In den Bereichen Tragekomfort, Sound und Mikrofon-Qualität müssen sich in diesem Vergleich zwei echte Schwergewichte der Office-Headsets beweisen.
Fangen wir zuerst mit einer Abgrenzung von zwei Begriffen an. Kopfhörer haben für gewöhnlich keine Mikrofone. Headsets haben immer mindestens ein Mikrofon verbaut und eignen sich daher auch für (Office)-Telefonate. Dann gibt es noch sogenannte Hybrid-Headsets, die sich dank Bluetooth nicht nur mit eurem Mac oder PC, sondern auch mit eurem Smartphone oder Tablet verbinden.
Zwei davon lassen wir heute gegeneinander antreten. Die dänische Audiomarke EPOS hat mit dem ADAPT 560 ein solches hybrides Headset in den Ring geschickt. Das ist mit 200€* zwar nicht günstig, aber immer noch unter den richtigen Oberklasse-Business-Headsets wie dem EPOS ADAPT 660 oder Jabra Evolve2 85 (ANC-Headset-Vergleich) positioniert. Das EPOS muss sich in diesem Test mit den Surface Headphones 2+ vergleichen lassen und zeigen, dass es mehr kann.
Die Surface Headphones 2+ sind im Grunde die normalen Surface Headphones 2 mit einer „Microsoft Teams“-Zertifizierung, einem Funk-Empfänger (samt Benachrichtigungslicht) und einem Teams-Knopf. Das trifft aber auch alles auf das EPOS ADAPT 560 zu. Damit richten sich beide Headsets primär an Geschäftskunden, die diese Funktionen im professionellen Umfeld mehr zu schätzen wissen.
Design – On-Ear vs Over-Ear
Für den Einsatz im Büro setzen die meisten Headset-Hersteller auf ein eher schlichtes Design – so auch unsere beiden Kontrahenten. Beide sind dezent gehalten und schreien nicht nach Aufmerksamkeit. Allerdings besitzen die Surface Headphones seit der ersten Generation einen gewissen DJ-Vibe mit dem großen runden Gehäuse, geschwungenen Halterungen und minimalistischen Bedienelementen.
Die Bauform des EPOS ADAPT 560 wirkt kleiner (ist es aber eigentlich kaum) und erinnert etwas mehr an den klassischen Over-Ear-Kopfhörer. Das Headset wirkt ebenfalls sehr dezent mit minimalistischen Linien an den Ohrmuscheln, die nur an einer Seite durch das ausklappbare Mikrofon unterbrochen werden.
Optisch gefallen mir beide dank schwarzem Business-Look sehr. Für viele dürfte sich aber bei der generellen Bauform bereits entscheiden, welchen der beiden Headsets sie bevorzugen. Das EPOS ADAPT 560 ist „ohraufliegend“ (On-Ear), während die Surface Headphones 2+ „ohrumschließend“ (Over-Ear) sind.
Für manche Nutzer*innen können On-Ears nach längerer Zeit zu einem unangenehmen Druck an den Ohren führen, während andere im Büro keine Over-Ears wollen, weil es sie zu sehr von der Umgebung isoliert. Was euch lieber ist, hängt also davon ab, ob ihr den Kollegen hinter euch bemerken wollt oder nicht.
Tragekomfort – Polster an allen wichtigen Stellen
Sowohl das EPOS ADAPT 560 als auch die Surface Headphones 2+ setzen auf Polster an allen wichtigen Stellen. Gerade bei den Ohrmuscheln verwenden beide ein sehr hochwertiges Kunstleder. Das schmiegt sich angenehm an die Haut und kann bei Bedarf schnell mit einem feuchten Tuch gereinigt werden.
Beim Kopfbügel setzen beide Headsets ebenfalls auf eine Kunstleder-Polsterung. Auf den ersten Blick ist die bei den Surface Headphones 2+ zwar dicker, aber sie gibt auch deutlich mehr nach. Erwartet also keinen deutlichen Komfortgewinn, nur weil die Polsterung des Microsoft Headsets auf Bildern dicker wirkt.
Beim Anpressdruck hat das EPOS ADAPT 560 leicht die Nase vorne. Es bietet guten Halt auf dem Kopf. Bedingt durch die On-Ear-Charakteristik rutscht es aber bei ruckartigen Bewegungen etwas mehr als die ohrumschließenden Surface Headphones 2+. Das macht sich jedoch eher beim starken Kopfschütteln als in den alltäglichen Teams- oder Zoom-Meetings bemerkbar. Beide Office-Headsets konnte ich ohne Probleme komfortabel für mehrere Stunden tragen.
Die passive Isolierung von der Außenwelt ist bei den Surface Headphones 2+ bauartbedingt besser, obwohl das EPOS ADAPT 560 ebenfalls erstaunlich gut gegen die Außenwelt abschirmt.
Verbindungen & Klang – Alles ist besser mit Bluetooth
Sowohl das EPOS ADAPT 560 als auch die Surface Headphones 2+ setzen auf eine Bluetooth-Verbindung. Um Ton zu übertragen, ist Bluetooth als Übertragungsstandard eine gute Wahl – es ist komfortabel, universell und kabellos.
Je nachdem ob ihr Windows, Android, iOS oder macOS verwendet, ist der Einrichtungsprozess minimal unterschiedlich. Wenn ihr schon mal ein Headset via Bluetooth verbunden habt, wisst ihr in etwa, was euch erwartet. Etwas ärgerlich ist die Tatsache, dass ihr sowohl beim EPOS ADAPT 560 als auch bei den Surface Headphones 2+ für das neueste Firmware-Update eine separate Software braucht – selbst für die BT-Dongles. In beiden Fällen ist die Begleit-Software kostenlos.
Beim Klang ist hingegen klar, welches Headset die Nase vorne hat. Seit Juli 2020 gehen Sennheiser und EPOS zwar getrennte Wege, doch auch ohne Sennheiser versteht es EPOS, gut klingende Headsets zu bauen. Sowohl Stimmen als auch Musik klingen beim ADAPT 560 richtig gut. Obwohl sich die Surface Headphones 2+ bei Musik nicht verstecken müssen, ist ihr Klangbild mehr für Stimmen in Telefonaten und Podcasts optimiert – weniger für Musik.
Eigentlich sollen Office-Headsets ja primär in den Bereichen Sprachqualität und Tragekomfort überzeugen, aber viele Träger*innen hören auch gerne während der Arbeitszeit Musik – und da punktet das ADAPT 560 richtig. Voller Klang, saubere Höhen und ein minimal betonter Bass machen richtig Spaß.
Mikrofon – Der kleine Mikrofonarm macht einen großen Unterschied
Statt euch hier lang und breit zu erklären, wie die Mikrofone des EPOS ADAPT 560 und der Surface Headphones 2+ klingen, gebe ich euch lieber direkt zwei Beispiele. Fangen wir mit den Surface Headphones 2+ an:
Ihr hört schon – das Mikrofon macht meine Stimme dünn, gedämpft, es fehlen viele Details und außerdem neigt es dazu, Zischlaute leicht zu betonen. Es klingt passabel und ist eine große Steigerung gegenüber den eingebauten Mikrofonen in 95% aller Laptops, aber etwas mehr hatte ich mir in der Preisklasse dann doch erhofft. Machen wir direkt mit dem EPOS ADAPT 560 weiter.
Meine Stimme hat einfach mehr Tiefe sowie Fülle und dazu wird auch der Hall des Raumes besser gefiltert als bei den Surface Headphones 2+. Wird der kleine Mikrofonarm des EPOS ADAPT 560 hochgeklappt, seid ihr übrigens automatisch stummgeschaltet.
Bedienung – Einfachheit vs. Kontrolle
Das EPOS ADAPT 560 hat die gesamte Steuerung auf der rechten Ohrmuschel. Zwei kleine Knöpfe, ein größerer Kopf und ein Schiebeknopf. Keiner der Knöpfe steht weit heraus oder ist beschriftet. Es ist also auf eine möglichst umfangreiche Steuerung und gleichzeitig minimales Auftreten getrimmt.
Die Tasten sind teilweise mit mehreren Gesten belegt. 1x den Schiebeknopf gedrückt, pausiert den Song, 2x springt einen Song weiter, 3x springt einen Song zurück. Dabei steuert ihr über den Knopf auch noch die Lautstärke. Das ist viel und so eine blinde Steuerung (zumindest anfangs) schwierig. Es dauert schlicht ein paar Tage, bis ihr blind die Tasten des EPOS ADAPT 560 erfühlt und euch vor dem Druck sicher seid, dass gleich die gewünschte Aktion ausgeführt wird.
Die Surface Headphones 2+ sind hingegen auf eine möglichst simple Bedienung getrimmt. In jede der beiden Ohrmuscheln ist ein Drehrad integriert. Die linke Seite steuert die Intensität des ANC, während die rechte die allgemeine Lautstärke regelt. Die Ohrmuscheln selbst haben dazu Touch-Flächen, die mit einem einfachen Tipp den aktuellen Song pausieren.
Beim Thema Knöpfe gibt es bei den Surface Headphones nur zwei – einen großen und einen kleinen. Der kleine Knopf schaltet das Headset entweder ein oder aus. Der große Knopf ruft die Microsoft Teams App auf bzw. holt sie in den Vordergrund oder nimmt direkt einen eingehenden Anruf an.
Ob eine möglichst einfache Bedienung oder eine präzise Steuerung besser ist, entscheidet jeder für sich selbst. Unsere beiden Kontrahenten decken jedenfalls jeweils einen Teil des Spektrums ab.
ANC – Einfach Dinge ausblenden
Active Noise Cancelling oder aktive Geräuschunterdrückung ist ein Segen für viele Nutzer*innen. Es befreit uns von dem Zwang, laute Umgebungen mit noch lauterer Musik kontern zu müssen und so unsere Ohren zu schädigen. Stattdessen erfassen Mikrofone die Außengeräusche und die Lautsprecher geben ein Gegensignal aus, das dem des störenden Schalls entspricht, aber eine entgegengesetzte Polarität besitzt. So werden (vor allem monotone) Geräusche quasi neutralisiert.
ANC ist aber nicht gleich ANC. Einige Headsets haben bessere Algorithmen oder Mikrofone, um die Außengeräusche zu erkennen und in manchen Situationen möchte man auch nur einen Teil der Außenwelt ausblenden. Am Flughafen möchte man beispielsweise das Murmeln von dutzenden oder hunderten Menschen nicht hören, aber die Ansage, dass der Flug jetzt mit dem Boarding beginnt, schon. Gleiches gilt für das Büro. Das allgemeine Gebrabbel im Büro möchtet ihr vielleicht nicht hören, aber wenn der Chef hinter euch steht und direkt anspricht – das solltet ihr mitbekommen.
Beim ANC verfolgen unsere beiden Teilnehmer eine sehr unterschiedliche Strategie. Die Surface Headphones 2+ haben ein anpassbares ANC. Am linken Rad stellt ihr also ein, wie sehr ihr eure Umwelt ausgeblendet haben wollt. Gerade im Bereich „Stimmen“ sind die Surface Headphones 2+ den meisten ANC-Kopfhörern meilenweit voraus.
Das EPOS ADAPT 560 hingegen hat einen „ganz oder gar nicht“-Ansatz. Die aktive Geräuschunterdrückung ist gut. Die üblichen Hintergrundgeräusche, die ich in meinem Home-Office höre, werden deutlich reduziert und sogar Geräusche wie Stimmen im Hintergrund werden merklich leiser. Klassenbester ist das EPOS ADAPT 560 aber nicht – das ANC ist dem Preis angemessen. Fairerweise muss ich aber auch zugeben, dass ein Teil der ANC-Leistung durch das On-Ear-Design der Kopfhörer verloren geht.
Im Alltag – Zwei Geräte gleichzeitig
Mit mehreren Geräten gleichzeitig verbunden zu sein, ist ein Feature, das fast schon unersetzlich für mich geworden ist. Es gibt viele Gründe, warum zwei Geräte oftmals mehr Sinn ergeben. Möglicherweise lässt euch euer Unternehmen kein Spotify auf eurem Laptop installieren oder ihr bevorzugt es einfach, Dinge auf dem Smartphone zu belassen.
Was auch immer der Grund ist, sowohl das EPOS ADAPT 560 als auch die Surface Headphones 2+ wechseln wunderbar zwischen zwei Geräten hin und her. Musik über das Smartphone streamen und plötzlich kommt eine Teams-Nachricht rein – ein kurzer Ping und ich bin wieder bei der Musik. Gerade während ich Fotos von Produkten mache, verpasse ich so nichts mehr.
Jenseits davon punkten beide Headsets mit guten Details. Die Surface Headphones haben eine Trageerkennung und pausieren den Song, wenn ihr sie abnehmt. Mit bis zu 15 Stunden inkl. ANC brauche ich mir unter der Woche kaum Gedanken darüber zu machen, ob ich die Headphones laden muss.
Das EPOS ADAPT 560 punktet hingegen mit der Möglichkeit, gefaltet werden zu können und so überall zum Einsatz zu kommen. Mit dem kleineren Etui passt das Headset auch besser in Rucksäcke oder Schränke, wenn am Freitag dann irgendwann doch noch Feierabend ist. Die Akkulaufzeit ist auf einem Level mit den Surface Headphones 2+ und sogar noch ein wenig darüber. Unter der Woche brauchte ich mir ebenfalls keine Gedanken darüber zu machen, ob ich das EPOS ADAPT 560 geladen habe.
Beide Headsets verfügen über einen BT-Dongle und sind „Microsoft Teams“-zertifiziert. Dementsprechend könnt ihr über die Farbe der LED am Dongle auf einen Blick sehen, ob gerade ein Telefonat reinkommt, eine aktive Verbindung besteht oder euer Mikrofon stumm geschaltet ist. Ich will ehrlich sein: Ich habe während der Nutzung nie darauf geachtet – bei keinem der beiden Headsets.
Fazit – EPOS ADAPT 560 vs Microsoft Surface Headphones 2+
Die meisten kabellosen Headsets sind auf Musik ausgerichtet (Bose, Sony, Beats usw.) und eignen sich nicht so gut für das (Home-)Office. Genau aus diesem Grund sind Produkte wie das EPOS ADAPT 560 und die Surface Headphones 2+ so interessant. Sie bieten die Vorteile von modernen Headsets (kabellos, lange Akku-Laufzeit, komfortabel) und punkten zudem mit besseren Mikrofonen und einem höheren Tragekomfort. Sie sind mit einem bestimmten Einsatzzweck entworfen worden und der lautet nicht „basslastige Musik abzuspielen“, sondern Dinge erledigt zu bekommen.
Das EPOS ADAPT 560 (Shop) überzeugt in dieser Kategorie mit einer sehr komfortablen On-Ear-Polsterung, gutem Klang, einem sauberen Mikrofon und einer langen Akkulaufzeit. Es ist damit klar ein produktivitätsorientiertes Headset, das gleichzeitig aussieht, sich anfühlt und funktioniert wie viele kabellose Headsets. Innen Business – außen Business.
Die Surface Headphones 2+ (Shop) sind zwar auch auf das Büro ausgerichtet, bleiben aber optisch ihren Lifestyle-Wurzeln treu. Dazu kommen die einfache Bedienung, ein komfortabler (Over-Ear)-Sitz, gutes ANC für Stimmen, aber auch das nur durchschnittliche Mikrofon. Damit sind sie außen wie innen eher Business-Casual.
Für die unzähligen Meetings im (Home-)Office ist ein gutes Headset unerlässlich. Unabhängig davon, ob ihr schon wieder im Büro seid oder noch von zuhause arbeitet – diese Meetings werden nicht weniger werden. Um diese Pflicht-Meetings etwas weniger quälend für alle Beteiligten zu machen, können wir eine Abmachung treffen: Wir investieren alle ein klein wenig in besseres Equipment. Unser Kaufberater hat gezeigt, dass es nicht 200€* für das EPOS ADAPT 560 oder 230€* für die Surface Headphones 2+ sein müssen. Alles ist besser als die meisten eingebauten Mikrofone im Laptop. Deal? Deal.
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*Stand: November 2021