Das ROG Phone II war für mich Ende 2019 das ultimative Gaming-Smartphone. Aber kann man es noch besser machen? Ja, mit der dritten Generation entwickelt ASUS Display, Leistung und Kamera-Setup des Gaming-Smartphones konsequent weiter. Was sich genau ändert, verrät der Test.
Seit mittlerweile 3 Jahren ist ASUS mit der Gamer-Marke ROG auch auf dem Smartphone-Markt vertreten. Das erste ROG Phone (Test) hat 2018 mit einem 90-Hz-AMOLED-Display und unzähligen Gaming-Features neue Maßstäbe gesetzt. Ein Jahr später konnte das ROG Phone II mich im Test mit einem 6,6″ großen AMOLED-Display mit 120 Hz Bildwiederholrate, Snapdragon 855+, 12 GB RAM, 6000-mAh-Akku und flottem Fingerabdruckscanner im Display begeistern. Mit der dritten Generation setzt ASUS noch mal einen drauf, macht allerdings auch Einschnitte. Schauen wir uns zuerst die technischen Daten im Vergleich an.
Das ROG Phone hat sich in der Nische der Gaming-Smartphones etabliert, aber die Konkurrenz wächst. Obwohl Razer die Produktion des Razer Phones mit der 2. Generation beendet hat, sind dafür andere Player wie Xiaomi mit dem Black Shark auf dem lukrativen Markt erschienen. Mit dem Legion Phone Duel (Test) hat auch der weltgrößte Notebook-Hersteller Lenovo kürzlich ein Gaming-Smartphone veröffentlicht. ASUS kann sich also nicht auf den Lorbeeren ausruhen.
Ein Gaming-Smartphone der Superlative V3
Und das macht der taiwanische Hersteller auch nicht. Neben leichten optischen Anpassungen geht ASUS beim ROG Phone III wieder in die Vollen und bietet das Gerät wie den Vorgänger mit unterschiedlicher Ausstattung an, um einen Einstiegspreis von 799 Euro* zu ermöglichen. Das AMOLED-Display bleibt 6,6″ groß. ASUS hebt die Bildwiederholrate allerdings von 120 Hz auf 144 Hz an. Dazu gibt es entweder den Snapdragon 865 oder 865+ sowie 8, 12 oder 16 GB RAM und 256 bzw. 512 GB Speicher. Selbst die Version mit SD 865 und 8 GB RAM sollte in den meisten Games für ein absolut flüssiges Gaming-Erlebnis auf dem Smartphone sorgen.
Zudem verpasst ASUS dem ROG Phone III eine weitere Kamera-Linse. Zudem werden mit der dritten Generation Bluetooth 5.1 sowie WiFi 6 (ax) unterstützt. Es wurden aber auch Abstriche gemacht, bspw. gehört der Klinkenanschluss ab sofort der Vergangenheit an.
Für mich bleibt der Marktstart des Gaming-Smartphones allerdings immer noch etwas unglücklich gewählt. Mit dem Jahreswechsel wird normalerweise der neue Qualcomm SoC vorgestellt. In diesem Jahr ist es der Snapdragon 888. ASUS bringt das ROG Phone allerdings jeweils zum Ende des Jahres mit dem SoC auf den Markt, der schon seit einem ganzen Jahr verbaut wird. Es wäre also sinnvoller, das nächste ROG Phone im Frühjahr mit dem neuen SoC zu veröffentlichen.
Umfangreicher Lieferumfang, aber ohne Kopfhörer
Das ROG Phone III kommt wie die beiden Vorgänger in einer auffälligen und ausgefallenen Verpackung daher. Der Inhalt lässt sich einfach aus der Verpackung nehmen und auch wieder verstauen. Ihr solltet allerdings auf die Laschen aufpassen, denn sonst reißt ihr die Pappe schnell ein. Zum umfangreichen Lieferumfang gehören unter anderem:
- ROG Phone III
- stoffummanteltes Ladekabel (Typ-C auf Typ-C)
- Adapter von USB-C auf Klinke
- 30-Watt-Netzteil (Quick Charge 4.0)
- ansteckbarer Lüfter
- Kunststoff-Hülle
- dickes Handbuch
- SIM-Pikser
- ROG-Sticker
- drei Gummi-Pfropfen für den seitlichen Anschluss
- zwei Gummi-Pfropfen für den unteren Anschluss
Damit gibt es ein paar Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger. Kopfhörer gehören nicht mehr zum Lieferumfang, dafür gibt es jetzt ein Adapterkabel von USB-C auf Klinke. Außerdem gibt es keine Gummi-Standfüße mehr und der ansteckbare Lüfter ist etwas korpulenter geworden. Die Hülle geht bedingt durch die vielen Anschlüsse, Tasten und die RGB-Beleuchtung auf der Rückseite weiterhin als Smartphone-Mankini durch. Sie besteht aber leider auch wieder aus Hartplastik.
Massiv, aber geschmeidig
Bei den Ausmaßen und dem Gewicht hat sich im Vergleich zum ROG Phone II nicht viel verändert. Die dritte Generation schlägt ebenfalls mit 240 Gramm zu Buche und ist fast 1 cm dick. Selbst das nicht sehr klein geratene Xiaomi Mi Note 10 (Test) wirkt dagegen schmächtig. Wer ein Gaming-Smartphone sucht, entscheidet sich aber bewusst für ein großes Smartphone, denn auch die Wettbewerber boxen in der gleichen Gewichtsklasse. Mit kleinen Händen ist die vertikale Nutzung des Smartphones jedoch kaum machbar.
Das kantige Gaming-Design hat ASUS tatsächlich noch weiter zurückgeschraubt. Auf der Glasrückseite gibt es zwar immer noch das Logo mit der RGB-Beleuchtung, allerdings wurden die farblichen Details und Kühlauslässe weiter minimiert. Das ROG Phone III sieht damit nicht nur schick und edel aus, sondern wirkt auch erwachsener. Es ist aber auch verdammt glatt und neigt auf minimal schrägen Oberflächen zum unauffälligen Flüchten. Ihr solltet daher die mitgelieferte Hülle nutzen.
Die Vorderseite ist komplett in Schwarz gehalten. Obwohl Stirn und Kinn gefühlt wieder etwas schmaler geworden sind, bleibt das ROG Phone III mit einer Screen-to-Body-Ratio von 80,2 % deutlich hinter aktuellen Highend-Smartphones zurück. Das liegt auch daran, dass sich die Frontkamera immer noch oberhalb des Displays befindet. Eine Notch wäre bei einem Gaming-Smartphone zwar keine gute Idee, allerdings könnte eine Pop-Up- oder Under-Display-Cam bei der nächsten Generation für ein moderneres Erscheinungsbild und schmalere Display-Ränder sorgen.
Makellose und robuste Verarbeitung
Das ROG Phone III liegt mit dem massiven Metallrahmen und der Glasrückseite nicht nur geschmeidig in der Hand, es wirkt angesichts des hohen Gewichts auch hochwertig und sehr stabil. Einen Sturz ohne Hülle würde ich trotz Gorilla Glas 6 jedoch trotzdem nicht ausprobieren.
Die Verarbeitung sitzt. Die Spaltmaße sind sehr schmal und gleichmäßig. ASUS hat auf der Rückseite zudem nachgearbeitet. Dank der durchgehenden Glasfläche und weniger sowie schmaleren Lücken ist auch die Anfälligkeit für Staub und Schmutz geringer, der sich dort ansammeln könnte.
Zuverlässiger Fingerprint-Sensor im Display
Der Fingerprintsensor ist wie beim Vorgänger im Display untergebracht. Er funktionierte im Test wie beim Vorgänger einwandfrei und schnell. Wer möchte, kann das ROG Phone III auch mit dem Gesicht entsperren. Das klappt ebenfalls nahtlos, zudem lässt sich die Software auch nicht von einem Foto austricksen.
Zwei USB-Anschlüsse, kein Klinkenanschluss
Das ROG Phone III setzt wie die zweite Generation auf einen USB-C-Anschluss auf der Unterseite, der leider immer noch mit Version 2.0 spezifiziert ist. Der USB-Anschluss ist im Gegensatz zu den meisten Smartphones nicht mittig angebracht. Das war schon bei den beiden Vorgängern so und ist eigentlich nicht so wild, kann aber bei diversem Universal-Zubehör von Drittanbietern – wie bspw. Auto-Halterungen – Probleme geben, wenn die Aussparung zum Laden in der Mitte angebracht ist.
Das Gaming-Smartphone hat ebenfalls einen proprietären USB-Anschluss an der linken Seite, der für spezifisches Zubehör wie den optionalen Lüfter gedacht ist. Cool: Der Lüfter verfügt über einen normalen USB-Typ-C- und einen Klinkenanschluss. Da der normale Klinkenanschluss mit der dritten Generation der Vergangenheit angehört, könnt ihr via Lüfter auch noch kabelgebundene Kopfhörer benutzen. Ansonsten solltet ihr zu dem mitgelieferten USB-C auf Klinke-Adapter greifen.
Das Problem? Kabellose Kopfhörer sind zum Zocken nur bedingt geeignet, da die Audioübertragung via Bluetooth (SBC, aptX und aptX HD) zumindest beim Zocken spürbar verzögert wiedergegeben wird. In unserem Vergleich konnte nur der Bluetooth-Codec aptX LL verzögerungsfreien Ton gewährleisten, dieser wird aber nur von den wenigstens Smartphones unterstützt. Laut Qualcomms aptX-Homepage verfügt das ROG Phone III mit aptX Adaptive immerhin über den relativ neuen und anpassbaren BT-Standard, der mit 50 – 80 ms Latenz verzögerungsfrei arbeiten sollte. Ich hatte zum Testzeitpunkt jedoch leider keine Kopfhörer mit aptX Adaptive da, um das auszuprobieren.
Rasantes 144-Hz-AMOLED-Display
Das 6,6″ große AMOLED-Display des ROG Phone III ist wie schon beim Vorgänger eine wahre Augenweide. ASUS hat die Stellschrauben nochmals etwas nach oben gedreht, sodass nun 144 statt 120 Hz auf dem Tacho stehen. Damit ist es zwar noch schneller als der Vorgänger, allerdings ist der Unterschied zwischen 120 und 144 Hz bei einem Display dieser Größe kaum wahrnehmbar. Alles wird einfach sehr flüssig dargestellt. Um den Akku etwas zu schonen, empfiehlt sich allerdings die automatische Anpassung der Bildwiederholrate. Dann wird die Hz-Zahl bspw. nur bei schnellen Inhalten wie Spielen auf das Maximum angehoben.
Die Auflösung hat ASUS bei 2.340×1.080 Pixeln belassen, was bei einer Größe von 6,6″ in einer Punktdichte von scharfen 390 PPI resultiert. Die Inhalte werden nicht nur knackig dargestellt, die Farben sehen an dem AMOLED-Display mit HDR-Unterstützung einfach nur sehr gut aus. Die Helligkeit des Displays soll bei hohen 650 cd/m² liegen. Tatsächlich hatte ich im Test nie Probleme damit, Inhalte zu erkennen. Allerdings ist das aufgrund der mangelnden Sonne im Winter auch bei anderen Smartphones nicht schwer und ich hatte im Home-Office leider keinen Leuchtdichtemesser zur Hand, um die genaue Helligkeit zu messen. Der Vorgänger wurde mit maximal 575 cd/m² bei direkter Sonneneinstrahlung sehr hell und war mit 600 cd/m² angegeben. Damit sollte es auch bei der dritten Generation keine Probleme geben.
Das Display verfügt über eine Always-On-Funktion und – gerade im Winter sehr praktisch – einen Handschuh-Modus. Ist der aktiviert, lässt sich das Gaming-Smartphone sogar mit Lederhandschuhen bedienen. Geschützt ist das AMOLED-Display mit Gorilla Glas 6. Das ist zwar bruchsicher, jedoch ziemlich anfällig für Kratzer. Schade, dass auf dem ROG Phone III ab Werk keine Displayschutzfolie angebracht ist.
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Android 10 mit ROG UI, Dark Mode und X-Modus
Die Gaming-Erfahrung mit dem ROG Phone III beginnt schon nach der Einrichtung des Gaming-Smartphones. ASUS schickt euch nämlich mit dem Scannen der Verpackung erstmal in ein verrücktes AR-Rennen, nach dem ihr der Republic of Gamers beitreten könnt, wenn ihr möchtet. Eine witzige Inszenierung, die auf jeden Fall sehr gut zur Zielgruppe passt.
Auf dem ROG Phone III ist ab Werk Android 10 installiert. Ein Update auf Android 11 ist von ASUS zumindest bestätigt. ASUS setzt auf das hauseigene ROG UI, das auch schon bei beiden Vorgängern zum Einsatz kam. Das User Interface hebt sich von anderen UIs mit einem speziellen Gaming-Look ab. Zudem ist der Dark Mode ab Werk aktiviert. Alles in allem sieht die Oberfläche sehr gelungen aus und sticht aus der grauen Masse hervor.
Das gilt besonders, wenn man den X-Modus aktiviert. Dann ändert sich nicht nur das Standard-Hintergrundbild, sondern auch die einzelnen App-Icons. In den X-Modus-Einstellungen sind zudem einzelne Leistungsmodi wählbar. Die höchste Stufe lässt sich jedoch nur aktivieren, wenn der Lüfter montiert ist. Wer möchte, kann zudem an der Drift- und Touch-Empfindlichkeit herumspielen. In der App Armoury Crate könnt ihr auch die RGB-Beleuchtung und Geschwindigkeit des optionalen Lüfters anpassen, Google Stadia nutzen, einen Account anlegen und vieles mehr.
Das ROG Phone III verfügt wie die Vorgänger über zwei „Ultraschalltasten“ an der rechten Seite, die sogenannten Air Trigger. Diese könnt ihr in Spielen individuell belegen und nutzen, wenn ihr das Smartphone waagerecht haltet. Sie befinden sich jeweils an den äußeren Enden auf der Seite. In Spielen verschaffen sie euch tatsächlich einen echten Vorteil, da sie schneller und effizienter erreichbar sind als die Tasten auf dem Display.
In Spielen öffnet ein Swipe vom linken Bildschirmrand zur Mitte den Game Genie. Mit diesem Tool könnt ihr Nachrichten unterdrücken, die Bildwiederholrate direkt anpassen, ein Fadenkreuz anzeigen lassen oder auch die Belegung der Air Trigger bzw. des Zubehörs für das ROG Phone einstellen. Mehr dazu im Kapitel Zubehör.
How much Performance do you want? Yes.
ROG Phone I und II waren mit unter den schnellsten Smartphones des jeweiligen Erscheinungsjahres – und dieser Tradition bleibt sich ASUS insbesondere mit der potentesten Variante des ROG Phone III mit Snapdragon 865+, Adreno 650 und 16 GB LPDDR5 RAM treu. 16 GB RAM, das ist so viel wie die meisten Gaming-Notebooks und -PCs haben.
In Spielen müsst ihr euch daher keine Sorgen um die Performance machen. Anspruchsvolle 3D-Spiele wie CSR Racing 2, PUBG oder Dead Effect 2 laufen sauber und flüssig. Wobei bspw. bei CSR Racing 2 zugunsten der Bildrate nicht die höchstmögliche Auflösung gewählt wird. Ich habe auch mal in das neue League of Legends: Wild Rift reingeschnuppert. Es ist schon verrückt: 2009 lief das Spiel noch mehr oder weniger stabil auf dem PC und heute ist es problemlos auf einem Gaming-Smartphone spielbar. Allerdings liegt das Spiel-abhängige FPS-Limit bei 30 Bildern pro Sekunde, was nervt. Das ROG Phone III dürfte nämlich deutlich mehr schaffen.
Das Smartphone läuft in Verbindung mit dem schnellen 144Hz-Display einfach rund. Tabs, Games, Kamera: Nirgends sind mir Verzögerungen aufgefallen. Wer viel am Smartphone und dazu auch noch kompetitiv spielt, macht mit dem ROG Phone III also alles richtig. Spielerische Vorteile bringen aber nicht nur das schnelle Display und die viele Leistung. Für das Gaming-Smartphone bietet ASUS zusätzlich eine Menge Zubehör an, die Gaming am Smartphone ebenfalls auf eine neue Stufe legen.
Zubehör für Gaming und Mediengenuss
Wer möchte, kann das ROG Phone III mit umfangreichem Zubehör ordentlich upgraden. ASUS war so nett und hat mir für den Test diverse Extras mit in den Karton gepackt, die teilweise erstmal mit einem Firmware-Upgrade versorgt werden möchten. Mit dabei sind das Neon Aero Case, das Twinview Dock 3, das ROG Kunai 3 Gamepad und der ROG Clip. Der ROG Clip ermöglicht es euch, dass ROG Phone mit dem Controller von Xbox, PS4 oder Google Stadia zu verbinden. Da ich kein Konsolenspieler bin, konnte ich das leider nicht testen. Beim Neon Aero Case handelt es sich um eine semitransparente orange Schutzhülle, die deutlich auffälliger als die Schutzhülle aus dem Lieferumfang ist. Sie besteht ebenfalls aus Kunststoff und bietet die gleiche Haptik und Form.
Für Gamer dürfte insbesondere das ROG Kunai 3 Gamepad sein. Dabei handelt es sich um ein modulares Gamepad. Zum Lieferumfang gehören ein linker und ein rechter Controller, eine Ladeeinheit, ein Bumper und ein Griff, die zwei Nutzungsmöglichkeiten ermöglichen. Die beiden Controller lassen sich via Ladeeinheit miteinander verbinden und in den Griff einsetzen. So entsteht ein eigener Controller, den ihr mit USB oder Bluetooth mit dem ROG Phone verbinden könnt. Wer das Gaming-Smartphone in den Bumper schnallt, kann die beiden Controller allerdings auch direkt am Smartphone befestigen.
In den meisten Spielen seid ihr anderen Spielern so deutlich überlegen, da ihr den Aktionsoberflächen auf dem Display einfach Controller-Tasten oder Joysticks zuweisen könnt. Ihr versperrt auch also nicht das Display beim Spielen und könnt schneller reagieren. Next-Level-Shit wäre es, eine kabellose Maus und Tastatur mit dem ROG Phone III zu verbinden. Das schrammt zwar nur sehr knapp an Betrug vorbei, dürfte aber die vielen völlig überlegenen Spieler in Spielen wie Call of Duty Mobile erklären. Dann kann man aber auch gleich am PC bleiben.
Ihr vermisst ein zweites 144-Hz-AMOLED-Display, um bspw. neben Serien noch chatten zu können? Dann ist das Twinview Dock 3 das Zubehör eurer Wahl. Wie der Name schon erahnen lässt, bietet euch das Dock ein zweites Display. Einfach das ROG Phone III in den unteren Slot einlegen, einschalten und schon erweitert sich das Display auf die doppelte Anzeigefläche. Auf dem oberen Display werden automatisch die installierten Apps angezeigt und das Smartphone lässt sich weiterhin normal nutzen. In einigen Spielen könnt ihr sogar zusätzliche Inhalte auf dem zweiten Display anzeigen lassen. Das Dock verfügt sogar über einen eigenen kleinen Lüfter an der Unterseite, einen 5.000-mAh-Akku sowie Power-Taste und Lautstärkewippe.
Insgesamt macht das Zubehör einen durchdachten Eindruck und erweitert die Möglichkeiten, das ROG Phone III im Alltag oder zum Zocken effizienter zu nutzen. Mit 120 Euro UVP für das ROG Kunai 3 GamePad und 220 Euro Straßenpreis* für das Twinview Dock 3 ist der Spaß aber auch nicht ganz günstig. Immerhin werden beide Artikel mit einem Hardcase ausgeliefert. Praktisch: Da das ROG Phone III genauso groß wie der Vorgänger ist, lassen sich beide Gaming-Smartphones mit dem gleichen Zubehör nutzen.
Gutes Kamera-Setup mit Nacht-Modus
Kameras waren noch nie die größte Stärke von Gaming-Smartphones. Das gilt auch für die ROG-Phone-Serie. Die Module haben sich jedoch mit den Generationen immerhin ständig weiterentwickelt. Das ROG Phone III bietet drei Linsen und setzt bei der Hauptkamera auf den Sony IMX 686 mit 64 Megapixeln. Die zweite Linse ist ein Ultraweitwinkel mit 13 MP. Mit der dritten Generation kommt als dritte Linse ein Makro mit 5 MP dazu. Die Selfie-Cam löst mit 24 MP auf. Da die meisten Makro-Linsen im Alltag weder gebraucht werden noch überzeugen können, hätte ich mir beim ROG Phone III allerdings lieber ein Tele-Objektiv mit 2x optischem Zoom als dritte Linse gewünscht. Makro-Fotos mit 5 MP sind häufig nur unwesentlich besser als zugeschnittene Fotos der Hauptkamera.
Kommen wir zur Hauptkamera. Die macht bei ausreichend Licht gute Fotos, mit denen die meisten Nutzer und vor allem Gamer im Alltag zurechtkommen dürften. Ich habe zum Vergleich mehrere Motive mit dem ROG Phone III bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen fotografiert. Die unbearbeiteten Ergebnisse sehen wir folgt aus:
Die Fotos sind in Ordnung, kommen hinsichtlich Dynamik und Details allerdings nicht an starke Kamera-Smartphones wie zum Beispiel das Xiaomi Mi Note 10 (Test) heran. Zum Vergleich folgen ein paar der Motive mit dem Mi Note 10. Im Test ist mir besonders der strikte Weißabgleich des ROG Phone III aufgefallen. Selbst warmweißes Licht an Innenwänden zieht die Software rigoros ins bläuliche. Auf dem Monitor wirkt es zum Glück nicht so blaustichig wie am Smartphone, was an der werksseitig kalten Farbeinstellung des Smartphone-Displays liegen dürfte. Die könnt ihr im Menü ändern.
Die Qualität der Fotos verläuft direkt proportional zum vorhandenen Licht. Das Gaming-Smartphone arbeitet daher automatisch und konsequent mit einem Nachtmodus dagegen, der die Belichtungszeit verlängert. Das klappt im Gegensatz zum Mi Note 10 sogar mit dem Ultraweitwinkel. Die Ergebnisse sind in Ordnung, driften allerdings etwas ins Gelbe.
Die Nachtaufnahmen können zwar mangels Details nicht mit dem Mi Note 10 mithalten, fangen die vorhandene Stimmung insgesamt aber besser und natürlicher ein. Das Mi Note 10 zieht einfach alle Tiefen ohne Kompromisse nach oben. Die Ultraweitwinkel-Linse solltet ihr bei schlechtem Licht nur im Notfall benutzen.
Die Selfie-Cam arbeitet mit 24 Megapixeln und macht – ebenfalls abhängig von den Lichtverhältnissen – überzeugende Fotos. Mit HDR könnt ihr einen deutlich besseren Dynamikumfang herausholen. Die nachfolgende Nasenparade sagt wie immer mehr als tausend Worte:
Gaming bei moderaten Temperaturen
Eher ungewöhnlich bei einem Smartphone-Test, habe ich mir beim ROG Phone III auch das Temperatur-Verhalten des Gehäuses bei einer ausgiebigen Gaming-Session angeschaut. Bei der Leistung muss auch die Kühlung mithalten können – und das klappt bei ROG Phone III sehr gut. Selbst bei mehreren Matches von League of Legends: Wild Rift und CSR Racing 2 wird das Smartphone höchstens lauwarm an der Rückseite. Via Game Genie ist die Temperatur jederzeit einsehbar und pendelt sich bei moderaten 30-35° C ein.
Damit bleibt der optionale Kühler im Alltag eher eine Spielerei und keine Notwendigkeit. Für alle, die die zusätzlichen Anschlüsse und den verwunderten Blick der anderen Bahnfahrer genießen möchten, hat er natürlich trotzdem einen Mehrwert.
Großer 6000-mAh-Akku lädt zum Zocken ein
Das ROG Phone III hat den großen Akku des Vorgängers und auch des Zenfone 6 (Test) mit 6.000 mAh geerbt. Im Alltag merkt man allerdings schnell, dass das 6,6″ große AMOLED-Display in Verbindung mit 144 Hz Bildwiederholrate und der hohen Leistung deutlich mehr Akkuleistung als bspw. beim Zenfone 6 benötigt. Bei normaler Nutzung kommt ihr unterm Strich trotzdem sehr gut über den Tag und auch noch zwei Tage hin. Wer ausschließlich mit 60 Hz unterwegs ist, könnte mit dem Akku auch bis zu drei Tage durchhalten.
Bei einer intensiven Gaming-Session kann man dem Akku jedoch sprichwörtlich dabei zusehen, wie er zur Neige geht. Wer daher häufiger länger am Smartphone zocken will, sollte sich entweder ein langes Ladekabel oder das Twinview Dock 3 besorgen, das neben dem zweiten Display noch einen zusätzlichen 5.000-mAh-Akku mitbringt. Ihr könnt zudem die automatische Bildwiederholrate nutzen und Profile beim Starten der Spiele festzulegen, um der Akku zu schonen.
Das Netzteil gehört beim ROG Phone III im Gegensatz zu den meisten Mainstream-Flagships noch zum Lieferumfang und bietet 30 Watt Leistung. Damit bleiben die Ladezeiten identisch mit denen des Vorgängers und der große Akku ist immerhin innerhalb von 1 Stunde zu ca. 3/4 aufgeladen. Für die komplette Ladung benötigt das Netzteil allerdings ca. 2 Stunden.
Ausgewogener Stereo-Klang auch bei hoher Lautstärke
Das ROG Phone III setzt wie die beiden Vorgänger auf Stereo-Lautsprecher auf der Vorderseite. ASUS hat das Klangbild jedoch überarbeitet und die Speaker bleiben selbst bei maximaler Lautstärke erstaunlich ausgewogen. Sogar schrille Höhen treten so gut wie nicht auf, nur Stimmen neigen bei zu hohem Pegel zum Zischen. Insgesamt dürfte 70% Lautstärke für den Alltag jedoch komplett ausreichen.
Fazit: ASUS ROG Phone III
Die dritte Generation des ROG Phone ist eher Modellpflege als Neuentwicklung und damit weiterhin ein herausragendes Gaming-Smartphone. ASUS hat das Gaming-Design dezenter gestaltet und dem ROG Phone III mit dem SD 865+ und 16 GB RAM in der besten Ausstattung gleichzeitig aktuelle Hardware spendiert. Das AMOLED-Display bleibt 6,6″ groß und löst weiterhin mit 2340 x 1080px auf, es bietet jetzt allerdings 144 Hz Bildwiederholrate. Der Unterschied zu 120 Hz fällt im Alltag und auch beim Zocken zwar kaum auf, insgesamt ist das Display für mich aber eines der besten auf dem Smartphone-Markt.
Mit dem Sony IMX686 bietet das ROG Phone III eine bessere Hauptkamera als die zweite Generation. Zudem hat es eine zusätzliche Makro-Linse bekommen. Ich hätte mir als drittes Objektiv lieber ein Tele mit optischem Zoom gewünscht, weil ich das im Alltag und auch Urlaub deutlich häufiger benötige. Insgesamt bleibt die Kamera gut, kommt an die Qualität und Flexibilität der Vorzeige-Setups von Huawei, Samsung und Co. insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen aber nicht heran.
Mit dem ROG Phone III zieht neben Bluetooth 5.1 auch 5G in die Smartphone-Serie ein. Der Klinkenanschluss entfällt jedoch genauso wie dazugehörige Kopfhörer. Das ist schade, denn eine verzögerungsfreie Audio-Wiedergabe lässt sich via Bluetooth am Smartphone oft nur umständlich realisieren. Man ist nämlich einerseits auf aptX LL / Adaptive angewiesen, wovon das Gaming-Smartphone nur letzteres unterstützt, andererseits benötigt man auch Kopfhörer, die aptX Adaptive unterstützen. Man sollte daher besser zum mitgelieferten USB auf Klinke-Adapter greifen.
Dafür konnte ASUS die Stereo-Speaker verbessern. Sie überzeugen im Test selbst bei hoher Lautstärke mit einer deutlich ausgewogeneren Wiedergabe. Vom Vorgänger übernimmt das ROG Phone III die wuchtigen Ausmaße, die sehr gute Verarbeitung, den schnellen und zuverlässigen Fingerabdrucksensor im Display, den großen Akku und die schicke, zum Smartphone passende Gaming-UI. Leider bleiben auch die großen Ränder an der Vorderseite bestehen, da ASUS auf eine Pop-Up-Cam verzichtet. Im Jahr 2021 ist man von aktuellen Flaggschiffen deutlich schlankere Rahmen gewohnt.
Unterm Strich ist das ROG Phone III damit das perfekte Smartphone für alle, die viel am Smartphone zocken, Medien konsumieren und auf Leistung nicht verzichten wollen. Dazu gibt es eine alltagstaugliche Kamera, viel Speicher und viele Gaming-Features. Mit dem einzigartigen Zubehör kann man sich in Spielen zudem einen signifikanten Vorteil verschaffen oder den Alltag noch angenehmer gestalten. Die Preise beginnen bei fairen 799 Euro*. Eine Alternative stellt das neue Lenovo Legion Phone Duel (Test) dar, allerdings gibt es dafür kein dediziertes Gaming-Zubehör.
Fehlen nur noch die richtigen Games, um das ROG Phone III auszulasten? Auf unserer Themenseite der besten Smartphone-Games findet ihr aus jedem Genre die empfehlenswertesten Titel.
Pro
- eines der schnellsten Smartphones 2020
- schickes Design
- sehr gute Verarbeitung und Haptik
- helles OLED-Display mit 144 Hz
- schneller Fingerabdruckscanner im Display
- sehr guter Stereo-Klang
- großer interner Speicher
- cooles UI mit Gaming-Features
- lange Akkulaufzeit
- Notification-LED
- tolles Gaming-Zubehör
Contra
- kein Klinkenanschluss
- kein kabelloses Laden
- durchschnittliche Kamera
- Displayrahmen nicht mehr zeitgemäß
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Stand: 18. Januar 2021