Vor ca. fünf Jahren habe ich es getan – und mir einen OLED-TV von LG gekauft. Bis heute bereue ich diese Entscheidung und die Ausgabe von knapp 1500 Euro nicht. Es ist aber auch nicht alles perfekt. Bietet ein 4K-Laser-Beamer von Dangbei das bessere Gesamtpaket für ähnliches Geld?
Alles fing damit an, dass ich mit meiner besseren Hälfte zusammengezogen bin. Sie brachte einen (damals noch) neueren 40″-LCD-TV mit 3D-Funktion von Samsung mit in die Beziehung, ich einen 10 Jahre alten Full-HD-TV, ebenfalls von Samsung und mit 40″, aber viel dickeren Rahmen und ohne 3D. Mit dem größeren Sitzabstand haben für mich allerdings beide nicht mehr gepasst und es musste ein neuer, vor allem größerer TV her. Als Technik-Nerd war ich zudem nicht bereit, hier unnötige Abstriche zu machen. Ein OLED-TV war also die einzige Option, auch wenn meine Frau eine fehlende 3D-Funktion monierte.
LG OLED-TV hat kaum Schwächen
Es wurde der LG OLED55C8LLA, ein 55″ großer OLED-TV mit 4K-Auflösung, smarten Features, Dolby Vision, LGs webOS, schnellem Prozessor und (für damalige Verhältnisse) sehr modernem Erscheinungsbild. Mittlerweile ist er sogar schon einmal umgezogen, begeistert aber immer noch mit einer tollen Bildqualität, flüssigem Betriebssystem und einer hohen Konnektivität.
Wenn, dann sind mir über die Jahre eigentlich nur zwei Schwachstellen aufgefallen: Mit maximal 60 Hz ist er nicht unbedingt für Gaming geeignet – was für mich als Angehöriger der PCMR und einem Gaming-PC außerhalb des Wohnzimmers jedoch verkraftbar ist – und bei großflächigen hellen Inhalten dimmt das Bild automatisch ab. Ein Problem, das viele OLED-TVs haben, jedoch eigentlich nur bei Werbeeinblendungen von Logos auf weißem Hintergrund wirklich auffällt. HDR-Inhalte bei Netflix werden im teuersten Abo hingegen mit sehr hoher Dynamik wiedergegeben. Meine Frau würde noch das fehlende 3D bemängeln, aber das Thema ist zumindest für die TV-Hersteller so oder so fast ausgestorben.
Mit Burn-In hatte ich bisher übrigens noch keine Probleme und auch in der hauseigenen webOS-Oberfläche bin ich nicht so häufig unterwegs, dass mich die gezeigte Werbung im Alltag stark stört. Insgesamt ist die Performance durch alle Menüs hinweg flüssig und die Bedienung eingängig. Achja, mittlerweile könnte er doch etwas größer sein.
Neuere Modelle sind heller und können auch Gaming
Mobil ist der TV trotz hauchdünner Bauweise natürlich nicht und wer sein Heimkino mit einem OLED-TV bestücken möchte, muss zumindest bei den neuen Modellen mit entsprechender Diagonale von 65″ oder mehr ganz schön tief in die Tasche greifen. Die bieten dafür dann auch native 100 Hz inkl. Nvidia G-Sync und AMD FreeSync, spezielle Gaming-Modi für einen geringen Input-Lag und Anzeigeeinstellungen, GeForce Now und eine höhere maximale Helligkeit. Witzig: Langsame USB-2.0-Ports sind auch noch mit dabei.
Dangbei Mars Pro ist kompakter und flexibler
Viele machen sich gar nicht auf die Suche nach einem Fernseher und halten direkt nach einem Beamer Ausschau. Dabei gibt es einige Vorteile: Beamer sind deutlich kleiner und lassen sich dabei im Wohnzimmer einfach verstecken, sodass nicht immer eine große schwarze Fläche an der Wand prangt. Zudem kann man sie deutlich einfacher mitnehmen und sie sind je nach Leistung problemlos in der Lage, auch mal 150″ große Bilder an die Wand zu werfen. Einer dieser Beamer ist der Dangbei Mars Pro, der mir für eine kleine Durchsicht zugeschickt wurde.
Statt einfach einen Test zu schreiben, hat mich aber viel mehr die Frage interessiert, ob so ein DLP-Beamer tatsächlich eine Alternative für meinen geliebten OLED-TV sein kann. Die Specs lesen sich erstmal gut und klingen im Beamer-Universum nach Highend: 4K-UHD-Auflösung, 3200 ANSI-Lumen, Laser, HDR10, Projektionsgröße von 80-150″. Dazu angeblich mit guten integrierten Lautsprechern, großer App-Kompatibilität und am wichtigsten: Autofokus und automatischer Trapezkorrektur bis 40° horizontal und vertikal.
Optisch ansprechend und mit den wichtigsten Anschlüssen
Nach meinem letzten Beamer-Test in Form des Xgimi MoGo 2 Pro war ich zunächst skeptisch, was das Hersteller-eigene Smart OS mit Emotn Store anbelangt. Immerhin sind die meisten asiatischen Hersteller hier nicht wirklich fit, wenn es um die großen amerikanischen Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+ und Co. geht. Mit dem schicken, würfelförmigen Design und einem Gewicht von 4,6 kg hat der Beamer zumindest mit einem handlicheren Format schon mal die Nase vorn. Und es gibt sogar einen internen Speicher von 128 GB und 4 GB RAM.
Bei den Anschlüssen finde ich folgende vor: 2x HDMI 2.0b (1x eARC), 2x USB 2.0, Klinke, LAN und ein S/PDIF-Port sind vorhanden. Kabellos stehen Bluetooth 5.0 und WiFi zur Verfügung. Zwar haben neue LG OLED-TVs auch keinen USB-C-Anschluss, mittlerweile wäre das aber wünschenswert.
Enrichtung und Optionen gut, OS mit vielen App-Einschränkungen
Die Einrichtung verlief bei meinem TV damals ohne Probleme. Sieht es beim Mars Pro hier genauso aus? Fernbedienung gekoppelt, Fokus gefunden, Sprache eingestellt und WLAN verbunden. Bei der Eingabe des Passworts fällt mir direkt auf, dass ich die Möglichkeit der Spracheingabe und die Laser-Steuerung der Magic Remote von LG etwas vermisse. Ist gibt zwar eine Mausfunktion, die ist aber nicht wirklich eine adäquate Alternative. Generell ist die Fernbedienung des Beamers tastentechnisch überschaubar. Einen dedizierten Amazon- oder Netflix-Button gibt es nicht.
Im OS angekommen, zeigt sich erstmal ein aufgeräumter Desktop, auf dem viele unbekannte Symbole zu finden sind. Wie ich vermutet hatte, sind Google-Play-Dienste ab Werk nicht an Bord. Dafür startet direkt eine schrittweises Tutorial, das erklärt, wie sich das Google-Plugin und somit auch der Play Store installieren lassen. Ist das erledigt, kann man auch direkt mit Netflix weitermachen. Allerdings lässt sich die App im Anschluss nicht starten und die Fehlermeldung „ui-800-3“ erscheint. Ich gehe also den Schritt zurück zum Tutorial, in dem es noch den „Netflix Unlock“ zu schauen gibt.
Gesagt, getan, aber nicht gelöst. Der Fehler erscheint weiterhin und ich schaue mich auch vergebens nach Disney+ um. Ich mache erstmal weiter mit YouTube. Die App und auch Videos starten und werden mit sehr guter Bildqualität abgespielt. Allerdings nur für einen kurzen Zeitraum, dann hängen sie sich auf und das auch reproduzierbar. Schade, dann klappt es vielleicht über den Cast via Smartphone? Ich begebe mich in den Cast-Modus und starte auf meinem Smartphone ein YouTube-Video. Der Mars Pro wird als Streaming-Option angezeigt. Die Ernüchterung folgt unmittelbar, denn der Beamer ist „Kein vertrauenswürdiges Gerät“, klappt also auch nicht.
Okay, OS-seitig ist also leider genau das eingetreten, was ich mehr oder weniger befürchtet habe. Angesichts mangelnder Zertifizierungen ist die Out-of-the-Box-Erfahrung mit dem Dangbei Mars Pro ausbaufähig, wobei die Performance gut und die Optionen umfangreich sind. Befehle werden ohne Verzögerung ausgeführt und die Schärfe und Ausrichtung werden fast immer fehlerfrei bei Umplatzierungen angepasst. Im Menü lassen sich Bild, Ton, unterschiedliche Projektionsmethoden z.B. bei einer Überkopf-Montage oder auch ein Augenschutz einstellen. Oft wird eine direkte Vorschau für die Änderungen eingeblendet. Die Übersetzungen gelingen Dangbei aber nicht immer verwirrungsfrei.
Sehr gute Bildqualität, leiser Lüfter und ordentliche Speaker
Meine Empfehlung ist trotzdem das Ausweichen auf einen Chromecast, FireTV oder Ähnliches, denn die Bildqualität überzeugt. Das Bild wird schön hell und auch bei normaler Zimmerbeleuchtung sind Inhalte noch gut erkennbar. Ich habe nachts auch mal eine über 3 Meter große Diagonale an die Hauswand geworfen, das klappt wunderbar. Den 3D-Modus konnte ich angesichts mangelndem Videomaterial allerdings nicht testen.
Der Beamer rauscht dabei nur leise vor sich hin. Wer möchte, kann die Helligkeit adaptiv anpassen lassen oder mit dem Modus „Highlight“ weiter erhöhen. Dann wird das Rauschen des Lüfters jedoch auch lauter. Greift man auf die internen Speaker zurück, hört man vom Lüfter zumindest im Standard-Modus nichts mehr. Die Speaker sind tatsächlich mehr als brauchbar und für den Einsatz auf Balkon oder Terrasse in kleiner Gruppe komplett ausreichend. Ein Feature, das man bei Fernsehern vermutlich vergebens suchen wird, ist die Möglichkeit, den Speaker via Bluetooth auch für anderen Audioquellen nutzen zu können. Ob dieses Feature im Alltag wirklich oft zum Einsatz kommt, bleibt fraglich, aber es ist möglich.
Flüssiges Zocken dank Gaming-Modus und Bewegungskompensation
Über eine VESA-Befestigung verfügt der Mars Pro zwar nicht, es gibt aber ein Gewinde auf der Unterseite. Wer auf VESA angewiesen ist, muss sich mit einem entsprechenden Adapter aushelfen, alternativ können aber auch die höhenverstellbaren und gummierten Füße auf der Unterseite entfernt werden. Auf einem Stativ lässt er sich jedoch ohne Probleme befestigen und ich habe direkt mal meinen PC auf dem Wohnzimmertisch platziert, den Gaming-Modus aktiviert und eine Runde Cyberpunk 2077 gezockt. Das sieht nicht nur gut aus, auch der Input-Lag ist so niedrig, dass man Single-Player-Games flüssig und dank im Menü eingestellter „starker Bewegungskompensation“ fast verzögerungsfrei an dem Beamer spielen kann. Für reaktionsintensive Games wie CS:GO, Rocket League und Co. bleibt ein Gaming-Monitor aber für mich das Mittel der Wahl.
Die 120 Hz gelten übrigens nur bei Full-HD-Auflösung, bei nativer 4K-UHD-Auflösung bleibt es wie beim meinem alten OLED-TV bei 60 Hz. Aktuelle TVs bieten hier also schon mehr. Dafür dürfte der verwendete Laser mit bis zu 25.000 Stunden Betriebsdauer sehr langlebig sein.
Kein OLED-Ersatz, aber für das Heimkino eine gute Wahl
Kann der Dangbei Mars Pro meinen OLED-TV ersetzen? Nicht wirklich. Er bietet ein sehr gutes Bild, ist leise und dank hoher maximaler Helligkeit bei bis zu 300″ Diagonale sehr gut für das Heimkino geeignet. Wer den Platz dafür hat, bekommt zu einem fairen Preis von 1300 Euro* einen guten Beamer mit guten Speakern.
Der OLED-TV bleibt im Wohnzimmer bild-technisch wie zu vermuten war ungeschlagen, lüfterlos und auch das Betriebssystem ist immer noch fast ohne Einschränkungen nutzbar. Das ist in meinen Augen auch die größte Schwachstelle des Mars Pro. Sein volles Potential entfaltet er nur in Verbindung mit einem TV-Stick, einer Konsole oder einem PC, alleine ist er angesichts des limitierten OS nicht wirklich gut nutzbar. Einstellungsmöglichkeiten und Performance überzeugen im Gegenzug.
Beamer bei NBB
*Stand: 02. August 2023>