AMD Ryzen 5000 ist derzeit in aller Munde – denn die neuen CPUs liefern richtig ab. Wir wollten wissen, ob ihr noch mehr aus den Prozessoren herausholen könnt und haben sie mit diversen RAM-Modulen getestet.
AMD Ryzen und schneller RAM gehören zusammen
Bereits seit der ersten Ryzen-Generation profitieren AMD-Prozessoren von schnellem Arbeitsspeicher. Dies hat mit dem besonderen Aufbau der CPUs zu tun. Im Gegensatz zu Intel-Prozessoren basieren AMD-Chips nicht auf einem monolithischen Aufbau, sondern ordnen ihre Prozessorkerne in einem Chiplet-Design an. Die einzelnen Chiplets kommunizieren über die Infinity Fabric mit den anderen Komponenten. Im jeweiligen BIOS könnt ihr den Takt der Infinity Fabric unter „FCLK“ einstellen.
Im Optimalfall beträgt der FCLK-Takt die Hälfte eures gewählten RAM-Taktes. Für 3600er RAM wählen wir also einen FCLK-Takt von 1800 MHz. Damit laufen beide synchron und können nominell eine höhere Leistung erbringen. Auch der Memory-Controller (mclk) sollte dann mit 1800 MHz laufen.
Übertakten des FCLK ist (fast) immer problemlos möglich
Laut AMD soll DDR4-4000 das neue Maximum an Leistung für Ryzen-5000-CPUs liefern. Nur konnte 4000er RAM in unserem Test noch nicht vollständig bedient werden. Keines unserer Mainboards mochte einen FCLK-Takt von 2000 MHz zulassen. Ein Betrieb von 4000er RAM war somit nur mit einem verminderten Takt der Infinity Fabric möglich. Damit konnte keine synchrone Laufleistung erreicht werden, was wiederum in verminderter Performance resultierte.
Unser ursprüngliches Testsystem wurde vom 2000er FCLK-Takt gar in die Knie gezwungen. Das verwendete Motherboard, ein ASUS ROG Strix X570 E-Gaming, wollte im Anschluss nur noch mit automatischen FCLK-Timings hochfahren. Ein zukünftiges AGESA-Update könnte dieses Problem womöglich beheben.
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Erst ein Plattformwechsel zu einem Gigabyte B550 Aorus Pro brachte die Lösung. Ein Anpassen des FCLK-Taktes solltet ihr deswegen auch immer auf eigene Verantwortung vornehmen.
Bevor ihr jetzt vor lauter Angst das Aufrüsten abbrecht: Unser verwendetes Board hatte bereits zuvor mit einigen Macken zu kämpfen. Mit allen anderen AM4-Boards hatten wir vergleichbare Probleme noch nie. Ein zu hohes Übertakten des FCLK führt normalerweise nur zu einer Boot-Schleife. Diese wird von den meisten Mainboards durch ein automatisches Rücksetzen des BIOS behoben. Sollte das bei eurem Board nicht der Fall sein, schaut nach einem CMOS/BIOS-Reset-Knopf oder vergleichbaren Pins. Letztere befinden sich meist neben den IO-Pins eures Motherboards. Damit könnt ihr das BIOS per Hand zurücksetzen und einen normalen Start gewährleisten.
Um euch möglichst vergleichbare Ergebnisse anzubieten, haben wir uns für diesen Test auf das untere und das obere Ende der Ryzen-Fahnenstange konzentriert. So werden der AMD Ryzen 5 5600X und der Ryzen 9 5950X im Fokus stehen. Damit sollten alle dazwischen liegenden Prozessoren vergleichbare Ergebnisse bieten.
Unser Testsystem:
- Mainboard: Gigabyte B550 Aorus Pro
- GPU: Gainward GeForce RTX 3080 Phoenix GS
- CPU: AMD Ryzen 5 5600X & AMD Ryzen 9 5950X
- CPU-Kühler: ARCTIC Liquid Freezer II 360
- SSD: WD BLACK SN850 NVMe-SSD 500GB
- Netzteil: be quiet! Dark Power Pro 11 750W
Unsere RAM-Kandidaten:
- Crucial Ballistix Elite 16GB DDR4-3200 CL16 4x4GB
- Crucial Ballistix 16GB DDR4-3200 CL16 2x8GB
- G-Skill Trident Z Neo 16 GB DDR4-3600 CL16 2x8GB
- Crucial Ballistix Max 16 GB DDR4-4000 CL18 2x8GB
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AMD Ryzen 5000 im RAM-Vergleich: Single-Rank vs. Dual Rank
Gerade die Single-Core-Performance profitiert von schnellerem Arbeitsspeicher. Games laufen somit erst später in ein CPU-Limit. Dieses wird gerade in niedrigeren Auflösungen deutlich, da hier die CPU bestimmt, wie viele Bilder maximal berechnet werden können.
Je höher die Auflösung, desto höher auch die Beanspruchung der Grafikkarte. Zockt ihr also nur in 4K werdet ihr nur minimale bis keine Unterschiede in der Bildrate bemerken. In 1080P machen sich zwei 8GB-Module 3600er RAM gegenüber zwei gleich großen 3200er-Sticks aber bereits bemerkbar. So erreicht ihr in Shadow of the Tomb Raider etwa 10,65% mehr Bilder die Sekunde.
Dreht ihr RAM-Takt und FCLK-Takt hoch, steigen auch die maximalen Bildraten in CS:GO deutlich. Allerdings sinkt die Multi-Core-Performance bei hohem RAM- & FCLK-Takt besonders mit einem asynchronen RAM-/FCLK-Takt. Wenn es euch also vor allem um eine gute Performance aller Kerne geht, dann fahrt ihr derzeit mit 3200er oder 3600er RAM und einem jeweiligen FCLK-Takt von 1600/1800 MHz besser.
Eine höhere RAM-Bandbreite erreicht ihr auch durch das Verwenden mehrerer RAM-Module. Mit dieser Strategie sind sogar mit vier Modulen „langsameren“ 3200er RAM bessere Ergebnisse möglich, als mit zwei 3600er-Modulen. Gerade in Anwendungen, wie zum Beispiel Adobe Photoshop, verschafft ihr euch damit spürbare Leistungsgewinne.
Zwei Module können hier nur mithalten, wenn sie Dual-Rank sind. Das weist auf eine doppelseitige Speicherbestückung des RAM hin. Diese laufen im Normalfall schneller als ihre Single-Rank-Pendants, da zwei Module gleichzeitig lesen können, während zwei weitere parallel Schreibaufgaben übernehmen. Leider geben viele Hersteller nicht an, ob RAM-Sticks eine Single- oder Dual-Rank-Bauweise verwenden. Selten wird es über ein 2R auf dem jeweiligen RAM-Riegel kenntlich gemacht.
Da Dual-Rank mit hohem Takt und guten Timings oftmals auch deutlich teurer ist, findet ihr ihn eher selten. Allerdings könnt ihr euren Single-Rank-Arbeitsspeicher effektiv als Dual-Rank betreiben. Durch das Verwenden von vier Single-Rank-RAM-Modulen im Dual-Channel-Modus eures Mainboards, erhaltet ihr einen Dual-Rank-Betrieb. Klingt nach Magie, ist es aber nicht: Euer Board fasst dank des Dual-Channels jedes Modul als eine Seite eines Dual-Rank-RAM auf. Damit kann auch mit Single-Rank eine bessere Aufteilung der Speicherkanäle erfolgen.
Also: Vier Mal Arbeitsspeicher ist für Ryzen 5000 fast immer besser als zwei Module. Das gilt übrigens auch für andere Prozessoren. Habt ihr vier Dual-Rank-Module verbaut, ergibt das übrigens Quad-Rank im Dual-Channel. Das bringt allerdings erst HEDT-Prozessoren spürbare Vorteile.
Wenn ihr alle Messdaten – einschließlich des 5600X – noch sehen möchtet, dann werdet ihr in folgender „Mutter aller Tabellen“ fündig.
CPU & RAM-Kombi | Ryzen 5600X @ 3200MHz RAM
FCLK 1600 |
Ryzen 5600X@3600MHz
FCLK 1800 |
Ryzen 5600X@3200MHz 4x4GB
FCLK@1600mhz |
Ryzen 5600X@4000MHz FCLK@1800mhz
1900 MHz bootet nicht |
Ryzen 5950X @ 3200MHz RAM
FCLK 1600 |
Ryzen 5950X @ 3200MHz RAM
FCLK 1600 |
Ryzen 5950X@3600MHz
FCLK 1800 |
Ryzen 5950X@3200MHz 4x4GB
FCLK 1600 |
CineBench R20
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Cinebench R15
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Puget Systems Photoshop Benchmark
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Far Cry 5
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Shadow of the Tomb Raider
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CS:GO
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Die Ergebnisse des 5600X sind im Allgemeinen auf den 5950X übertragbar. Allerdings skaliert er nicht so stark mit vier RAM-Modulen wie der große Bruder. Ein kleinerer Performance-Sprung ist dennoch drin.
Fazit: Sweetspot DDR4-3600, DDR4-4000 für Zukunftsbewusste & lieber vier Module als zwei
Wenn uns unsere Benchmark-Ergebnisse eines lehren dann das: Den perfekten Arbeitsspeicher für alle Ryzen-5000-Prozessoren gibt es (noch) nicht. Aber mit 3600er RAM macht ihr bislang am wenigsten falsch. Das hört sich fatalistischer an als es letzten Endes gemeint ist. In einigen Fällen waren andere RAM- und FCLK-Kombos zwar schneller, doch insgesamt geht die 3600er-Taktung als Sieger hervor. Für alle, die keine Lust auf Basteln haben und schlichtweg sofort schnellen und passenden RAM für die neuen AMD-Prozessoren benötigen, empfiehlt sich dieser also.
In Zukunft dürften weitere AGESA-Updates aber dafür sorgen, dass auch der versprochene 2000 MHz-Takt für die Infinity Fabric erreicht werden kann. Dann sollte – rein theoretisch – Arbeitsspeicher mit 4000 MHz Takt besser oder gleich gut mit AMD Ryzen 5000 zusammenarbeiten als die nominell langsameren Pendants. Wenn ihr in Zukunft also noch mehr aus eurer neuen AMD-CPU herausholen wollt, dann kauft euch am besten 4000er DDR4-RAM und lasst ihn bis zum angesprochenen Update niedriger takten. Der Arbeitsspeicher-Takt lässt sich einfach im BIOS eures Motherboards einstellen.
Außerdem gilt: Vier RAM-Riegel sind meist performanter als zwei. Selbst mit Single-Rank-RAM erreicht ihr dann oftmals bessere Ergebnisse als durch einen schnelleren Takt. Das erfolgt durch das gleichzeitige Nutzen von Speicherkanälen.
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