Wie jedes Jahr hat Qualcomm auch 2024 neue Snapdragon-Prozessoren für Smartphones vorgestellt. Nach dem SD 8 Gen 3 folgt nun der „Snapdragon 8 Elite“. Neben dem Naming gibt es auch weitere Neuerungen.

Während der „klassische“ Prozessor-Markt nicht gerade vor Wettbewerbern überschwappt, gibt es auf dem Markt für mobile Prozessoren durchaus noch Konkurrenz: Qualcomm, MediaTek, Huawei, Apple und Google. Viele davon nutzen die Patente und Techniken der Firma „ARM“.

Auch die beliebten – und in den meisten Flaggschiffen vorzufindenden – Snapdragon-SoCs von Qualcomm basierten bisher auf Plänen von „ARM“. Das ändert sich nun. Um den großen Schritt gebührend zu feiern, ändert sich parallel auch die Namensgebung. Auf den „Snapdragon 8 Gen 3″ aus 2023 folgt der „Snapdragon 8 Elite“.

Auf der Snapdragon Summit 2024 gab es nun Einblicke in die kommende Prozessorgeneration, welche unter der Haube einige nette Verbesserungen und Leistungssprünge mit sich bringt.

Es kommt die zweite Generation der Oryon-CPU-Architektur zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine Eigenentwicklung von Qualcomm. Die CPU soll sogar Apples hervorragender Single-Core-Performance nahekommen. Aber auch an der GPU wurde ordentlich geschraubt. Gefertigt wird jetzt übrigens im 3nm-Verfahren von/bei TSMC.

Oryon als Eigenentwicklung

Vor einer Weile hat Qualcomm eigene Notebook-Prozessoren vorgestellt: Den Snapdragon X Elite und Plus. Beide sind starke Abwandlungen der bisherigen mobilen Snapdragon-CPUs für Smartphones. Um den Kreis zu schließen, kommt jetzt einiges an Wissen und Technik von den Notebook-Varianten wieder zu den Smartphone-SoCs.

Bei den Notebook-Prozessoren kommt die eigens entwickelte Oryon-Mikroarchitektur zum Einsatz, welche für starke Leistungssprünge gesorgt hat. Es war auch der erste Schritt weg von den klassischen ARM-Kernen und Konzepten hin zu etwas Eigenem.

Beim neuen Snapdragon 8 Elite gibt es nun die zweite Generation der Oryon-Kerne, es wird aber weiterhin die Befehlssatzarchitektur von ARM genutzt. Es werden nun quasi nur keine Prozessorkerne mehr von der Stange (Cortex-X925, A725, A520 etc). genutzt.

Die beiden neuen Oryon-„Hauptkerne“ können mit einem Maximaltakt von 4,32 GHz laufen, was selbst den mit maximal 3,40 GHz etwas übertakteten Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy deutlich überbietet. Auch Apples A-Chips takten nicht so hoch.

Daneben gibt es noch sechs weitere Kerne mit neuer Mikroarchitektur. Diese können mit maximal 3,53 GHz takten und sind ebenfalls schneller als die Nebenkerne im SD 8 Gen 3 for Galaxy mit 3,15 GHz. Auf sparsame E-Kerne wird diesmal komplett verzichtet. Dazu gibt es nun mehr Cache für die Kerne und einen Sprung auf LPDDR5X-10667 beim Arbeitsspeicher.

Alles in allem soll der neue Snapdragon 8 Elite insgesamt bis zu 45 Prozent mehr Leistung als der Vorgänger bieten. Die Effizienz soll – trotz Verzicht auf E-Kerne – um 44 Prozent gestiegen sein und die Stromeinsparung 27 Prozent betragen.

Stärkere Adreno-GPU

Die Snapdragon-Prozessoren gelten im mobilen Bereich längst als GPU-Könige. Das dürfte wohl auch mit dem Snapdragon 8 Elite weiterhin so bleiben.

Die Adreno-GPU hat nun eine neue Sliced-Architektur und wurde nochmal deutlich verbessert. Bis zu 40 Prozent schneller (insgesamt) und bis zu 35 Prozent besser beim Raytracing, dabei aber bis zu 40 Prozent energiesparender also noch der Vorgänger Adreno 750 soll sie sein.

Grund für die großen Leistungssprünge ist die eigens entwickelte Sliced-Architektur. Die GPU besteht nun aus verschiedenen, voneinander getrennten Bereichen mit jeweils eigenen Recheneinheiten. Vorbei sind die Zeiten von großen monolithische GPUs. Auch hier wurde der Maximaltakt auf bis zu 1,1 GHz pro Slice erhöht. Davor waren es maximal 1,0 GHz für die ganze GPU. Natürlich gibt es – wie beim CPU-Teil – auch mehr dedizierten Speicher: 12 MB Speicher für jeden Slice.

Spannend ist auch, dass Qualcomm bei der GPU eng mit Epic zusammenarbeitet, um für einen möglichst reibungslosen Einsatz der Unreal Engine 5 zu sorgen. Die Engine kennen viele PC- und Konsolen-Spieler*innen, auf Smartphones ist sie bisher noch nicht so häufig zu finden. Die Kooperation gilt weiterhin. So könnten manche AAA-Spiele leicht auf Smartphones portiert werden und dort (verhältnismäßig gut) laufen.

Hexagon-NPU für KI

Auch die AI-Fähigkeiten wurden im Snapdragon 8 Elite verbessert. Die Rechenleistung bzw. -fähigkeit gibt Qualcomm aber nicht mehr in klassischen TOPS an. Laut Qualcomm ist die Angabe zwar für das Hardware-Potential praktisch, aber ausschlaggebend sei die Software und wie effizient diese die NPU ausnutzt.

Die NPU bietet nun mehr Skalar- und Vektor-Beschleuniger, aber auch der Durchsatz sei verbessert worden. Insgesamt soll es einen Leistungszuwachs von 45 Prozent geben und – keine Überraschung – die Effizienz soll ebenfalls deutlich besser sein.

Neben klassischen AI-Anwendungen wurde auch die AI-Unterstützung für den Bildprozessor (ISP) verbessert. So optimiert die AI in Echtzeit Videoaufnahmen bei bis zu 4K und 60 FPS. Aufnahmen sind – ohne AI-Hilfe – mit bis zu 8K30FPS möglich. Aber auch grundsätzlich ist der ISP beim Snapdragon 8 Elite deutlich verbessert worden: Der Datendurchsatz wurde auf 4,3 Gigapixel/s (davor 3,2) erhöht und es können im Zero-Shutter-Lag-Modus bis zu drei Sensoren mit 48 MP (davor 36) ausgelesen werden. Mit ZSL gibt es ein Auflösungsmaximum eines Sensors von 108 MP, ohne sogar bis zu 320 MP statt vorher 200 MP.

Ebenfalls spannend: Im sogenannten „Sensing Hub“ von Qualcomm werden viele Always-On-Funktionen stromsparend ausgeführt. Hier sei die Leistung – vor allem für AI-Kram – deutlich gesteigert worden.

Neues Modem

Im neuen Prozessor steckt auch ein integriertes Multi-Mode-Modem, welches 2G bis 5G Advanced unterstützt. Auch hier gibt es nun einen eigenen KI-Prozessor, der Optimierungen an Verbindungen vornehmen kann.

Nebenbei unterstützt der Snapdragon 8 Elite nun auch Wi-Fi 7, Bluetooth 5.4, Bluetooth 6.0 und UWB (z.b. für Autoschlüssel).

Weitere Gerüchte und Details

Insgesamt ist der Snapdragon 8 Elite ein großer Schritt für Qualcomm: Er bietet einen guten Leistungssprung in allen relevanten Bereichen. Am wichtigsten ist aber, das sich die Firma nach und nach von den Standard-ARM-Techniken löst und auf eigene Entwicklungen setzt. Damit baut der wohl beliebteste Hersteller von Smartphone-Prozessoren die Markt-Dominanz weiter aus.

Wie sich der Prozessor im Alltag schlägt, wie es mit der Kühlung bei langen Video-Aufnahmen & Gaming aussieht oder wie groß der (indirekte) Preisaufschlag bei neuen Smartphones ist, muss sich aber erst noch zeigen. Sobald wir mehr darüber erfahren, lassen wir es dich natürlich wissen.

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via computerbase.de