Dual-SIM-Smartphones sind in Deutschland nicht so sehr verbreitet. Netzbetreiber fürchten um ihr Geschäftsmodell, wenn Anwender zwei kostengünstige Mobilfunktarife verschiedener Anbieter miteinander kombinieren können und bieten Dual-SIM-Phones deshalb nicht als Vertragsgeräte an. In vielen Fällen kann der richtige Einsatz eines Dual-SIM-Smartphones aber viel Geld sparen. Wir sagen euch, worauf ihr beim Kauf eines solchen Mobiltelefons achten müsst, wie es funktioniert und wie man es bedient.
Einsatzgebiete mit Sparpotenzial
Die Preise für Smartphone-Tarife für Telefonie und mobiles Internet sind eine Mischkalkulation: Mobilfunkbetreiber kalkulieren sie so, dass es sich für sie lohnt. Entsprechend gibt es die Kombination aus billigem Telefontarif und billiger mobiler Datennutzung nicht. Entweder das Telefonieren ist billig und die Datennutzung teuer oder umgekehrt. Kombiniert man dagegen zwei preiswerte Tarife, dann ergibt sich eine Menge Einsparpotenzial. Dazu benötigt man ein Dual-SIM-Smartphone, das zwei SIM-Karten mit unterschiedlichen Tarifen aufnehmen und parallel benutzen kann.
Die Dual-SIM-Funktion bietet aber noch mehr attraktive Nutzungsmöglichkeiten: So lässt sich beispielsweise bei einem Auslandsaufenthalt eine SIM eines preiswerteren Anbieters vor Ort einsetzen, gleichzeitig bleibt man mit der heimischen SIM unter der bekannten Rufnummer erreichbar. Optimal für Smartphone-Benutzer, die häufig im Ausland unterwegs oder generell Grenzgänger sind. Auch Urlaubsreisende profitieren davon, wenn sie sich im Ausland einen Prepaid-Tarif eines preisgünstigen lokalen Providers gönnen. Dritte Option der Nutzung der Dual-SIM-Funktion hat weniger etwas mit Einsparpotenzial als vielmehr mit Bequemlichkeit zu tun: Statt ein privat und ein beruflich genutztes Mobiltelefon mit sich herumzuschleppen, benutzt man nur eines mit Dual-SIM, in dem die eigene SIM und die des Arbeitgebers steckt, sofern der Arbeitgeber das erlaubt.
Eingeschränktes Angebot
Dual-SIM-Smartphones gibt es mit Android oder Windows 10 Mobile oder älterem Windows Phone Betriebssystem. Apple bietet bei seinen iPhone gar keine Dual-SIM-Option. Der größte Anteil der Dual-SIM-Mobiltelefone entfällt daher auf Android Smartphones.
In Deutschland ist es nicht ganz einfach, ein Dual-SIM-Smartphone zusammen mit einem Vertrag zu bekommen. Grund dafür ist, dass die Mobilfunkprovider die Kunden an sich binden möchten und auf keinen Fall wollen, dass man zusätzlich einen Tarif eines Konkurrenten benutzt – und bei Gefallen womöglich auch noch komplett abwandert. Entsprechend sind Dual-SIM-Geräte fast ausschließlich im freien Einzelverkauf erhältlich und nicht als Vertragsgeräte.
Vor allem preisgünstige Smartphones der Unterklasse sind mit einer Dual-SIM-Funktion ausgestattet. Hier tummeln sich Anbieter wie Wiko, ZTE und BQ. Seltener sind günstige Dual-SIM-Smartphones von Marktgrößen wie Samsung, HTC oder LG in Deutschland zu bekommen. Das gilt auch für Smartphones der Mittel- und besonders der Oberklasse. Zwar gibt es High-End-Smartphones wie beispielsweise das Samsung Galaxy S7 Duos, das LG G5 oder Sonys Z5 mit Dual-SIM-Funktion, sie sind in Deutschland aber nur sporadisch erhältlich wie beispielsweise im Shop von notebooksbilliger.de.
Mitunter muss man solche Smartphones selbst importieren, was eine ganze Kette an Unwegsamkeiten bedeuten kann. Zunächst muss man einen Zollaufschlag bezahlen, auf den Kaufpreis kommt dann noch die Mehrwertsteuer oben drauf. Hält man das Gerät dann endlich in der Hand, dann heißt es noch lange nicht, dass es sich komplett auf deutsche Menüsprache umschalten lässt. Ebenfalls sollte man darauf achten, dass die notwendigen Frequenzbänder unterstützt werden. Das ist kein Problem bei GSM und UMTS, denn nahezu alle Smartphones unterstützen die in Deutschland genutzten Bänder – egal, für welchen Markt sie produziert wurden. Anders sieht es bei LTE aus. Die Bänder definieren sich über den E-UTRA-Standard (Evolved UMTS Terrestrial Radio Access), der neben den Frequenzen auch ein paar spezifische Eigenheiten wie beispielsweise Kanalbreite und Duplex-Abstand definiert. Trotz gleicher Frequenz können die übrigen Parameter also abweichen und das Telefon funkt dann nicht in den derzeit hierzulande üblichen E-UTRA-Bändern 3, 7 und 20.
Wer sich diese ganzen Probleme ersparen möchte, sollte auf Dual-SIM-Smartphones für den deutschen Markt zugreifen. Die gibt es beispielsweise von Huawei. Die Chinesen bieten Dual-SIM in einigen ihrer Smartphones vom Unter- bis zum Oberklasse-Modell an. Fündig wird man bei Ober- und Mittelklassemodellen ansonsten nur noch bei Herstellern wie OnePlus, BQ, Gigaset sowie Microsoft mit seinen Lumias.
Eins und eins das macht zwei
Die Bestückung des Smartphones mit zwei SIM-Karten erfolgt bei neueren Geräten, die keinen Wechselakku besitzen, über einen seitlichen Einschub. Der nimmt dann meist Micro- oder Nano-SIMs auf. Mitunter handelt es sich um Kombi-Slots, die man entweder mit zwei SIM-Karten oder mit einer SIM und einer microSD-Speicherkarte bestücken kann. In der Regel muss man also auf eine Speichererweiterungsoption verzichten, wenn man die Dual-SIM-Funktion benutzen möchte. Bei preiswerteren Smartphones mit Wechselakku verbergen sich die SIM-Slots hinter einer abnehmbaren Rückwand. Auch hier dominieren Slots für Micro- und Nano-SIMs. Ist eine Speichererweiterung vorgesehen, dann besitzen diese Smartphones häufig einen zusätzlichen Steckplatz für eine microSD-Karte. Man muss dann also nicht auf eine Speichererweiterung verzichten.
Die SIM-Slots sind mit einer 1 und einer 2 gekennzeichnet. Nur in wenigen Ausnahmefällen unterstützen beide Slots die schnellen Datenfunkstandards LTE und UMTS. In der Regel kann nur der erste Slot damit umgehen, der zweite ermöglicht lediglich GSM-Funk und darüber dann auch nur sehr langsame Datenübertragungen. Man sollte in ihm deshalb nur eine SIM-Karte einstecken, die einen preisgünstigen Tarif für Telefonie und SMS besitzt. Die SIM mit preiswertem Datentarif sollte man im ersten Slot betreiben, der schnellen Datenfunk unterstützt. Bei einigen Smartphones der Mittel- und Oberklasse kann man die SIMs in die Slots einlegen, wie man möchte. Dann bestimmt man über eine Einstellungsoption im Betriebssystem, welcher Slot LTE/UMTS und welcher GSM unterstützen soll.
Bedienung von Dual-SIM-Smartphones
Große Verwirrung herrscht landläufig, ob man bei einem Dual-SIM-Smartphone tatsächlich gleichzeitig unter beiden Telefonnummern erreichbar ist. Die Antwort lautet: Ja, aber … Nur sehr wenige Smartphones besitzen zwei Empfangs- und Sendeeinheiten. Diese Dual-Full-Active-Smartphones erlauben den gleichzeitigen Aufbau zweier aktiver Leitungen. Also kann man während eines Gespräches noch ein zweites annehmen, aber nicht gleichzeitig telefonieren und auch keine Konferenzschaltung durchführen. Häufiger anzutreffen sind Dual-SIM-Standby-Smartphones, die lediglich einen einzigen Transceiver besitzen. Die beiden SIMs müssen sich diese eine Empfangs- und Sendeeinheit teilen, was über ein Zeitmultiplexverfahren erreicht wird. Dann ist das Smartphone zwar über die beiden Rufnummern gleichzeitig zu erreichen, nimmt man allerdings ein Gespräch an, dann ist das Mobiltelefon unter der anderen Nummer nicht mehr erreichbar. Abhilfe schafft das Setzen einer bedingten Rufumleitung bei Nichterreichbarkeit auf die andere Telefonnummer, sodass Anklopfen und Makeln von Gesprächen möglich ist. Durch die Rufumleitung können dann zusätzliche Kosten für den Angerufenen entstehen.
Tätigt man selbst einen Anruf oder versendet eine SMS, dann fragt das Smartphone nach, über welche SIM das Gespräch abgewickelt werden soll. Das ist praktisch, wenn man die Dual-SIM-Funktion beispielsweise für private und berufliche Nutzung oder bei einem Auslandseinsatz mit einer zusätzlichen SIM eines Providers vor Ort einsetzt. Benutzt man dagegen zwei SIMs, weil man mit der einen günstig telefonieren und mit der anderen einen günstigen Datentarif benutzen will, dann nervt eine solche Abfrage, denn dann möchte man ohnehin nur über die SIM für billige Telefonie kommunizieren. Im System lässt sich die bevorzugte SIM-Karte für Telefonie und das Versenden von SMS bestimmen, sodass nur noch diese SIM dafür benutzt wird.
Fazit
Dual-SIM-Smartphones mit Android und Windows Betriebssystem lassen sich vielseitig einsetzen und bieten ein hohes Einsparpotenzial bei den Telekommunikationskosten durch Einsatz zweier Tarifoptionen. In Deutschland fristen solche Smartphones aber eher ein Schattendasein. Längst sind auch nicht alle Dual-SIM-Smartphones erhältlich. Meist beschränkt es sich auf Smartphones von Nischenanbietern mit Ausnahme von Huawei.
Dabei sind die Hürden für die Benutzung der Dual-SIM-Funktion recht niedrig: Bei der Bestückung des Smartphones mit den SIM-Karten muss man lediglich darauf achten, welcher SIM-Slot schnellen Datenfunk unterstützt, um ihn mit der Karte mit dem preiswerten Datentarif zu bestücken. Bei einigen Smartphones lassen sich die Slots individuell über Software umschalten. Die Bedienung ist so einfach, wie bei einem Smartphone mit nur einer SIM, denn man kann je nach Nutzungsszenario die Karte zur Telefonie als Standard auswählen, sodass das System vor dem Telefonieren oder Simsen nicht jedes Mal nachfragt, über welche Karte telefoniert werden soll.
Im Shop von notebooksbilliger.de sind Dual-SIM-Smartphones in allen Preisklassen erhältlich.