Der neueste Titel der C&C-Serie hört auf den Namen Command & Conquer: Rivals und ist nur für Smartphones und Tablets erschienen. Abseits der ganzen routinemäßigen Meinungen habe ich mir selbst mal ein Urteil gebildet, ob Rivals als Spiel was taugt.
Überall schwappte mir Hass entgegen, als Command & Conquer: Rivals angekündigt wurde. Dabei hatte bis dahin keiner das Spiel überhaupt gespielt. Mit Logik gewinnt man aber nicht gegen Emotionen. Die meisten Kommentare konnte man damals ziemlich leicht zusammenfassen:
Das Spiel kommt von EA und trägt den Namen einer Marke aus meiner Kindheit. Das wird schrecklich und selbst wenn es gut wird, würde ich es grauenhaft finden!! Wir verlangen einen ECHTEN Nachfolger von Command & Conquer!!!11elf
Ein ähnlicher Tenor begann erneut mit dem Erscheinen von Command & Conquer: Rivals am 4. Dezember. Selbst bei Alex konnte ich den Beißreflex geradezu zwischen den Zeilen lesen. Ich habe keine große emotionale Verbindung zur Command & Conquer-Serie und wollte einfach mal sehen, ob Rivals generell als mobiles Spiel funktioniert.
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Das klassische Spielprinzip eines kostenloses PvP-Mobile-Games
Der erste Eindruck ist gut. Ich bewege keine riesigen Truppenverbände hin und her, aber gerade deswegen geht die Steuerung so einfach und schnell von der Hand. Auf kleinen gekachelten Karten kämpft ihr als Mitglied der Nod oder der GDI um die Kontrolle von Plattformen. Wer die Mehrheit der Plattformen lange genug halten kann, schießt eine Atomrakete auf die gegnerische Basis. Atomwaffen scheinen aber in der Zukunft von Command & Conquer: Rivals etwas an Power verloren zu haben. Ein Treffer mit einer großen Atomrakete reicht nur aus, um die Basis des Feindes zur Hälfte zu zerstören.
In den ersten Missionen kämpfe ich nur gegen den Computer. In einfachen Tutorials wird mir beigebracht, wie ich das Spiel steuere. Diese kurzen Manöver dauern auch nur drei bis fünf Minuten. Danach geht es in den Kampf gegen menschliche Gegner. Diese Gefechte dauern etwas länger, aber die Grenze von zehn Minuten habe ich nie überschritten. Entsprechend ist Command & Conquer: Rivals nichts für die Bushaltestelle, sondern eher für die Fahrt.
Ihr gewinnt in Command & Conquer: Rivals wie in jedem anderen Real-Time Strategy-Game (RTS): Ihr produziert Einheiten, baut Ressourcen ab und errichtet Gebäude – mit stark reduzierter Komplexität natürlich. Mit euren Einheiten besetzt ihr die bereits erwähnten Plattformen und schießt damit Raketen auf die feindliche Basis. Im Prinzip von Schere-Stein-Papier ist jede Einheit gegenüber einen anderen im Vorteil. Die Basis eures Feindes könnt ihr natürlich auch direkt mit euren Truppen angreifen. Das Gameplay ist schnell und da ihr gegen menschliche Gegner spielt, werden Fehler fast immer gnadenlos ausgenutzt. Spaß macht das alle mal.
Ist Command & Conquer: Rivals pay-to-win?
Hier gibt es eine einfache Antwort: Ja, ist es. Das Spiel versucht auch gar nicht, diese Tatsache zu verstecken. Natürlich habt ihr die Möglichkeit, eure Truppen zu verbessern. Die benötigten Ressourcen bekommt ihr nach erfolgreichen Missionen oder eben in größerer Anzahl im Store. Ihr seht die Seiten mit den Mikrotransaktionen innerhalb der ersten Stunden ein paar Mal. Der „Spaß“ beginnt ab 2,29€ und geht natürlich so weit, wie euch eure Kreditkarte bringt.
Um dem schlimmsten Grind zu entgehen, sehen viele wohl die 22 Euro-Option als am sinnvollsten an. Ich hadere aber bei mobilen Titeln recht stark damit, so viel Geld zu investieren. Wenn man diese Investition im Hinterkopf behält, kann man recht einfach eine Entscheidung treffen, ob man Command & Conquer: Rivals überhaupt anfangen möchte.
Trotzdem bleibt das Prinzip einfach: Ihr gewinnt, wenn ihr die größte und am höchsten gelevelte Armee habt. Ihr habt diese Armee, wenn ihr das nötige Kleingeld springen lasst. Wenn das Spiel euch nicht so schnell in seinen Bann ziehen würde und noch dazu Spaß machen würde… . Die klassische Suchtspirale eines kostenlosen Mobile-Games.
Fazit
Das Problem mit Command & Conquer: Rivals ist eigentlich nur sein Name. Wäre es als „Generisches RTS 9001“ erschienen, hätte sich vermutlich kein Mensch dafür interessiert. Das Spiel ist gut, die Animationen sind poliert und das gesamte Gameplay auf Echtgeld ausgerichtet: ein ganz normales Free-to-play-Spiel für Android und iOS halt. Es trägt aber den Namen Command & Conquer und EA wusste ganz genau, was sie mit Rivals provozieren. Die Fans des Klassikers würden es nicht akzeptieren und würden Lautstark protestieren. Nostalgie ist immer noch eine der stärksten Emotionen bei Gamern.
In Kurzform: Es gibt keine schlechte Publicity.
Aktuell steht Command & Conquer: Rivals bei einem Score von 3,8 bei Android und 4,2 bei iOS. Die Hardcore-Fans sind zwar verärgert, aber die Wertungen sprechen eine deutliche Sprache: Das Game ist okay und für einige Spieler ist es wohl sogar richtig gut.
Allgemein sind fast alle Spiele, die Electronic Arts für mobile Plattformen veröffentlicht hat, mit ähnlichen und meist sogar besseren Scores bewertet. Wobei ja auch das verrufene Dungeon Keeper Mobile dazu gehört. Aber auch diese berühmte 1%-Wertung ist ähnlich gelagert wie bei Command & Conquer: Rivals. Geliebte Marken aus Kindertagen werden als Free-to-play-Titel neu aufgelegt und das auch noch von EA – Skandal!
Alle, die gar keine Lust haben, Command & Conquer auf einem Smartphone oder Tablet zu erleben, müssen sich noch gedulden. Die Arbeiten an den Remasterd-Versionen der PC-Klassiker haben erst Mitte November begonnen und werden wohl noch eine Weile in Anspruch nehmen.