Vor dem Kauf einer neuen Waschmaschine sind die wichtigsten Ausstattungsmerkmale schnell geklärt: Ob Toplader oder Frontlader und unterbaufähig oder nicht, bestimmt meist der Aufstellort. Selbstverständlich sollten eine hohe Schleudergeschwindigkeit und möglichst viele Waschprogramme einstellbar sein.
WLAN? Gerne, aber zu teuer. Doch wie steht es um den Energiebedarf der Waschmaschine? Um Käufern einen Überblick über Energieverbrauch und Effizienz eines Waschvollautomaten in die Hand zu geben sowie eine Vergleichbarkeit der Öko-Bilanz zu ermöglichen, müssen Händler die Maschinen mit einer Energieetikettierung anpreisen. Wir haben das Energieeffizienzlabel unter die Lupe genommen und klären die Bedeutung der einzelnen Angaben und deren Vergleichbarkeit.
EU-Effizienzlabel: Wer definiert? Wer testet? Wer überprüft?
Hersteller von Waschmaschinen für Privathaushalte müssen seit 1998 ihre Produkte nach einem von der Europäischen Kommission definierten Testverfahren auf Energieeffizienz testen. Die Ergebnisse sind auf einem genormten Etikett den Händlern und Werbetreibenden zur Verfügung zu stellen, die diese für Kunden gut sichtbar platzieren zu haben. Die EU behält sich vor, ausgewählte Geräte auf Übereinstimmung der vom Hersteller bereitgestellten Effizienzlabel zu überprüfen. Die Testergebnisse der EU dürfen maximal 10 Prozent von den Herstellerangaben abweichen. Das EU-Energieverbrauchsetikett wurde 2013 überarbeitet und um die Energieeffizienzklassen A+, A++, A+++ erweitert, während die Waschwirkungsklasse nicht mehr berücksichtigt wird. Seit Dezember 2013 müssen neue Waschmaschinen die Energieeffizienzklasse A+ erfüllen. Ältere Geräte mit schlechterer Effizienz dürfen weiterhin verkauft werden. Für 2017 plant die EU die nächste Überarbeitung des Energieeffizienzetiketts.
Grün, grüner, effizient
Nicht nur das Testverfahren ist definiert, auch die Etikettierung ist Farbe für Farbe und Pixel für Pixel genormt. Unter dem EU-Logo und dem Energie-Logo müssen Herstellername und eine eindeutige Gerätebezeichnung vermerkt sein. Das auffälligste Feld der EU-Energielabels stellt die Einteilung der Energieeffizienz der Waschmaschine dar. Auf einer siebenstufigen Skala von D (schlechte Effizienz) bis A+++ (beste Effizienz) wird nach einem bestimmten Testverfahren die ermittelte Energieeffizienzklasse mit einem schwarzen Pfeil angezeigt. Der Energieeffizienzindex (EEI) wird nach einem Verfahren errechnet, mit dem man die private Nutzung einer Waschmaschine weitgehend nachzustellen versucht. Dabei werden Waschprogramme für Baumwolle mit voller Nennladung und Teilbefüllung bei 60 °C und 40 °C durchgeführt und dabei Leistungsaufnahme, Dauer und Wasserverbrauch gemessen und über die mögliche Füllmenge gemittelt. Zusätzlich fließen Stromverbräuche im ausgeschalteten und nicht ausgeschalteten Zustand nach einem Waschvorgang in den EEI ein.
Waschmaschinen, die automatisch die Füllmenge erkennen und damit das Waschprogramm mit verkürzter Dauer und geringerem Wasserverbrauch anpassen, erreichen also leicht eine gute Energieeffizienzklasse. Damit beispielsweise eine Waschmaschine den A+++-Stempel erhält, muss sie den Energieeffizienzindex von 46 unterschreiten, für A++ muss der EEI zwischen 46 und 52 liegen. Gegenüber einem Waschvollautomat mit EEI A+ spart man mit einer A+++-Maschine etwa ein Drittel Betriebskosten, mit einer A++ zertifizierten Maschine rund ein Viertel.
Stromverbrauch (kWh/annum) und Wasserverbrauch (L/annum)
Weil die Einteilung nach kompliziert erstellten und grob abgesteckten Indizes für Käufer nur schwer nachzuvollziehen ist, müssen auf dem EU-Energielabel zusätzlich gemittelte Messergebnisse angegeben werden. Die Detailtiefe reicht zwar nicht aus, um den Kauf ohne Blick ins Datenblatt oder Frage an die Fachkraft durchzuführen, bietet jedoch immerhin eine gute Vergleichbarkeit, weil es sich um absolute Zahlen handelt.
Bei Ermittlung von Strom- und Wasserverbrauch der Waschmaschine geht die EU davon aus, dass ein privater Haushalt 220-mal im Jahr seinen Waschvollautomaten anschmeißt. Die Waschgänge können die Hersteller nicht frei wählen, sonst würden alle Waschmaschinen wohl über ein fünfminütiges Schnellmalkurzkaltwaschprogramm verfügen. Der Strom- und Wasserverbrauch nach 220 Wäschen ergibt sich aus dem Mittel von drei Waschgängen für Baumwolle bei 60 °C mit voller Beladung und je zwei Waschgängen mit Teilbefüllung bei 60 °C sowie 40 °C.
Füllmenge (kg) und Schleuderwirkungsklasse (ABCDEFG)
Die Füllmenge der Waschmaschine ist wohl die einzige Information auf dem EU-Energielabel, die Hersteller auch ohne Auflage kommunizieren würden. Zur Angabe der Füllmenge werden die vom Hersteller genannten Nennkapazitäten bei Baumwollwaschgängen mit 60 °C und 40°C herangezogen. Der geringere der beiden Werte ist maßgeblich. Die Information auf dem Energie-Etikett macht Sinn, denn die Nennkapazität beeinflusst Leistungsaufnahme und Wasserverbrauch nicht zu knapp. Je größer das Fassungsvermögen einer Waschmaschine, desto mehr Strom und Wasser verbraucht sie bei einem Waschgang, auch wenn sie nur zum Teil gefüllt ist und über ausgewiefte Füllmengenerkennungstechniken verfügt. Die Effizienz sinkt. Große Haushalte sparen Strom und Wasser mit einer großen Waschmaschine, Singles sollten zu kleinen Modellen mit maximal 5 kg Kapazität greifen.
Die Schleuderwirkungsklasse gibt an, wie viel Restfeuchte nach einem Schleudergang in der Wäsche verbleibt. Wie bei der Ermittlung der Leistungsaufnahme und des Wasserverbrauchs wird hier nach drei Waschgängen mit Nennkapazität bei 60 °C und je zwei Waschgängen mit halber Ladung bei 60 °C und 40 °C die Restfeuchte gemittelt. Die Schleudereffizienzklassen sind von G (geringste Effizienz) bis A (höchste Effizienz) eingeteilt. Schafft die Waschmaschine eine Restfeuchte von unter 45 Prozent, wird sie in die Schleudereffizienzklasse A eingeteilt. Soll die Wäsche nach dem Waschen in einen Trockner, spart man mit einer Waschmaschine mit hohem Schleuderwirkungsgrad viel beim elektrischen Trocknen.
Luftschallemissionen beim Waschen und Schleudern (dB)
Steht die Waschmaschine nicht in einem eigenen Hauswirtschaftsraum, sondern in Küche oder Bad, ist eine geringe Geräuschentwicklung beim Waschen und Schleudern wünschenswert. Für die Angabe auf dem EU-Label wird bei einem Waschgang im Standardprogramm Baumwolle 60 °C bei voller Beladung der Schalleistungspegel gemessen.
Fazit
Mit dem Energieeffizienzetikett, das im Handel und in Werbung für Käufer leicht ersichtlich sein muss, gibt die EU dem Käufer von Waschmaschinen ein informatives Instrument in die Hand. Zumindest, was die Leistungsaufnahme, Füllmenge, Geräuschemissionen und den Wasserverbrauch der jeweiligen Waschmaschine betrifft. Die prominente Darstellung der ermittelten Energieeffizienzklasse ist dagegen nur schwer nachvollziehbar. Auch weil die Einteilung in Klassen nicht sehr genau ist und der Unterschied zwischen einem Waschvollautomaten mit A+++ und einer A++-Waschmaschine groß oder gering ausfallen kann. Praktischer sind die detaillierteren Angaben zu Leistungsaufnahme, Wasserverbrauch und Schallleistungspegel, die bei Standardwaschprogrammen ermittelt werden. Ebenso haben Nennkapazität und Schleuderwirkungsklasse ihre Berechtigung auf dem EU-Label und stellen eine Hilfe bei der Kaufentscheidung dar. Wer also eine Waschmaschine auch nach ökologischen und ökonomischen Kriterien erwerben möchte, sollte ein Auge auf das EU-Label für Waschmaschinen werfen. Beachten sollte man allerdings, dass auf dem Energie-Label nur Messergebnisse von Standardwaschprogrammen für Baumwolle in 60 °C und 40 °C angegeben werden. Die Effizienz bei Waschprogrammen für Wolle, Feinwäsche, Seide oder Kochwäsche findet keine Berücksichtigung.
Bilder: Miele, EU