sonst sind die Ergebnisse uneindeutig.
Außerdem muss euer Arm angelegt und die Watch D auf Herzhöhe gehalten werden. Die Messungen ließen sich im kontrollierten Rahmen reproduzieren, was für ihre Genauigkeit spricht. Einen Gastmodus für Freunde, die einfach mal messen wollen, gibt es ebenfalls. Laut Huawei und diversen Medizinlizenzen kann die Watch D so ein professionelles Blutdruckmessgerät ersetzen – stark und einzigartig für eine derart kompakte Smartwatch.
Was beim alltäglichen Gebrauch noch auffällt: Der sehr gute Vibrationsmotor. Er ist genau richtig temperiert, um Nachrichten oder Anrufe rechtzeitig zu bemerken, ohne dabei eure Hand zum Vibrieren zu bringen. Bei vielen Smartwatches anderer Hersteller ist die Stärke hingegen entweder zu hoch oder zu niedrig gewählt.
Dafür leider prominent nicht mit dabei: Ein Lautsprecher. Auf der Uhr könnt ihr Anrufe nur ablehnen oder mit einer Nachricht beantworten. Telefonieren lässt es sich nicht. Die Kurzantworten können lediglich in der Health App angepasst werden.
Nur Huawei Smartphones vorbehalten ist zudem der Sprachassistent. Alexa oder Google gibt es hingegen nicht und da ein App-Store fehlt, lassen sich auch keine weiteren Programme installieren. Allerdings könnt ihr die Watch-Faces ändern und in der Health App auf dem Smartphone weitere dazukaufen. Alternativ gibt es auch eine große Auswahl an kostenlosen Skins, die meiner Meinung nach den bezahlpflichtigen Versionen in Nichts nachstehen.
Kurz zusammengefasst: Bedienung und App sind gut, lassen allerdings einige Funktionen – wie einen Lautsprecher für Telefonate – im Vergleich zur Watch GT3 Pro oder der Galaxy Watch 3 vermissen. Dafür überzeugen die Sportmodi und Sensoren auf ganzer Linie. Es gibt derzeit vermutlich keine Smartwatch, die es beim Sammeln von Gesundheitsdaten mit der Watch D aufnehmen kann.
Fazit zur Huawei Watch D – Sie kann alternativlos sein
Die Huawei Watch D ist also eine Smartwatch für Sport- und Gesundheits-Fans. Wer darin Prioritäten beim Smartwatch-Kauf sieht, der kommt um Huaweis neuesten Streich kaum herum. Ihr Design sagt mir persönlich zu, ist aber im Vergleich zu anderen modernen Smartwatches und Fitness-Trackern eher für große Handgelenke ausgelegt. Das hat auch mit der Vielzahl an Sensoren und dem besonderen Armband zu tun.
Durch sie liefert die Watch D Daten noch und nöcher. Gerade das Messen des Blutdrucks ist wirklich beeindruckend und auch das EKG kann was. Huaweis gewohnt gute Schlaf-Tracking-Funktion, umfassende Health-App und eine richtig gute Akkulaufzeit runden das positive Gesamtbild ab.
Wer auf Blutdruck, EKG und Hauttemperatur verzichten kann, fährt aber trotzdem besser mit der Watch GT3 (Pro) oder der Galaxy Watch 3. Auf einige Komfort-Features wie LTE oder einen Lautsprecher zum Telefonieren mit der Uhr müsst ihr bei der Watch D nämlich verzichten. Auch ein App-Store ist nicht mit an Bord.
Also: Wenn Sport und Gesundheit euer Anschaffungszweck Nummer eins sind, dann auf zur Watch D. Ansonsten gibt es bessere Alternativen für Ottonormalverbrauchende.