ViewSonic konnte uns zuletzt bereits mit dem günstigen M1 Pro ordentlich überraschen. Er überzeugte mit farbenfrohem Bild, kompaktem Design und Film-tauglichen Akkumodus. Lediglich die 720p-Auflösung missfiel uns damals.
Mit dem X11-4K schickt ViewSonic nun aber ein anderes Kaliber ins Rennen: Einen kompakten Heimkino-Beamer, der auf eine hochwertige Optik und Features satt setzt. Warum uns der X11-4K mit seinen gehobenen Ansprüchen ebenfalls überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Test.
Ein kurzer Blick aufs Datenblatt offenbart: Feature-seitig muss sich der X11-4K vor keinem ausgewachsenen Heimkino-Beamer verstecken. 4K-Auflösung mit hoher Farbraumabdeckung? Check. Eine helle Lampe mit 2.400 Lumen und eine Gaming-taugliche Bildwiederholrate von bis zu 120Hz? Check. Viele Anschlüsse und LED-Technik, die euch den Lampenwechsel erspart? Check. Für die Flut an Specs ruft ViewSonic einen Preis von derzeit* 1.699 Euro auf. Nicht wenig, aber in Heimkino-Kreisen auch kein exorbitanter Betrag.
In der ausklappbaren Tabelle erfahrt ihr, was der Beamer sonst noch an Bord hat.
ViewSonic X11-4K bei uns im Shop
Design & Lieferumfang
Ein Beamer für die Kurzdistanz eignet sich bestens für alle, die nicht Unmengen an Platz in ihrem Zuhause haben oder alternativ ein minimalistisches Setup mit dem Beamer auf dem TV-Lowboard bevorzugen. Mit knapp 4,5kg gehört der X11-4K zwar nur noch bedingt zu den Leichtgewichten seiner Art, aber die kompakten Ausmaße und der stabile Tragegriff geben dem X11-4K dennoch eine portable Note. Einen Akku hat er allerdings nicht an Bord. Sorgt also für ein Verlängerungskabel, eine zugängliche Steckdose oder eine gute Powerbank, wenn ihr den Beamer auf der nächsten Garten-Party einsetzen wollt.
Zur Optik eines Beamers ist normalerweise nicht viel zu sagen. Der Standard sind viereckige Kästen mit Lampenausschnitt vorne und Anschlüssen hinten. Umso besser, dass ViewSonic diese alteingebrachten „Traditionen“ in Frage stellt. Bereits der kleinere M1 Pro war die berüchtigte Ausnahme von der Regel. Mit dem X11-4K zieht die neue Design-Sprache aber auch bei den größeren Modellen ein.
Das rundere Gesamtbild mit metallisch-grauer Oberfläche und Kupferakzenten ist Geschmackssache – aber mir gefällt es und sollte gut in schickere Wohnzimmer passen. Über fast jeden Zweifel erhaben ist dafür der Materialmix. Metall und Leder kommen zum Einsatz und sind ein frischer Wind bei den sonst Plastik-dominierten Projektoren.
Ja, die sonstige Oberfläche ist wie so oft aus Kunststoff, doch dieser ist dicht und genau verarbeitet. Nur beim Haltegriff – der ebenfalls mit Leder bezogen ist – hätte ich mir eine metallene Grundstruktur gewünscht. Denn so biegt sich der Griff beim Tragen des ViewSonic Beamers minimal durch. Kritik auf hohem Niveau, da sonst alles gut verarbeitet ist. Besonders der metallene Drehknopf an der Oberseite gefällt gut. Mit ihm könnt ihr den Beamer an- und ausschalten sowie die Lautstärke regeln. Durch das Menü navigiert ihr via Fernbedienung oder dem Joystick auf der Rückseite.
Letzterer befindet sich etwas versteckt unter dem magnetisch anclippbaren Leder-Cover. Ihr könnt es mit einem Laschen entweder umklappen oder ganz abnehmen. Darunter befinden sich neben dem Joystick noch die vielzähligen Anschlussmöglichkeiten.
Anschlüsse
Zwei HDMI-2.0-Anschlüsse stehen für die Verbindung mit Laptops, Grafikkarten, AV-Receivern oder Konsolen parat. Sie stellen ihre Inhalte in einer maximalen Auflösung von 4K bei 60Hz Bildwiederholrate dar. Das reicht für Kino-Fans locker aus, doch habt ihr einen sehr schnellen Gaming-PC oder eine PlayStation 5 / Xbox Series X, dann müsst ihr auf die höheren 4K bei 120Hz verzichten. Diese werden erst ab HDMI 2.1 geboten. Dafür ist der Cinema-Beamer aber auch schlichtweg nicht gedacht.
Den USB-C-Anschuss könnt ihr ebenfalls als Videoeingang oder für das Abspielen von anderen Medieninhalte über den integrierten Videoplayer nutzen. Auch via der USB-A-Anschlüsse bekommt ihr Medieninhalte auf den X11-4K, als Videoeingang fungieren sie allerdings nicht.
Next level hingegen: Ein LAN-Port für den Anschluss an euer Heimnetzwerk und/oder Medien-Server. Für Heimkino-Enthusiast:innen also ein richtig nettes Feature. Ebenso gut: Ein MicroSD-Anschluss, mit dem ihr schnell Inhalte auf den Beamer bekommt.
Anschlüsse gibt es also wirklich in einem hohen Umfang, doch was ist sonst noch mit dabei? Zwei Kaltgerätekabel (UK & EU), das externe Netzteil, Papierkram und natürlich die Fernbedienung. Sie ist wieder schön kompakt gehalten und bietet alle Komfort-Funktionen auf einen Klick. Über eine Beleuchtung, die bei dunklen Filmabenden die Navigation deutlich erleichtern kann, verfügt sie ebenfalls – sehr gut.
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Langlebige Lampe mit LED-Technik
Im X11-4K setzt ViewSonic erneut auf die LED-Technik. Mit maximal 2400 ANSI-Lumen wird die Lampe dabei ordentlich hell und kann klassischen Halogen-Beamern locker das Wasser reichen. Ihr Hauptargument ist jedoch: Sie hält deutlich länger. Gefühlt liefert sie zudem euch ein helleres Bild als vergleichbare Halogen-Beamer mit ähnlichen Lumen-Werten.
Die Projektion wird dabei über ein geläufiges DLP-Rad ermöglicht. Es färbt das Licht in rot, grün oder blau ein. Damit trifft es also in Schichten auf die Projektionsfläche. Davon merkt ihr aber im normalen Betrieb nichts, sondern nehmt nur das komplett farbige Bild wahr.
Einzige Ausnahme: Der berüchtigte Regenbogeneffekt (RBE). Bewegt ihr euren Kopf schnell oder blickt von einem Teil der Leinwand zum anderen, könntet ihr die einzelnen Farbtöne kurz erblicken. Im Test ließ sich das beim X111 aber nicht feststellen. Auch bei schnellen Kopfbewegungen oder beim Blinzeln blieben die Farben damit stabil.
Die Helligkeit reicht aus, um euch in einem halbdunklen Raum ein ordentliches Bild an die Wand zu werfen. In der prallen Mittagssonne leidet die Erkennbarkeit hingegen deutlich. Wer also beim Beamer-Kauf auf den Außeneinsätze spekuliert, sollte mit dem X11-4K bis zum frühen Abend warten.
Bedienung: Umfangreiches Menü mit Android-Basis
Wie seine Verwandten gehört der X11-4K zu den sogenannten „smarten Beamern“. Sein Betriebssystem basiert also auf einer Beamer-Variante des weitverbreiteten Smartphone-OS Android. Ähnlichkeiten sind nicht nur optischer Natur und sorgen dafür, dass ihr euch schnell zurecht finden werdet. Nach dem Einschalten wird es automatisch gestartet, während des Betriebs erreicht ihr es durch ein Drücken des Home-Button auf der Fernbedienung.
Dort könnt ihr Apps herunterladen, einen Browser (Chrome) nutzen oder Medien von USB-Sticks, dem Server oder der MicoSD-Karte abspielen. Mittlerweile gibt es auch den VLC-Player, um viele Dateiformate direkt vom Stick zu nutzen. Leider ist die App-Auswahl ansonsten eher eingeschränkt. Lediglich 44 Apps* stehen im hauseigenen Store zur Verfügung.
Welche Apps fehlen?
Prominent fehlen: Amazon Prime Video, eine offizielle YouTube-App oder auch Sport-Apps wie DAZN. Die für viele wichtigsten ؘ– Disney+ und Netflix – bekommt ihr aber immerhin. Zwei YouTube-Alternativen sind zudem zumindest vorinstalliert. Ansonsten lassen sich nicht vorhandene Apps aber meist über den Umweg Chrome-Browser nutzen.
Oder ihr verbindet euer Smartphone via Screen-Mirroring. Hierbei ist lediglich die Auflösung etwas niedrig, was bei einem großen Bild auffallen kann. Neben diesem smarten Menü gibt es noch eine Hardware-Einstellung. Sie öffnet sich, sobald ihr das Zahnrad auf der Fernbedienung drückt. Wie beim X1 bietet euch ViewSonic erneut eine große Auswahl an weiteren Bildoptionen.
Von der Farbtemperatur über Stand-By-Modi bis hin zu Präsentationsmodi oder der sehr genauen manuellen Trapezkorrektur wird euch viel Freiraum gelassen.
ViewSonics automatische Trapezkorrektur hatte ich im letzten Test noch stark gelobt. Im X11-4k kann sie aber nicht ihre gewohnten Stärken ausspielen. Die Höhenjustierung am Beamer ist mit dem kleinen Standfuß leider zu eingeschränkt. Bei krummen Winkeln, blieb in meinem Fall auch das Bild krumm. Erst eine manuelle Nachjustierung brachte Abhilfe. Dann passte aber alles. Da sich der X11-4K an ein Heimkino-Publikum richtet – das wahrscheinlich sowieso selbst nachjustiert – ist das zu verschmerzen.
Für den normalen Film-/ Serienkonsum habe ich weiterhin den Modus „Film“ ausgewählt. Der Kontrast ist dabei stark und der Weißpunkt mit 6500K genau im Soll. Für hellere Räume gibt es auch noch den – Überraschung – Modus „Hell“. Hierbei ist der Weißpunkt etwas bläulicher.
Bild für Heimkino-Profis, sehr guter Kontrast
Erneut werden Filme und Serien von den satten, fast schon OLED-haften-Farben des ViewSonic sehr gut herüber gebracht. Wie bereits erwähnt, habe ich für diesen Test vornehmlich den Modus „Film“ genutzt und die Farbtemperatur auf den voreingestellten 6500K belassen. Die Latenz des Beamers war während des Gamings gering und das Spielerlebnis dementsprechend direkt.
Es gab also kaum Schlieren bei schnellen Bewegungen und Eingaben wurden ohne Verzögerung umgesetzt. Der Kontrast ist, wie schon bei X1 und M1 Pro, sehr gut. Wobei der X11-4K durchaus noch einige Ligen höher spielt, da Schwarz deutlich satter wirkt und die Farbraumabdeckung mit 125% REC.709 weiter ist.
In den Modi Gaming und TV war das Bild zwar insgesamt heller, die Farben allerdings zu übertrieben saturiert. Der Weißpunkt ging dann etwas stark ins Bläuliche. Möchtet ihr also die beste Farbwiedergabe, dann nutzt den Modus „Film“ und justiert den ViewSonic-Beamer von hier aus.
Anmerkung zu den Fotos: Lasst euch von den leichten Farbverschiebungen nicht täuschen. Sie haben mit dem schnellen Verschluss der Kamera in Kombination mit dem DLP-Farbrad des Beamers zu tun. In Natura wirkt das dargestellte Bild absolut homogen.
Wie nah muss ich an die Wand?
Als Kurzdistanz-Beamer kann der ViewSonic X11-4K bereits aus 50cm ein scharfes Bild an die Wand werfen. Wirklich groß wird es ab ca. 1m Abstand – dann ist man bei knapp 63 Zoll Diagonale. Maximal ist eine Diagonale von über 5m drin. Das sind dann bereits echte Kino-Verhältnisse. ViewSonic bietet einen sehr umfangreichen Distanzrechner an, in dem ihr Aufstellsituationen für euer Zuhause genau nachvollziehen könnt.
Wer über eine glatte Tapete verfügt, kann die Bilder direkt an die Wand werfen. Unebenheiten sind aus der Nähe aber dann deutlich zu sehen. Mit unserer Raufasertapete konnte ich die Wandprojektion nur mit Einschränkungen bewerkstelligen. Falls das bei euch ähnlich ist, rate ich zu einer vernünftigen Leinwand.
Ich habe eine Celexon Stativ-Leinwand genutzt. Sie lässt sich schnell und einfach aufbauen, und bietet euch ein helles, gleichmäßiges Bild. Solltet ihr sie nach dem Filmabend nicht mehr benötigen, lässt sie sich auch gleich kompakt verstauen.
Insgesamt bietet der ViewSonic X11-4K also ein sehr gutes Bild, das mit heller, kontrastreicher Darstellung und hoher Farbraumabdeckung überzeugt. HDR-Inhalte, auf Netflix, Disney+ oder via Blu Ray werden ebenfalls gut wiedergeben und müssen sich nicht vor der Darstellung auf einem OLED-Fernseher (LG C1) verstecken.
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Zwei Mal acht Watt – und selbst Bass ist vorhanden.
Interne Lautsprechern bei Beamer sind vor allem fürs Datenblatt da. Schließlich hängen die meisten ihre Lichtakrobaten an einen AV-Receiver, um dem großen Bild auch einen großen Klang zur Seite zu stellen. Via Bluetooth, Toslink, USB-C, Klinkenanschluss oder HDMI könnt ihr den X11-4K dementsprechend mit vielen externen Speakern verbinden. Da er mit seinem Haltegriff aber auch einen portablen Anspruch hat, sollte die Wichtigkeit der internen Lautsprecher nicht unterschätzt werden.
ViewSonic hat neben zwei Hochtönern auch zwei Tieftöner verbaut, so dass man von einem 2.2-Aufbau sprechen kann. Die Spezialisten von Harman / Kardon zeichnen sich für die Abstimmung verantwortlich und der Frequenzgang ist erstaunlich linear. Bis zu „punchigen“ 60 Hz geht es herunter. Damit hört ihr auch schon die Kickdrum beim Schlagzeug oder ein leichtes Donnergrollen in Filmszenen richtig gut. Auch Stimmen werden solide wiedergegeben und lösen sich vom restlichen Klangteppich.
Klar, der Sound kommt frontal von einer Stelle – nämlich dem Beamer. Ein echtes Stereobild gibt es so kaum. Aber er ist durchaus mit hochwertigen Bluetooth-Lautsprechern zu vergleichen.
Sehr leise, selbst auf maximaler Helligkeit
Ernsthafte Heimkino-Beamer müssen nicht nur ein helles und kontrastreiches Bild liefern, sondern dabei auch ihre produzierte Hitze so abführen, dass der Lüfter in ruhigen Filmszenen nicht nervig wird.
Das ist gar nicht so einfach, denn leuchtstarke Lampen produzieren viel Abwärme und deren Lüfter müssen dementsprechend hoch drehen.
Die LED-Technik ist zum Glück dafür bekannt deutlich effizienter zu arbeiten als vergleichbare Halogenlampen. Somit bleibt der X11-4K kühler und der Lüfter muss weniger hoch drehen. Das Resultat ist eine sehr angenehme Geräuschkulisse, die nie hochfrequent oder anderweitig störend wird.
Lampentausch adé
Ein weiterer Vorteil der LED-Technik: Ihre Langlebigkeit. Sie hält etwa sechs Mal so lang, wie vergleichbare Halogen-Modelle.
In Zahlen: Bis zu 30.000 Stunden sind laut ViewSonic drin. Ihr könnt den Beamer also dreieinhalb Jahre im Dauerbetrieb oder über 20 Jahre mit vier Stunden Betrieb am Tag nutzen. Damit sollte sich ein Lampentausch für fast alle Anwender:innen erledigt haben.
Fazit ViewSonic X11-4K: Großer Beamer mit schlankem Gehäuse
ViewSonics neue Beamer-Serie bringt endlich etwas frischen Wind in die eingestaubte Szene. Statt viereckiger Kästen, die direkt nach „Boomer“ schreien, setzt der Hersteller auf ein modernes Design mit Vintage-Anleihen. Durch die neuen LED-Lampen hebt sich nicht nur die Effizienz von den geläufigen Halogen-Modellen ab, sondern auch die Bildqualität überzeugt mit guten Farben und starkem Kontrast erneut. Dabei bleibt die Kühlung zudem schön ruhig, was man nicht über viele Beamer sagen kann.
Mit 1.699 Euro ist er zwar nicht gerade günstig, aber in Anbetracht seines Feature-Umfangs trotzdem noch als preiswert zu empfehlen – gerade im Heimkino-Bereich.
Feature-seitig sind dabei lediglich zwei Dinge zu kritisieren: Der Verzicht auf den neueren HDMI-Standard 2.1 und die unerwartet schwache automatische Trapezkorrektur. Zumindest für Letzteres könnte es aber noch Abhilfe via eines Updates geben. Und immerhin ist die manuelle Korrektur so umfangreich, dass sie allen Ansprüchen von Heimkino-Fans genügen sollte.
Die Smart-Funktionen sind darüber hinaus ein netter Bonus. Die meisten werden aber wahrscheinlich ihre eigenen BluRay-Player, PCs oder Medien-Server mit dem Beamer verbinden.
Seid ihr also auf der Suche nach einem Heimkino-Beamer unter 2.000€, der kaum Kompromisse eingeht, dann nehmt den ViewSonic X11-4K in die engere Auswahl.
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*Alle Preise: Stand 02/2023