Die AirPods Pro 2 sind äußerlich praktisch identisch zur ersten Generation, aber unter der Haube hat Apple de facto jeden Aspekt verbessert.
Das gefällt uns
- Besseres ANC
- Besserer Sound
- Case hat einen Speaker
Das gefällt uns nicht
- Altes Design
- Lightning-Anschluss
Die AirPods Pro (2. Generation), in kurz AirPods Pro 2, werfen eine interessante Frage auf: Wie viel „mehr“ muss der Nachfolger eines sehr erfolgreichen Produktes können, um seine Existenz zu rechtfertigen? Gerade bei den AirPods Pro 2 können nämlich schnell die Fragen aufkommen: „Das war es schon? Mehr gibt es nicht?“
Die Skepsis ist verständlich. Drei Jahre nach dem Debüt der ersten AirPods Pro ist Apple mit der zweiten Generation zurück und es hat sich auf den ersten Blick nichts verändert. Die Stiele sind noch da, es gibt keine neuen Farben und allgemein gibt es äußerlich (fast) nichts, was die neuen TWS von den alten unterscheidet.
Apple hat alle Energie in den Feinschliff der beliebten Kopfhörer gesteckt. Für Fans von Apple sind diese Änderungen mehr als genug und sie werden vielleicht sogar sagen, dass sie genau darauf gewartet haben. Fakt ist aber, dass der TWS-Markt heute deutlich besser und breiter aufgestellt ist als noch vor drei Jahren. Entsprechend haben es die AirPods Pro 2 nicht so leicht wie ihre Vorgänger.
Lieferumfang – Spartanisch wie immer
Große Überraschungen bleiben beim Öffnen der Box der AirPods Pro 2 aus. Ihr bekommt das Charging Case, die beiden Ohrstecker, insgesamt vier Silikon-Spitzen, etwas bedrucktes Papier und ein Lightning-USB-C-Kabel. Neu sind die Silikon-Spitzen in Größe XS.
Man möchte meinen, dass Apple bei einer UVP von 300€ ein Netzteil oder zumindest eine ihrer neuen Tragebandschlaufen (dazu kommen wir gleich) beilegt, aber man verkauft das wohl lieber für 25€ bzw. 15€ extra. Kauft den Charger bitte von einem Drittanbieter wie Anker oder ugreen (Shop). Kostet dann die Hälfte und erledigt den gleichen Job. Gleiches gilt für die Schlaufe.
Verarbeitung & Design – Minimale Veränderungen gegenüber den ersten AirPods Pro
Rein optisch hat sich bei den AirPods Pro 2 nicht viel getan. Das Case verfügt jetzt über einen kleinen Lautsprecher auf der Unterseite. Der gibt jedes Mal ein kleines Läuten von sich, wenn ihr das Case zum Laden anschließt – kabelgebunden oder kabellos. Das tun eigentlich alle Apple-Geräte, vom iPhone über den Mac bis zum iPad und der Apple Watch. Die AirPods Pro 2 sind also in guter Gesellschaft.
Dank des kleinen Speakers könnt ihr eure AirPods Pro jetzt aber auch leichter finden. Im Grunde steckt im Inneren die Technik eines AirTag (U1-Chip), der es euch erlaubt, mit der Find My-App euer Case zu finden. Wenn ihr ganz nah dran seid, könnt ihr eben auch einen Ton abspielen lassen.
Neben dem Speaker wurde auch noch eine Vorrichtung für eine Schlaufe an der rechten Seite des Gehäuses installiert. Die Öse bricht etwas mit dem Minimalismus des Case, aber alles in allem stört es nicht und vielleicht hilft es dem einen oder anderen sogar, die AirPods Pro nicht zu verlieren – wenn ihr denn für 15€ extra eine Schlaufe gekauft habt.
Bei den AirPods Pro 2 selbst gibt es praktisch nur einen neuen Auslass am Gehäuse. Warum der wichtig ist, klären wir im Kapitel ANC. Die AirPods Pro 2 und das Case sind aufeinander abgestimmt. Platziert ihr einen „fremden“ AirPod in eurem Case, bekommt ihr auf dem iPhone eine Einblendung. Das passiert auch, wenn ihr einen AirPod Pro der ersten Generation im Case der zweiten Generation platziert. Passen tut er, nur mögen sich die beiden nicht.
Ansonsten ist alles beim Alten geblieben. Das Case ist makellos aus weißem Kunststoff gefertigt und das Scharnier ist weiterhin der Goldstandard bei Widerstand, Haltekraft und beim Schließ-Spund. Dieses „Klack“ ist so befriedigend, wenn es neu ist.
Tragekomfort – Wenn du die ersten AirPods Pro mochtest, wirst du auch die neuen mögen
Wie eingangs schon erwähnt, legt Apple den neuen AirPods Pro 2 gleich vier Sätze Ohrstöpsel bei. Die neue Größe ist XS. Die sind nicht für meine Ohren gemacht, aber ich bin mir sicher, dass besonders Menschen mit kleinen Ohren damit einen höheren Tragekomfort bekommen.
Die Silikon-Spitzen sind ansonsten praktisch identisch zu denen der ersten Generation. Einzige Änderungen sind die Filter für das „Gold eurer Ohren“. Apple hält übrigens die Silikon-Spitzen der ersten und zweiten AirPods Pro-Generation für eigenständige Entitäten. Trotz der Tatsache, dass die Spitzen der alten TWS problemlos an die Ohrstecker der neuen Generation passen, werden sie von Apple separat verkauft.
Abgesehen von den neuen Spitzen ist alles wie bei den ersten AirPods Pro. Wenn euch die ersten gefallen haben, werdet ihr auch die zweite Generation mögen. Wenn sie für euch bisher nicht bequem waren, sind vielleicht die normalen AirPods ohne Silikon-Spitzen besser für euch geeignet.
Steuerung – Endlich die Lautstärke ohne iPhone anpassen
Wirklich neu ist die Möglichkeit, endlich am Stiel die Lautstärke anzupassen. Am Bereich, der sich bei der ersten Generation nur drücken ließ, könnt ihr jetzt auch nach oben oder unten streichen, um eure Musik lauter oder eben leiser zu machen. Das funktioniert bei beiden Ohrhörern.
Ein akustisches Signal gibt an, dass ihr gerade die Lautstärke verändert. Erreicht ihr Volume 0, hört ihr ein Plop und bei maximaler Lautstärke wieder einen anderen Ton. Die Steuerung funktioniert so gut, dass ich tatsächlich immer genau den Befehl gesendet habe, den ich wollte. Nie habe ich einen Song versehentlich pausiert, wenn ich ihn nur kurz für das Gitarrensolo etwas lauter machen wollte.
Sound – Von Allem etwas mehr
Endlich sind wir beim Sound angekommen und damit bei dem Thema, dass wohl bei TWS am wichtigsten ist. Apple hat das Innenleben der AirPods Pro komplett überarbeitet. Es wurden zwar die gleichen 11mm Treiber der AirPods (3rd Gen) verbaut, aber sie klingen hier einfach besser und voller. Der Klang ist dazu sauberer und dynamischer.
Für gewöhnlich sucht Apple das EINE Klangprofil, das am besten bei verschiedenen Audio-Formaten klingt. Die AirPods Pro müssen also bei Musik genauso überzeugen wie bei Filmen oder Podcasts und was soll ich sagen – Apple hat es geschafft. Es gibt jetzt mehr Höhen, Mitten und Tiefen. Das ganze Klangbild ist einfach breiter und ausgewogener.
Am Ende ist der Klang aber „typisch AirPods“. Das Sound-Upgrade ist da und auch deutlich hörbar, aber es ändert nicht grundlegend das Klangprofil der AirPods Pro. Wenn ihr ein neutraleres Klangprofil wollt, solltet ihr bei Sennheiser oder Sony vorbeischauen.
Neu in iOS16 ist ein Prozess zur Personalisierung eures Audio-Erlebnisses. Dabei misst der 3D-Scanner von Face ID euer Ohr aus und passt dadurch das Klangbild an. Der Prozess ist recht lang und so richtig glaube ich nicht daran. Kleiner Bonus: Die AirPods Pro haben mit iOS16 endlich ihren eigenen Menü-Punkt in den Einstellungen und sind nicht mehr in einem Untermenü versteckt.
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ANC – Noch mehr Ruhe
ANC ist ein Gottesgeschenk – nicht nur bei den AirPods Pro 2. Ihr müsst nicht mehr eure Musik bis zum Anschlag aufdrehen, um nicht im Lärm einer Stadt wie Berlin abzusaufen. Durch ANC schützt ihr auf lange Sicht also euer Gehör und das ist ein oft unterschätzter Mehrwert bei TWS.
ANC ist aber nicht gleich ANC. Die erste Generation der AirPods Pro hatte zu Recht den Ruf, über eines der besten Noise Cancelling-Features zu verfügen. Laut Apple soll bei den neuen AirPods Pro 2 das ANC „bis zu“ doppelt so effizient sein wie beim Vorgänger. Ich habe in meinem Home Office keine wissenschaftliche Möglichkeit, das ANC der AirPods Pro 2 zu überprüfen. Was ich allerdings habe, ist ein Satz AirPods Pro (1st Gen) und den öffentlichen Berliner Nahverkehr.
Ob die AirPods Pro 2 jetzt wirklich 2x so viel Lärm ausblenden wie die erste Generation, kann ich nicht sagen, aber es definitiv mehr. Gleichbleibender Lärm wird konsequent ausgeblendet. Je tiefer die Quelle des Lärms ist, umso besser funktioniert das ANC. Das Grummeln der U-Bahn über die Schienen, das Brummen des Motors des Bus, das Gemurmel der Passagiere in der S-Bahn – alles ist „(mehr) weg“ als vorher.
Um die Geräusche um euch herum besser bestimmen zu können und das ANC seine Magie wirken zu lassen, hat Apple den zuvor erwähnten neuen Auslass an den Ohrsteckern verbaut. So erkennen die AirPods Pro 2 besser, was um sie herum passiert. Das ANC hadert noch etwas mit hohen Tönen und einzelnen menschlichen Stimmen, aber Apple steht mit den AirPods Pro 2 definitiv auf dem Treppchen, was ANC angeht. Zukünftige Software-Updates könnten das sogar noch verbessern. Aktuell gilt wohl aber BOSE mit den QuietComfort Earbuds II als ANC-König, da sie besser mit höheren Tönen umgehen können.
Transparenz-Modus – Jetzt mit eingebautem Gehörschutz
Wo Apple aber definitiv das Feld der TWS anführt, ist der Transparenz-Modus. Der ist so deutlich und lebensecht wie zuvor, aber jetzt sogar mit eingebautem Gehörschutz. Wenn die AirPods Pro im Transparenzmodus laute Geräusche erkennen, reduzieren sie automatisch die Lautstärke für diese Geräusche. Dafür müsst ihr nicht mal aktiv etwas tun. Rauscht ein Krankenwagen mit Sirene an der Kreuzung an euch vorbei, pegeln die AirPods Pro 2 einfach die Sirene herunter – und zwar nur die Sirene.
Dieser „adaptive“ Transparenzmodus wird dabei nicht von bestimmten Geräuschen ausgelöst, sondern aktiviert sich, sobald etwas in eurer Umgebung eine bestimmte db-Grenze überschreitet. Laut Apple passiert diese Verarbeitung 48.000x pro Sekunde. Fun-Fact: Tragt ihr zusätzlich eine Apple Watch, bekommt ihr dort angezeigt, wie sehr die AirPods Pro 2 gerade die Geräusche herunterpegeln.
Akkulaufzeit – Noch etwas länger
Die eigentliche Akkulaufzeit der AirPods Pro 2 beträgt ziemlich genau sechs Stunden mit ANC. Es geht etwas herunter, wenn ihr Spatial Audio verwendet, da die Bestimmung eurer Kopfposition zusätzlich Akku verbraucht. Im Case stecken weitere 24h Akku, wodurch ihr auf insgesamt 30 Stunden kommt. Das sind 6 Stunden mehr als bei der ersten Generation.
Diese Entwicklung ist tatsächlich großartig. Meine ersten AirPods Pro haben beim Start fast genau vier Stunden durchgehalten. Nach jahrelanger Nutzung und unzähligen Ladezyklen sind es inzwischen eher zwei Stunden. Das ist immer noch okay, aber lange Solo-Trips mit der Bahn oder im Flugzeug sind damit nicht mehr möglich. Die neuen AirPods Pro 2 sollten aber auch in ein paar Jahren noch vier Stunden mit einer Ladung durchhalten. Das ist genug, um selbst die Verwandtschaft im letzten Kaff zu erreichen.
Neben dem Lightning-Port auf der Unterseite könnt ihr die AirPods Pro 2 auch weiterhin via Qi-Standard drahtlos aufladen – MagSafe ist auch dabei. Neu ist hingegen, dass ihr auch einen Apple Watch-Charger verwenden könnt. Das spart euch auf Reisen ein Ladegerät und das lächerlich teure MagSafe Duo-Pad könnte doch noch nützlich werden.
Nettes Detail: Nutzt ihr die Akku-Widgets von iOS 16 (egal welches der drei vorinstallierten), bleiben die Akkustände nun dauerhaft im Widget. Bisher sind diese nach einer gewissen Zeit verschwunden, wenn die TWS länger im Case waren. Beim neuen iPhone 14 Pro (Test) haben die AirPods Pro 2 auch eine nette Animation in der neuen Dynamic Island. Dort wird euch angezeigt, wenn der Akku zur Neige geht.
Fazit zur den AirPods Pro 2 – Apple-Nutzer schlagen bedenkenlos zu
Als die ersten AirPods Pro auf den Markt kamen, waren sie das insgesamt rundeste Produkt der TWS-Welt für mich. Sie waren gut in allen Dingen, auf die ihr bei einem ANC-TWS Wert legen solltet. Inzwischen hat der Rest der Tech-Welt aber deutlich aufgeholt. Ihr findet ohne Probleme TWS mit besserem ANC, audiophilerem Klang und längerer Akkulaufzeit. Keines davon ist aber so im Apple-Ökosystem verzahnt wie die AirPods.
Die AirPods Pro 2 sind kein wildes Experiment von Apple. Hier wurde nicht das Rad neu erfunden. Es ist Feinschliff an einem bereits sehr gutem Produkt, das schon von Millionen von Menschen genutzt wird. Der Sound ist deutlich besser und das ANC hat ebenfalls einen großen Sprung nach vorne gemacht. Mit dem verbesserten Transparenz-Modus gibt es viele Gründe, die für ein Update oder einen Erstkauf sprechen.
Wenn ihr ein iPhone habt und einfach nur guten Sound haben wollt, solltet ihr zu den AirPods Pro 2 greifen. Die erste Generation wird es wohl vereinzelt reduziert geben (Händler müssen Lager leeren), aber ich rate trotzdem zur zweiten Generation. Die längere Akkulaufzeit, der U1-Chip, der das Case quasi in einen AirTag verwandelt, und die Tatsache, dass ihr nicht mehr Siri fragen müsst, wenn die Musik zu laut oder zu leise ist, sind diese kleinen Komfortgewinne. Sie machen die AirPods Pro 2 in Summe zu diesem extrem polierten und raffinierten Produkt, das sie eben sind.
Solltet ihr hingegen ein Android-Smartphone besitzen, frage ich mich, was ihr hier wollt und warum ihr bis hierhin gelesen habt. Ihr habt genug Auswahl. Da sind die Sennheiser Momentum True Wireless 3 oder die Master&Dynamic MW08 Sport (Vergleich), die Beyerdynamic FREE BYRD (Test) oder die Jabra Elite 85T (Test) oder oder oder. Ohne iPhone bekommt ihr mit den AirPods Pro 2 weder Software-Updates noch Multipoint-Bluetooth. Um es ganz deutlich zu sagen: Android-Nutzer*innen brauchen die AirPods Pro nicht und sollten sie auch nicht kaufen. iPhone-Nutzer*innen haben die Wahl, ob sie einen weiteren Schritt ins Apple-Ökosystem machen wollen oder sich lieber eine der universelleren Alternativen genauer ansehen.