Die großen Verkaufsargumente der Apple Watch Series 7 sind das größere Display und schnelleres Laden – beides reicht aber nicht, um einen Kauf wirklich zu rechtfertigen.
Ich mache es an dieser Stelle ganz kurz: Wenn du schon eine Apple Watch Series 5 oder 6 hast, brauchst du dir keine Apple Watch Series 7 zu kaufen. Wenn du von einer älteren Apple Watch kommst oder noch gar keine hast, dann ist die Series 7 eine gute Wahl – aber auch nur dann.
Die Series 7 ist die beste Apple Watch bisher – Punkt. Die Verzahnung im Apple Ökosystem ist ein Traum und das Display ist großartig. Es gibt aber in diesem Jahr einfach nicht genug Neuerungen, um dir blind zum Kauf zu raten. Da die Series 6 aber offiziell aus dem Programm genommen wurde, sind deine Möglichkeiten limitiert.
Design – leider das klassische Apple Watch Design
Die Apple Watch Series 7 ist wunderschön. Es ist ein bewährtes Design. Der Bildschirm ist größer als beim Vorgänger, das Gehäuse ist ungefähr gleich geblieben. Dadurch wirkt sie einen Tick modernen als ihre Vorgänger. Sobald ihr aber ein schwarzes Ziffernblatt auflegt, fällt das kaum noch auf. Apple hat sogar extra ein Ziffernblatt entworfen, dass die neuen Ränder betont – aber auch nur eins. Die restlichen Ziffernblätter wurden einfach nur minimal größer.
Wirklich enttäuscht bin ich, weil es vor der offiziellen Präsentation einen Leak mit einem kantigen Gehäuse gab. Wäre das Design gekommen, hätte ich Apple wahrscheinlich alles andere an der Apple Watch Series 7 verziehen – einfach, weil es mal etwas Neues ist. Das kam so nicht und so bleibt es bei den leicht abgerundeten Ecken, die „Digital Crown“ oben rechts und den App-Switcher-Button darunter.
Beim Material habt ihr wie in den Jahren zuvor die Wahl zwischen Aluminium und Edelstahl beim Gehäuse und gefühlt 1000 Armabändern von Apple und diversen Dritt-Anbietern. Dafür muss ich Apple auch ein gigantisches Lob aussprechen – der Mechanismus zum Wechseln der Armbänder ist seit der allerersten Apple Watch gleichgeblieben. Hast du in ein teures Hermès-Armband investiert, kannst du das zur nächsten Generation deiner Apple Watch mitnehmen.
Bei den Farben gibt es in diesem Jahr zwei Neuzugänge – „Polarstern“ und „Grün“. Jede Farbe bekommt sonst einen speziellen Marketing-Namen, aber bei Grün sind Apple wohl die Ideen ausgegangen. Mein Test-Exemplar ist „Polarstern“ und ich würde es als ein Silber mit einer winzigen Bronze-Note beschreiben. Ich bevorzuge schlichtere Farben, da sie durch einen Armband-Wechsel besser zu verschiedenen Outfits angepasst werden können.
Software – keine großen Sprünge
Die Änderungen in watchOS 8 sind wesentlich kleiner als noch bei der letzten großen Revision. Dazu sind bestimmte Features auch (noch) nicht in Deutschland/Europa vorgesehen. Dazu zählt auch der Ausweis in im Wallet – immerhin haben wir die Schlüssel für Hotels und elektrische Türschlösser bekommen.
Was es allerdings für alle gab, sind neue Trainingsarten (Tai Chi und Pilates) und eine automatische Erkennung von Radfahrtraining im Freiem. Bei anderen Gesundheits-Features ist die Apple Watch eher das Werkzeug als der Star der Show – zum Beispiel bei neuen Kurse ins Fitness+.
Viele bestehende Features wurden dazu erweitert. Das Schlaftracking misst jetzt die Atemfrequenz und warnt bei negativem Trend. Alles nette Features, aber nichts Bahnbrechendes. Nicht die Dinge für die man sofort eine neue Apple Watch ordern muss, aber guter Feinschliff.
Neu sind Fokus (blocken bestimmter Nachrichten zu bestimmten Zeiten), Portrait bei Fotos als Hintergrund und Achtsamkeit. Letzteres sind kurze Timer zur Reflektion und zum Durchatmen. Da die Welt seit März 2020 nicht mehr so ganz im Lot ist, vielleicht nicht die schlechteste Idee sich hin und wieder eine Minute zu nehmen und einfach mal seinem Geist einen Moment zu geben. Eine Minute reicht übrigens nicht, um zum Kern der Frage vorzudringen, was wir Menschen eigentlich hier auf diesem Planeten machen und was unser Sinn und das alles ist – habe ich für dich getestet.
Alltag – unschlagbar verzahnt
Die Apple Watch Series 7 überzeugt auf ganzer Linie im Alltag. Das für mich wichtigste Feature war die Entsperrfunktion – für fast alles mit einem Apple-Logo. Ich klappe mein MacBook auf und muss kein Passwort eingeben und nicht mal meinen Finger zum Touch ID-Sensor bewegen. Die Apple Watch wird erkannt und erledigt den Rest. Solltest du schlafen und jemand versucht deinen Mac zu nutzen – das Feature ist im Schlafmodus deaktiviert.
Gleiches gilt auch für das iPhone. Gerade mit Maske in der U-Bahn oder im Supermarkt ist die Apple Watch eine großartige Alternative zum Passwort. Jeder Entsperrvorgang wird dir dazu durch eine Vibration signalisiert. Solltest also nicht du dein iPhone gerade entsperrt haben, kannst du es direkt an der Watch auch wieder sperren. Sehr nützlich für Eltern.
Es gibt noch viele weitere Details, wie die Musik-Steuerung von Spotify oder die absolut präzise Erkennung der Armdrehung, die dann das Display einschaltet und noch mehr. Die Apple Watch ist in der Software-Verzahnung ein beinahe perfektioniertes Produkt. Sie ist teurer als die meisten anderen Smartwatches, aber sie kann auch dank des Ökosystems so viel mehr. Das trifft aber nicht nur auf die Serie 7 zu, sondern auf alle Apple Watches mit watchOS 8 oder höher.
Akkulaufzeit – bescheiden wie eh und je
Hier hat sich leider nichts verändert – ein Tag Akkulaufzeit ist weiterhin das Maß der Dinge. Mit wenig Bewegung und Nutzung sind auch 1,5 bis 2 Tage möglich, aber das ist das Maximum. Wenn du viel Sport machst und viel ohne iPhone unterwegs bist, wird es wahrscheinlich nicht mal der eine Tag Akkulaufzeit.
Die Akkulaufzeit ist für mich weiterhin die größte Schwäche der Apple Watch. Durch die vielen Funktionen und dem überragenden Display schafft sie aber einfach nicht mehr. Für mehr ist sie auch nicht entworfen. Aber einen kleinen Trost gibt es. Die Apple Watch Series 7 kann schneller Laden als ihre Vorgänger. Das funktioniert aber nur mit der neuen Ladeschale und nur mit der Series 7.
- Alte Apple Watch und neue Ladeschale – funktioniert nicht
- Series 7 und eine alte Ladeschale – ebenfalls nope.
Beim übliche Zwischenladen für 15 Minuten haben dir bei früheren Modellen der Apple Watch etwa 20% mehr Akku gebracht. Mit der Series 7 sind es 40%. Das ist eine deutliche Steigerung, aber auch primär nur für die Nutzer interessant, die ihre Apple Watch zur Schlafüberwachung verwenden, bzw. so viel wie möglich tragen wollen. Wer seine Serie 7 abends zum Laden in die Ladeschale legt und am Morgen wieder anlegt, hat vom neuen Schnell-Laden keinen Vorteil.
Fazit zu Apple Watch Series 7 – die beste Smartwatch
Ich bin mir bewusst, dass die Überschrift nicht zu meiner vielen Kritik im Beitrag passt, aber am Ende ist die Apple Watch eine Klasse für sich. Ich bin noch nicht zur neuen Galaxy Watch 4 von Samsung und Google gekommen, aber wie schon die letzten drei Jahre ist die Apple Watch der Klassen-Primus und da braucht es einfach kein große Steigerungen, wenn der Rest der Mitschüler kaum die Versetzung schafft.
Es gibt aber bei der Apple Watch Series 7 keinen Grund sie unbedingt zu haben, wenn du schon eine Apple Watch Series 5 oder 6 hast. Die haben die ganzen Features von watchOS 8, punkten ebenfalls mit dem Always-On-Display (wenn auch etwas weniger hell) und haben die gleiche Verzahnung im Apple Ökosystem wie die Series 7.
Das größere Display der Series 7 fällt euch im Alltag kaum bis gar nicht auf und das schnellere Laden ändert nicht grundlegend, wie du die Apple Watch nutzt, sondern nur wie du sie auflädst und das auch nur mit dem einen Ladegerät. Das ist nicht viel, um mindestens 430€* für die kleine und mindestens 450€* für die große Version zu bezahlen.
Wenn deine aktuelle Apple Watch allerdings gerade den Geist aufgegeben hat und du auf der Suche nach dem Nachfolger bist, dann kannst du die Serie 7 natürlich in die engere Wahl nehmen – oder du schaust einfach mal, ob du nicht einen guten Deal für eine Serie 5 oder 6 findest. Wenn das Always-On-Display keine Pflicht ist (was es sein sollte, weil es eine UHR ist), dann ist auch die Apple Watch SE (Test) eine sehr gute Wahl.