Wer Fotos oder Videos bearbeiten möchte, kommt nicht an Adobe vorbei. Am bekanntesten sind die Creative Cloud-Angebote, die allerdings immer mit einem Abo-Modell daherkommen. Mit Photoshop und Premiere Elements hat Adobe aber auch zwei Programme im Angebot, die sich an Gelegenheitsnutzer richten und mittlerweile ein paar ziemlich coole Funktionen bieten.
Adobe Photoshop Elements 2020
Ihr bekommt bei Photoshop Elements nicht nur die üblichen Werkzeuge für Bildbearbeitung wie Helligkeit, Kontrast, Gradationskurven etc. Es gibt hier auch eine Reihe von automatisierten Workflows, mit denen ihr eure Bilder verbessern könnt.
KI-Hilfen für Neueinsteiger und Gelegenheitsfotografen
Gerade als Anfänger könnt ihr von solchen automatischen Anpassungen profitieren. Aufgerufen werden diese über den leicht zugänglichen Tab „Assistent“. Hier lässt sich in mehreren Kategorien schnell eine einfache Korrektur von Kontrast, Helligkeit oder Belichtung finden. Aber auch komplexere Bearbeitungen sind mit dem Assistenten ohne weiteres möglich.
Der Klassiker unter den Retusche-Arbeiten ist die Schnellauswahl und das damit verbundene Entfernen von Objekten. Dieses wurde mit Photoshop Elements 2020 noch einmal verbessert und geht nun auch für Laien schnell und einfach von der Hand.
Möglich macht diese gesteigerte Effektivität Adobes „Sensei“. Hierbei handelt es sich um ein KI-Tool, das bereits in vielen Adobe-Produkten zum Einsatz kommt. Die Schnellauswahl des „großen Bruders“, Adobe Photoshop CC, profitiert bereits seit längerem von diesem Feature. Es ist schön zu sehen, dass Adobe es nun auch in Elements zum Einsatz bringt.
Adobes KI-Tool Sensei: Der Meister muss noch lernen
Perfekt ist Adobe Sensei aber noch keineswegs. Das erkennt ihr an den feinen Rändern rund um den Berliner Fernsehturm und beim gezoomten Blick auf die umliegenden Häuser. Wer ein wirklich genaues Ergebnis haben möchte, muss letztendlich noch selber Hand anlegen. Für viele heutzutage besonders wichtig ist auch der Bokeh-Effekt. Adobe bezeichnet ihn als „Schärfentiefe“ und liefert hier bereits in der Grundeinstellung annehmbare Ergebnisse. Mit etwas Spielereien kann er gerade in Porträts gut freistellen. Der Algorithmus kommt aber an seine Grenzen, wenn ein klarer Fokuspunkt fehlt. Das könnt ihr etwa im unteren Bild erkennen.
Adobe verspricht allerdings, dass Sensei mit der Zeit immer akkuratere Resultate liefern wird. Ob das tatsächlich der Wahrheit entspricht, kann nur ein Langzeittest zeigen. Nimmt man die Abo-Version CC zum Vergleich, darf man aber zuversichtlich sein. Hier schaffen es die Retusche-Werkzeuge nach einer Weile zu immer ansehnlicheren Ergebnissen zu kommen. Das liegt am maschinellen Lernen des Tools: Je mehr ihr es mit eigenen Daten füttert, desto leistungsfähiger werden seine Features.
Automatisches Kolorieren von Schwarzweißfotos
Auf eines dieser Features war ich persönlich ziemlich gespannt: das automatische Kolorieren. Das ist allerdings im jetzigen Stadium eine Enttäuschung. Denn im automatischen Modus ignoriert Photoshop Elements konsequent jede Form von Rottönen. Die manuelle Auswahl schafft da nur bedingt Abhilfe. Die Farbauswahl ist, je nach gewähltem Preset, auf vier verschiedene begrenzt. Damit ihr euch vorstellen könnt was ich meine, hier ein Originalbild und was Adobe daraus koloriert hat.
Hier hat der Adobe Sensei also noch eine Menge Arbeit vor sich und ich hoffe, dass Adobe da noch bessere Ergebnisse liefern kann.
Sorgt die KI für das perfekte Porträt?
Ein weiteres besonderes Feature der 2020er Version ist das automatische Glätten von Haut, welches ebenfalls den KI-basierten Assistenten Adobe Sensei nutzt. Ihr findet es unter dem leicht optimistischen Reiter „Perfektes Porträt“. Perfektion wird mit der Funktion keiner erreichen, dafür ist sie in der Grundeinstellung zu stark ausgeprägt und sorgt für verwaschene Bilder. Nach dem Anwenden empfiehlt es sich deshalb noch etwas an den gebotenen Optionen herumzuspielen, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht wurde. So könnt ihr etwa den Kontrast automatisch verstärken, die Zähne bleichen und die Augenbrauen abdunkeln.
Auch hier gilt: die Funktion ist eine nette Spielerei für Amateure. Wenn ihr aber professionelle Ergebnisse bei der Porträtfotografie benötigt, müsst ihr den Expertenmodus nutzen und tiefer in die Materie einsteigen.
Musterpinsel für Grußkarten und Social Media
Für die Generation Instagram und Kreative, die gerne ihre eigenen Weihnachtskarten erstellen, sind die „neuen“ Musterpinsel sicherlich interessant. Mit wenigen Klicks und angeleitet durch den Assistenten könnt ihr hiermit Muster einfach in Bilder malen. Schnell selbstgemachten Grußkarten steht damit nichts mehr im Weg.
Regelmäßigen Photoshop-Nutzern ist diese Funktion aber wahrscheinlich bereits vertraut. Der Musterstempel, mit dem man einen Teil eines Bildes kopieren und anschließend mit diesem zeichnen kann, funktioniert doch recht ähnlich. Hier ist es aber bereits für Anfänger mit wenigen Klicks erledigt. Zudem könnt ihr aus vielen Presets auswählen und müsst nicht selbständig kopieren. Wer dennoch auf die volle Funktionsweise des Musterstempels zugreifen möchte, kann das unter dem Reiter „Experte“ im vertrauten Umfang machen.
Druckprofis greifen zur Creative Cloud
Leider verzichtet Adobe auch bei dieser Version wieder auf den CMYK-Modus. Für den Druck von Bildern müsst ihr eigentlich diesen Farbraum nutzen, da so gut wie alle Drucker auf ihn eingestellt sind. Solltet ihr also häufig für den Printbereich bearbeiten, führt damit kein Weg an Adobe Photoshop Creative Cloud vorbei. Alternativ könnt ihr euch auch alternative Umwandler zulegen, allerdings kann es hier oftmals zu Farbfehlern kommen.
Insgesamt weniger Features als Photoshop CC – Dafür eine angenehmere Lernkurve
Der Reiter „Experte“ bietet dann auch Umsteigern von der CC-Version die vertraute Arbeit mit Ebenen und einem Großteil der gewohnten Funktionen. Dafür werden weniger Dateiformate unterstützt und es fehlt die Bearbeitung von 3D-Objekten.
Oftmals haben aber selbst Photoshop Experten noch nicht die letzte Funktion der CC-Version durchblickt, hierfür ist der Funktionsumfang einfach zu gigantisch. Elements brilliert hingegen beim Einstieg. Es gibt eine Vielzahl von Tutorials, die gerade Einsteigern schnell und verständlich die wichtigsten Funktionen nahebringen.
Auch fortgeschrittene und angehende Profi-Fotografen, die nicht jede Funktionalität der CC Version benötigen, machen mit Photoshop Elements nichts falsch. Der derzeitige Preis von knapp achtzig Euro* scheint im Anbetracht des doch fast vollwertigen Umfangs sehr fair gewählt. Vielleicht wird er sogar einige Hobbyfotografen zum Wechsel von der CC-Version bewegen.
Adobe Elements bei uns im Shop
Adobe Premiere Elements 2020
Teil des vollen Elements-Pakets ist natürlich auch wieder Adobes Videoschnitt-Software Premiere. Über den gemeinsamen Launcher bekomme ich direkt die Wahl, ob ich heute mit Standbildern oder Videos arbeiten möchte. Auch hier hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan und es gibt mittlerweile eine Reihe netter Features, die euch das kreative Austoben erleichtern.
Wie bei Photoshop Elements gilt: Ihr findet die Effekte, wenn ihr beim Starten den Reiter „Assistent“ auswählt. Dort wählt ihr den von euch gewünschten Effekt aus und werdet dann Schritt für Schritt durch den jeweiligen Effekt geführt. Daher will ich euch hier jetzt nicht die einzelnen Schritte erklären, sondern euch lediglich einige der Effekte vorstellen.
Smart Trim liefert brauchbare Zusammenschnitte
Sehr interessant ist Smart Trim. Adobe setzt natürlich erneut auf seine AI-Technologie, Adobe Sensei. Das ermöglicht euch in diesem Feature die automatische Analyse eurer Videos und präsentiert euch dann eine Art Best-of. Der Zusammenschnitt funktioniert auch ganz gut. Aus einem zehnminütigen Urlaubsvideo hat mir Premiere Elements einen rund zweiminütigen Zusammenschnitt erstellt. Dieses ersetzt natürlich – noch – nicht die Arbeit des eigenhändigen Zusammenschneidens. Es soll sich aber durch die AI-Funktionen stetig verbessern.
AI-Unterstützung bei Himmel, Abspielgeschwindigkeit und der Rauschreduzierung
Sollte der Himmel im Urlaubsvideo mal etwas bedeckt sein, könnt ihr ihn mit Adobe Premiere Elements relativ leicht und angeleitet austauschen. Beim Erstellen von Zeitraffern und Zeitlupen kann einem der Assistent auch unter die Arme greifen. Das funktioniert allerdings fast genauso einfach und dazu variabler über die klassische Methode: Mit „STRG“ und „R“ lässt sich die Abspielgeschwindigkeit ebenso gut beeinflussen.
Gerade mit Nachtaufnahmen haben Amateure oftmals Probleme. Es kann nicht genug Licht auf die meist kleinen Kamerasensoren treffen und zurück bleibt ein kontinuierliches Bildrauschen. Hier kommt die automatische Rauschreduzierung von Adobe Premiere Elements ins Spiel. Zwar bietet der Effekt „Rauschen reduzieren“ eine verbesserte, weichere Darstellung von verrauschtem Material, er dunkelt das Bild aber gleichzeitig weiter ab. Das ist gerade bei Nachtaufnahmen häufig kontraproduktiv. Wunder vollbringen kann auch Adobe nicht. Wenn die Beleuchtung einmal misslungen ist, wird es schwer das Bildmaterial noch zu retten.
Schneller Workflow mit Optimierungsbedarf beim Rendern
Premiere Elements erstellt zum einfachen Editieren eine niedrig aufgelöste Proxy-Datei. Die volle Auflösung wird dann erst beim Ausrendern erzeugt. Das fällt im alltäglichen Arbeiten kaum auf und ermöglicht einen angenehmen Workflow.
Das Rendern von Effekten und ganzen Dateien könnte aber schneller ablaufen. Etwa zwei Minuten benötigen ein i7 10510U mit 16GB Arbeitsspeicher, um eine fünfminütige .mp4 in 1080p und hoher Qualität auszugeben. Damit sortiert sich Premiere Elements bei den Consumer-Schnittprogrammen im oberen Drittel ein. An die professionelle CC-Version und dessen Konkurrenzprodukte kommt es aber nicht heran.
Der Assistent verdient ein Sonderlob
Noch besser als bei Photoshop Elements gefällt mir hier der Assistent. Während er bei der Bildbearbeitung nur vereinfachte Einstellungen bietet, erklärt er in Premiere Elements Schritt für Schritt auch den Reiter „Experte“. Das funktioniert erstaunlich gut. Selbst beim Erstellen von animierten Grafiken vermag es der Assistent mich gut strukturiert anzuleiten. Damit solltet ihr auch als Einsteiger schnell zurechtkommen und in die tiefergehenden Bearbeitungsmöglichkeiten von Elements eingeführt werden.
Mit dem Organizer bringt ihr Struktur in die Bildergalerien
Darüber hinaus bietet euch Elements sowohl für Photoshop als auch Premiere den praktischen Organizer. Mit diesem könnt ihr Videos und Fotografien anhand von Tags organisieren. Für mich kein essenzielles Feature, aber definitiv ein „nice-to-have“. Das Menü des Organizers ist sehr übersichtlich gestaltet und verfügt über vier Reiter am oberen Bildschirmrand, die den Dateityp und die Art des Bildes kategorisieren. Von hier aus könnt ihr auch schnell und einfach drucken, eure Bilder bewerten und in die Bearbeitung gehen.
Fazit Adobe Elements 2020
Die Elements-Versionen von Photoshop und Premiere hinterlassen allgemein einen sehr guten Eindruck. Die Verwandtschaft zu ihren großen Geschwistern der Creative Cloud merkt man ihnen deutlich an. Sie bieten somit die wichtigsten Features der Profi-Tools, ohne Anfänger zu überfordern. Zwar ist es schade, dass Adobe erneut auf den für Drucker so wichtigen CMYK-Modus verzichtet, aber irgendwo muss das Alleinstellungsmerkmal der CC-Version eben herkommen.
Für Adobe Premiere gilt das Gleiche, wobei euch der Assistent hier sogar noch intuitiver in die Funktionen des Programms einführen kann. Solltet ihr gerade mit der Bild- und Videobearbeitung starten, dann bekommt ihr hier das perfekte Einführungstool.
Wer sich trotzdem für die Creative Cloud-Versionen interessiert, kann sich diesen Artikel anschauen. Dort haben wir für euch aufgedröselt, welche Version für wen geeignet ist.
Falls ihr euch gerade ein neues Notebook zulegen wollt und Interesse an Adobe Elements habt, dann haben wir etwas für euch. Wenn ihr beides zusammen kauft, bekommt ihr bis Ende Februar 2020 immerhin 20 Euro Rabatt auf die Adobe-Software.