Der alte Kühlschrank verrichtet seit Jahren seinen Dienst: Zuverlässig kühlt er Lebensmittel und bei Partys schafft er es in kurzer Zeit warme Getränke auf eine trinkfähige Temperatur zu bringen. Da ist es doch zu verschmerzen, dass er nicht besonders leise arbeitet. Denn nur weil der Kühlschrank etwas zu laute Brummgeräusche von sich gibt, muss kein neues Gerät gekauft werden. Doch ein Blick auf die Stromrechnung offenbart: Der Stromverbrauch ist nicht gesunken. Und das obwohl man in letzter Zeit alle Leuchtmittel auf sparsame LED-Technik umgerüstet und das Plasma-TV durch einen effizienten LED-Fernseher ersetzt hat. Und seitdem das neue Tablet im Haus ist, wird der Gaming-PC nur noch einmal im Monat angeworfen. Dagegen läuft ein Kühlgerät rund um die Uhr und macht laut Umweltbundesamt etwa ein Fünftel des Stromverbrauchs in einem Privathaushalt aus. Sparpotenzial mit einem effizienten Kühlgerät ist also vorhanden. Das Energieeffizienzlabel der EU kann bei der Kaufentscheidung hilfreich sein. Wir prüfen, was sich hinter den Informationen des Energie-Labels verbirgt, wie sie zustande kommen und ob eine gute Vergleichbarkeit gegeben ist.
Das EU-Label für Haushaltskühlgeräte
Damit man beim Kauf eines Kühlschranks einen Überblick über die Energieeffizienz der einzelnen Geräte erhält, müssen sie vom Handel seit 1998 mit einem Energie-Label beworben werden. Seit 2012 müssen Neugeräte mindestens die Anforderungen der Energieeffizienzklasse A+ erfüllen. Unter dem Energieeffizienzlabel für Haushaltskühlgeräte fasst die EU Kühlschränke und Tiefkühler sowie Kühl-Gefrier-Kombinationen zusammen, die ein Fassungsvolumen zwischen 10 und 1500 Liter bieten und mit Netzstrom betrieben werden. Für Weinlagerschränke besteht seit 2011 die Kennzeichnungspflicht mit einem leicht abgewandelten Energie-Etikett. Die Hersteller müssen ihre Geräte nach einem vorgegeben Verfahren auf Effizienz testen und die Ergebnisse dem Handel sowie Werbenden zur prominenten Darstellung auf einem genormten Etikett zur Verfügung stellen. Die EU überprüft die Angaben auf Richtigkeit und nimmt die Geräte fehlerhaften Labels vom Markt.
Ermittlung des Energieeffizienzindexes
Kühlgeräte gibt es also in unterschiedlichen Bauformen für viele Anwendungsgebiete (Kühlschrank, Kühl-Gefrier-Kombination, Gefriertruhe, Gefrierschrank, Einbaufähig, Unterbaufähig, etc.). Um alle Geräte in einer Effizienz-Liga klassifizieren zu können, muss bei einem Kühlgerät der Rauminhalt gemittelt werden. Dafür werden die einzelnen Kühlfächer mit ihren unterschiedlichen Nenntemperaturen berücksichtigt und mit thermodynamischen Faktoren und Korrekturfaktoren gemittelt. Die Korrekturfaktoren sind notwendig, um Kühlgeräte mit stromfressender Ausstattung wie Drei-Sterne-Gefrierfach mit Frostfrei-Technik für den Einsatz in einer tropischen Klimazone mit einem kleinen Kühlschrank ohne Gefrierfach auf Effizienz vergleichen zu können. Der gemittelte Rauminhalt beeinflusst neben weiteren Korrekturfaktoren die Berechnung der eigentlichen Energieeffizienz. Als einziges Messergebnis fließt der Stromverbrauch aus 24 Betriebsstunden in die Berechnung ein, der zusätzlich umgerechnet als Jahresverbrauch auf dem Etikett angegeben ist.
Gesamtnutzinhalt und Geräuschentwicklung
Zusätzlich zu Energieeffizienzklasse und Stromverbrauch informiert das EU-Label auch über Nutzinhalt und Schallleistungspegel des Kühlgeräts. Der Nutzinhalt wird in Litern angegeben und ist unterteilt in Kühlfach und Gefrierfach mit zusätzlichem Schaubild des Gefriervermögens. Die Anzahl der Sterne symbolisiert die Betriebstemperatur des Gefrierfachs mit dem größten Anteil am Nutzinhalt. Ein Stern steht für ein Gefrierfach mit einer Kühlleistung bis zu -6 °C, vier Sterne für mindestens -18 °C und kälter.
Fazit: Auf die Größe kommt es an
Das Energieeffizienzlabel für Haushaltskühlgeräte informiert über Stromverbrauch, Nutzinhalt und Luftschallemissionen eines Kühlschranks, einer Kühl-Gefrier-Kombi oder einer Kühltruhe. Diese Angaben sind praktisch und leicht verständlich. Schwieriger zu interpretieren ist die Eingliederung in eine Energieeffizienzklasse. Zum einen fehlt eine Skala zur besseren Vergleichbarkeit, zum zweiten ist die zugrunde liegende Berechnung mit einem halben Dutzend Korrekturfaktoren versehen, um die Kühlgeräte mit unterschiedlichen Ausstattungen auf Effizienz vergleichen zu können. Laut Bundesumweltministerium verbraucht ein Kühlgerät mit A-Kennzeichnung etwa 60 Prozent mehr Strom als ein vergleichbares A+++-Gerät. Doch so leicht verallgermeinern sollte man nicht. Die Effizienz eines Kühlgeräts ist stark von der individuellen Nutzung und Anforderung abhängig. In einem Single-Haushalt ergibt ein riesiger Side-by-Side-Kühlschrank wohl wenig Sinn, während er in einem Mehr-Generationen-Haus sehr effizient arbeiten kann. Bevor man also einen Kühlschrank kauft, sollte man klären, wie groß der Kühlschrank sein sollte und ob beispielsweise ein Gefrierfach notwendig ist. Was man beim Kauf eines Kühlgeräts und bei der Nutzung beachten sollte, haben wir im Artikel Cool bleiben – Strom und Geld sparen beim Kühlen zusammengefasst.
Bilder: EU, Gorenje