Wie sieht der perfekte Mini-Highend-PC für das Wohnzimmer aus? Mit dieser Frage im Hinterkopf haben wir versucht, die beste Gaming-Hardware mit einem möglichst kompakten 30-Liter-Gehäuse zu vereinen. Herausgekommen ist ein schwarz-weißer Understatement-Performer für helle Wohnzimmer. Was er kann, erfährst du hier.
Die Vorbereitung für diesen Beitrag war gar nicht so einfach. Wie schafft man es, einen möglichst kompakten, unscheinbaren Mini-PC im mATX-Format für das Wohnzimmer mit Highend-Komponenten zu verheiraten, ohne dabei zu viele Einschnitte bei der Kühlung oder der Alltagstauglichkeit zu machen?
Die Anforderungen an das Projekt „Highend-Mini-PC“
Gedanklich haben wir uns für das Projekt die folgenden Einschränkungen auferlegt:
- maximale Leistung mit AMD Ryzen 9 9950X3D und GeForce RTX 5090
- 360mm-AiO für die CPU
- möglichst hohe „Wohnzimmertauglichkeit“
- möglichst gute Zugänglichkeit der Komponenten und Anschlüsse
- möglichst viele Komponenten in Weiß
- maximal 30 Liter Volumen
Welche Komponenten sollen es für einen Highend-Mini-PC sein?
Mit diesen Anforderungen machen wir uns zuerst auf die Suche nach einem passenden Gehäuse. Bedingt durch die Anforderung, eine 360mm-AiO-Wasserkühlung und eine GeForce RTX 5090 verbauen zu können, rutschen viele Gehäuse im ITX-Format direkt in den Filter. Übrig bleibt mit der Prämisse „maximal 30 Liter Volumen“ am Ende nur noch das Lian Li DAN Cases A3-mATX, das es in vier unterschiedlich farbigen Versionen gibt. Mit 27,64 Litern Volumen ist es sehr kompakt, bietet aber trotzdem die Möglichkeit, eine 360mm-AiO-Wasserkühlung, eine GPU mit bis zu 415mm Länge und Mainboards bis zum µATX-Format zu verbauen.
Für die durstigen Komponenten muss das passende Netzteil her. Mindestens 1000W im kompakten SFX-L Format sollten es mindestens sein, wenn möglich in Weiß. Heraus kommt das vollmodulare ASUS ROG Loki SFX-L 1200W Titanium mit 80 PLUS Titanium-Zertifizierung. Mit 1200W und 2x 16-Pin PCIe 5.1 12V-2×6-Anschlüssen bietet es mehr als genug Leistung für eine GeForce RTX 5090 und den Ryzen 9 9950X3D.
Beim Mainboard haben wir uns angesichts mangelnder weißer Alternativen zum Zeitpunkt der Organisation für das ASUS ROG Strix X870-I Gaming WiFi entschieden. Das Mini-ITX-Board hat den aktuellen X870-Chipsatz von AMD und punktet neben einem neuen M.2-Steckplatz mit PCIe 5.0 x4 auch mit 2x USB4 (40Gb/s, inkl. DP 1.4a), einer RAM-Unterstützung bis DDR5-8600 und neuesten kabellosen Standards (WiFi 7/ Bluetooth 5.4). Es bietet noch weitere Besonderheiten, dazu aber später mehr.
Finales Build mit Ryzen 9, 64GB RAM und RTX 5090
Das gesamte System bestand am Ende aus den folgenden Komponenten:
- CPU: AMD Ryzen 9 9950X3D
- CPU-Kühler: be quiet! Light Loop 360mm White
- Mainboard: ASUS ROG Strix X870-I Gaming WiFi (BIOS Version 1057; Veröffentlicht: 05.06.2025)
- RAM: Kingston FURY Beast RGB weiß DIMM Kit 2x32GB, DDR5-6400, CL32-39-39
- GPU: MSI GeForce RTX 5090 32G Gaming Trio OC
- Netzteil: ASUS ROG Loki SFX-L 1200W Titanium
- Speicher: WD_Black SN8100 2TB PCIe 5.0, WD Blue SN5000 SSD 4TB PCIe 4.0
- Gehäuse: Lian Li DAN Cases A3-mATX
- Windows 11 Pro (24H2)

Die Komponenten von unserem Highend-mATX-Build. Der Ryzen 7 wurde noch durch den Ryzen 9 ersetzt.
Die Anforderungen an das Kühlsystem sind bei einem kompakten Gehäuse hoch. Dank großer perforierter Flächen bietet das das A3-mATX eine gute Basis für ordentlich Durchzug, der Kamin-Luftstrom wird bei unserem System allerdings ausschließlich durch die Lüfter von Grafikkarte, AiO-Wasserkühlung und Netzteil erzeugt. Im Gehäuse selbst werden bedingt durch mangelnde sinnvolle Möglichkeiten keine zusätzlichen Lüfter verbaut.
Zusammenbau im 30-Liter-Gehäuse mit Hindernissen
Die Komponenten sind da, also fehlt nur noch der Zusammenbau des Systems. Einfacher gesagt als getan, immerhin ist Handgröße XL nicht die beste Voraussetzung, um an einem mATX-Gehäuse herumzubasteln. Auf die richtige Vorbereitung kommt es an.
Wir fangen zuerst mit der Bestückung des Mainboards an, konkret mit den beiden M.2 SSDs. Beim ROG Strix X870-I Gaming WiFi liegen die beiden M.2-Ports übereinander, wobei es sich beim unteren Port um den mit Standard PCIe 5.0 x4, beim oberen um den mit PCIe 4.0 x4 handelt. Im Anschluss setzen wir den Ryzen 9 9950X3D in den Sockel und montieren die AiO. Es ist ratsam, die PWM- und RGB-Kabel der AiO gleich an das Mainboard anzuschließen, da diese im Gehäuse später nur noch schwer zugänglich sind.
Ebenfalls ratsam: Direkt nach dem Einbau des Mainboards in das Gehäuse auch schon den 8-Pin-Stromanschluss für das Netzteil anschließen. Hier kommt man ebenfalls nicht mehr gut an den Anschluss, wenn der Radiator eingebaut ist. Wir montieren selbigen zuerst mit dem Anschluss der Schläuche nach rechts. Das stellt sich ein paar Schritte weiter als Fehler heraus, denn der Platz zwischen Radiator, Netzteil und Grafikkarte ist äußert knapp. Wir müssen daher nochmal umsatteln und den Radiator mit den Schläuchen linksseitig verbauen.
Wenig Platz zwischen Netzteil und AiO-Lüftern
Danach verbinden wir die ARGB- und PWM-Kabel der drei Lüfter mit dem ARGB-PWM-Hub der Light Loop 360mm. Das kann einfach im linken der beiden SSD-Halterungen montiert werden. Nun befestigen wir das bereits mit dem internen Kaltstromkabel verbundene ROG Loki SFX-L 1200W Titanium an der Gehäusehalterung und haken es auf höchstmöglicher Stufe in die vorgegebenen Vorrichtungen ein. Achtung: Das Stromkabel stößt mit einer Schraube der AiO zusammen, anders passt die Grafikkarte aber leider nicht ins Gehäuse.

Kabelmanagement lässt sich trotz ARGB-PWM-Hub in einem kleinen mATX-Case nur bedingt gut realisieren.
Wir verbinden vor dem behutsamen Einsetzen der GeForce RTX 5090 sicherheitshalber noch alle Stromkabel mit dem Netzteil. Das ist auch im Gehäuse möglich, denn die Vorderseite des Gehäuses muss so oder für die Montage des Netzteils abgenommen werden. Deckel und beide Seitenteile sind für einen besseren Zugang zur Hardware ebenfalls abnehmbar. Zum Gehäuse gehört zudem eine Grafikkartenhalterung, die magnetisch mit dem Gehäuse verbunden ist und einfach unter die GPU geschoben werden kann.
Zum Schluss noch die Grafikkarte einsetzen, darauf achten, dass der 12VHPWR-Anschluss bombenfest im Steckplatz von Netzteil und GPU sitzt. Fertig.
Mini-PC: Performance in Assassin’s Creed: Shadows, Cyberpunk 2077 und Co.
Nach der Installation von Windows 11, den aktuellsten Treibern, dem neuesten BIOS und der Anpassung des RAM auf das Expo-1-Profil mit 6400 MHz geht es auf zu den Gaming-Benchmarks. Wir haben die folgenden drei Auflösungen getestet:
- Full HD (1920*1080px)
- WQHD (2560*1440px)
- 4K-UHD (3840*2160px)
In unserem Gaming-Parcours haben wir uns Assassin’s Creed Shadows, Cyperpunk 2077, Shadow of the Tomb Raider, Anno 1800 und CS2 genauer angesehen. Die Ergebnisse kannst du dir in den Diagrammen anschauen.
Zum Vergleich und zur Einordnung können wir leider nur das aktuelle MSI Titan 18 HX Dragon Edition Norse Myth heranziehen. Das ist zwar immerhin das teuerste aktuell erhältliche Gaming-Notebook mit GeForce RTX 5090 Mobile, 128GB DDR5 RAM und Intel Core Ultra 9 285HX bei uns im Shop. Abgesehen von der Portabilität hat es aber keine Chance gegen den Mini-Gaming-PC. In 4K-UHD ist es gemittelt auf vier Spiele (ohne Tomb Raider) über 55% langsamer. In Full HD sind es noch gut 43%.
Performance in CB 2024, Lightroom und Resolve
Für uns war ebenfalls die Performance im aktuellen CineBench 2024 interessant. Hier erreicht der Ryzen 9 9950X3D mit 16 Kernen und 32 Threads starke 2341 Punkte im Multi-Core- und 139 Punkte im Single-Core-Benchmark.
Auch für kreative Projekte ist der Underdog-Wohnzimmer-PC wie geschaffen. Für unseren Export von 400 Raw-Fotos benötigt der PC schnelle 70 Sekunden, unser Export in Davinci Resolve ist in 3 bzw. 8 Sekunden so schnell wie nie fertig. Es wird allerdings höchste Zeit, dass wir hier ein anspruchsvolleres Projekt als Benchmark-Maßstab aufsetzen.
Lautstärke, Verbrauch und Temperaturen in drei Szenarien
Bei einem Wohnzimmer-PC kommt es natürlich auch auf die Lautstärke unter Last an. Dafür haben wir Cyberpunk 2077 mit maximalen Einstellungen (Pathtracing, DLSS Qualität, FG 2x) angeworfen und die Lautstärke aus 1m Entfernung gemessen. Der Pegel liegt bei ungefähr 38-39dB. Bei entsprechendem Abstand zum TV und guten Boxen oder Headset ist das kaum wahrnehmbar. Eine Heizung ist im Winter dann allerdings nicht mehr notwendig.

Sitzt, wackelt und hat Luft.
Wir haben zudem die CPU-Gesamt-Leistungsaufnahme (Watt), die Temperatur (Tctl/Tdie; C°) und die Taktfrequenz (Kern-Takte; MHz) in den folgenden drei Szenarien gemessen
- Desktop: Windows-11-Betrieb
- Gaming: Cyberpunk 2077 (2160p, Preset: RT Mittel; DLSS Qualität, FG 2x)
- Stresstest: CB 2024 Multi-Core-Benchmark
Die Werte wurden mit HWiNFO in einem Zeitraum von jeweils zehn Minuten aufgezeichnet und anschließend gemittelt.
Im Stresstest wird der CPU nicht überraschend am meisten abverlangt, daher liegt hier mit knapp 5 GHz auch der höchste durchschnittliche Kerntakt an. Beim Gaming liegt die Last größtenteils auf der Grafikkarte, die mit knapp 490W im Mittel auch am meisten zum Verbrauch beisteuert. Auf die CPU entfallen hier „nur“ knapp 108 Watt im Durchschnitt. Peitscht man den Ryzen 9 9950X3D im Stresstest bis zum Anschlag, sind knapp 200 Watt Verbrauch das Resultat.
Im Idle bleibt es bei soliden 28,5 Watt. Der Vorgänger Ryzen 9 7950X3D hatte sich mit 31,3W noch etwas mehr gegönnt, (aktuelle) Intel-CPUs dürften zumindest in diesem Szenario aber deutlich sparsamer sein.

Mit 27.63l Volumen nimmt der Mini-Tower nur Mainboards bis zum µATX-Format auf.
Und wie sieht es bei den Temperaturen aus? Im Gaming-Betrieb steigt die Temperatur der CPU direkt am Tctl/Tdie auf 77°C an. Die Grafikkarte liegt währenddessen ebenfalls bei ca. 75-77°C. Keine Bestwerte, für den Alltagsbetrieb aber unbedenklich.
Fazit: Maximale Leistung im kompakten mATX-Format ist machbar
Kann man maximal schnelle Gaming-Hardware im Jahr 2025 in einem 30-Liter-Gehäuse unterbekommen, ohne große Einbußen bei der Leistung, dem Kühlsystem und der Alltagstauglichkeit machen zu müssen? Ja, das geht. Mit unserem Micro-ATX-Build für den Mini-PC wird klar, dass zumindest kompakte Gaming-PCs kaum noch einen Kompromiss darstellen. Eine gewissenhafte Planung der Komponenten und das richtige Gehäuse sind für den Erfolg aber maßgeblich.

Das Gehäuse erregt in hellen Umgebungen nicht unnötig viel Aufsehen.