Schneller, ausdauernder und mit frischem Anstrich: Apple hat das MacBook 12“ überarbeitet. Wir haben uns das edle Stück aus der 2016-Edition in der neuen Farbe „Roségold“ in die Redaktion geholt und auf Hertz und Akkuzellen getestet.
Das MacBook 12“ ist bisher Apples radikalste Ausführung für einen mobilen Rechner, den man immer dabei haben kann: flach, 920 g leicht und geräuschlos. Neben den Stärken für Mobil-Nomaden zeigte die erste Auflage Schwächen bei der Prozessorleistung und der Akkulaufzeit.
Pink Panther
Seitdem Captain Cook den Apple-Dampfer führt, schippert der Konzern bevorzugt im Lifestyle-Gewässer. Der wohl beste Beleg ist die neue Farbvariante für das MacBook: Roségold. Das ist nur konsequent: Wer bereits ein iPhone und/oder iPad in der Farbe besitzt, kann ihm nun das OS-X-Gerät Ton in Ton zur Seite stellen.
Dabei ist so viel Roségold auf einen Schlag wie beim MacBook zumindest für uns gewöhnungsbedürftig und irritiert durch seine je nach Lichtsituation etwas changierende Farbe noch mehr als das goldfarbene Modell, das wir letztes Jahr getestet hatten. Trotzdem oder vielleicht auch deshalb prognostiziere ich dem MacBook in Pink und Gold glänzende Aussichten beispielsweise bei YouTube-Mode-Bloggerinnen. Wer es dezenter mag, greift zu den gewohnten Modellen in Space Grey oder Silber.
Verarbeitung: Stabiles Kerlchen
Abgesehen vom Schauwert überzeugt das Gehäuse weiterhin durch seine Stabilität: Base-Unit und Display erweisen sich als resistent gegen Verwindungsversuche. Die vier Kunststofffüße auf der Unterseite bieten auf glatten Flächen einen guten Grip, das Display-Scharnier hält den Bildschirm fest im Griff. Bei Erschütterungen zittert das Display nur kurz nach, was besonders Zugfahrer freuen wird, die im ratternden Abteil arbeiten wollen. Die Verarbeitungsqualität des MacBook 12“ siedelt sich deutlich über dem aktuellen MacBook Air an und liegt subjektiv etwas über der des MacBook Pro.
Display
Das 12-Zoll-Display im MacBook 12“ stellt nach wie vor 2304 x 1440 Pixel dar und bietet im Retina-Modus eine Arbeitsfläche von 1280 x 800 Pixeln. Das Display liefert eine durchschnittliche Helligkeit von knapp über 300 cd/m² und einen Kontrast von 850:1. Die Werte sind zwar etwas niedriger als im Vorjahresmodell, was allerdings im Rahmen von Mess- und Fertigungstoleranzen liegt. Hervorzuheben sind die Blickwinkelstabilität sowie die gleichmäßige Ausleuchtung. Die Abweichungen der Helligkeit über die ganze Fläche sind minimal.
Leistungshäppchen
Ein Kritikpunkt am MacBook – ob berechtigt oder nicht – war die Leistung. Der Core M bot zwar genügend Reserven für die meisten Anwendungen vor allem im Office-Bereich, allerdings war der alte Prozessor wahrlich keine Rakete. Verschärfend kam hinzu, dass durch das lüfterlose Design das MacBook bei Prozessorlast früh den Takt drosselte, um nicht den Hitzetod zu sterben.
Die Prozessoren der neuen Core-M-Reihe von Intel besitzen die gleichen Taktraten wie die Vorgänger. Zur Auswahl stehen 1,1 GHz (m3), 1,2 GHz (m5) und 1,3 GHz (m7). Per Turbo-Boost erreichen die Prozessoren 2,2 GHz, 2,7 GHz und 3,1 GHz. Es bleibt das Problem: Bei besonders rechenintensiven Aufgaben über einen etwas längeren Zeitraum drosselt der Prozessor und läuft langsamer, wenn man die Leistung eigentlich bräuchte. Für Rendering beispielsweise beim Videoschnitt ist das MacBook daher nur eine Notlösung.
Die 8 GB Arbeitsspeicher sind mit 1866 MHz angebunden, im alten MacBook waren es noch 1600 MHz. Mehr oder weniger als 8 GB bietet Apple nicht an, sie sind zudem das Maximum: Das LPDDR3-RAM lässt sich später nicht aufrüsten. Insgesamt arbeiten Prozessoren und Arbeitsspeicher etwas schneller als im Vorgänger. Potenter ist vor allem die Grafikkarte. Hier ersetzt die Intel HD Graphics 515 GPU die HD Graphics 5300 des alten MacBook 12“. Für aufwendige 3D-Spiele reicht die Leistung zwar immer noch nicht, dafür ist das Apple MacBook aber sowieso nicht die richtige Plattform.
Der per PCIe angebundene Flash-Speicher erhält hingegen einen deutlicheren Leistungsschub. 940 MB/s beim Lesen und knapp 668 MB/s beim Schreiben sind Spitzenwerte, der ebenfalls 256 GB große Massenspeicher im MacBook vor einem Jahr schaffte zum Vergleich „nur“ 477 MB beim Schreiben und durchschnittlich 690 MB/s beim Lesen.
Insgesamt bietet das MacBook 12“ nur etwas mehr Leistung als das Vorgängermodell, wobei der Effekt dann doch positiv auffällt: Das System fühlt sich in den Standard-Anwendungen flüssiger und performanter an. Wer keine rechenintensiven Apps benutzt, sollte selbst mit der kleinen m3-Konfiguration selten an Grenzen stoßen.
Eingabegeräte und Schnittstellen
Das Trackpad mit Force Touch ist eine Klasse für sich. Punkt. Bei der Tastatur scheiden sich die Gemüter: Der Hub ist extrem kurz, der Anschlag hart und das Klickgeräusch lauter als bei anderen Apple-Tastaturen. Nach einer Gewöhnungsphase lässt es sich trotzdem gut, schnell und fehlerfrei auf der Tastatur tippen. Gut gelungen ist erneut die fein einstellbare Tastaturbeleuchtung. Gegenüber dem Vorgänger-Modell konnten wir beim MacBook 2016 bei den Eingabegeräten keine Änderungen feststellen.
Bei den Schnittstellen hat sich ebenfalls nichts getan: Neben dem Audio-Klinkenanschluss besitzt der Rechner lediglich eine USB-C-Schnittstelle, die zudem nach wie vor nur Geschwindigkeiten bis zu 5 Gbit/s sowie DisplayPort 1.2 unterstützt. Wer einen Monitor per HDMI oder VGA anschließen will, muss zu einem (teuren) Adapter greifen. Ebenso Anwender, die einen USB-Stick mit altem USB-Stecker auslesen wollen. Die USB-C-Schnittstelle dient außerdem zum Aufladen des MacBook.
Durchhaltevermögen
Von der Laufzeit des MacBook 12“ aus dem letzten Jahr waren wir weniger angetan, es hielt bei unserem YouTube-Laufzeit-Test nur etwas über 5:40 Stunden durch. Gute Nachrichten: Das MacBook 12“ 2016 erreicht mit über 8 Stunden eine wesentlich längere Laufzeit. Das reicht zwar immer noch nicht an das aktuelle MacBook Air heran, schlägt aber immerhin die MacBook-Pro-Reihe. Das Aufladen geht fix: In nur 1:40 Stunden ist das MacBook 12“ komplett aufgeladen, nach 20 Minuten hat man den Akku ungefähr zu 1/3 gefüllt.
Lautsprecher und Webcam
Bei den Lautsprechern wiederholen wir das letztjährige Urteil: Die maximale Lautstärke ist erheblich, der Klang allerdings in den Höhen deutlich betont, was zu leichten Verzerrungen führen kann. Bässe sind wenig präsent. Je leiser man die Soundausgabe regelt, umso runder erscheint das Klangbild. Wer Musik in gehobener Qualität hören will, schließt Lautsprecher oder Kopfhörer an.
Man könnte es als Bild des Grauens bezeichnen. Die Webcam liefert lediglich 0,3 Megapixel und damit ein nicht mehr zeitgemäßes, grob-pixeliges Bild. Für das Einscannen des Codes von iTunes-Karten reicht es aus und Hand aufs Herz: Wer benutzt heute noch die Webcam in einem Notebook.
Fazit
Das Apple MacBook 12“ 2016 ist eine runde Sache und überzeugt als mobiles Arbeitsgerät, das man dank der robusten Verarbeitung überall dabei haben kann. Positiv ist die längere Akkulaufzeit des MacBook 12“ 2016 gegenüber dem Vorjahresmodell. Bei der Leistung sind nach wie vor Abstriche zu machen: Für aufwendige 3D-Grafik, Videoschnitt und Rendering muss man sich nach einem anderen Gerät umschauen. Für Office, Internet und einfache Bildbearbeitungen ist das MacBook 12“ hingegen bestens geeignet. Es fühlt sich vor allem durch die schnellere SSD etwas flüssiger an als die Vorgänger-Serie. Insgesamt sind die Verbesserungen der Auflage 2016 zwar willkommen, bahnbrechend sind sie aber nicht. Als einzige echte Neuerung bleibt tatsächlich die Farbe Roségold. Bei manchen könnte sie vielleicht sogar einen Kaufimpuls auslösen.
Das MacBook 12″ ist in den Farbvarianten Roségold, Spacegrau, Silber und Gold in unserem Shop erhältlich.