Wir haben uns mit dem Acer Nitro 5 eines der beliebtesten Gaming-Notebooks geschnappt und die verschiedenen RTX-Varianten für euch miteinander verglichen.
Mit dieser Grafikkarten-Generation gilt im Laptop-Bereich leider mehr als je zuvor: Nur weil eine gewisse RTX-3000-GPU verbaut ist, heißt das nicht, dass man auch die gewünschte Performance bekommt. Denn Hersteller können die Modelle in einem sehr breiten Watt-Spektrum verbauen, was dann mal für mehr – oder eben weniger – Performance steht.
In unseren Tests von mobilen RTX-GPUs schreiben wir deswegen immer explizit mit dazu, um welche Watt-Variante es sich handelt. Denn diese Einstufung kann teilweise wichtiger sein, als die Typenbezeichnung der Karte. Im Falle von ansonsten identischer Ausstattung – wie eben beim Nitro 5 – sind Leistungsunterschiede zwischen RTX 3060, 3070 und 3080 natürlich dennoch vorhanden. Aber womöglich sind sie nicht so groß, wie es der mitunter große Preisunterschied erwarten lässt.
Um die Verwirrung komplett zu machen, haben einige Hersteller – darunter auch Acer – für einige Modellvarianten neue BIOS-Versionen herausgebracht, die den Grafikkarten mehr Energieaufnahme zugestehen. Auf der offiziellen Acer-Webseite könnt ihr euch darüber informieren und das neue BIOS für euren Laptop downloaden. Wir nutzen in diesem Vergleich jeweils die aktuellste BIOS-Version.
In den technischen Daten könnt ihr euch einen Überblick zu den drei Konfigurationen verschaffen.
Für diesen GPU-Vergleich konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Performance der drei Geräte. Wenn ihr mehr zum Chassis und den sonstigen Eigenschaften des Acer Nitro 5 wissen möchtet, dann schaut euch unseren ausführlichen Test des 15-Zoll-Modells an. Zwar sind die hier verglichenen Modelle mit RTX 3070 und RTX 3080 im 17-Zoll-Format ausgeführt, doch rein leistungstechnisch sollte dies keinen Unterschied machen, da die sonstigen Komponenten weitgehend identisch sind.
Nur bei der Kühlleistung könnte sich das größere Gehäuse leicht anders verhalten, da mehr Raum für die Wärmeabfuhr zur Verfügung steht. Das kleinere Gehäuse könnte im Umkehrschluss also die Kühlleistung des AMD Ryzen 7 5800H negativ beeinflussen – zumindest in der grauen Theorie, die wir nun mit Messangaben aus der Praxis unterfüttern möchten.
Disclaimer: Zur besseren Vergleichbarkeit wurden alle 1440p-Benchmarks auf einem externen Display durchgeführt, da zwei der Nitro 5-Modelle über ein 1080p-Display verfügen und die Leistung von modernen Laptop-GPUs auf externen Displays teilweise höher sein kann.
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Leistungsaufnahme: Eine RTX 3080 muss nicht immer das beste sein
Wie gesagt, unterscheiden sich viele mobile Nvidia-RTX-3000-Ableger in ihrer TGP. Die „Total Graphics Power“ bezeichnet die Wattanzahl, die von der Grafikkarte verbraucht werden kann. Sie liefert einen direkten Rückschluss über die Leistung des Modells. So kann es passieren, dass eine RTX 3060 mit 130W TGP (z.B. im Acer Predator Helios 300) schneller ist, als eine vermeintlich bessere RTX 3080 mit 80W TGP.
Im Nitro 5 sind die Unterschiede zum Glück nicht derart hoch, aber genau das macht es auch so spannend. Die RTX 3060 (95 Watt) trennen von den großen Brüdern nur 5W. Letztere haben mit 100 Watt sogar eine identische Leistungsaufnahme, die sie kurzzeitig mit einem Game-Boost aber leicht erhöhen dürfen. Zudem basieren RTX 3070 und RTX 3080 in ihrer Mobilversion auf demselben Chipsatz, der im Desktop in der RTX 3070 zum Einsatz kommt. Der stärkere Chipsatz der „echten“ RTX 3080 hat es bis dato noch nicht in Notebooks geschafft. Dennoch gilt meist die Faustregel: Das „größere“ RTX-Modell hat mehr Recheneinheiten, also sollte es bei gleicher TGP die Nase vorn haben. Aber ob dieser Unterschied eine riesige Preisdifferenz von bis zu 500€ rechtfertigt? Finden wir es heraus.
Gaming-Performance: Enger als gedacht, DLSS vergrößert den Vorsprung der RTX 3080
Für eine Evaluierung der Gaming-Performance haben wir uns diverse Titel ausgesucht, die unsere Grafikeinheiten jeweils auf eine unterschiedliche Art und Weise fordern. Während CS:GO und ANNO zum Beispiel vordergründig CPU-lastig sind und das Zusammenspiel von Prozessor und Grafikkarte auf die Probe stellen, limitiert in Shadow of the Tomb Raider oder Cyberpunk 2077 eher die Grafikkarte unsere Bildraten.
In letzteren beiden Games werden zudem anspruchsvolle Raytracing-Berechnungen durchgeführt. Hierbei wird der natürliche Weg des Lichts und dessen Interaktion mit Oberflächen in Echtzeit berechnet. Vor wenigen Jahren ein Ding der Unmöglichkeit – heutzutage bereits gut mit einem Laptop zu bewerkstelligen.
In 1080p-Auflösung kommt die RTX 3080 in Cyberpunk mit Ultra-Einstellungen im normalen Grafikmenü sowie Raytracing-Effekten auf spielbare Bildraten von 40 bis 60 FPS. In 1440p Auflösung sind es noch 20 FPS bis 35 FPS. Dabei ist Nvidia DLSS ausgeschaltet. Das empfehlenswerte Feature berechnet das Bild in einer niedrigeren Auflösung und lässt es dann durch eine KI hochskalieren. Hierzu werden besondere Recheneinheiten namens Tensor-Cores genutzt, von denen die RTX 3080 mehr besitzt als ihre kleineren Geschwister. Auf der Stufe „Qualität“ gibt es mit DLSS so kaum einen Unterschied zum nativen 1080p- oder 1440p-Bild. Die Bildrate steigt dann auf sehr gute 60 bis 80 Bilder die Sekunde in Full-HD-Auflösung, bzw. 40 bis 60 FPS in WQHD. In der Grafik seht ihr jeweils immer die durchschnittlichen gemessenen Frame-Zahlen.
Die RTX 3070 fällt mit nativer Auflösung und 32- bis 46 FPS in 1080p sowie 18-30 FPS FPS in 1440p nur um wenige Prozent ab. Schaltet ihr DLSS hinzu, steigt allerdings der Abstand zur RTX 3080. In 1440p erreicht die 3070 so samt DLSS „Qualität“ und Raytracing-Stufe Ultra zwischen 34 FPS und 50 FPS. In 1080p sind es noch sehr gute 40 FPS bis 65 FPS. Die RTX 3060 ist erwartungsgemäß die schwächste im Bunde – kommt aber dennoch auf solide Bildraten, die etwa 20-30% hinter der RTX 3070 liegen. Die RTX 3080 liegt wiederum etwa zehn bis 15% vor der 3070.
Auch in Shadow of the Tomb Raider und im anspruchsvollen Assassins Creed Valhalla bestätigen sich die guten Ergebnisse der RTX 3060 aus Cyberpunk teilweise: Sie liefert in allen Titeln spielbare Ergebnisse in 1080p und kann auch meist in 1440p gut mithalten. Die RTX 3070 ist aber meist zwischen 20 bis 40 Prozent schneller unterwegs.
Überraschend ist jedoch vor allem das Abschneiden der RTX 3080: Sie liegt gleichauf oder mitunter sogar hinter der vermeintlich kleineren Variante RTX 3070. Gerade in Games, die den Prozessor verhältnismäßig stark beanspruchen, rückt die RTX 3070 der großen Schwester sehr nahe. Unter Anwendungsleistung schauen wir uns die Ursachen dafür genauer an.
Dies zeigt sich auch in CS:GO: Die RTX 3070 behauptet sich im beliebten First-Person-Shooter auf demselben und teilweise sogar einem höheren Niveau als die RTX 3080. Zumindest dann, wenn ihr ein externes Display anschließt. Auch in diesem Benchmark scheint der AMD-Prozessor zum limitierenden Faktor zu werden. Im Gegensatz zu den Ryzen 5000X im Desktop verfügen die APUs nämlich noch nicht über einen größeren „Game-Cache“. Dabei handelt es sich um einen vergrößerten L3-Zwischenspeicher, der besonders in Games für höhere Bildraten sorgen kann. Die modernen Nvidia-Grafikeinheiten langweilen sich dementsprechend geradezu. Immerhin reichen die FPS mit allen drei Karten locker aus, um die schnellen Displays der Nitro 5-Laptops voll auszureizen.
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Anwendungsleistung:
Bei der Anwendungsleistung gibt es zwei Felder: Meistens ist das Zusammenspiel von Prozessor und Grafikkarte relevant. In einigen Anwendungs-Benchmarks – wie etwa Cinebench – wird allerdings nur der Prozessor wirklich gefordert. Da alle drei Nitro 5 denselben AMD Ryzen 7 5800H nutzen, ist hier vor allem der Zusammenhang zwischen unterschiedlich großen Gehäusen und der Kühlleistung interessant. Die 17-Zoll-Geräte können sich überraschend jedoch nicht vom kleineren 15-Zoll-Modell absetzen.
Anscheinend transportiert das Nitro 5 in 15 Zoll die Wärme des Prozessors etwas schneller nach außen. Da alle drei zudem dieselbe 180W TBP besitzen, aber die 3060 5W weniger für sich beansprucht, als ihre beiden größeren Verwandten, könnte die sehr gute Performance des 15“-Geräts hier auch mit einer minimal höheren Leistungsaufnahme der CPU erklärt werden. Das schlechtere Abschneiden des Nitro 5 mit RTX 3080 lässt sich ebenfalls so erklären.
So darf die CPU im Vergleich zur RTX-3070er-Variante unter Volllast nur 49W an Leistung ziehen. Das vermeintlich kleinere Modell liegt hier hingegen bei knapp 55W. Diese 10% spiegeln sich fast identisch in den Cinebench-Ergebnissen wider.
Wollt ihr also vor allem starke CPU-Performance und braucht nicht unbedingt ein größeres Display, dann könnte das 15“-Nitro 5 mit RTX 3060 für euch die bessere Wahl sein. Der Rückstand des Modells mit RTX 3070 ist aber vernachlässigbar.
Im Puget Systems Photoshop-Benchmark kommen beide großen RTX-Modelle auf einen überraschend vergleichbaren GPU-Score. Die RTX 3060 rangiert hingegen knapp davor. Auch in diesem Test könnte die etwas höhere Prozessorleistung ausschlaggebend für die Anwendungs-Performance sein. Photoshop scheint schlichtweg noch nicht optimal auf die Vorteile der besseren RTX-Modelle optimiert zu sein.
Das Colorgrading- und Videoeditierprogramm DaVinci Resolve ist hingegen dazu prädestiniert, das Zusammenspiel von Prozessor und Grafikkarte wirklich auf die Probe zu stellen. Ein knapp 30-sekündiges Video mit vielen Effekten muss für diesen Benchmark jeweils in 1080p und 4k-Auflösung gerendert werden. Eine Aufgabe, die viele Kreativschaffende aus dem Effeff kennen. Hierbei ziehen die stärkeren GPUs deutlich an der RTX 3060 vorbei. Überraschend ist dennoch, wie eng RTX 3070 und RTX 3080 erneut beieinanderliegen. Der deutlich höhere Preis der 3080er-Variante schlägt sich hier also kaum in vergleichbaren Leistungsschüben nieder.
Temperatur und Lautstärke:
Am lautesten und heißesten wird erwartungsgemäß das Nitro 5 mit RTX 3080, dicht gefolgt von der RTX 3070. CPU-Temperaturen von bis zu 91 Grad sind bei allen drin, aber dennoch kein Grund zur Sorge. Das Topmodell wurde dafür deutlich lauter unter Last – selbst im Vergleich zur RTX 3070.
Das 3060er-Modell ist trotz kleineren Formfaktors dezenter unterwegs. Das dürfte am „Gaming-Boost“ der jeweiligen GPUs liegen. Denn obwohl alle mit denselben Lüftern und einem identischen TDP-Budget ausgestattet sind, dürfen RTX 3070 und 3080 kurzzeitig auf 105W, bzw. 115W hochgetrieben werden. Die RTX 3060 darf hingegen maximal 100W ziehen. Dies macht sich selbstverständlich bei der GPU-Temperatur bemerkbar. So bleibt die 3060 mit knapp 80 Grad am kühlsten, während die RTX 3070 bis auf 85 Grad kommt und das Topmodell 3080 sogar an der 90 Grad-Marke schnuppert (89,4 Grad)
Fazit: Sieg für die goldene Mitte
Im Duell der mobilen Grafikkarten ist die Variante mit RTX 3070 ganz klar die Preis-Leistungs-Empfehlung. Wie zu erwarten ist die RTX 3080 zwar meist das schnellste Gaming-Modell, kann sich aber nicht in allen Benchmarks an die Spitze setzen. Die etwas höhere Leistungsaufnahme im Game-Boost macht die ansonsten fast identische TGP zur vermeintlich kleineren RTX 3070 nicht immer wett. In einigen Anwendungen (und Games mit hohen Bildraten) frisst die RTX 3080 zudem einen Teil des CPU-Watt-Budgets. Das führt zu einer teilweise 10% geringeren Prozessorleistung. Erst wenn ihr DLSS hinzuschaltet, kann die höhere Anzahl an Tensor-Kernen ihre Vorteile gegenüber den „kleineren“ GPUs ausspielen.
Die Version mit RTX 3060 überzeugt überraschend mit der höchsten Prozessorleistung, kann aber bei kombinierten GPU+CPU-Render-Aufgaben nicht mithalten. Preislich liegt sie derzeit* zudem nur 100€ unter der größeren Version mit RTX 3070 – die dafür wiederum zwischen 20% und 40% mehr Gaming-Leistung bietet.
Was lernen wir nun aus diesem Vergleich? Bevor man sich einen (Gaming-)Laptop gönnt, sollte man heutzutage leider immer aufs Kleingedruckte achten. Denn zuweilen bekommt ihr vermeintlich starke Grafikkarten nur noch in beschnittener Form geboten. Im Falle des Acer Nitro 5 müsst ihr zum Glück keine allzu großen Einbußen hinnehmen, solltet euch aber der Ähnlichkeit von RTX 3070 und RTX 3080 bewusst sein.
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*Stand: 01/2022