Amazon wurde von der US-Behörde FCC eine Sondergenehmigung erteilt, um bald Radartechnik für zwei Anwendungsfälle zu nutzen. Einer erinnert dabei etwas an Orwell.
Normalerweise dürfen Produkte für Heimelektronik keine Radartechnologie verbauen. Das hat schlichtweg den Grund, dass private Nutzer*innen nicht dem professionellen Einsatz der Technik in die Quere kommen sollen. Neben dem Verfolgen von Flugzeugen kann man Radarwellen aber auch noch zum Bestimmen naher Gegenstände und ihrer Positionsveränderung nutzen.
Amazon nutzt Radarsensoren für zwei Dinge
Bevor nun Zitate aus Orwells 1984 kommen, lasst uns den Aluhut wieder abnehmen und anschauen, warum Amazon diese Sondergenehmigung erteilt wurde. Dem offiziellen FCC-Bescheid zufolge, sollen die Sensoren Gesten und- Körpersteuerung ermöglichen. Gerade für Leute mit eingeschränkter Sprach- oder Mobilitätsfähigkeit soll so der Zugang zu technischen Geräten erleichtert werden.
Ein zweiter Einsatzzweck ist das Verfolgen von Bewegungen im Schlaf. So will Amazon hier zum Beispiel die Grenzwerte für Radarwellen erhöhen, um genauer Bewegungen von Nutzer*innen aufzuzeichnen und ihre Schlafhygiene zu verbessern. Die Technik könnte also zum Beispiel in einem smarten Wecker zum Einsatz kommen. Offiziell argumentiert Amazon hier mit signifikanten gesundheitlichen Vorteilen für viele amerikanische Staatsangehörige.
Wirft datenschutzrechtliche Fragen auf, die Nutzer*innen sich stellen sollten
Damit mag Amazon durchaus richtig liegen, denn unser aller Schlaf ist ein verhältnismäßig wenig erforschtes Feld. Trotzdem sollten sich amerikanische Nutzer*innen dann die Frage stellen, ob sie einer großen Firma wie Amazon langfristig mit sensiblen privaten Informationen trauen. Sollte das Megaunternehmen zum Beispiel wissen, wie oft ihr nachts aufs Klo müsst oder schnarchend aus dem Bett fallt? Bevor wir dystopische Schreckensszenarien zeichnen: Bislang wurde die Technik nur zur Entwicklung freigegeben. Wir kennen also weder das genaue zukünftige Produkt, noch wissen wir wann und ob die Technik überhaupt erscheint.
Google nutzte Radar bereits beim Pixel 4
Amazon war übrigens nicht der erste US-Gigant, dem eine außerordentliche Nutzung von Radarsensoren erlaubt wurde: Bereits 2018 erhielt Google eine solche für das Pixel 4. Dieses enthielt den sogenannten Soli-Chip, der ebenfalls eine Gestensteuerung mit Radar ermöglichte. Wie auch andere Gestensteuerungen, verschwand die Funktion aber relativ schnell wieder. Vor dem eigenen Smartphone herumzufuchteln, wirkt für viele eben noch immer befremdlich. Google hat die Technik – im typischen Google-Stil – dann auch schnell wieder fallengelassen.
Ihr seht also: Nur weil Amazon eine Erlaubnis zur Produktion von radarbasierten Trackern gegeben wurde, geht davon noch nicht die Welt unter.
Wir sind auf jeden Fall auf die Produkte gespannt und werden ihren Nutzen selbstverständlich kritisch hinterfragen. Was meint ihr zu radarbasiertem (Schlaf-)Tracking? Utopie oder Dystopie? Lasst es uns in einem Kommentar wissen.