AMD hat mit drei verschiedenen Radeon RX 6000-Modellen die nächste Generation an Grafikkarten offiziell vorgestellt. Damit ist nun auch RDNA2 bald in den Gehäuse vieler Spieler am arbeiten. Doch was wissen wir eigentlich alles über die neue Gaming-Architektur von AMD? Während der Vorstellung gab es weitere Details dazu. Sehen wir uns die mal genauer an.
Bisher wissen wir noch nicht jede Einzelheit über RDNA2. Während der Vorstellung der neuen Grafikkarten, gab es aber auch die ein oder andere technische Information über die Architektur und zur Funktionsweise der neuen Radeon-Modelle. Ein großer Schritt ist hier vor allem Raytracing – etwas Neues für AMD.
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Nvidia benutzt dafür eigene Tensor-Cores, die nur für die spezielle Berechnung der Strahlen („Rays“) zuständig sind. AMD verwendet hier ein Feature, dass sie „Ray Accelerator“ genannt haben. Das ist ein Chip, der sich nur um das Raytracing kümmert: „The Ray Accelerator is specialized hardware that handles the intersection of rays providing an order of magnitude increase in intersection performance compared to a software implementation.“
DirectX 12 Ultimate: Nun mit 100 Prozent mehr Raytracing
Microsoft verwendet unter Windows und auch auf der kommenden Xbox Series X endlich DirectX 12 Ultimate. Etwas, das es für die Radeon-RX-5000er noch nicht gegeben hat. Bei 12 Ultimate implementiert MS auch Raytracing-Unterstützung mit DXR. Bei diesem Punkt bleibt AMD allerdings erstaunlich wortkarg. Während der Vorstellung wurde nur gezeigt, dass die neuen RX 6000er nun Direct X 12 Ultimate und damit Raytracing unterstützen werden. Wie schnell oder wie gut sie das können, wurde nicht gesagt. Wir – und auch andere Kollegen – gehen davon aus, das RDNA2 zwar ziemlich gut in Rasterizer-Spielen arbeiten wird, aber bei wirklichen Raytracing-Titeln nicht ganz mit Nvidias Ampere-Karten mithalten kann. Neben Raytracing bringt DirectX 12 Ultimate auch Variable Rate Shading, Mesh Shader und Sampler Feedback.
Während der Präsentation wurden noch einige Videos und Webseiten dazu von AMD online gestellt. Durch diese erfahren wir etwas mehr über RDNA2. So haben AMD-Ingenieure im August eine neue Radeon-Grafikkarte durch ein Programm namens „Procedural Geometry Sample“ gejagt. Das ist eine Anwendung direkt von Microsoft um Raytracing auf Windows zu testen (es ist Teil von Microsofts DXR SDK). Mit der RDNA2-Grafikkarte lief das Programm um 13,8 Prozent schneller und schaffte ganze 471 Bilder pro Sekunde.
Ohne die Grafikkarte bzw. mit der Software DXR Fallback Layer, wurden nur 34 Fps erreicht. Eine Nvidia GeForce RTX 2080 mit der ersten Generation an Tensor-Cores erreichte lediglich 308 fps. Das vormalige Topmodell von Team Green, die GeForce 2080 Ti, kam auf 390 fps. Eine neue GeForce Grafikkarte, zum Beispiel eine RTX 3080 oder höher, dürfte eine ganz andere Geschichte sein. Diese dürften die AMD-Karte deutlich überholen. AMDs Raytracing-Leistung ist also gut, aber nicht auf dem ersten Platz. Hier dürfte weiterhin Nvidia einen großen Vorsprung haben.
Da die Anwendung „Procedural Geometry Sample“ grundsätzlich für jeden erhältlich ist, hat sich ein Reddit-Nutzer das Programm geschnappt und seine ASUS GeForce RTX 3080 TUF Gaming Grafikkarte durchlaufen lassen. Dort erhielt er ganze 630 Fps. Damit ist die zweite Generation an Tensor-Cores knapp 33 Prozent schneller als die erste Generation. Eine GeForce RTX 3090 schafft in dem Benchmark sogar 750 Fps und ist damit rund 50 Prozent schneller als die getestete AMD Grafikkarte. Dieser Vergleich ist aber mit Vorsicht zu genießen. Wir wissen nicht, welche Grafikkarte und welche Einstellungen AMD bei seinen Tests verwendet hat. Daher sind die Zahlen nicht ganz miteinander vergleichbar.
Infinity Cache und das 256-Bit-Interface
Beim Speicherinterface geht AMD einen ganz eigenen Weg und zeigt mit dem Infinity-Cache ein erstaunliches Highlight der neuen Architektur. Der Navi 21-Chip hat „nur“ ein 256 Bit breites Speicherinterface, welches GDDR6-Speicher mit einer Speichergeschwindigkeit von wohl 16Gbps anbindet (die genauen Details sind noch nicht bekannt). Damit liegt die Bandbreite auf demselben Niveau oder nur etwas höher als bei einer RX 5700 XT und ist deutlich niedriger als bei einer GeForce RTX 3080. Dort gibt es ein 320 Bit Interface und eine GDDR-Geschwindigkeit von 19 Gbps.
Um die niedrigere Bandbreite auszugleichen, verwendet AMD einen großen Cache, der auf dem L3-Cache der Zen-3-CPUs basiert. Dieser nennt sich „Infinity-Cache“ und befindet sich auf allen neuen RX Grafikkarten. Er ist losgelöst vom VRAM, kann aber scheinbar auch zusätzlich genutzt werden.
Obwohl 128 MB Cache nicht nach viel klingen, sind die gezeigten Ergebnisse ziemlich beeindruckend: Im Vergleich zu einem 384-Bit-Interface schafft das 256-Bit-Interface mit den 128 MB Infinity-Cache um 117 Prozent mehr Bandbreite. Dabei soll es nur 90 Prozent des Stromverbrauchs eines 384-Bit-Interfaces verbrauchen. Es ist also schneller und stromsparender als ein größeres Interface zu verwenden. Inwiefern das jetzt auf jedes Szenario, Spiel oder Programm anzuwenden ist, bleibt abzuwarten. Uns erwarten aber spannende Testergebnisse.
RDNA 2: Enorm viel Takt & trotzdem effizienter
Die angegebenen Taktraten sind deutlich höher als beim Konkurrenten Nvidia. Auch die erste RDNA-Generation wird weit hinter sich gelassen. Die magische 2.000-MHz-Grenze soll eine RX 6900 XT im Schnitt dauerhaft halten können. Der Turbo ist hier mit 2.250 MHz angegeben und Dritthersteller können mit Übertaktung bestimmt noch mehr herauskitzeln. Hier freuen wir uns schon auf monströse Custom-Modelle.
Bemerkenswert ist aber vor allem, dass die höheren Taktraten nicht auf Kosten der Effizienz erreicht werden. Bei gleichem 7nm-Fertigungsprozess und gleicher Leistungsaufnahme takten die neuen Karten 30 Prozent höher als ihre Vorgänger. Auch der Zeitraum ist beachtenswert: In nur wenigen Monaten hat AMD bei einer RX 6800 XT eine 54 Prozent bessere Energieeffizienz im Vergleich zu einer RX 5700 XT erreicht. Bei einem gleichen Prozess und nur durch Optimierungen. Eine RX 6900 XT kommt gar auf eine verbesserte Effizienz von 65 Prozent. Dieser Leistungs- und Effizienzsprung ist wirklich enorm und wird selbst von komplett neuen GPU-Architekturen selten erreicht.
FidelityFX bekommt Raytracing-Update
Mit RDNA2 will AMD auch weiter sein Feature FidelityFX ausbauen. Dort soll es bald einen Denoiser für Raytracing geben, der genutzt werden kann, um das Rauschen bei wenigen Raytracing-Strahlen zu reduzieren. Somit könnte man die Performance steigern, ohne die Bildqualität drastisch zu reduzieren. Dazu kommt noch Variable Rate Shading, welches die Leistung bei gewissen Effekten ebenfalls gezielt verbessern soll. Die kommenden Games Dirt 5, World of Warcraft: Shadowlands sowie Far Cry 6 sollen bereits mit den neuen FidelityFX-Features ausgestattet sein.
AMD mit eigenem DLSS?
DLSS war zu Beginn eine unterschätzte Technik, inzwischen ist sie ziemlich erstaunlich. Kurz gesagt, wird ein Spiel in einer niedrigen Auflösung gespielt und von einer KI dann in Echtzeit in eine hohe Auflösung hochgerechnet. Das spart Leistung und ermöglicht hohe Auflösungen sogar auf schwachen Karten. AMD kündigte an, an einem „Super-Resolution“-Feature zu arbeiten, das in etwa das Gleiche wie DLSS können soll. Jedoch fehlen dazu weitere Details. Es gab nur die Info, dass sie an diesem Feature arbeiten und es Ähnlichkeiten mit DLSS hat. Das Feature wird zum Start der RX-6000er-Serie noch nicht verfügbar sein, sondern später nachgeliefert.
Bessere Leistung mit Ryzen 5000 und RAGE
Eine der interessantesten Neuerungen wird wohl AMDs Rage werden. Das ist eine integrierte und von AMD vorgegebene Überaktungsmöglichkeit, wenn eine Ryzen-5000-CPU und eine Radeon-RX-6000-GPU zusammen auf einem 500er Motherboard verwendet werden. Das soll durch ein besonderes Zusammenspiel der Hardware erreicht werden. So kann die CPU durch „Smart Access Memory“ auf den gesamten GPU-Speicher zugreifen. Das ermöglicht eine noch nicht dagewesene und sehr spannende Zusammenarbeit von CPU und GPU.
Rage wird von AMD auch als „One Click Overclocking“ bezeichnet, da der Nutzer hier nicht viel einstellen muss. Ein Button in der AMD-Software genügt. Bei Rage soll es die bekannten Profile „Quiet“ und „Balanced“ geben, welche wohl den GPU-Takt und den Stromverbrauch der CPU minimal (aber stabil) anheben werden. Was genau Rage aber noch ermöglicht und wie die Einstellung im Detail funktioniert, wurde leider ebenfalls nicht genannt.
Ein kleines Bonbon hat AMD aber doch noch gezeigt: Kommen Rage und Smart Access Memory gemeinsam zum Einsatz, bekommt eine Radeon RX 6800 XT in Ultra HD und ausgewählten Titeln einen Leistungsschub zwischen zwei und dreizehn Prozent. Im Schnitt sind es in AMDs Benchmarks sechs Prozent.
Genaueres wird AMD aber wohl noch vor dem Launch der neuen Karten am 18.11 verlauten lassen. Alternativ kommen die Details vielleicht auch durch die ersten Reviews und Tests ans Tageslicht. Wir sind ziemlich gespannt, denn AMD hat mit RDNA2 und ihren neuen Grafikkarten die Erwartungen übertroffen und die Messlatte sehr hoch gelegt. Zwar können sie Nvidia wohl beim Thema Raytracing nicht das Wasser reichen, aber ansonsten sind es wohl absolut konkurrenzfähige Grafikkarten. Diese bringen sogar noch einige echte Innovationen in Form ihrer Features mit.
Was denkt ihr aber zu RDNA2 und den neuen RX 6000er-Karten? Können sie Nvidia gefährlich werden? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
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Quelle und Bilder: AMD via: wccftech , computerbase, AMD