In SciFi-Serien wie HBOs Westworld sind sie schon lange gang und gäbe: Smartphone mit ultradünnen falt- und klappbaren Displays, die sich bei Bedarf in Tablets und andere Kommunikationsgeräte verwandeln. In der Realität sind wir leider noch nicht soweit. Oder etwa doch?
Flexible Displays und Faltphones
Seit vor ein paar Jahren die ersten flexiblen AMOLED-Displays und die dazu passenden Einsatzkonzepte vorgestellt wurden, fragt sich die Tech-Gemeinde, wann denn wohl die ersten Geräte mit dieser Technologie zu kaufen sein werden. Einzelne Demonstrationen gab es auch bereits. So stellte Samsung z.B. auf der CES 2013 eine Reihe flexibler Displays unter dem Namen YOUM vor und auch andere Hersteller haben mittlerweile wabbelige Anzeigen aus flexiblem Plastik in Petto. Und wie z.B. Samsungs Galaxy Edge Phones zeigen, ist es heute auch kein Problem mehr, Displays zu bauen, die sich sanft und elegant an die Geräte-Kurven anschmiegen.
Allein, noch hat sich noch kein Hersteller aus dem Fenster gelehnt und ein echtes Falt-Phablet vorgestellt. Alles was es bisher gibt ist eine beachtliche Anzahl an Patenten für faltbare Displays und für Geräte die selbige einsetzen sollen, sowie eine lebhaft köchelnde Gerüchteküche, aus der erst vor ein paar Tagen zu vernehmen war, Samsung könnte noch 2017 mit der Produktion echter Prototypen für ein Premium-Faltphone beginnen.
Der Trick mit dem Knick
Offenbar sind einige technische Hürden jedoch schwieriger zu überwinden als gedacht. Das Tech-Blog Phonearena beruft sich auf nicht näher genannte Analysten, die berichten, dass Samsung immer noch keinen Weg gefunden hat, ein faltbares Smartphone in zufriedenstellender Qualität in Masse zu produzieren, obwohl deren Entwicklungsabteilung bereits seit einem guten Jahrzehnt daran forscht. Ein ungelöstes Problem stellt z.B. die Klebeverbindung zwischen Display und Gehäuse dar. Der dort verwendete Klebstoff muss nämlich gleichzeitig feste kleben und trotzdem flexibel genug ausfallen um einige 100.000 Knick- und Biegevorgänge sicher zu überstehen.
Ähnliches gilt für das Display selbst. Einen Prototypen auf der Messe ein paar Mal hin und her wabbeln zu lassen ist kein Problem. Die selbe Biegebewegung aber wieder und wieder und wieder durchzuführen, vielleicht sogar unter ungünstigen Bedingungen hinsichtlich Klima, Druck- und Torsionsbelastung wie sie z.B. gern in Herrenhosentaschen herrschen, bringt die meisten Werkstoffe schnell an ihre Verschleißgrenze – getreu der alten Weisheit „Was sich bewegt geht irgendwann kaputt“. Hinzu kommt, dass kaum ein Hersteller gern ein Gerät herausbringen möchte, das anmutig wie ein dicker Ziegelstein ausfällt.
10mm Dicke gelten zur Zeit als Schmerzgrenze dessen, was der geneigte Flaggschiffkunde noch bereit ist, zu akzeptieren, also dürfte ein faltbares Smartphone in zusammengeklapptem Zustand nicht wesentlich mächtiger daherkommen. Rechnet man dann hinzu, dass der zulässige Biegeradius aktueller Displays bei etwa 3mm liegt, dürfte das Gerät entfaltet nur etwa 4mm dick ausfallen – prall gefüllt mit der modernsten Technik überhaupt, versteht sich, und hart an der Grenze des technisch Machbaren derzeit.
Für einen 3,5mm-Klinkenstecker wäre darin übrigens kein Platz.
Fazit
Es wäre ein gewaltiger Sprung nach vorn, sollte Samsung oder ein anderer Hersteller tatsächlich noch in diesem Jahr einen funktionsfähigen Prototypen eines faltbaren Smartphones vorstellen. Auch wenn solch ein Gerät zunächst unfassbar teuer ausfallen würde – ist die Technologie erst einmal erprobt, würden die Preise schnell purzeln und wer weiß: Vielleicht schütteln wir in ein paar Jahren ungläubig mit dem Kopf, wie man jemals zwischen Smartphone und Tablet unterscheiden konnte oder weshalb wir die Monitore auf unserem Schreibtisch einst in klobige schwarze Gehäuse pressten.
➦ Samsung bei notebooksbilliger.de
via Phonearena
Bildnachweis: Patently Mobile, YouTube