Es ist äußerst praktisch Musik kabellos vom Smartphone an Lautsprecher oder Kopfhörer zu übertragen. Wie ihr dabei die beste Klangqualität bekommt und auf welche Bluetooth-Codecs und Labels ihr beim Kauf achten solltet, erklären wir euch in diesem Beitrag.
In den Anfängen war Bluetooth gar nicht zur Musikwiedergabe gedacht. Die Übertragung von Ton war zwar möglich, beschränkte sich aber auf Sprache. Klassisches Beispiel dafür sind die alten kabelloses Headset für Handys. Die Audio-Qualität spielte dabei keine große Rolle. Wichtig war die Funktionalität.
Damit Musik übertragen werden kann, wird der Song auf eurem Smartphone erst umgewandelt (codiert) und dann per Bluetooth an das Ausgabegerät (Boxen/ Kopfhörer) übertragen und dort wieder zurück umgewandelt. Die Konvertierung der Musik für die Übertragung erfolgt über ein sogenanntes Codec.
So machte vor einigen Jahren der lizenzfreie SBC-Codec eine gute Übertragung von Musik möglich, brachte aber auch seine eigenen Probleme mit sich. Dieser Codec unterstützt zwar Bitraten von bis zu 345 kBit/s, also mehr als bei MP3 üblich ist, konnte aber trotzdem nur mittelmäßige Musik liefern, wenn Ausgabegerät und Quelle nicht über den genau gleichen Codec verfügten. Dadurch konnte es zu einer Verschlechterung des Klangbildes kommen.
Der Grund dafür: SBC ist nicht gleich SBC. Unterstützt beispielsweise ein gutes Mittelklasse-Smartphone SBC mit hoher Sampling-Frequenz und Bitrate, aber der angesteuerte mobile Lautsprecher nur mittlere Qualität, wird die Musik in der schlechteren Qualität übertragen. Leider kommunizieren die Hersteller nicht, mit welcher SBC-Codec-Qualität ihre Geräte arbeiten.
Zum Glück liegen diese Zeiten größtenteils hinter uns. Anfangs noch optionale Standards wie AAC, aptX HD und LDAC verbreiten sich immer weiter und erlauben es euch, eure Musik immer besser zu genießen. Bevor wir aber jetzt voll in die ganzen Abkürzungen einsteigen, noch eine wichtige Sache.
Eine Kabelverbindung ist immer besser als Bluetooth.
Auch die besten Codecs auf Smartphone und Headset kommen nicht gegen eine Kabelverbindung zwischen einem guten Player und einem paar ausbalancierter Kopfhörer an. Ein Headset mit Kabel ist aber eben auch nicht so komfortabel, wie einfach einen Knopf zu drücken und schon ist euer Smartphone verbunden und der nächste Song aus eurer Playlist wird direkt gestartet.
Technisch werden wir alle Codes nach ihrer Bandbreite, ihre Samplingtiefe und ihrer Abtastrate unterscheiden. Als Richtwert gilt: je höher eine Zahl, desto besser sind die Bedienungen für optimale Klangqualität. Die meisten „klassisches“ MP3-Files bringt es auf eine Bitrate von 192kBit/s. Einige Musikstücke haben mehr, andere haben weniger. Die Zahl dient eher als genereller Richtwert, um die Bitraten der folgenden Codes besser einsortieren zu können.
AAC, SBC & aptX
Das Kürzel AAC steht für Advanced Audio Coding, Es unterstützt Musik mit einer maximalen Bandbreite von 250kBit/s. Bis zum aktuellen iPhone Xs setzt Apple auf ihren eigenen Standard (Apple Lossless, ALAC) und unterstützt ansonsten maximal AAC. Dass das Unternehmen, das den iPod erfunden hat, schon bei AAC aufhört, verwundert schon etwas.
Hinter SBC verbirgt sich die Bezeichnung Low Complexity Subband Codec. Die maximale Bandbreite liegt bei 345kBit/s. SBC ist der Standard-Codec von Android, auch wenn viele Smartphones heute schon deutlich bessere/ höhere Codecs ermöglichen. Wer sein Codec übrigens selbst wählen möchte, kann das in den Entwicklereinstellungen seines Android-Smartphones tun.
Der dritte Standard aptX wurde von Qualcomm entwickelt und ist heute bei vielen aktuellen Android Smartphones ab Version 8.0 zu finden. Auch Hersteller von mobilen Musikplayern haben diesen Standard lizenziert. AptX liefert eine maximale Bandbreite von bis zu 354kBit/s. Es gibt zusätzlich noch „AptX Low Latency“. Der Zusatz „Low Latency“ bedeutet dabei nur, dass die Verzögerung geringer ist. Das ist beim Konsum von Videos auf dem Smartphone wichtig, da sonst Bild und Ton asynchron sein können. Für pure Musik ist es aber nicht entscheidend.
Alle drei Standards haben eine Samplingtiefe von 16 Bit und eine Abtastrate von höchstens 48kHz. Die sehr beliebten Bose QC35 II unterstützen AAC und SBC. Als bekannte Vertreter von aptX sind wohl die Sennheiser PXC550 zu nennen.
aptX HD
Ab aptX HD machen die Codecs einen ordentlichen Sprung in gleich zwei Kategorien. Die Bandbreite steigt auf bis zu 576kBit/s und die Samplingtiefe auf 24 Bit. Entsprechend breiter wird hier auch das gesamte Klangbild. Dieses Codec stammt ebenfalls von Qualcomm und wird von Headsets wie dem Sony XM3 Overears und den OnePlus Bullets Wireless 2 unterstützt. Wenn eure Kopfhörer und Smartphone beide aptX HD unterstützen, gibt es eine kurze Einblendung auf dem Display, wenn sich die Geräte verbinden. Andere Headsets, wie die Beyerdynamic Aventho Wireless geben vor dem Abspielen des ersten Songs eine akustische Info, dass sie jetzt via aptX HD verbunden sind. Die Anzahl der Kopfhörer mit diesem relativ neuen Codec nimmt stetig zu, aber noch ist die Auswahl überschaubar.
LDAC & Samsung HD
LDAC stellt eine weitere Steigerung im Vergleich zu aptX HD dar. Entwickelt wurde der Codec von Sony. Auch andere Hersteller von Hardware können LDAC lizenzieren. Aktuell stammen Kopfhörer mit diesem Codec aber fast ausschließlich von Sony. Bei LDAC bleibt die Samplingtiefe bei 24 bit, aber die Bandbreite steigt auf bis zu 990kBit/s und die Abtastrate liegt bei maximal 96kHz. Bei optimalen Bedingungen würde Musik über eine Kombination von Smartphone und Headset mit LDAC über die dreifache Bandbreite eines Headsets mit SBC erreichen. Wenn ihr bis hier im Text gekommen seid, dann wisst ihr auch, was das für ein Sprung ist. Auch dieser Codec wird bereits von den Sony XM3 unterstützt. Allerdings zeigen Praxistests, dass die Bandbreite von LDAC stark schwanken kann und so die Musik schlechter klingen kann, als bei aptX HD.
Samsung hat derweil einen eigenes Codec entwickelt, der die gleichen technischen Daten wie LDAC bietet. Allerdings ist dieser Codec bisher nur bei bestimmter Hardware von Samsung zu finden und über die genaue technische Umsetzung schweigen die Südkoreaner auch.
Der Ton macht die Musik
Auch wenn praktisch jeder Song durch bessere Hardware aufgewertet wird, ist es trotzdem entscheidend, dass auch schon das Ausgangsmaterial möglichst hochwertig ist. Wer also Spotify nur in der kostenlosen Version nutzt (keine hochauflösende Musik, 160 kbit/s), wird von all den Informationen in diesem Beitrag sicherlich weniger profitieren, als jemand der seine Musik im „.flac“-Format zur Verfügung hat.