Sport Kopfhörer mit Bluetooth gibt es viele. Die meisten bieten letztlich nur die klassischen Funktionen wie eben Musik hören und telefonieren, manche auch noch eine Sprachsteuerung, aber die wenigsten bieten noch weitere Funktionen. Die Jabra Sport Pulse in der Special Edition sind da anders: Neben den Kernfunktionen bieten sie auch einen Pulsmesser sowie einen VO2max. Messer. Beide sollen Sportlern dabei helfen, effizienter zu trainieren und Ihre Grenzen besser kennen zu lernen.
Schon beim Auspacken machen die Jabra Pulse einen guten Eindruck – direkt nach dem Öffnen springen einem die Kopfhörer quasi entgegen, direkt darunter finden sich insgesamt 9 verschiedene Eartips und Earhooks, um die Kopfhörer an das eigene Ohr anzupassen. Darunter sind 3 Größen Comply-Eartips, 3 Größen Gel-Tips und 3 Größen Earhooks. Die verschiedenen Größen und Arten sind auch nötig, dazu aber später mehr. Ansonsten liegen noch Kabelclips bei, um das Kabel in der Länge anzupassen, sowie ein Micro-USB-Kabel und eine Kurzanleitung. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig, was ich von Kopfhörern dieser Preisklasse auch erwarten würde. Die Earhooks bestehen aus weichem Silikon, das sich angenehm anfühlt, während die Eartips entweder aus Silikon mit einer Gel-Füllung oder Comply-Foam bestehen. Letzterer ist ein spezieller Schaum, der vor dem Einsetzen ins Ohr zusammengedrückt wird wie Ohropax, um sich dann im Ohr auszudehnen und so den Gehörgang komplett zu verschließen. Die erzielte Abschirmung von der Umgebung ist damit optimal, auch der Tragekomfort ist für mich unvergleichlich. Mit anderen In-Ear-Kopfhörern hatte ich immer Probleme, die Comply-Foam Ohrstücke passen dagegen wie angegossen.
Auch beim Funktionsumfang liegen die Jabra Sport Pulse weit vorne. Neben den Standards wie Musik hören, einem Mikrofon zum Telefonieren und einer integrierten Fernbedienung sitzt im linken Ohrhörer nämlich noch ein Pulsmesser mit integriertem VO2max. Messer. Damit ist es aktuell auch der einzige Kopfhörer mit einer derartigen Funktion. Der VO2max Messer dient vor allem zum Messen des Fitnesslevels, denn der Wert spiegelt den maximalen Sauerstoffgehalt im Blut wieder. Umso mehr vorhanden ist, desto leistungsfähiger der Nutzer – vereinfacht ausgedrückt. Dazu können via App jede Menge Aktivitäten – sowohl Indoor als auch Outdoor – getrackt werden, aber dazu später mehr.
Die erste Verbindung mit den Jabra Sport Pulse sollte über die Jabra Fitness App aufgebaut werden, denn im Zuge des Koppelvorgangs gibt es auch eine Kurzeinweisung, die dabei hilft die richtige Größe an Eartips und Earhooks auszuwählen. Das ist sehr wichtig für die Messungen, denn sitzen die Kopfhörer zu locker im Ohr ist keine zuverlässige Messung des Pulses oder des V2oMax möglich. Die erste Einrichtung kann daher etwas dauern, da nach jeder Anpassung der Größe diese auch wieder kontrolliert werden muss. Dazu springt man 30 Sekunden auf der Stelle, dabei wird der Puls gemessen um sicherzustellen, dass die Kopfhörer korrekt sitzen. Das ganze wiederholt sich, bis die Messung fehlerfrei bis zum Ende durchgelaufen ist.
In meinem Fall sitzen sie nach der Anpassung zwar nicht unangenehm, aber ungewohnt. Damit der Pulsmesser korrekt funktioniert müssen sie sehr fest in der Ohrmuschel sitzen, daran muss man sich erstmal gewöhnen. Bei mir war der größte Earhook gefühlt einen Millimeter zu groß, der mittlere aber saß zu locker und erkannte den Puls nicht sauber. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und auch das etwas umständliche Einsetzen geht dann leichter von der Hand. Dafür sitzen sich im Anschluss absolut sicher, egal was man gerade anstellt. Mit den beiliegenden kleinen Kabelclips kann man dann noch das Kabel in der Länge anpassen, damit es nicht stört.
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Neben der Jabra Sport App verlangt der Kopfhörer noch nach der Jabra Service App, die den Status überwacht und z.B. auch Informationen über Firmware-Updates für die Kopfhörer gibt. Er funktioniert zwar auch wenn die Verbindung ohne App hergestellt wird, die Verbindung lief allerdings stabiler, nachdem die Service App installiert und die Koppelung erneut per Jabra Sport App hergestellt wurde.
Die Koppelung mit dem Smartphone ist also etwas anders, als man es gewohnt ist, befolgt man aber die Schritte ist es eigentlich ganz einfach – wenn es auch etwas dauert. Das angezeigte Firmware-Update war übrigens flott installiert, allerdings braucht man einen PC dafür. Update-Paket für Windows/Mac heruntergeladen, Kopfhörer per USB-Kabel anschließen, der Rest läuft dann automatisch nachdem das Update-Paket gestartet wurde.
Ihr volles Potenzial können sie erst mit der Jabra Sport App entfalten. Hier lässt sich einerseits der Kopfhörer selbst verwalten und z.B. die Sprache anpassen, andererseits dient die App aber auch zum Tracking der Aktivitäten, zur Messung des Fitness-Levels, und vieles mehr.
Über die App können individuelle Trainingspläne erstellt oder einer der vorgefertigten genutzt werden. Die Möglichkeiten sind hier extrem vielfältig, gerade zum Training zuhause oder in einem Fitnessstudio eignet sich die App sehr gut. Viele Übungen der vorgefertigten Trainingspläne benötigen keinerlei Trainingsgeräte außer einer Matte, weshalb man auch problemlos zuhause oder im Urlaub sein Training fortsetzen kann. Die Bedienung einer Übung oder eines ganzen Plans kann einmal gestartet komplett ohne das Smartphone erfolgen. Über den Trainings-Button am linken Ohrhörer wird eine Übung gestartet oder gestoppt, Pausen und Zwischenwerte erhaltet ihr direkt per Sprachansage. Das System ist also ziemlich durchdacht und wenn man sich einmal die Zeit genommen hat, einen Trainingsplan zu erstellen, spart man sich auch die manuellen Notizen über den Verlauf. Ein Nachteil ist allerdings, dass man viele Übungen nur innerhalb eines Trainingsplans tracken kann. So kann man zwar z.B. Laufen, Radfahren, Wandern und ähnliches als separate Übung Aufzeichnen, Übungen auf Geräten wie dem Crosstrainer aber wiederum nur innerhalb eines Trainingsplans.
Größter Minuspunkt der Jabra Sport App ist allerdings die fehlende Google Fit (und vermutlich auch Apple Health) Integration. Dadurch verteilen sich die Daten wieder auf mehrere Apps, was einen Überblick unnötig erschwert.
Was ich allerdings sehr interessant finde ist der Motivationseffekt. Die App zeichnet jegliche Aktivität auf, die ich ihr angebe. Am Ende des Trainingsplans oder der Übung erhält man eine Zusammenfassung über alle möglichen Parameter, auch ob man sich verbessert hat, ob das Fitnesslevel gestiegen ist, wie das eigene Fitnesslevel im Vergleich zum Durchschnitt ist, und vieles mehr. Man erhält also einen guten Überblick über seine Aktivitäten, auch im Nachhinein, was im Optimalfall weiter motiviert.
Die Zusammenfassung, genauso wie Zwischenergebnisse, erhält man auf Wunsch auch als Sprachausgabe. Die Zwischenergebnisse kommen in der Voreinstellung alle 10 Minuten oder nach jedem Kilometer zurückgelegter Distanz. Alternativ kann durch kurzen Druck auf die Sport-Taste auch manuell eine Ansage ausgelöst werden, sofern man nicht gerade einen Trainingsplan abarbeitet. Die Ansage an sich ist gut zu verstehen, allerdings im Zusammenspiel mit Musik geht sie teilweise unter, wenn die Musik zu laut ist. Eine richtige Einstellung habe ich da noch nicht gefunden – mal versteht man die die Ansagen sehr gut und die Musik wird in der Zeit herunter geregelt, mal versteht man kaum etwas.
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Kleiner Bonus: Der Herzfrequenzmesser ist auch zu anderen Apps wie Strava oder Runkeeper kompatibel. Mit Strava ist die Verbindung schnell hergestellt, der Menüpunkt ist allerdings etwas versteckt. Zuerst muss eine Aufzeichnung gestartet werden, im Einstellungsmenü der Aufzeichnung kann dann der Sensor unter dem Menüpunkt „Sensoren“ hinzugefügt werden. Dazu sollte der linke Kopfhörer eingesetzt sein und die Jabra App am besten nicht im Hintergrund laufen. Als die Jabra App parallel lief hat Strava den Sensor zunächst nicht erkannt. Ist die Verbindung einmal hergestellt, klappt es aber problemlos und der Sensor wird automatisch erkannt. Auf der Straße würde ich diese Kombination allerdings nicht beim Radfahren einsetzen, denn gerade das linke Ohr wird damit komplett von der Umgebung abgeschottet, was im Straßenverkehr meiner Meinung nach absolut verantwortungslos ist.
Klanglich bedient sich Jabra im ersten Moment der berühmten Badewanne. Die Höhen und Tiefen sind angehoben, die Mitten etwas abgesenkt. Der Effekt ist allerdings nicht übertrieben und kann problemlos via Equalizer an die eigenen Gewohnheiten angepasst werden. Für Fans von aktuellen Charts oder Rap/HipHop dürfte die Standardeinstellung aber schon ziemlich gut passen. Meine eher rocklastige Sammlung bedarf leichter Anpassungen, dann stimmt aber auch hier der Klang. Wunder sollten audiophile Nutzer aber nicht erwarten, dafür ist die Bühne zu klein, alles wirkt ein wenig beengt. Auch gehen hier und da feine Nuancen verloren – aber das ist alles schon Meckern auf hohem Niveau, denn für seinen Einsatzzweck ist der Klang absolut in Ordnung und besser als manch anderer In-Ear-Hörer.
Die Bluetooth-Verbindung war in der Regel stabil, hier und da gab es aber trotzdem kurze Aussetzer in der Übertragung, was sich dann durch Stottern der Musik bemerkbar macht. Ganz vermeiden lassen sich solche Störungen also auch mit dem aktuellsten Bluetooth Standard nicht. Da ich dieses Verhalten auch bei anderen Bluetooth-Kopfhörern festgestellt habe, ist es kein Problem dieses einen Modells. Auch die Gegenstelle – in meinem Fall ein Huawei P9 – kann ggf. die Ursache sein.
Kommen wir zur Akkulaufzeit, auch ein wichtiger Punkt für die meisten Nutzer. Leider fällt diese nicht besonders gut aus. Jabra gibt „bis zu 5 Stunden“ an, realistisch konnte ich etwas über 4 Stunden messen. Die App gibt auch direkt Auskunft über die verbleibende Laufzeit, direkt nach dem Aufladen lag die Anzeige meist bei 4,5 Stunden. Insgesamt also nicht überwältigend, aber in den meisten Fällen ausreichend. Man sollte nur nicht vergessen, sie zwischendurch aufzuladen… 😉
Fazit
Alles in Allem machen die Jabra Sport Pulse in der neuen Special Edition eine gute Figur. Klanglich gibt es keinen Grund zu meckern, die Passform ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Weile sehr gut. Auch das Tracking der Herzfrequenz beim Sport ist eine nette Sache, so kann man auf den sonst nötigen Brustgurt beim Training verzichten. Für Sportler, die auf diese Daten Wert legen also sicher eine interessante Alternative zu anderen HR-Sensoren, da man ja in der Regel eh Musik hört.
Negativ fällt mir lediglich die recht kurze Akkulaufzeit auf – am besten sollte man nach jedem Training die Kopfhörer direkt wieder aufladen. Auch die fehlende Google Fit Integration der App ist ein Minuspunkt, der sich aber mittels Update der App beheben ließe, wenn Jabra das möchte. Für mich persönlich ein Mini-Minuspunkt ist die komplette Abschirmung der Umgebung – auf dem Fahrrad sind die Kopfhörer damit meist nicht nutzbar. Aber das weiß man vorher, ich finde es lediglich schade, dass ich den Pulsmesser nicht auch auf dem Rad nutzen kann.
Insgesamt kann ich die Jabra Sport Pulse Wireless in der Special Edition damit ohne große Einschränkungen weiterempfehlen. Wer mit den beiden Schwächen leben kann bekommt guten Klang mit interessanten Zusatzfunktionen und sehr gutem Tragekomfort. Angst über herausfallende Kopfhörer braucht man hier ebenfalls nicht haben. Wer im Übrigen auf den VO2max. Messer und die Comply-Foam-Eartips verzichten kann, kann mit den normalen Sport Pulse noch ein paar Euro sparen. Ich möchte die Jabra Sport Pulse beim Sport jedenfalls nicht mehr missen.