Das Gericht hat entschieden: Google muss nicht nur Drittanbieter-App-Stores zulassen, sondern auch vollen Zugriff auf seinen vollständigen Katalog der Play-Apps gewähren.
Für drei Jahre muss Google den Play App Store für den Wettbewerb öffnen. Dazu gehören neben konkurrierenden App Stores von Drittanbietern auch die Play Apps. Einzige Ausnahme besteht darin, wenn Entwickler-Teams sich explizit dagegen entscheiden. Das könnte das Angebot für Android-Apps grundlegend verändern.
Hier eine Liste, was Google ab November 2024 bis November 2027 machen muss:
- Zahlungen in Apps dürfen nicht mehr nur über Google Play bezahlbar sein (die Jury kam zu dem Schluss, dass das Zahlungssystem illegal an den App Store gekoppelt ist)
- Android-Entwickler*innen dürfen Nutzer*innen über andere Zahlungsmöglichkeiten im Play Store informieren
- Android-Entwickler*innen dürfen Links zu Download-Möglichkeiten für ihre Apps außerhalb des Play Stores bereitstellen
- Die Preise für Apps können nun von den Android-Entwickler*innen selbst festgelegt werden – unabhängig von Play Billing
Auf der anderen Seite darf Google die folgenden Dinge nicht mehr tun:
- Google darf keine Umsätze „mit jeder Person oder Organisation teilen, die Android-Apps vertreibt“ oder plant, einen App Store oder eine App-Plattform zu starten
- Entwickler*innen Geld oder Vergünstigungen anbieten, damit sie ihre Apps exklusiv oder als erstes im Play Store veröffentlichen
- Entwickler*innen Geld oder Vergünstigungen anbieten, damit sie ihre Apps nicht in anderen Stores veröffentlichen
- Geräteherstellern oder Netzbetreibern Geld oder Vergünstigungen anbieten, damit sie den Play Store vorinstallieren
- Geräteherstellern oder Netzbetreibern Geld oder Vergünstigungen anbieten, damit sie konkurrierende Stores nicht vorinstallieren
Epic argumentierte im Gerichtsverfahren erfolgreich, dass Google sehr ausführliche Vereinbarungen mit Entwicklern, Mobilfunkanbietern und Geräteherstellern geschlossen habe, dass es für konkurrierende Stores nahezu unmöglich sei, überhaupt zu starten. Alternative App Stores können nun sogar von Anbietern unterstützt werden. Dadurch könnte zum ersten Mal eine Konkurrenz für Googles Monopol entstehen.
Google behält Kontrolle über Sicherheit und Schutz bei Android
Laut Gerichtsurteil muss Google „angemessene Maßnahmen ergreifen“, die „unbedingt erforderlich und eng zugeschnitten“ und „vergleichbar“ mit der Art und Weise sind, wie es den Google Play Store derzeit überwacht. Dafür darf der Tech-Gigant eine Gebühr erheben.
Epic hat wiederholt argumentiert, dass es Google nicht erlaubt werden darf, App Stores von Drittanbietern durch Überwachung abzuschrecken. Daher ist es wahrscheinlich, dass beide Parteien darüber weiterhin streiten werden. Der zuständige Richter hat Google acht Monate Zeit gegeben, ein passendes System zu entwickeln. Ein dreiköpfiges Team (von beiden Parteien gemeinsam gewählt) wird Streitigkeiten prüfen.
Epic hat nicht alles bekommen, was es wollte
Epic wollte, dass Google seinen PlayStore für sechs Jahre öffnen muss – nicht nur drei. Außerdem sollte es Benutzer*innen ermöglicht werden, Apps mit einem Fingertipp zu laden und das APIs nicht an Google Play gebunden werden.
Der Richter nannte zur Begründung, dass sein Urteil „gleiche Bedingungen für den Markteintritt und das Wachstum von Konkurrenten schaffen“ soll. Dabei soll Google aber nicht übermäßig belastet werden.
Sogar der Verkaufs-Gigant Amazon hatte sich dazu zu Wort gemeldet. Durch die von Google geschaffenen Netzwerk-Effekte war es dem Amazon App Store bis heute nicht möglich, sich nennenswert zu etablieren. Das berühmte Henne-Ei-Problem von Nutzer*innen und Apps. Mit dem Zugriff auf den App-Katalog von Google Play hätten konkurrierende App Stores nun eine reelle Chance, sich durchzusetzen.
Google will in Berufung und Epic feiert seinen Sieg
Epic betrachtet das Urteil als großen Sieg. So schrieb Tim Sweeney, CEO von Epic Games, auf X:
„Der Epic Games Store und andere App Stores kommen 2025 in den USA in den Google Play Store – ohne Googles Schreckensbildschirme und Googles 30-prozentige App-Steuer – dank des Sieges im Verfahren Epic gegen Google“
Google will gegen das Urteil Berufung einlegen. Die Änderungen würden „eine Reihe unbeabsichtigter Konsequenzen haben, die amerikanischen Verbrauchern, Entwicklern und Geräteherstellern schaden werden“.
Das Urteil bedeutet für uns in Europa zunächst keine Änderung, denn das Urteil gilt nur in den USA. Ob sich auf mittlere Sicht bei uns etwas tut, bleibt also abzuwarten.
Für Google ist die Geschichte auch noch lange nicht vorbei. Epic hat vor einer Woche eine zweite Klage gegen Google (und Samsung) eingereicht und argumentiert, die Unternehmen hätten bereits versucht, diese bevorstehende einstweilige Verfügung zu umgehen, indem sie zusätzliche Hindernisse für App-Stores von Drittanbietern geschaffen hätten. Da dieser Fall nun offiziell mit diesem hier in Verbindung steht, wird der gleiche Richter ihn ebenfalls verhandeln.
Der Rechtsstreit begann im Jahr 2020 als Epic eine Falle für Google und Apple in seiner Fortnite App aufstellte, um die 30%-Gebühr beider Tech-Giganten nicht mehr zahlen zu müssen. Beide AppStores warfen Fortnite dafür aus den Stores und wurden direkt im Anschluss von Epic verklagt.
Das Verfahren Epic vs Apple ist bereits vorbei und Apple hat dabei größtenteils gewonnen. Das einzige echte Zugeständnis war, dass Entwickler*innen ihren Benutzer*innen nun legal sagen können, wie sie das Zahlungssystem von Apple umgehen können. Das Ergebnis für Google ist deutlich härter ausgefallen.