Geht es nach Microsoft, stellt das Surface Studio das ultimative Design-Gerät dar. Ab dem 15. Juni 2017 ist der Luxus All in One-Pc auch in Deutschland erhältlich, also wird es höchste Zeit, mal zu schauen, ob das bis zu 5.000 € teure Monster hält, was es verspricht.
Glücklicherweise veranstaltete Microsoft am 13. Juni ein Surface Family Event, auf dem ich rücksichtslos Leute zur Seite schubste, um meine gierigen Finger als erster an das Surface Studio zu bekommen und so Gelegenheit hatte, das Gerät für ein paar Minuten auszuprobieren.
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Surface Studio: Specs & Preise
Bevor wir zur der Frage kommen, die uns alle vermutlich am brennendsten interessiert – was kann das Display? – gilt es noch fix, ein paar Infos unterzubringen, die auch nicht uninteressant sein düften: Was steckt drin? Und was kostet der Spaß?
Die erste Frage kann, sehr erfreulich, mit dem Wort „einiges“ beantwortet werden. Zur Auswahl stehen drei Ausstattungsvarianten, von denen auch die am wenigsten leistungsfähige für die etliche Anwendungsfälle ausreichend sein dürfte: Skylake Core i5, 8 GB RAM, 1 TB Hybridfestplatte sowie eine GeForce GTX 965M mit 2 GB dediziertem Speicher. Am oberen Ende der Surface-Leistungsskala steht dann ein Core i7, ebenfalls Skylake, satte 32 GB RAM, ein 2 TB Hybrid Drive sowie eine GTX 980m mit 4 GB Speicher. Der Rest der Specs ist bei allen Modellen gleich:
- 28″ PixelSense Display (4500×3000 Pixel, 10 Bit Farbtiefe, 10-Punkt-Multitouch
- Ports: 4x USB 3.0, Mini DisplayPort, Gigabit Ethernet, SD-Kartenleser, 3,5mm Klinke
- Kameras: IR-Kamera für Windows Hello, 5MP Webcam mit 1080p Full HD-Video
Die vollständigen Specs findet ihr direkt bei Microsoft.
Die zweite Frage muss, leider weniger erfreulich, ebenfalls mit „einiges“ beantwortet werden. In der kleinsten Variante mit Core i5 und der 2 GB Grafikkarte werden bereits stolze 3.549 € fällig, während die leistungsstärkste Version mit Core i7, 32 GB RAM und 4 GB GPU dank gepfefferter UVP von 4.999 € nur knapp an der 5000er-Marke vorbeischrammt. Hossa. Bevor ihr jetzt aber abwinkt, erkläre ich weiter unten, weshalb ich diesen Preis gerade noch so für gerechtfertigt halte.
Oh dieses Display
Man kann nämlich nicht über das Surface Studio sprechen, ohne dem gewaltig anmutenden 28″ PixelSense-Display einen angemessenen Rahmen zu bieten. Die Kurzfassung: Fotos und Videos können diesem Display kaum gerecht werden – das Teil müsst ihr gesehen haben. Es ist nämlich eine Sache, Zahlen und Angaben wie 4,5k, 192 PPI oder sRGB und DCI-P3 Farbraum auf einem Specs Sheet zu lesen – das Ganze live und in Farbe zu betrachten jedoch eine ganz andere.
Steht man nun zum ersten Mal vor einem Surface Studio drängt sich natürlich der Vergleich zu einem anderen, durchgestylten All in One-Computer auf: Dem 5k iMac. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen oder die uralte Frage „Mac oder PC“ wieder aufzuwärmen, sage ich nur dies: Das nur 12,5mm dünne 28″ Touch-Panel des Surface Studio braucht sich vor jenem des 27″ iMac mit 5k Retina-Display in keinster Weise zu verstecken. Der iMac stellt feine Details vielleicht noch einen Hauch schärfer dar, dafür könnt ihr beim Surface Studio on the fly zwischen Adobe sRBG, DCI-P3 und weiteren (auch selbst erstellten) Farbprofilen hin und her wechseln.
Eine Sache kann der iMac aber nicht: Das Display nahezu flach auf den Schreibtisch legen. Mit dem Standfuß des SurfacePro hat Microsoft bereits wiederholt bewiesen, dass derzeit niemand so praktische und gut verarbeitete Scharniere baut wie die Redmonder und auch das Zero Gravity Gelenk des Surface Studio stellt hier keine Ausnahme dar. Es ist wirklich beeindruckend mit wie wenig Kraftaufwand sich der immerhin ungefähr DIN A2-große Bildschirm von der senkrechten in die waagerechte Lage bringen lässt. Ein leichter Druck an der oberen Displaykante, ein Finger genügt, und schon schiebt ihr das Display nach unten, bis es in einem angenehmen Winkel von 20 Grad auf eurem Schreibtisch zum Liegen kommt.
Vom gewöhnlichen AiO-PC zum mächtigen Kreativwerkzeug
Normalerweise halte ich Monitore mit Touch-Display für relativ alberne Spielerei. Zu anstrengend und unnatürlich ist die Handhaltung, wenn man auf einer senkrechten Scheibe herumtatscht – gerade wenn es um andauernde, präzise Eingaben geht. Liegt das Display aber auf einmal vor euch auf dem Tisch – Freunde: Das ist eine ganz andere Hausnummer. Ich bin wahrlich zeichnerisch nicht sonderlich begabt, doch selbst mir machte es einen Heidenspaß, mit dem Finger oder dem neuen Surface-Pen auf der Anzeige herumzumalen, in Lightroom Filter direkt auf dem Display zu platzieren usw.
Das Surface Studio stellt einen guten Viertel-Quadratmeter Input-Fläche zur Verfügung, deren Inhalt nur von eurer Kreativität und den vorhandenen Tools begrenzt wird. Neben Lightroom und einigen anderen Tools der Adobe Creative Suite hatte ich bei Microsoft noch Gelegenheit, mit Sketchable und Paint 3D herumzuspielen. Ob das Zeichnen direkt auf dem Display freilich das Arbeiten mit einem guten Grafik-Tablet wird ersetzen können, müssen Leute entscheiden, die grafisch begabter sind als ich. Sicher ist dies auch ein stückweit Geschmackssache.
In Verbindung mit der Touch-Eingabe am meisten Spaß machte mir jedoch überraschenderweise djayPRO von Algoriddim. Mit Eingabestift und dem neuen Surface-Dial Tracks zu mixen, zu loopen und zu scratchen macht wirklich Riesenlaune.
Surface-Dial
Kurz erwähnt sei hier auch der kleine Eingabe-Puck namens Surface-Dial, den Microsoft ebenfalls präsentierte. Im Prinzip könnt ihr mit dem Ding nichts weiter machen als lang oder kurz zu drücken sowie daran drehen. Habt ihr das Surface-Dial aber nun mit eurem PC gekoppelt – einzige Voraussetzung ist das Vorhandensein von Bluetooth und dem Windows 10 Creators Update –, ploppt bei einem langen Druck auf den Puck ein Radial-Menü auf eurem Bildschirm auf. Dieses Radialmenü, und das ist der eigentliche Clou, kann von euch individuell mit Funktionen und Shortcuts belegt werden. Außerdem können Apps und Programme dort eigene Funktionen ablegen.
So wird es auf einmal kinderleicht, schnell auf häufig benötigte Funktionen im (Kreativ-)Programm eurer Wahl zuzugreifen – die Quintessenz des Quick Access Menüs, wenn ihr so wollt. Das Surface-Dial fungiert so gleichsam als Jogwheel bei Sound- und Videobearbeitung, als Farbwähler in Zeichenprogrammen und und und. Beim Surface Studio sowie beim aktuellen SurfacePro könnt ihr das Dial sogar direkt aufs Display klatschen – das Radialmenü erscheint dann an der passenden Stelle.
Leider gehört das Surface-Dial nicht zum Lieferumfang des Surface Studio, sondern muss für rund 90 € extra dazugekauft werden.
Surface Studio Fazit: Ist der Preis gerechtfertigt?
Eines muss man Microsoft lassen: Sie können Hardware bauen. Schicke Hardware, die nicht nur hochwertig und edel anmutet sondern auch durchdacht designt ist. Aber ist der gepfefferte Preis – 3.500 bis 5.000 €, wir erinnern uns – nun gerechtfertigt oder nicht? OK, davon entfällt ein locker vierstelliger Betrag allein aufs Display aber Jesses: Das Ding ist teurer als ein iMac!
Natürlich kann ein kurzes Hands-On auch nicht alle Aspekte abdecken. Aber trotzdem lehne ich mich mal ein bisschen aus dem Fenster und sage: Ja, das Ding lohnt sich. Wenn ihr einen Anwendungsfall dafür habt. Kreativ tätige Menschen finden hier ein Gerät vor, das verspricht, das Arbeiten schneller, entspannter, spaßiger zu machen. Natürlich ist nicht jeder Mensch dafür geschaffen, direkt auf einem Display herumzumalen und welche Eingabeform ihr letzten Endes bevorzugt, ist natürlich ganz allein euch vorbehalten.
Aber wenn ihr die Möglichkeit habt, das Surface Studio mal auszuprobieren, dann solltet ihr diese Chance wahrnehmen.