Der AMD Ryzen 5 5600X gilt vielerorts als Preis-Leistungs-Tipp zum Zocken. Wir haben uns angesehen was an den Empfehlungen dran ist und ob ihr mit dem derzeit kleinsten Ryzen 5000X vielleicht doch irgendwo Abstriche machen müsst.
- Die neuen AMD-CPUs in der Übersicht
- Testsystem
- AMD Ryzen 9 5600X
- Synthetische Benchmarks
- Gaming-Benchmarks
- Emissionen
- Fazit
Wie viele Tech-Journalisten haben wir uns im ersten Teil unseres Ryzen-5000-Test auf die Top-Modelle konzentriert. Wirklich interessant dürften aber für die meisten von euch die Mittelklasse-Prozessoren sein. Diese sind nun deutlich besser verfügbar als zum Start und pendeln sich auch in humaneren Preisgefilde ein. Für derzeit 299,00€ scheint er ein ultimatives Angebot an Gamer*innen zu sein, die bei der Performance in Spielen keine Kompromisse eingehen möchten.
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Warum AMD Zen 3 so spannend ist
AMDs Zen-3-Architektur bringt im Vergleich zum Vorgänger nur minimale Taktänderungen mit. Auch der Fertigungsprozess (7nm) und der nominelle Cache sind gleichgeblieben. Dennoch handelt es sich bei Zen 3 aka Ryzen 5000 um das größte Redesign seit der Vorstellung von Zen 1 im Jahr 2017. Grund hierfür ist der komplett veränderte Aufbau der Compute Core Complexes (CCX). Diese bilden für alle bisherigen Zen-Prozessoren das Grundgerüst, denn auf ihnen sitzen jeweils bis zu vier Kerne. Für Prozessoren mit mehr als vier Kernen bedeutet dies aber auch zwangsläufig, dass mehrere CCX verwendet werden müssen.
Die Kommunikation zwischen den einzelnen CCX und deren Zugriff auf den geteilten Cache (Zwischenspeicher) führte bislang zu erhöhten Latenzen – was besonders in Spielen sehr hohe Bildraten verhindern konnte. Mit Zen 3 wurde die Kernanzahl pro CCX allerdings auf acht erhöht. Außerdem wurde der Cache-Zugriff grundlegend überdacht. Zuvor konnten die Kerne nur auf einen geteilten L3-Cache zugreifen. Nun steht allen Kernen ein gemeinsamer Cache zur Verfügung. Spiele und andere latenzsensitive Anwendungen profitieren davon ungemein.
Kerne/Threads | Takt | Grafikeinheit | L3 | TDP | Launch-Preis (UVP) |
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Ryzen 9 5950X | 16 / 32 | 3,4 / 4,9 GHz | – | 64 MB | 105 W | 799 Euro |
Ryzen 9 5900X | 12 / 24 | 3,7 / 4,8 GHz | – | 64 MB | 105 W | 549 Euro |
Ryzen 7 5800X | 8 / 16 | 3,8 / 4,7 GHz | – | 32 MB | 105 W | 449 Euro |
Ryzen 7 5700G | 8 / 16 | 3,8 / 4,6 GHz | Vega 8 mit 2,0 GHz Takt | 16 MB | 65 W | 359 Euro |
Ryzen 5 5600X | 6 / 12 | 3,7 / 4,6 GHz | – | 32 MB | 65 W | 299 Euro |
Ryzen 7 5600G | 6 / 12 | 3,9 / 4,4 GHz | Vega 7 mit 1,9 GHz Takt | 16 MB | 65 W | 259 Euro |
Auch die Instruktionen pro Taktzyklus (IPC) sind deutlich gestiegen. Sie bezeichnen die Arbeit, die ein Prozessor während eines Taktdurchlaufs verrichten kann. Lässt man Ryzen 3000 und Ryzen 5000 also beim gleichen Takt arbeiten, dann müssten die neueren Prozessoren – laut AMD – etwa 20% schneller sein. Ein gigantischer Sprung, den selbst neue Generationen durch das Schrumpfen des Fertigungsprozesses manchmal nicht erreichen. Auf dem Papier haben die Ingenieure von AMD also beeindruckende Arbeit geleistet. Nun schauen wir uns an, was in der Praxis dahintersteckt.
Unser Testsystem
- CPU: AMD Ryzen 5 5600X
- Mainboard: Gigabyte B550 AORUS Elite V2
- RAM: G.Skill Trident Z 16 GB DDR4 36200
- GPU: ASUS TUF GeForce RTX 3080 Ti
- Netzteil: be quiet! Straight Power Pro 750W
- M.2 SSD: WD Black SN850
Für den heutigen Test nutzen wir unsere allgemeine Testplattform.
Kurz noch ein paar Worte zu den verbauten Komponenten: Das Gigabyte B550 AORUS Elite V2 ist ein Mainboard der gehobenen Preis-Leistungs-Klasse (Hier geht es zu unserem Mainboard-Ratgeber). Aufgrund hochwertiger VRMs (Spannungswandler) erlaubt es – entsprechende CPU-Kühlung vorausgesetzt – selbst den übertakteten Betrieb von AMDs 16-Kernern. Meist laufen die Ryzen-Prozessoren aber bereits am Takt-Limit. Um noch mehr aus ihnen herauszukitzeln, solltet ihr daher den Fokus auf schnelleren Arbeitsspeicher legen.
Dank der verdammt schnellen ASUS TUF GeForce RTX 3080 Ti können wir uns zudem sicher sein, dass die GPU keinen übermäßigen Flaschenhals darstellt. Mit aktuellen AMD-Grafikkarten der RX 6000er-Reihe profitiert ihr im Zusammenspiel mit der Ryzen 5000er-Reihe aber noch von weiteren Vorteilen. Denn diese bieten im Zusammenspiel auf einem AMD 500er-Board eine gesteigerte Performance. Durch Features wie Smart Access Memory (SAM) und den neuen RAGE-Mode können vollständige AMD-Systeme also etwas mehr aus ihren Komponenten herausholen.
So erhalten die Ryzen 5000er Prozessoren etwa direkten Zugriff auf den gesamten Videospeicher der neuen AMD RX 6000er Grafikkarten. Damit sind Performance-Gewinne von bis zu 13 Prozent herauszuholen. Der RAGE-Mode sorgt hingegen für ein stabiles Übertakten von GPU und CPU. Dennoch: Auch mit der von uns genutzten Nvidia-GPU bildet die Ryzen 5000er-Serie ein gekonntes Team und erreicht enorm hohe Bildraten in Games.
Da der Ryzen 5600X mit einem Boxed-Kühler daherkommt, haben wir ihn auch mit diesem eingemessen. Habt ihr also einen besseren Kühler am Start, dann werdet ihr euch über eine etwas höhere Performance freuen dürfen. Ihr wisst noch nicht, welcher CPU-Kühler es sein soll? Dann schaut euch hier unseren Vergleich von günstigen Modellen an.
AMD Ryzen 5 5600X
Wie bereits angesprochen, sind die Augen heute auf den AMD Ryzen 5 5600X gerichtet. Er ist das mit Abstand erfolgreichste Modell der Ryzen-5000er-Serie – und bildet gleichzeitig ihren derzeitigen Einstieg. Mit sechs Kernen, zwölf Threads und Taktraten von bis zu 4,6 GHz eignet er sich sowohl für Gaming als auch Kreativanwendungen. Vor allem bei Letzteren legen seine großen Geschwister aber noch eine Schippe drauf. Beim Gaming solltet ihr aber kaum Einschränkungen machen müssen, da ihr ebenfalls hohe Taktraten und den angesprochenen vergrößerten L3-Cache bekommt. PCIe 4.0 gibt es obendrein und ermöglicht euch das Anschließen von rasend schnellen Speichermedien.
Sowohl auf den L3-Cache als auch auf PCIe 4.0 müsst ihr bei den Ryzen 5000G-Modellen mit integrierter Grafikeinheit übrigens verzichten – weswegen der 5600X für Preis-Leistungs-Gamer*innen trotzdem das Mittel der Wahl bleibt.
Synthetische Benchmarks mit verschiedenem Arbeitsspeicher vs Ryzen 9 5950X
In vielen synthetischen Benchmarks konnte bereits die Vorgängergeneration Ryzen 3000 die Leistungskrone ergattern – zumindest, wenn es um die Multi-Thread-Performance geht. Doch Zen 3 setzt in allen Belangen einen drauf. So sind die neuen Prozessoren nun auch in Single-Thread-Benchmarks einsame Spitze.
Eines der meistgenutzten Tools für die Feststellung der Prozessorleistung ist Cinebench. Die Versionen R15 und R20 bieten beide eine leicht andere Berechnungsweise ihrer Punktzahlen, im Mittelpunkt steht aber immer das Echtzeit-Rendering von komplexen grafischen Bildern – eine Mammutaufgabe für Prozessoren. Hier zeigt sich die enorme Leistungszunahme von Ryzen 5000: Bis zu 33,98% Prozent beträgt die Mehrleistung in Single-Thread-Berechnungen. Ein Sprung, den man normalerweise von komplett neuen Prozessorgenerationen mit neuer Fertigungstechnik erwarten könnte. Die hervorragenden Ergebnisse in der Single-Core-Zunahme spiegeln sich in allen Cinebench-Versionen wider.
su_spoiler title=“Alle Benchmark-Ergebnisse im Überblick“ icon=“arrow-circle-1″ class=“my-custom-spoiler“]
CPU & RAM-Kombi | Ryzen 5600X @ 3200MHz RAM
FCLK 1600 |
Ryzen 5600X@3600MHz
FCLK 1800 |
Ryzen 5600X@3200MHz 4x4GB
FCLK@1600mhz |
Ryzen 5600X@4000MHz FCLK@1800mhz
1900 MHz bootet nicht |
Ryzen 5950X @ 3200MHz RAM
FCLK 1600 |
Ryzen 5950X @ 3200MHz RAM
FCLK 1600 |
Ryzen 5950X@3600MHz
FCLK 1800 |
Ryzen 5950X@3200MHz 4x4GB
FCLK 1600 |
CineBench R20
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Cinebench R15
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Puget Systems Photoshop Benchmark
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Far Cry 5
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Shadow of the Tomb Raider
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CS:GO
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Das ältere Cinebench R15 bietet auch noch einen Benchmark, mit dem ihr das Zusammenspiel von Grafikkarte und CPU evaluieren könnt: Auch in diesem lässt der Ryzen 5600X die Muskeln spielen und schlägt den Vorgänger gar um 43,88%(!). Durch die verminderte Latenz der neuen Architektur und den verdammt schnellen Zugriff auf den L3-Cache deutet sich hier bereits die extreme Gaming-Performance der neuen AMD-CPUs an.
Auch im Photoshop- und Resolve-Benchmark macht sich das bemerkbar, da hier die Leistung in echten Anwendungen aufgezeigt wird. Im Puget Systems Benchmark erreicht der neue Ryzen 5 Leistungsgewinne von 15-20%.
Gerade in Kreativanwendungen zeigt aber auch der Vorgänger, dass er eine verdammt gute CPU ist. Video-Export war und ist eine der Stärken von AMD Ryzen. Trotzdem könnt ihr hier mit einer etwa 15% schnelleren Render-Zeit in BlackMagic DaVinci Resolve rechnen. Gerade bei vielen exportierten Dateien oder Clips mit sehr vielen Effekten (wie auch in unserem Benchmark) kann sich ein Upgrade also zeitmäßig akkumuliert lohnen.
Gaming-Performance – Next-Gen.
Die Stunde der Wahrheit kommt für den Ryzen 5600X aber beim Gaming. Und hier dürft ihr euch auf einen gehörigen Leistungszuwachs freuen. Gerade für kompetitive Zocker waren Intel-Prozessoren bis dato nämlich das Maß der Dinge. Denn wenn man in CS:GO eben 700 FPS braucht, um den 300Hz-Monitor auch wirklich auszulasten, dann reichten die Ryzen bis dato nicht mehr. Deswegen testen wir den FPS-Klassiker auch ausschließlich in 720p. Damit nehmen wir die Belastung von der Grafikkarte und konzentrieren uns auf die maximal berechneten Bilder, die durch den Prozessor limitiert werden.
Enorme Leistungsgewinne von bis zu 65,44% resultieren in Bildraten, die selbst das schärfste Gaming-Auge nicht mehr wahrnehmen kann. Eins ist damit auch wahrscheinlich: Selbst in einigen Jahren dürften Ryzen 5000-Prozessoren starken Grafikkarten nicht zum Flaschenhals werden – zumindest, wenn keine extremen Durchbrüche in der CPU-Entwicklung alles auf den Kopf stellen.
Eine weitere prozessorlastige Anwendung ist Far Cry 5 in 1080p. Hier erhaltet ihr mit dem neuen Prozessor auch bis zu 31% höhere Bildraten. Je höher eure Auflösung ist, desto mehr wird allerdings auch eure Grafikkarte belastet. Diese limitiert die Anzahl der Bilder pro Sekunde in einer hohen Auflösung zusehend. Zockt ihr also viel in 4K werdet ihr kaum einen Unterschied zwischen dem AMD Ryzen 5600X und 3600X feststellen.
Neben den beiden Paradebeispielen Far Cry 5 und CS:GO gibt es allerdings auch Spiele die selbst in 1080p nicht massiv vom neuen Ryzen profitieren. Ghost Recon Breakpoint ist eines davon. Dies kann zum Beispiel an einer höheren Last von Grafikeffekten liegen, die zwar die GPU belasten, den Prozessor allerdings kaum.
Auch im Vergleich zum 5600G und 5700G (mit integrierter Grafikeinheit) zieht der 5600X deutlich davon. Das liegt am größeren L3-Cache von dem Spiele einfach massiv profitieren. Trotz seiner acht Kerne wird so etwa selbst der Ryzen 7 5700G um bis zu 29% abgehängt. Alle, die eine dedizierte GPU ihr Eigen nennen und keinen Mini-PC bauen möchten, sollten also immer zum 5600X greifen.
Emissionen
In unserem Testsystem kommt der Boxed-Kühler Wraith Stealth zum Einsatz. Dieser ist ein klassischer Top-Down-Kühler und hält den AMD Ryzen in einem soliden Temperaturrahmen. Maximal 85 Grad waren mit ihm drin. Das klingt nach viel, ist aber deutlich unter dem Dauerbetriebs-Limit von 95 Grad, das von AMD spezifiert wurde. Ab diesem würde sich der AMD-Prozessor dann deutlich heruntertakten. Im Idle lag die CPU zwischen 44 und 49 Grad.
Auch der Verbrauch hielt sich in Grenzen. Mit maximal 97W liegt der 5600X auf dem Niveau seines Vorgängers und unterbietet auch die Konkurrenz von Intel deutlich. AMD hat die genannten Leistungsgewinne also ohne Steigerung des Verbrauchs bewerkstelligt – stark. Einziger Wermutstropfen des Boxed-Kühlers: Er wird mit 42 dB verhältnismäßig laut. Damit werdet ihr ihn in einem leisen Raum deutlich vernehmen. In der Hitze des Gaming-Gefechts tritt das aber in den Hintergrund.
Wenn ihr wissen möchtet, welcher günstige CPU-Kühler am besten zum Ryzen 5 5600X passt, dann lest euch unseren Vergleich dazu durch. Bereits für ca. 15 € gibt es stark kühlende UND leise Alternativen. Dauerhafte Taktveränderungen bringt ein Kühler von Drittherstellern zwar nicht, da der AMD Ryzen bereits gut eingestellt ist und am Limit läuft, doch minimale Leistungsverbesserungen sind trotzdem drin. Gerade der Boost-Takt kann dann etwas länger gehalten werden.
Fazit: AMD Ryzen 5600X ist DIE Empfehlung für zukunftsfähiges Zocken
Die neuen AMD-Ryzen-Prozessoren begeistern. Sie sind in bereits starken Einsatzgebieten noch besser als ihre Vorgänger und merzen mit der enormen Gaming-Performance die letzte (minimale) Schwäche extrem aus. Der 5600X ist dabei zwar das kleinste Modell, stellt seine Vorgänger aber deutlich in den Schatten. In vielen Spielen erhaltet ihr in 1080p- und teilweise auch 1440p-Auflösung höhere Bildraten. Dies wird vor allem durch das veränderte Prozessordesign ermöglicht. Hier kann man nur den Hut vor AMDs Ingenieuren ziehen, die es (als zehnfach kleinere Firma) schaffen Desktop-CPUs zu produzieren, die dem vergleichbaren Angebot des Marktführers Intel in vielen Kategorien ebenbürtig oder überlegen sind. Das bedeutet: Mehr Kerne, eine vergleichbare IPC, aber eine höhere Anwendungs- und nun auch Gaming-Leistung.
Zockt ihr vor allem in 4K-Auflösung werdet ihr übrigens kaum Unterschiede zu den teureren Modellen bemerken. Denn je höher die Auflösung, desto höher auch die Belastung für die Grafikkarte. Erst bei 720p oder 1080p bemerkt man deutliche Unterschiede beim Zocken zwischen dem 5600X und dem Topmodell 5950X. Wir reden hier aber über die Differenz zwischen 740FPS und 840FPS in CS:GO bei 720p-Auflösung. Das sind bereits derart hohe Bildbereiche, dass das Auge hier keinerlei Unterschied erkennen kann.
Leider steigen auch die Preise im Vergleich zur Vorgängergeneration ein wenig an. In Anbetracht der gewonnenen Mehrleistung ist das aber zu verschmerzen. Zudem sind die – noch immer starken – Ryzen-3000-Prozessoren nun im Preis gefallen. Wenn es euch also vor allem auf die Anwendungsleistung ankommt, dann fahrt ihr auch mit dem älteren Modell noch sehr gut. Wollt ihr hingegen die eierlegende Wollmilchsau unter den CPUs, dann lohnt sich der Aufpreis für AMD Ryzen 5000 auf jeden Fall.
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Quelle und Bilder: AMD