Es hält sich immer noch hartnäckig das Gerücht, dass salziges Essen gesundheitsschädlich sei. Das stimmt zwar so pauschal nicht, aber wie immer im Leben gilt: weniger kann manchmal mehr sein. Das hat sich auch die japanische Forscherin Hiromi Nakamura der Meiji University in Tokio gedacht. Sie hat eine Gabel entwickelt, die beim Essen durch Elektrostimulation der Zunge einen Salzgeschmack emuliert.
Wer hat’s erfunden? Die Schweizer. Genau genommen gilt das auch für die elektrische Gabel, mit der die Entwicklerin Hiromi Nakamura seit mehr als drei Jahren isst. Der Schweizer Theologe und Philosoph Johann Georg Sulzer hatte bereits 1752 bei Batterieexperimenten herausgefunden, dass durch Elektrostimulation bestimmter Bereiche der Zunge unterschiedlicher Geschmack wahrgenommen wird. Nakamura nahm diese Idee 2012 auf und entwickelte daraus eine elektrische Gabel.
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Der metallene Teil der Gabel bildet die eine Elektrode, der Griff eine zweite. Der batteriebefeuerte Stromfluss zwischen beiden Elektroden wird ausgelöst, sobald man das Essen in den Mund steckt. Dabei werden die Rezeptoren der Geschmacksknospen der Zunge mit geringen und ungefährlichen Stromstärken angeregt. Die Stromstärke lässt sich regulieren, um den Salzeindruck einer Speise zu verstärken oder abzuschwächen.
Nakamura arbeitet derzeit daran, weitere Geschmackserlebnisse elektrisch auslösen zu können. Ihre Vision: Jeder soll sich sein eigenes Geschmackserlebnis komponieren können. Prinzipiell dürfte sich so auch ziemlich geschmackloses Essen in ein kulinarisches Geschmackserlebnis verwandeln lassen. Für manche Restaurants sicherlich eine lohnende Sache.
Bis es mit dem „Augmented Geschmack“ soweit ist und ein Consumer Produkt daraus wird, kann aber noch einige Zeit ins Land gehen. Ich für meinen Teil verzichte auf die elektrische Gabel und hole mir jetzt eine Curry Wurst mit Pommes – ganz real.