Anker bietet mit der B600 Videobar eine All-in-One-Lösung für das Home-Office an: 2K-Webcam, Stereo-Lautsprecher, hochwertige Mikrofone und eine eingebaute Lichtleiste. Doch kann die Komplettlösung im Test überzeugen?
Dank der Pandemie erleben Webcams eine kleine Renaissance, denn es gibt deutlich mehr digitale Anrufe und Videocalls bzw. Konferenzen. Der Bedarf an guten Webcams oder Komplettlösungen steigt aktuell an.
In den letzten Monaten habe ich ausgiebig Modelle von Jabra getestet, wie das PanaCast oder das gewaltige PanaCast 50. Diese „Videolösungen“ sind eigentlich für Konferenzräume und anspruchsvolle Business-Arbeiter*innen gedacht. Die AnkerWork B600 Videobar will alltagstauglicher und günstiger sein.
Sie ist dafür gedacht, alle Bereiche einer Video-Konferenz abzudecken: USB-Kabel anschließen, Videobar anbringen und fertig. Dabei soll sie auch ein deutliches Upgrade gegenüber verbauten Lösungen in Notebooks sein. Die Steigerung auf eine 2K-Auflösung ist es allemal, hier hinken 720p-Notebook-Webcams stark hinterher.
Darüber hinaus will Anker mit smarten Funktionen auftrumpfen: ANC, Echo-Dämpfung, Hervorhebung von Stimmen, automatische Anpassung der Lichtleiste und dem Folgen einer Person im Bildausschnitt.
Lieferumfang
Im schlanken Karton steckt ein Netzteil mit wahlweise US- oder EU-Adapter, ein USB-C auf USB-C-Kabel und natürlich die AnkerWork B600. Das Auspacken geht schnell und zügig. Über das Netzteil mit austauschbaren Adaptern war ich etwas überrascht. Anker verkauft in beiden Regionen wohl das gleiche Modell und legt einfach beide Adapter bei.
Design und Verarbeitung
Die AnkerWork B600 Videobar ist deutlich größer und schwerer (299 Gramm) als klassische Webcams. Dennoch ist sie im Vergleich zu anderen Komplettlösungen recht kompakt.
An meinen Monitor passt sie wunderbar, mein Notebook-Display ist aber zu schwach dafür und klappt um. In solchen Fällen kann die Kamera über ein Gewinde an der Unterseite auch an einen Tripod oder andere Halterungen geschraubt werden.
Der Großteil der pillenförmigen Videobar ist mit dunklem Stoff überzogen und macht einen schicken Eindruck. Rechts und links im stoffüberzogenen Bereich stecken die Lautsprecher.
Der Rest besteht aus Kunststoff, der aber wie dunkelgraues Aluminium aussieht. Damit wirkt die Videobar unauffällig und passt in viele verschiedene Computer-Setups.
In der Abdeckung steckt die oben erwähnte Lichtleiste. Zudem kann bei Bedarf die Klappe geschlossen und die Kamera-Linse damit verdeckt werden. In der Mitte des Kamera-Bereichs steckt die Webcam mit einem silberglänzenden Rand, ein Touchbereich für die Lichtstärke, eine Leiste für die Mikrofone und eine LED. Diese leuchtet blau, wenn die Webcam verwendet wird.
Rechts am Rand gibt es ebenfalls nochmal einen Button, um die Lichtleiste an- bzw. auszuschalten. Links gibt es noch eine Taste, um die Mikrofone stummzustellen.
Ansonsten lässt sich über die Verarbeitung und das Design nicht viel mehr schreiben. Das ist gut so: Die AnkerWork B600 Videobar ist gut verarbeitet, kompakt und unauffällig gebaut. Das Design ist natürlich eine Geschmacksfrage, durch die dunkle Farbe und das minimalistische Äußere passt sie aber in so ziemlich jede Umgebung.
Eine kleine Nettigkeit von Anker: Damit ihr aufgrund der Videobar keinen Anschluss verliert, gibt es auf der Rückseite noch einen USB-A-Anschluss.
Software
Gleich vorweg: Die AnkerWork B600 Videobar funktioniert in vielen Programmen auch ohne installierte Software. Wer jedoch Anpassungen an den Funktionen oder die neuesten Updates will, sollte sich die AnkerWork-Software holen.
Das Programm ist übersichtlich aufgebaut und glänzt mit einem schicken Design. Oben im Fenster gibt es folgende Menüs:
- Geräteschalter: Anpassungen der Kamera und des Lichts
- Nachrichten: Neuigkeiten über die Software und Produkte
- Hilfe: Eingebautes FAQ, Feedback-Tool und Telefonnummern für den Support
- Einstellungen: Sprachauswahl und andere Angaben zu AnkerWork
- Anmeldung: Man kann, muss aber nicht, sich mit einem Anker-Account anmelden
Die Einstellungsmöglichkeiten der AnkerWork B600 Videobar sind absoluter Standard: Auflösung, Sichtfeld der Kamera, Anti-Flimmer-Funktion, Helligkeit, Kontrast, Schärfe, Sättigung, horizontale Spiegelung, Anpassung der Lichtleiste. Damit sind aber alle wichtigen Aspekte einer Webcam abgedeckt, ohne überladen zu sein.
Zu den Mikrofonen oder den Lautsprechern gibt es hier keine Einstellungen. Die finden Nutzer*innen in den Windows-Sound-Einstellungen.
Als eine Art Schnelleinstellung kann die Helligkeit der Lichtleiste auch über das Touch-Feld rechts neben der Kamera-Linse angepasst werden. Die Lichtwärme lässt sich jedoch nur in der Software ändern. Dennoch: Sehr praktisch.
Ansonsten kann ich nur wenig über die Software sagen. Sie ist einfach, übersichtlich aber bietet alle wichtigen Einstellungen. Die Anmeldung mit einem Anker-Account ist zum Glück optional.
Klang und Aufnahmequalität
Kommen wir zum ersten Hauptteil des Tests: Wie klingen die mitgelieferten Stereo-Lautsprecher und wie gut ist die Aufnahmequalität der Mikrofone?
Fangen wird mit den Lautsprechern an. Der Klang ist für eine Komplettlösung richtig gut. Die Höhen sind nicht zu spitz, die Mitten klar und etwas Bass ist vorhanden. Sie bewegen sich auf dem Niveau guter Windows-Notebooks, wobei sie nicht an die Lautsprecher eines MacBooks heranreichen. Selbst bei hoher Lautstärke verzerrt hier jedoch kein Ton. Leider werden sie mit 62 db(A) nicht allzu laut. Für den Gebrauch vor einem Monitor reicht es aber vollkommen aus.
Die Lautsprecher in der AnkerWork B600 Videobar haben für knapp zwei Wochen meine Kopfhörer ersetzt und ich habe sie kaum vermisst. Filme, Musik und Videospiele machen damit Spaß. Natürlich gibt es bessere Lautsprecher. Für den Alltag und Videokonferenzen reicht es aber allemal.
Die vier Mikrofone, die in einer kleinen Leiste unter den Kamera-Linse liegen, sollen unter anderem die smarten Funktionen „Geräuschunterdrückung“ und das „Hervorheben von Stimmen“ bieten. Hintergrundgeräusche, wie das Tippen einer Tastatur, werden herausgefiltert. Selbst am anderen Ende meines Zimmers konnten mich meine Gesprächspartner noch verstehen. Anhand der folgenden Testaufnahme könnt ihr euch selbst ein Bild machen.
Sprachaufnahme – Anker B600 Videobar
Sprachaufnahme – Logitech G Pro Gaming-Headset
Die eigentliche Sprachqualität der Mikrofone kann ich als „gut“ beschreiben: Meine Stimme ist klar und verzerrt nicht. Jedoch fehlt es an Tiefe und die Aufnahmen sind etwas leiser als gedacht, aufgrund der Entfernung zum Mikrofon ist zudem etwas Hall vorhanden. Für Videokonferenzen sind die Mikrofone aber ausreichend und bieten einige smarte Tricks und Freiheiten.
Bildqualität
Die Kamera der AnkerWork B600 Videobar bietet maximal eine Auflösung von 1440p bei 30 FPS. Damit ist sie vielen internen Notebook-Webcams weit voraus, die selbst noch mit 720p zu kämpfen haben. Die Begrenzung auf 30 FPS, egal bei welcher Auflösung, ist mir aber ein Rätsel und wirkt wie eine künstliche Begrenzung. Über ein Update, das 1080p mit 60 FPS ermöglicht, würde ich mich freuen. Hier kann die Konkurrenz bereits mehr.
An der eigentlichen Bildqualität lässt sich nichts aussetzen: Details sind klar erkennbar und die Farbdarstellung ist etwas kühl, aber ordentlich. Privat nutze ich eine Logitech C920 und die Aufnahmen der AnkerWork B600 Videobar sind deutlich besser. Leider habe ich ähnlich hochwertige Webcams von anderen Herstellern (z.B. Logitech Brio oder Razer Kiyo Pro etc.) nicht hier, um sie vergleichen zu können.
Die Bildqualität einer Webcam hängt aber auch stark von der Helligkeit der Umgebung ab. Hier kommt die Lichtleiste ins Spiel und sie ist wirklich hilfreich. In dunklen Räumen oder bei Nacht reicht das kleine Panel aus, um eine taugliche Bildqualität zu ermöglichen. In hellen Räumen oder bei Gegenlicht hilft sie dabei, mich in den Vordergrund „zu leuchten“. Die Anpassung der Lichtwärme ist zudem praktisch. Die smarten Funktionen wie automatische Anpassung der Lichtwärme oder Solo-Frame funktionieren ebenfalls gut.
Die AnkerWork B600 Videobar soll eine Komplettlösung für Videokonferenzen sein: Anschließen und schon ist alles Nötige einsatzbereit. Sie will in keinem einzelnen Punkt (Lautsprecher, Video oder Mikrofon) das beste Produkt auf dem Markt sein. Nach rund zwei Wochen mit der AnkerWork B600 Videobar will ich nicht mehr zurück zu meiner Webcam, der All-in-One-Ansatz ist einfach zu bequem.
Die Videoqualität reicht für Videocalls, auch ohne 60 FPS. Die Mikrofone sind gut genug, dass ich mein Headset liegen lassen kann. Gleiches gilt für die Lautsprecher. Natürlich gibt es Kopfhörer, Lautsprecher und Headsets, die besseren Klang bieten. Aber die AnkerWork B600 Videobar macht Anrufe und Video-Konferenzen so bequem, dass ich gerne darauf verzichten kann.
Fazit: Rundum-sorglos-Paket
Ich hatte bereits einige Videolösungen für den (semi-)professionellen Einsatz im Test. Die AnkerWork B600 Videobar ist klar für den Heimgebrauch oder kleinere Firmenkonferenzen ausgelegt: Das Design ist schick und kompakt, der Fokus liegt auf einer Person vor der Kamera und auch der Preis von knapp 230 Euro* ist deutlich erschwinglicher.
Die Komplettlösung bietet zwei große Vorteile: Sie ist zum einen ein deutliches Upgrade gegenüber der meisten Notebook-Hardware, die viele Nutzer*innen für Videocalls verwenden. Zum anderen ist sie einfach aufzubauen und sorgt für Minimalismus auf dem Schreibtisch. Anstelle von drei bis vier Geräten gibt es dann nur noch ein schickes Paket oben am Monitor. Das spricht auch mich sehr an.
Wer nur selten eine Webcam nutzt, muss nicht unbedingt zu dieser Komplettlösung greifen. Wer aber inzwischen regelmäßig an Videocalls oder -konferenzen teilnehmt, für den/die ist die AnkerWork B600 Videobar eine gute Lösung.
Klar bietet eine angeschlossene DSLR oder ein professionelles Mikrofon eine noch höhere Qualität, die aber in keinem Verhältnis zu den Mehrkosten steht und auch deutlich mehr Aufwand bedeutet. Die AnkerWork B600 Videobar wird einfach angeschlossen und ermöglicht in jedem Bereich ein absolut zufriedenstellendes Ergebnis.
Via: Anker – Stand: März 2022