Ein handliches iPhone im neuen Design, 5G, MagSafe – das iPhone 12 mini verspricht viel und macht sehr viel richtig, aber eben doch nicht alles.
Das gefällt uns
- Design
- Größe
- Display
Das gefällt uns nicht
- Akku
Es gibt zwei Wege, das iPhone 12 mini zu beurteilen – als reines Smartphone, bei dem Verarbeitung, Performance, Kamera und Akku sich gegen ähnliche Smartphones bewähren müssen oder als eines der Letzten seiner Art – als kleines Smartphone mit viel Leistung und einer guten Kamera.
In diesem Review soll es primär um Letzteres gehen und warum das iPhone 12 mini trotz seiner handlichen Größe eines der ganz großen Smartphones ist. Der iPhone 13 mini (Test) übertrifft es allerdings nochmal in fast allen Kategorien und ist Ende 2021/ Anfang 2022 die noch bessere Wahl.
Das iPhone 12 mini bekommt aber keinen Freifahrtsschein. Der Schritt ein gutes und kleines Smartphone zu bauen, verdient aber auch etwas Nachsicht, bei Themen wie beispielsweise der Akkulaufzeit, da hier einfach weniger Platz gegeben ist.
Verarbeitung, Design und Performance – Es ist ein iPhone
Bringen wir diesen Teil schnell hinter uns. Das iPhone 12 mini ist ein iPhone. Entsprechend ist es hervorragend verarbeitet. Es gibt keine scharfen Kanten und die Übergänge sind trotz des neuen kantigen Designs perfekt gearbeitet. Kleines Detail: Dank des eckigen Designs ist es möglich, dass iPhone 12 mini auf der Seite zu platzieren, um beispielsweise ein Video freihändig zu schauen. Allerdings ist es eine wackelige Konstruktion. Wie bereits der Vorgänger setzt auch das aktuelle iPhone auf den kleinen Kamera-Buckel mit zwei Linsen auf der Rückseite.
Der neue A 14-Bionic-SoC macht dem iPhone 12 mini dazu ordentlich Beine. Tasks laufen butterweich ab und auch anspruchsvolle Anwendungen werden ohne Probleme bewältigt. Das gleiche trifft aber auch für das iPhone 11 und auch noch auf das iPhone XS zu. Der Leistungsvorteil des neuen 5nm-Prozessors (A14 Bionic) wird sich erst in einigen Jahren wirklich zeigen.
Genauso wie seine Vorgänger setzt auch das iPhone 12 mini noch auf ein 60Hz-Display – jetzt aber mit OLED. Zumindest 90Hz wären mehr als willkommen gewesen. Allerdings musste Apple bei der gesamten 12-Serie eine Entscheidung treffen – 5G oder schnelles ProMotion-Display. Die Entscheidung ist zugunsten des schnelleren mobilen Internets gefallen. Ich wünschte, es wäre zugunsten einer höheren Bildrate gefallen, aber gut – beim nächsten Modell dann. Zusammen mit USB-Typ-C. Ja, ich weiß.
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Kamera – Nachtmodus jetzt auf allen Linsen
Wie schon der Vorgänger setzt auch das iPhone 12 mini auf eine Dual-Kamera. Um genau zu sein, scheint es sich um die gleichen Linsen und Sensor des letzten Jahres zu handeln. Die 12 MP Hauptkamera beweist aber auch seit Jahren, dass sie zu den besten Smartphone-Kameras am Markt gehört – gerade im Bereich Video.
Neu ist die Möglichkeit auch mit dem Super-Weitwinkel Nachtaufnahmen zu schießen. Das war bisher nur mit der Hauptkamera möglich. Die Unterschiede können sich sehen lassen, gerade im direkten Vergleich mit dem iPhone 11 (Nachtaufnahme nur mit Hauptkamera) oder dem iPhone Xs (gar kein Nacht-Modus).
Es ist auf jeden Fall ein cooles Feature, aber jede/r potentielle Käufer*in muss sich fragen, wie oft er/ sie den folgenden Satz schon gesagt bzw. gedacht hat: „Jetzt eine Nachtaufnahme mit Super-Weitwinkel – das wärs“. Etwas anders sieht es damit aus, dass jetzt auch mit der Selfie-Kamera Nachtaufnahmen möglich sind.
Abhängig davon wie viele Selfies ihr in der Dunkelheit aufnehmt, ist dieses Feature sehr praktisch und hebt die Frontkamera des iPhone 12 mini deutlich über die des Vorgängers – zumindest in der Dunkelheit.
Akku – normalerweise reicht es
Bedingt durch den kleineren Formfaktor ist auch der Akku des iPhone 12 mini kleiner als bei seinen Geschwistern. Um genau zu sein ist er gegenüber dem iPhone 12 (Pro) 20% kleiner, aber +25% verglichen mit dem aktuellen iPhone SE 2020 (Test).
In der Realität bedeutet das einfach nur, dass das iPhone 12 mini etwa sieben Stunden mit eingeschalteten Display durchhält, während das 12 Pro eher in Richtung neun Stunden geht. Natürlich hängt die individuelle Akkulaufzeit immer von der eigenen Nutzung ab und wie hoch die Displayhelligkeit eingestellt ist. Wer sein Phone viel mobil nutzt und anspruchsvolle Games zockt, wird in den Abendstunden wohl „Low Battery Anxiety“ bekommen – besonders in 5G Regionen, da das entsprechende Modem mehr Energie verbraucht.
Außerdem ist die iPhone 12-Serie die erste ohne Ladegerät im Lieferumfang (Lightning-USB-C-Kabel ist dabei). Entsprechend besorgt ihr euch einen passenden Lader für die Steckdose oder habt vielleicht schon eine drahtlose Ladestation.
Im normalen Alltag mit viel Twitter, YouTube, Outlook, Spotify und Safari hatte ich keine Probleme über den Tag zu kommen. Durch COVID-19 ist es allerdings im Moment schwer, einen „normalen“ Tag zu simulieren. Trotzdem sehe ich die Akkulaufzeit nicht als sehr kritisches Thema beim iPhone 12 mini an, sondern nur als etwas, worauf ich hin und wieder ein Auge werfen muss.
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Formfaktor – Ich bin verliebt
Moderne Smartphones sind riesig und schwer. Selbst Mittelklasse-Kunststoff-Smartphones sind gerne 6,5″ groß und wiegen bis zu 190g. Das Thema „Hosentaschen-Freundlichkeit“ schneide ich da noch nicht mal an – einfach nur unhandlich. Eine wirkliche Alternative gibt es aber kaum. Top-Smartphones mit guter Leistung, einer brauchbaren Kamera und kleinem Formfaktor sind so selten wie ein Einhorn geworden.
Unter Android würde das Google Pixel 4 noch in diese Kategorie fallen, aber dann wird es auch schon knapp. Bei Apple gab es bisher nur die Option entweder das alte Design (der 6er, 7er, 8er & SE-Serie) zu wählen oder 1000€ für ein Xs oder 11 Pro zu zahlen. Das iPhone 12 mini ist kleiner als das alte Design der 8er-Serie und nutzt die Vorderseite für ein komplettes Display ohne Home-Button voll aus. Dazu liegt es mit 133g gut in der Hand.
Wer bisher an seinem 4″-iPhone 5s (oder älter) festgehalten hat – stellt man beide Telefone voreinander, geht das 5s bis zur Notch des iPhone 12 mini. Es folgen weitere 7mm bis zum Ende des Gerätes. Um es kurz zu machen: immer noch etwas größer, aber besser wird es wohl nicht mehr.
Entscheidend ist aber, welche Vorteile im Alltag die Größe des iPhone 12 mini mitbringt. Den Anfang macht die vereinfachte Einhand-Bedienung ohne Fingerakrobatik. Dazu profitieren kleinere Gimbals vom kleineren Formfaktor des iPhone 12 mini, da sie sich einfacher ausbalancieren lassen. Ich hatte auch keine Probleme damit, das iPhone 12 mini in der Innentasche meiner Jacke oder meiner Hosentasche zu verstauen. Bei größeren Geräten passiert das regelmäßig. Dieser Absatz ist am schwersten zu beschreiben, weil wir fast alle vergessen haben, was es bedeutet, ein handliches Smartphone zu halten. Die Geräte wurden größer und größer und wir haben uns alle damit abgefunden. Gab ja auch mehr Fläche für den Medienkonsum, war also nicht so schlimm.
Einziger Nachteil beim iPhone 12 mini – durch die kleinere Form kann ich es nicht mehr mit meiner Logitech POWERED 3-in-1 Dock aufrecht stehend drahtlos laden. Die Spule im Dock ist höher als im Smartphone. Ich nutze jetzt die flache Fläche daneben. Das ist aber auch der Inbegriff eines Erste-Welt-Problems. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern lädt das iPhone 12 mini nur mit 12 Watt statt mit 15 Watt drahtlos. Die Ladezeit ist aber bei allen Modellen gleich und wer nur über Nacht lädt, wird davon auch nicht viel merken.
5G – Ist vorhanden, also manchmal
Das große Thema zur Präsentation der iPhone 12er-Serie war 5G. Es ist die erste Generation von Apple Smartphones, die das schnelle mobile Internet nutzen können. Aktuell ist der Ausbau von 5G allerdings noch sehr lückenhaft. Während meinen abendlichen Streifzügen durch Berlin habe ich nur sehr selten Zugriff auf das schnelle mobile Internet gehabt – oftmals nur ein oder zwei S-Bahn-Stationen.
Auch wenn 5G im Display angezeigt wird, nutzt das iPhone 12 mini nur das schnellere mobile Internet, wenn es wirklich benötigt wird. So muss das energiehungrige 5G-Modem nur bemüht werden, wenn es gebraucht wird. Im Moment würde es sich nicht lohnen, ein neues iPhone zu kaufen, nur um Zugang zu 5G zu bekommen.
MagSafe – Magnete, wie funktionieren sie?
Neben 5G ist MagSafe das zweite große Feature der iPhone 12-Serie. Apple hat auf der Rückseite des Smartphones drei Magnete platziert, über die Zubehör an Ort und Stelle gehalten wird. Es ist ein neues Feature und daher ist die Auswahl an verfügbaren Produkten noch überschaubar. Wie erfolgreich MagSafe werden wird, hängt davon ab, wann Apple den Lightning-Port am iPhone streicht. Dann sind Nutzer gezwungen, es zu verwenden. In den kommenden zwei Jahren dürfte es soweit sein und dann gibt es nur noch drahtloses Laden oder eben MagSafe (was technisch auch drahtloses Laden ist).
Kurz nach Release der iPhone 12-Serie machten Berichte die Runde, dass gerade das originale „iPhone Leather Wallet“ nicht überzeugt. Die Magneten seien zu schwach und so würde sich das Wallet vom iPhone lösen, wenn es in die Hosentasche gesteckt wird. Entweder hat Apple seit dem Launch die Magneten verstärkt oder meine Hosen sitzen einfach nicht eng genug, aber ich hatte keine Probleme damit. Das Wallet könnte fester sitzen, aber die Befürchtung es versehentlich zu verlieren, habe ich nicht. Auch wurde der Magnetstreifen meiner Kreditkarte nicht gelöscht.
MagSafe könnte in den kommenden Jahren ein sehr geniales Feature werden, aber erst wenn Drittanbieter mehr Zubehör dafür auf den Markt bringen. Originalzubehör von Apple hat auch das Preisschild von Zubehör von Apple. Bisher sind es primär ein paar Hüllen und Smartphone-Halterungen, die MagSafe aktuell unterstützen. Letzteres ist gelungen, weil es einen schwebenden Look ermöglicht. Aktuell ist MagSafe beim iPhone 12 aber nur eine nette Spielerei und noch nicht viel mehr.
Fazit – objetiv vs subjektiv
Das iPhone 12 mini ist ein tolles Smartphone. Mit 800€ ist es aktuell auch das günstigste der neuen Modelle. Wobei Käufer in Betracht ziehen sollten, 50€ mehr zu investieren und zur 128GB-Version zu greifen. Technisch bietet es viel Leistung, macht tolle Fotos, ist erstklassig verarbeitet und hat ein tolles Display – wenn auch nur mit 60Hz. Das trifft aber auch alles auf das iPhone 11 (Test) und XS (Test) zu. Neu ist der kleine Formfaktor mit neuem Design, MagSafe und 5G.
Solange 5G nicht großflächiger verfügbar ist, ist es kaum ein Verkaufsargument, außer dass es ein Zukunftsversprechen ist. MagSafe hat Potential, aber die Anzahl der kaufbaren Produkte ist weiterhin überschaubar. Damit ist es ebenfalls ein Zukunftsversprechen, bzw. eine Absichtserklärung von Apple. Persönlich würde ich mir eine Absichtserklärung zu einer kleineren Notch wünschen.
Was bleibt, ist ein neues Design und ein kleiner Formfaktor. Design ist wie immer Geschmacksache und ob euch das kantige Äußere zusagt, muss ihr selbst entscheiden. Um die handliche Größe des iPhone 12 mini zu ermöglichen, haben die Ingenieure den Akku kleiner gemacht. An wirklich stressigen Tagen kann das zu einem Problem werden.
Genau hier kommt aber das Einhorn zurück. Objektiv betrachtet, ist das iPhone 12 mini ein grundsolides Smartphones mit kleinen Schwächen. Subjektiv betrachtet, ist es fantastisch, dass sich endlich wieder ein Hersteller an ein handliches Smartphone gewagt hat und dabei nur minimale Kompromisse gemacht hat. Kompromisse, die auch nur in extremen Situationen wirklich ins Gewicht fallen. Das iPhone 12 mini ist mehr als die Summe seiner Teile. Es fühlt sich richtig in einer normalgroßen Hand an und nicht wie ein Klotz, der dann noch irgendwie in die Tasche gezwängt werden muss. Es fühlt sich an, wie etwas, was wir alle vergessen haben – Technik muss sich an seinen Nutzer anpassen und nicht umgekehrt.
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*Stand Februar 2021