Blackberry KEY2: das gute Nischen-Smartphone

      Blackberry KEY2: das gute Nischen-Smartphone

      Das BlackBerry KEY2 soll alles besser machen, was beim KEYone noch nicht rund war. Ob das neueste BlackBerry Smartphone von TCL den modernen Business-Kunden locken kann, erfahrt ihr in unserem Test.

      Das gefällt uns

      • Display
      • QWERTZ-Tastatur
      • 6 GB RAM

      Das gefällt uns nicht

      • Kamera
      • Prozessor
      • Preis

      Die Firma BlackBerry selbst baut seit September 2016 keine Smartphones mehr. Sie liefert nur noch Software und lizenziert ihre Patente. Das Unternehmen TCL Communication erwarb schließlich die Rechte und vertreibt BlackBerry Smartphones unter dem Namen „BlackBerry Mobile“. TCLs erstes Smartphone war das BlackBerry KEYone. Dieses wurde für seine Rückkehr zu klassischen BlackBerry-Werten gefeiert, aber für seinen hohen Preis kritisiert. Weil das so gut funktioniert hat, wurde das System für das BlackBerry KEY2 einfach wiederholt.

      Wie sein Vorgänger will das KEY2 die typischen Sicherheitsfunktionen und Hardware-Tastatur eines BlackBerry mit dem praktischen Android-OS verbinden. Die Hardware liest sich schon mal gut.

      Technische Daten

      • 4,5″ IPS LCD, Gorilla-Glass 3, 1.080 x 1.620 Pixel, 433 ppi, 3:2 Format
      • Qualcomm Snapdragon 660 (4x 2,2 GHz & 4x 1,8 GHz)
      • 6 GB RAM & 64 GB Speicher, erweiterbar per Micro SD-Karte
      • Hauptkamera
        • 2x 12 MP, f/1,8; LED-Blitz, f/2.6, Tiefenschärfe
        • HDR, Private Aufnahmen
        • @4K/30fps
      • Frontkamera
        • 8.0MP, LED-Blitz via Display
        • Videos @1080p/30fps
      • Akku
        • 3500 mAh Kapazität
        • Quick Charge 3.0
      • Konnektivität
        • 802.11 b/g/n/ac (2.4 GHz & 5 GHz)
        • Kat. 4 LTE, Dual-Nano-SIM
        • Bluetooth 5.0
        • NFC
        • 3,5 mm Klinkenstecker
        • USB 3.0 Type-C, USB OTG
      • Sensoren
        • Fingerprint (Leertaste), Beschleunigungssensor, Magnetometer, Gyroskop, Näherungssensor, Ambient Light, Hall Effekt
      • Android 8.1
      • 151.4mm x 71.8mm x 8.5mm; 158g
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      Der Lieferumfang ist typisch spartanisch. Neben dem Gerät haben wir nur etwas Papierkram, das Lade-/ Datenkabel, das Quickcharge 3-Netzteil, ein Headset und das Tool für die SIM-Karte.

      Vor vielen Jahren gab es noch das berühmte BlackBerry-Holster zum Gerät mit dazu. Das ist wohl zusammen mit dem BlackBerry-Bold endgültig gestorben.

      Verarbeitung

      Hier zeigt sich das KEY2 von seiner starken Seite. Die Verarbeitung ist echt klasse. Die Übergänge von Rahmen zur Vorder- und Rückseite sind sehr geschmeidig. Die Tasten der Tastatur und an der Seite haben einen knackigen Druckpunkt und lassen sich gut erfühlen.

      Die Rückseite besteht aus gummiertem Kunststoff und gibt einen guten Grip. Das ganze Gerät fühlt sich toll in der Hand an. Auf der Rückseite befindet sich darüber hinaus noch das klassische BlackBerry-Logo.

      Sehr cool: Die Rückseite sieht selbst nach mehreren Tagen und schwitzigen Händen immer noch gut aus. Das Smartphone ist mit 160 Gramm etwas schwerer, liegt aber trotzdem gut in der Hand.

      Das Design mag etwas kantiger sein als noch beim Vorgänger, aber zumindest ist es mal eine Abwechslung zum „runden Ecken“-Trend der letzten Jahre. Stellt man das KEY2 auf die linke Seite, kann man übrigens Filmaufnahmen freihändig machen.

      Display

      Das Display im 3:2-Format ist etwas gewöhnungsbedürftig. Gerade wenn ihr es im Querformat haltet, wandert euer Blick automatisch in die Mitte des Gerätes und da ist dann nicht die Mitte des Displays. Die hohe Pixeldichte von 433ppi lässt Inhalte gestochen scharf wirken. Die Farben sind in der Werkseinstellung ein klein wenig knallig, aber das kann man in den Einstellungen über eine Farbkorrektur anpassen.

      Schaut ihr euch ein Video auf dem KEY2 an, erzeugt das BlackBerry KEY2 schwarze Balken, um das 16:9 Format auf das 3:2 Display zu bringen. Damit ist der Vorteil der schmaleren Gehäuseränder auch hinfällig. Die Aufteilung von Inhalten ist allgemein etwas gewöhnungsbedürftig, da Inhalte etwas beschnitten wirken. Bei der Übersicht der zuletzt geöffneten Apps war man dagegen erfinderisch. Die Kacheln skalieren übrigens nach, wenn man eine App schließt.

      Kamera

      „Die erste Dual-Kamera in einem BlackBerry“ war die große Ankündigung. Das KEYone wurde noch für seine Kamera kritisiert und hier wollte TCL diesmal richtig klotzen. Entsprechend gibt es eine Dualkamera auf der Rückseite mit 2x 12 Megapixeln. Während die Bilder im Schnitt gut geworden sind, fällt es schwer das Smartphone wirklich dafür zu loben. Bei einem Preis von 639 Euro* gibt es Smartphones mit besseren Kameras.

      Bei Tageslicht sind die Aufnahmen gut und auf dem Niveau eines Samsung Galaxy S7 oder einem Honor 9. Etwas schwach an Details, aber durchaus auf einem guten Level. Bei dämmrigen Tageslicht sind die Bilder auch noch überzeugend.

      Die Dunkelheit offenbart hier die wirkliche Schwäche: übles Bildrauschen und Artefaktbildung. Die Kamera(s) sind also eher für Tageslicht optimiert.

      Auch in geschlossenen dunkleren Räumen mit künstlichem Licht verlieren die Bilder viel an Details. So erkennt man die Orgel am rechten Rand des letzten Fotos nur schwer.

      Die Bilder der Front-Kamera schwanken ähnlich. Bei Tageslicht sind die Aufnahmen gut und lassen selbst feine Details erkennen, aber schon in geschlossenen Räumen mit künstlichem Licht wirken die Bilder verwaschen. Da helfen auch keine 19 Effekte, um das zu kaschieren.

      Anmerkung: Die Bilder der Frontkamera wurden leicht beschnitten, aber sonst nicht verändert.

      Tastatur

      Die Druckpunkte der Tastatur sind gut und die Tasten sind seit dem KEYone nochmals gewachsen. Das Gefühl beim Tippen ist toll und ich werde auch von Tag zu Tag etwas schneller beim Tippen. Aber auch nach zwei Wochen bin ich nicht in der Lage blind zu tippen.

      Die Möglichkeit, einzelnen Tasten bestimmte Apps zuzuweisen, ist zwar nett, aber ich musste jedes Mal auf den Homescreen, um diese Funktion nutzen zu können. Das BlackBerry KEY2 hat auch die Fähigkeit, Tasten doppelt zu belegen. Das sind dann 2x 26 Apps, die ihr starten könnt. Einen richtigen Mehrwert konnte ich der Funktion aber nicht abgewinnen, da ich wie erwähnt immer erst auf den Homescreen wechseln musste, um es tatsächlich nutzen zu können.

      Entsprechend kann man auch nicht mal eben einen Screenshot mit einer Tastenkombination in der App machen. Hier sollte BlackBerry beim nächsten Model entsprechend lieber auf die zweite Belegung verzichten und einen Zugriff in den Apps erlauben. Einfach das Drücken einer Sondertaste als Bedingung definiert und schon gibt es keine Verwirrungen in der App.

      Über die Tastatur könnt ihr übrigens auch scrollen oder durch das Wischen nach links das letzte Wort einer Nachricht einfach löschen. Wischt ihr auf der Tastatur nach oben, übernehmt ihr den Vorschlag der Rechtschreibhilfe. Bei drei Wort-Vorschlägen funktioniert das auch mit einem Wisch über die Tastatur unterhalb des jeweiligen Wortes. Die Funktionen wirken durchdacht und funktionieren meist verlässlich. Größter Bonus: Sie halten euren Screen länger sauber, da ihr einfach weniger auf das Display tippen müsst.

      Auf der rechten Seite des BlackBerry KEY2 findet ihr neben der Ein/Aus-Taste und der Lautstärkewippe noch eine frei belegbare Taste. Klassisch würde man darauf entweder die Kamera oder einen Sprachassistenten legen. Leider war es mir nicht möglich, dieser Taste den Google Assistant oder Alexa zuzuweisen. Zum Glück hatte ich aber noch 52 andere Tastern, denen ich es zuweisen konnte.

      Eine weitere Besonderheit des BlackBerry KEY2 ist der Fingerabdruckleser. Dieser befindet sich in der Leertaste der Tastatur. Der Sensor funktioniert gut, vor allem wenn man die Leertaste drückt und nicht nur den Finger auflegt. Es ist kein Huawei-Fingerabdruckleser, aber trotzdem schnell und zuverlässig.

      Performance

      Der Snapdragon 660 ist kein High-End-SOC, aber performt bei den meisten Apps gut. Office-Apps wie Word, Excel und Co. laufen flüssig und erlauben ein gutes Arbeiten, auch bei größeren Datenmengen. Spiele mit größeren Grafikanforderungen brauchen zwar etwas länger beim Laden, laufen dann aber mit einer ausreichenden Leistung.

      Sound

      Das BlackBerry KEY2 verfügt über einen Mono-Lautsprecher, welcher nach unten feuert. Hier bin ich echt enttäuscht. Wirklich laut wird der Lautsprecher nicht und er klingt dumpf. Bässe sind schwach und Mitten nur bedingt vorhanden. Kurzum: greift auf polyphone Klingeltöne zurück.

      Der Lichtblick dabei ist, dass es einen 3,5mm-Klinkenanschluss gibt. Dieser befindet sich auf der Oberseite des Geräts. Ihr seid also nicht auf den Ton vom Lautsprecher angewiesen. Das mitgelieferte Headset ist allerdings keine Hilfe. Standardkost – wie man sie bei einem mitgelieferten Headset bei einem Smartphone erwartet. Zumindest bis Samsung AKG-Ohrstöpsel bei ihren Handys in den Lieferumfang gepackt hat.

      Ich habe auch mit dem KEY2 telefoniert und die Gesprächsqualität ist in Ordnung. Ebenso wurde ich auch gut von meinem Gesprächspartner verstanden. Beim Telefonieren liefert TCL also Qualität.

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      Software

      Das BlackBerry KEY2 kommt mit einem eigenen Launcher, der sich am puren Android orientiert: dafür gibt es Pluspunkte. Viele vorinstallierte Apps gehören aber leider auch zum „Lieferumfang“. Einige davon sind sinnvoller als andere.

      Aus Traditionsgründen gibt es immer noch den BlackBerry Messenger. Irgendwie auch putzig, in Zeiten von Telegramm und WhatsApp. Das BlackBerry Hub existiert auch noch. Hier werden alle Nachrichten aus allen Kanälen angezeigt. Egal ob von Messengern, Emails, Twitter, SMS usw. Das Hub filtert aber nicht wie bspw. Gmail zwischen Benachrichtigungen, Soziale Netzwerke usw. Entsprechend bekommt ihr dann auch für jede dieser Mails eine Benachrichtigung. Da die Konten synchronisiert werden, ist alles, was ihr in eurem Hub löscht, auch in euren Konten weg.

      Andere Apps sind „DTEK by BlackBerry“, was den aktuellen Sicherheitsstatus eures Telefons anzeigt. Auch andere Hersteller bieten einen solchen Service an. Huawei macht das zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Avast. Ebenfalls zur Software gehört der „Password Keeper“, bei dem ihr alle eure Passwörter ablegen könnt und euch nur noch eines für den Zugang zur App merken müsst.

      Eine Funktion, über die ich doch leicht schmunzeln musste, ist der Privacy Shade. Dieser begrenzt das Sichtfeld eures Displays, um unerwünschtes Mitlesen zu verhindern. Gleichzeitig begrenzt es aber auch so sehr eurer eigenes Sichtfeld, dass ihr wirklich nur noch einzelne Zeilen oder kurze Absätze lesen könnt.

      Redaktor erlaubt euch das Bearbeiten von Inhalten, um private Informationen auszustreichen. So bleiben vertrauliche Informationen wie Emailadressen und Nutzernamen geheim. Ihr müsst nicht mal zuerst einen Screenshot machen. Direkt auf dem Screen bearbeiten und dann erst einen Screenshot machen ist ebenfalls möglich. Hier sehe ich tatsächlich im Bereich Business einen Mehrwert.

      Als Betriebssystem verwendet das BlackBerry KEY2 Android 8.1. Negativ sowohl aus privater als auch aus Business-Sicht sind die Sicherheitspatches. Erst Mitte August wurde das Update für Juli 2018 verteilt. Bis dahin war der Stand Mai 2018. Das ist ein absolutes No-Go! Dies gilt im Besonderen, wenn man ein Business-Smartphone sein will.

      Akku

      Zwei Tage soll das BlackBerry KEY2 mit einer Akkuladung durchhalten. Da ich das KEY2 als mein tägliches Smartphone genutzt habe, kann ich euch von meinem Nutzerverhalten erzählen. Dazu gehören zwei Stunden pro Tag Musik hören, eine Stunde Twitter, etwas surfen und dann noch etwas Streaming. Am Ende des Tages hatte ich meist etwas zwischen 40 und 60% Restkapazität. Bei 4-6 Stunden Display-On-Time sind das gute Werte. Mein Huawei P10 liefert mir ähnliche Akku-Werte am Ende des Tages.

      Ich halte die Aussage bezüglich der zwei Tage Akkulaufzeit für ähnlich optimistisch wie die von anderen Herstellern. Wer sein Smartphone wenig nutzt, kann zwei Tage erreichen. Heavy-User hingegen sollten es zumindest über den Tag schaffen.

      Die Wärmeentwicklung muss noch erwähnt werden. Wenn man das Smartphone als Navigationssystem nutzt und es gleichzeitig lädt, wird es sehr warm. So habe ich mein BlackBerry KEY2 als Navi für eine Fahrt von 4 Stunden genutzt und es wurde unangenehm warm.

      Fazit

      Die größte Stärke des BlackBerry KEY2 ist die Tatsache, dass es alternativlos ist und auch bleiben wird. Smartphones mit Tastaturen werden nicht wieder Mainstream und das ist für 95% aller Nutzer vollkommen in Ordnung. Wer sein Smartphone primär zum Konsum von Medien nutzt, wird wenig Spaß an dem kleinen 4,5 Zoll Screen haben. Ebenso wenig wie an der unsymmetrischen Aufteilung der Frontseite.

      Wer den Vorgänger des KEY2 sein Eigen nennt, braucht auch nicht unbedingt hier zugreifen. BlackBerry PRIV Besitzer, die nach einem neuen Smartphone mit Tastatur suchen, haben hier eine gute Möglichkeit auf ein sinnvolles Upgrade.

      Am Ende steht das KEY2 eindeutig auf der Business-Seite. Mit Android hat es dazu noch ein beliebtes Betriebssystem. Die Sicherheitsfunktionen geben darüber hinaus ein gutes Gefühl bei der Nutzung. Wenn der Softwaresupport noch verbessert wird und Sicherheitspatches mindestens alle zwei Monate erscheinen, könnte das BlackBerry KEY2 für einige Business-Kunden interessant werden.

      TCL muss sich nur noch entscheiden, was sie beim nächsten Modell ändern wollen. Entweder senken sie den Basispreis oder sie verbauen dann auch innerlich echte Spitzenklasse.

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      Veröffentlicht von Sascha

      Gamer, Filmliebhaber & Hobby-Fotograf – also alles was eine gute Geschichte erzählt. Großer Fan von durchdachten Produkten und Privatsphäre. Nach zehn Jahren im Google-System derzeit im Apple-Kosmos unterwegs und soweit zufrieden.

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