Genial oder frech? Das neue MacBook bringt neben dem Audioanschluss nur eine weitere Schnittstelle mit: USB Type-C. Apples Entscheidung löste diverse Reaktionen aus: Sie reichen von Unverständnis bis zur Häme. Aber was steckt eigentlich hinter USB Type-C, wo liegen die Vorteile und wie kann man Einschränkungen speziell beim MacBook eventuell umgehen?
Das kann die USB-Type-C-Schnittstelle im MacBook
Apple setzt beim neuen MacBook neben einem Audio-Anschluss ausschließlich auf die neue USB-Type-C-Schnittstelle. Der Stecker bietet gegenüber den alten USB-Anschlüssen einige Vorteile. So ist es egal, wie herum man den Stecker einsteckt, was er mit Apples proprietärem Lightning-Anschluss von iPhone und iPad teilt. Der gegenüber USB geschrumpfte Formfaktor erlaubt es, Geräte flacher zu bauen und es wird erwartet, dass USB Type-C auch in Tablets und Smartphones den herkömmlichen Micro-USB-Anschluss verdrängen könnte, vielleicht sogar Apples Lightning-Anschluss. Last but not least: USB-C ermöglicht es, über lediglich ein Stecker-Design diverse Verbindungen zu realisieren, die bisher unterschiedliche Schnittstellen benötigten.
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Zuerst ist da die Möglichkeit, das MacBook mit Strom zu versorgen. Bis zu 100 Watt lassen sich über die Schnittstelle übertragen, was auch für leistungshungrigere Geräte als das MacBook reicht. Um einen Monitor anzuschließen, benötigt man derzeit einen Adapter von Apple. Den gibt es für HDMI und VGA. Apples einziger externer Monitor im Angebot, das Thunderbolt-Display, lässt sich zumindest derzeit nicht am MacBook anschließen. Als Datenkabel erreicht die Schnittstelle im MacBook 5 GBit pro Sekunde, also nicht mehr als USB 3.0. Das ist schade, denn USB 3.1 unterstützt Datenraten bis zu 10 GBit und wäre damit auf dem Papier so schnell wie Thunderbolt 1. Zudem unterstützt die USB-C-Schnittstelle im MacBook wie auch Thunderbolt das Anschließen von Geräten in Reihe.
Adapter: Für das MacBook fast ein Muss
Bei allen Vorteilen, die die USB-Type-C-Schnittstelle bietet: Apple verbaut im MacBook lediglich einen dieser neuen Anschlüsse und lässt herkömmliche Schnittstellen für USB, Stromanschluss und HDMI weg. Apple hat auch Thunderbolt sowie den SD-Kartenslot gestrichen.
Der Hersteller aus Cupertino bietet einige Adapter an. Wer herkömmliche USB-Geräte wie Drucker, Festplatten und Maus anschließen will, greift zum Adapter von USB-C auf USB, der mit 20 Euro noch vergleichsweise günstig ist. Über einen USB-SD-Karten-Adapter lassen sich somit auch SD-Karten auslesen. Es ist allerdings eine Frage der Zeit, bis der Markt SD-Karten-Adapter mit dem neuen Typ-C-Stecker anbieten. Ein Nachteil der Lösung: wenn der Adapter am MacBook hängt, kann man dieses nicht mit Strom versorgen. Er eignet sich also nur als temporäre Anschlussmöglichkeit.
Für den Betrieb des MacBooks als Desktop-Ersatz kommen also eher die anderen beiden Multiport-Adapter im Apple-Angebot in Frage. Sie bieten neben dem Stromanschluss und einen USB 3.1-Ausgang mit herkömmlichen Stecker entweder eine VGA- oder HDMI-Schnittstelle. Fast 90 Euro verlangt der Hersteller für diese Lösung. Dabei ist USB-C eigentlich wie auch USB eine „billige“ Schnittstelle, da sie im Gegensatz zu Thunderbolt ohne eigene Elektronik im Kabel auskommt. Noch ärgerlicher: Apple gibt an, dass die HDMI-Ausgabe bei 60 Hz auf Full HD begrenzt ist. Wenn man sich mit 30 Hz begnügt, sind auch 3840 x 2160 Pixel möglich (UHD). Ein Kabel mit Display-Port, über das auch eine Ausgabe in 4K mit 60 Hz möglich sein sollte, führt Cupertino derzeit nicht im Angebot, ist wohl aber nur eine Frage der Zeit.
Die Zukunft ist (weitestgehend) kabellos
Neben Kabel und Adapter lohnt es sich, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Schließlich bewegt sich die Technik-Szene in Richtung kabellos. Für den Anschluss von Mäusen und Tastaturen bieten sich am MacBook Peripheriegeräte mit Bluetooth an. Die Medien-Festplatte hängt am USB-Port der Fritz!Box oder man verbindet sich gleich über WLAN mit einem dedizierten NAS oder einer Time Capsule. Viele aktuelle Digitalkameras besitzen WLAN. Im Zusammenspiel der Geräte nehmen physische Verbindungen schlicht an Bedeutung ab, die Audioklinke im MacBook wirkt da schon fast als inkonsequentes Zugeständnis an die Zeit, in der gute Klangqualität eine Kabelverbindung voraussetzte.
QGenie: Das mobile NAS für die Hosentasche
Für Anwender, die unterwegs beispielsweise USB-Speichersticks und SD-Karten auslesen wollen, könnte das kleine aber feine mobile NAS von Qnap eine Lösung sein. Es löst gleich mehrere Aufgaben. Beispielsweise können Fotografen ihre Bilder von SD-Karte damit auslesen und erhalten noch etwas mehr Speicher obendrauf. Das QGenie 103N ähnelt vom Design und von der Größe her dem alten Clickwheel-iPod. Mit 116 g ist es zudem ein echtes Leichtgewicht. Das QGenie besitzt mit 32 GB eine etwas zu kleine SSD, was auch der größte Schwachpunkt der Qnap-Lösung darstellt. Ansonsten überzeugt das Mini-NAS: Es bietet eine Ethernet- und USB 3.0-Schnittstelle sowie einen integrierten SD-Kartenleser. Den Akku des NAS lädt man ebenfalls über USB auf. Als MacBook-Besitzer benötigt man also ein USB-Ladegerät, den USB-C auf USB-Adapter oder einen herkömmlichen Rechner, um den Akku aufladen zu können.
Ansonsten verbindet man das NAS über WLAN mit dem MacBook, um Daten zu überspielen. Angenehmer Nebeneffekt für iPhone-Besitzer: Das QG-103N mit seinem 3000-mAh-Akku lässt sich auch als Powerbank benutzen. Zudem kann man über die passende iOS- oder Android-App Videos auf Smartphone oder Tablet streamen. In der Praxis ist das QGenie für uns ein willkommener Begleiter auf Messen gewesen. Beispielsweise um einen eigenen WLAN-Access-Point einzurichten, auf den dann alle Redakteure zugleich zugreifen können, oder Fotos von SD-Karte auf ein iPad zu spielen. Beeindruckt hat mich, dass das QGenie über die Zeit kaum Akkukapazität verliert, nach Wochen Stand-by lediglich ein Prozent. Die Boot-Zeit von rund 35 Sekunden könnte schneller sein, ansonsten haben wir an dem Gerät wenig auszusetzen.
Ausblick
Das MacBook prescht voran, andere Hersteller werden folgen. Mit der Beschränkung auf im Wesentlichen eine Schnittstelle geht Apple noch radikaler vor als beim ersten MacBook Air. Auch dieses wurde seinerzeit von vielen Anwendern für die spärliche Schnittstellenauswahl stark kritisiert. Als größtes Problem des neuen MacBook sehe ich derzeit die Schwierigkeit, einen externen Monitor vernünftig zu betreiben. Das gelingt derzeit nur über HDMI bis Full HD mit 60 Hz und einem recht teuren Adapter. Die Aufregung darüber, keine USB-Sticks und SD-Karten verwenden zu können, teile ich hingegen nicht. Dafür gibt es wie beschrieben einige Lösungsansätze. MacBook hin oder her, USB Type-C gehört die Zukunft und löst einige Probleme des inzwischen angestaubten Standards. Und auf diese Zukunft kann man sich schon heute ein bisschen freuen, gleich ob man Mac- oder PC-Anwender ist.
Bilder: Hersteller