Die schnelle SSD-Schnittstelle PCIe 4.0 wird bislang von kaum einem Programm oder einer Software ausgenutzt. Dennoch steht mit PCIe 5.0 nun die nochmals deutlich fixere Nachfolge-Generation vor der Tür. Die Crucial T700 ist einer ihrer ersten Vertreter. Ob und für was sich die schnellen Datenraten lohnen, haben wir im Test herausgefunden.
Die Marke Crucial steht seit jeher für einige der besten SSDs auf dem Markt. Logisch, ist die Mutterfirma Micron doch einer der Hauptproduzenten von Speicher-Chips – und die besten hebt sich die Firma natürlich für die eigene Marke auf.
Mit der T700 kommen die bis dato schnellsten SSDs von Crucial nun in drei Größen zu uns: 1 TB, 2 TB und 4 TB. Als UVP stehen dafür jeweils üppige 197,53€ , 372,46€ und 656,87€ zu Buche. Das sind – in Zeiten deutlich fallender Speicherpreise – nicht gerade Schnäppchen. Aber für den High-End-Bereich womöglich gerechtfertigt?
Um das herauszufinden, haben wir uns die goldene Mitte mit 2 TB geschnappt und ihre vollmundigen Versprechungen in Benchmarks auf die Probe gestellt.
Viele Superlative und zwei entscheidende Fragen
Doch wie genau sehen die aus? Bis zu 1,8-fach schneller als PCIe 4.0 und gar 3,6x-fach schneller als die Vor-Vorgänger-Generation PCIe 3.0 – das sind echte Leistungssprünge. Derzeit bleibt die PCIe 5.0-Performance allerdings nur den aktuellsten Intel (12. & 13. Generation) sowie AMD Ryzen 7000 vorbehalten. Alle anderen können aber ebenfalls die T700 verbauen. Sie ist nämlich komplett rückwärtskompatibel zu ihren Vorgängerschnittstellen. So könnt ihr sie euch auch mit älteren Mainboards kaufen und ganz normal nutzen – bis ihr ein größeres Upgrade auf die neue Generation vorhabt.
Wie Crucial es schafft solche Speicher-Superlative aufzustellen? Mit einem neuartigen 232-Layer NAND-Flash-Speicher in TLC-Bauweise sowie einem Phison-E26-Controller. Definitiv beeindruckend und schön zu sehen, dass die Speicher-Technik zunehmend weiter entwickelt wird.
Aber… Braucht man das derzeit wirklich? Schließlich nutzt kaum eine Anwendung PCIe 4-.0-Geschwindigkeiten aus. Nun, das könnte sich in Zukunft ändern. Denn kommende Triple-A-Games könnten auf Direct Storage setzen. Eine Technik, die schnelle Zugriffszeiten von SSDs voraussetzt, um Game-Inhalte auf euren Schirm zu bringen. Gerade bei gigantischen offenen Welten und der Unreal Engine 5 könnte das in Zukunft sehr relevant werden. Bislang gibt es aber nur ein einziges Spiel, dass die neue Technik unterstützt: Forspoken. Square Enix‘ Open-World RPG ist bei Kritikern und Fans nur mäßig angekommen und bietet trotz der neuen Technik kaum Performance-Vorteile bei besonders schnellen SSDs.
Außerdem eine weitere Einschränkung: Bis dato gibt es nur wenige Mainboards mit echtem PCIe 5.0-Steckplatz für eine SSD. Nur Ryzen 7000er-Mainboards bringen meist einen solchen mit, während viele aktuelle Intel-Mainboards darauf verzichten. Schaut also ins Kleingedruckte und versichert euch, dass der beliebte Schriftzug „PCIe 5.0-Ready“ auch für den M.2-Slot gilt. Meist wird die neue Schnittstelle nämlich lediglich für den Grafikkarten-Anschluss via PCIe x16 ausgewiesen.
To heatsink or not to heatsink?
Die T700 bekommt ihr sowohl mit als auch ohne Heatsink. Wir haben letztere Variante im Test, da unser Test-Mainboard bereits über einen Heatsink verfügt. Wollt ihr die SSD in einer PlayStation 5 verbauen, dann solltet ihr euch aber auf jeden Fall eine Version mit Heatsink holen oder alternativ einen SSD-Kühlkörper von einem Dritthersteller besorgen. Dadurch wird die entstehende Hitze bei hoher Belastung besser abgeführt. Zudem kann die SSD länger an ihrem Limit laufen.
Beachtet aber, dass die T700 in eurer PlayStation nur maximal als PCIe 4.0-SSD laufen kann.
Bei Gaming-PCs müsst ihr euch die Frage nach dem Kühlkörper ebenfalls stellen. In vielen modernen Mainboards muss ein vorinstallierter Heatsink auf einer SSD erstmal entfernt werden, da die Mainboards auf eigene Kühllösungen setzen.
So auch hier: Das Gigabyte Z790 Aero G besitzt als eines der wenigen Z790er Boards einen dedizierten PCIe 5.0-Slot – samt massivem Kühlkörper und Kühlpads für M.2-SSDs. Die Heatsink-Position, direkt im Airflow des genutzten Gehäuses Fractal Design R6, sorgt für eine optimale Kühlung.
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Performance – Die schnellste bislang getestete SSD*
Schauen wir uns also erstmal die Werbe-Versprechen an: Bis zu 12.400 MB/s Lesegeschwindigkeit sollen mit der 2TB-Variante der T700 drin sein. Zwar sind solche Angaben immer leicht optimistisch gehalten, doch hier können wir sie großteils bestätigen. In den typischen Benchmarks liefert Crucial die versprochenen Werte.
Crystal Disk Mark gilt dabei als Idealfall – so schnell kann eure SSD sein, wenn alle Bedingungen optimal sind. Allerdings sind das am Ende auch die Werte, die im Alltag am wenigsten Relevanz haben.
AS SSD deckt hingegen das andere Extrem ab. Hier wird die SSD ordentlich belastet und muss viele kleine Dateien in diversen Sektoren Lesen oder Schreiben. Auch hier setzt sich die T700 an die Spitze – der Vorsprung fällt allerdings deutlich knapper aus.
Im Kopier-Benchmark schließt sich das Feld dann deutlich und die Vorgängergeneration PCIe 4.0 kann in Form der Samsung 990 Pro, der WD Black SN850 und der Crucial P5 Plus zwei Achtungserfolge erringen. Sowohl beim Kopieren von Game-Dateien als auch beim Anwendungs-Teil des Benchmarks, muss sich die Crucial T700 knapp geschlagen geben. Dennoch reden wir hier weiterhin über sehr hohe Leistungswerte – nur ausnahmsweise nicht die Klassenbesten.
Beim Kopieren im Alltag tritt zuweilen ebenfalls leichter Schluckauf zutage. So kommen während des Kopierens großer Dateimengen auch mal stärkere Schwankungen vor. Beim sequenziellen Schreiben ist aber dafür rundum ein deutlicher Leistungssprung für die neue Generation zu Notieren.
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Temperaturen & Verschleiß: Solide Lebenszeit erwartbar
Die Temperaturen hielten sich mit dem Mainboard-Kühlkörper absolut im Rahmen und erreichten in Benchmarks maximal 67°C für den Controller und 65°C für die Speichermodule. Das liegt noch deutlich unter der temperaturbedingten Drosselung von 70°C. Die Modelle mit dediziertem Kühlkörper sollten ähnliche Werte aufweisen oder gar noch etwas besser sein.
Verbaut ihr die SSD ohne Heatsink, ist es aber zumindest denkbar, dass in Benchmarks ein Temperaturlimit greift. Im Alltag sollten Temperaturprobleme zwar seltener vorkommen, aber dennoch würde ich es nicht empfehlen die SSD komplett ohne Kühlkörper zu verwenden.
Beim Thema versprochener Langlebigkeit ist Crucial in etwa auf dem Niveau der Konkurrenz. Soll heißen: Bei der 1 TB-Version bekommt ihr eine Mindestlaufzeit von 600 Terabytes Written (TBW), während die 2-Terabyte-Version immerhin 1200 TBW schafft. Das Topmodell mit 4TB kommt – Mathe-Genies entdecken ein Muster – auf 2400TBW.
Fazit: Zukunftssicher bis…
Die Crucial T700 ist die mit Abstand schnellste von uns getestete SSD…ABER: Sie ist so schnell, dass ihre Geschwindigkeit bislang kaum auffällt. Außer, ihr verschiebt andauernd gigantische Datenmengen. Seid ihr hingegen vor allem auf eine schnelle Gaming-SSD aus, dann bieten aktuelle PCIe 4.0-SSDs – wie etwa die Crucial P5 Plus – eine deutlich bessere Preis-Leistung.
Zudem ist der Einsatz der Crucial T700 bislang auf relativ wenige System begrenzt, zumindest wenn ihr sie an ihrem Limit betreiben möchtet. Denn so kommen nur aktuelle Ryzen 7000-Boards zum Zug und wenige ausgewählte Z790-Boards der 13.-Core-i-Generation von Intel. Alle anderen müssen die T700 im PCIe 4.0 oder 3.0-Modus nutzen.
Dem eingeschränkten Einsatzfeld zum Trotz, ist die T700 ein beindruckendes Stück Technik, da sie die Grenze des Machbaren bei SSDs nochmal ordentlich nach oben verschiebt.
Somit eignet sie sich für ein paar Anwendungsfälle: Ihr wollt ultimative Zukunftssicherheit und ein System für mehrere Jahre aufbauen. Als System-SSD muss es das absolut schnellste und beste da draußen sein, um einem potenziellen Flaschenhals durch Direct Storage in zukünftigen Spielen zu verhindern. Oder: Ihr plant innerhalb der nächsten Monate auf ein Ryzen 7000- oder Intel Core 13XXX-System upzugraden und wollt speichertechnisch schon mal vorsorgen.
Alle anderen sollten – wie gesagt – eher Richtung PCIe 4.0 schauen. Was haltet ihr von dem schnellen Stück Technik, das uns Crucial mit der T700 hier präsentiert hat?
Schreibt es uns im Kommentarbereich.
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*Stand: 25. Mai 2023