Will man heutzutage ein PC-System zusammenstellen, kommt man am Thema Airflow kaum vorbei. Ein ungehinderter Luftstrom durchs Gehäuse verspricht kühle Komponenten und damit eine geringe Geräuschkulisse bzw. größere Reserven zum Übertakten. Kein Wunder, dass so gut wie alle Case-Hersteller passende Gehäuse bereit halten. Das aktuelle Top-Modell der schwedischen Edelschmiede Fractal Design hört auf den Namen Meshify S2. Wir haben uns den Midi Tower angeschaut und ordentlich unter die Lupe genommen.
Inhalt:
- Airflow? Was soll ich denn damit?
- Design und erster Eindruck
- Technische Daten
- Ausstattung
- Leistung & Temperatur
- Fazit
- Tester Gesucht
Airflow? Was soll ich denn damit?
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Falls euch das Thema nicht geläufig sein sollte, beginnen wir mit einem kurzen Exkurs. Es ist nämlich noch gar nicht so lange her, da klangen leistungsfähige PCs fast wie ein Staubsauger. Die damalige Hardware war halt weitaus weniger effizient als es die heutigen Chips sind. Die Kühltechnologie war noch nicht so ausgereift und es war recht schwierig, ein gleichsam kräftiges und leises System auf die Beine zu stellen.
Diese Zeiten sind glücklicherweise größtenteils vorbei. Doch auch wenn selbst Fertig-PCs aus dem Einsteiger-Segment nicht mehr wie ein startender Jumbo-Jet klingen mögen, geht es natürlich immer noch leiser und leistungsfähiger. Dazu muss man die Abwärme von CPU, GPU und allen anderen Komponenten irgendwie loswerden. Schließlich nützt selbst der fetteste Tower-Kühler nichts, wenn die heiße Luft nicht aus dem Gehäuse entweichen kann und der tolle 140mm Lüfter nur noch Vorgewärmtes zu fassen bekommt.
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Und hier kommt der Airflow ins Spiel. Die Idee dahinter: Ein konstanter, ungehinderter Luftstrom quer durchs Gehäuse, der die beim Betrieb des PCs entstehende Hitze möglichst schnell nach draußen befördert. So bleibt das System kühler und leiser und hält außerdem mehr Leistungsreserven bereit – zum Beispiel fürs Übertakten.
Fractal Design Meshify S2 – Design und erster Eindruck
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Um den gewünschten, maximalen Airflow zu gewährleisten, besteht die komplette Front des Fractal Design Meshify S2 aus einem durchgehenden Metallgitter, das der einströmenden Luft nur sehr wenig Widerstand entgegensetzt. Dennoch wirkt das Gehäuse nicht wie ein monolithischer Block schwarzen Metalls und das liegt an dem interessanten, geometrischen Muster, das die Vorderseite schmückt.
Betrachtet man das Meshify S2 etwas genauer, fällt eine große Ähnlichkeit mit dem Define R6 Case (unser Hands-On) auf, welches ebenfalls von Fractal Design stammt. Das ist ausdrücklich nichts Schlechtes, denn das Define R6 ist ein großartiges Gehäuse. Hier und da wurden beim Meshify S2 Veränderungen vorgenommen, die allesamt den Airflow verbessern sollen. Dazu gehört zum Beispiel, dass auf einen Festplatten-Cage im Frontbereich verzichtet wurde. Stattdessen finden sich nun drei Aufnahmepunkte auf der Rückseite des Mainboard Trays. Überhaupt ist das Layout des Gehäuses sehr durchdacht gewählt und bietet viele Freiheiten für die Planung und den Bau des eigenen Systems.
Insgesamt fällt das Design des Meshify S2 zurückhaltend schlicht aus, wie man es von Fractal Design kennt. Damit dürfte sich das Case in die meisten Umgebungen nahtlos einfügen. Die Verarbeitung ist tadellos und präzise. So sind z.B. alle Metallteile pulverbeschichtet und sorgfältig entgratet. Erhältlich ist das Gehäuse in mehreren Varianten. Zur Auswahl stehen Versionen mit Seitenpanels aus Glas oder Stahl. Die Glas-Version gibt es in Schwarz und in Weiß.
Technische Daten
Technische Daten des Fractal Design Meshify S2 |
|
3,5 und 2,5″ Universal-Slots | 3 |
Dedizierte 2.5″ Slots | 4 + 2 |
Expansion slots | 7 + 2 vertical |
Motherboard Kompatibilität | EATX (bis zu 285 mm Breite), ATX, mATX, ITX |
Kompatible Netzteile | ATX |
Front ports | 1 x USB 3.1 Gen 2 Type-C, 2 x USB 3.0, Audio I/O |
Lüfter Slots gesamt | 9 |
Front Lüfter | 3 x 120/140 mm (2 x Dynamic X2 GP-14 inklusive) |
Lüfter oben | 3 x 120/140 mm |
Lüfter Hinten | 1 x 120/140 mm (1 x Dynamic X2 GP-14 inklusive) |
Lüfter unten | 2 x 120/140 mm |
Staubfilter | Untere Lüfter + Netzteil, Frontblende, Oberes Lüfterpanel |
Front Radiatoren | 120/240/360 mm 140/280 mm |
Radiatoren oben | 120/240/360 mm 140/280/420 mm (max 35 mm Mainboard-Höhe) |
Radiatoren hinten | 120 mm |
Radiatoren unten | 120/240 mm 140/280 mm |
Netzteillänge maximal | 300 mm |
GPU-Länge maximal | Max 440 mm mit installierten Front-Lüftern |
CPU Kühler max. Höhe | 185 mm |
Kabelmanagement | Tiefe 23mm Öffnungen für Kabelmanagement Integrierte Klettbänder für Kabelmanagement |
Werkzeuglose Montage | push-to-lock Seitenwände Thumbscrews an HDD und SSD brackets |
Seitenpanel | Links: Tempered Glass (TG-Version) oder Stahl Rechts: Stahl |
Maße | 538 x 233 x 465 mm |
Gewicht | 10.04 kg |
Lieferumfang | Gehäuse, Bedienungsanleitung, Zubehör-Box |
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Ausstattung kann sich sehen lassen
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Bei der Ausstattung kann das Meshify S2 punkten. So sind z.B. ab Werk bereits drei große Gehäuselüfter mit 140 mm Durchmesser verbaut – zwei vorn und einer auf der Rückseite. Insgesamt nimmt das Case bis zu 9 Lüfter mit 120 oder 140 mm auf: Drei in der Front, einen auf der Rückseite, zwei unten und drei oben. Alternativ könnt ihr auch auf eine Wasserkühlung setzen. Bis zu drei Radiatoren mit bis zu 420 mm Größe haben im Meshify S2 Platz und eine Befestigung für ein Reservoir gehört zum Lieferumfang.
Um diese stattliche Menge Lüfter kontrollieren zu können, findet sich auf der Rückseite des Mainboard Trays eine dedizierte Lüftersteuerung, die bis zu drei PWM-Geräte und bis zu sechs weitere Lüfter kontrolliert. Das PWM-Signal wird dabei von einem 4-Pin Fan-Header auf dem Mainboard abgegriffen, während die Stromversorgung über ein SATA-Stromkabel erfolgt. Schade nur, dass die mitgelieferten Gehäuselüfter nicht bereits ab Werk mit der Lüftersteuerung verbunden sind. Tatsächlich muss man am Anfang sogar den ordentlich verlegten Frontpanel-Kabelbaum auseinanderfriemeln, um an die nochmals einzeln zusammengebundenen Lüfterkabel zu gelangen.
Und apropos Kabel: Das Meshify S2 bietet vielfältige Möglichkeiten fürs Kabel-Management, welches bei Gehäusen mit Glas-Panel so wichtig für einen aufgeräumten Eindruck ist. So befinden sich an zentraler Stelle zwei sicher schließende Klettbänder, um alle Kabel sauber bündeln zu können. Durchbrüche durch den Mainboard-Tray gibt es etliche, so dass kein Kabel quer durch den einsehbaren Innenraum geführt werden muss. Außerdem befinden sich im Gehäuse zahlreiche Stellen, an denen ihr Kabelbinder befestigen könnt. Sechs Kabelbinder liegen dem umfangreichen Zubehör-Kit bereits bei.
Wie bereits erwähnt, besteht die komplette Front des Meshify S2 aus einem Metallgitter. Auch die Ober- und Unterseite des Case sind luftdurchlässig gehalten. Damit euer System nicht so schnell verdreckt, sind außerdem fast überall Staubfilter verbaut. Diese lassen sich einfach ausbauen und reinigen. Einzig auf der Rückseite wird auf einen Filter verzichtet. Dies ist aber verschmerzbar, weil an dieser Stelle nur ein einzelner Lüfter sitzt, der außerdem nur nach draußen pustet. Praktisch: Das Top-Panel lässt sich auf Knopfdruck einfach abnehmen. Das ist besonders vorteilhaft, wenn ihr auf eine Custom-Wasserkühlung setzt. Unter dem Panel befindet sich nämlich eine Öffnung, die den Nachfüllstutzen aufnimmt. Wasser, Farbe usw. lassen sich so nachfüllen, ohne das ganze Gehäuse öffnen zu müssen.
Auch die Montage der Laufwerke ist einfach. Insgesamt könnt ihr bis zu drei 3,5″-HDDs verbauen, die in abnehmbaren Cages hinter dem Mainboard-Tray Platz finden. Hinzu kommen insgesamt vier Montagepunkte für 2,5″ Laufwerke – zwei auf der Rückseite des Mainboard Trays und zwei auf der Netzteil-Abdeckung im Innenraum. Für Laufwerke im 5,25″-Format ist indes kein Platz vorgesehen. Legt ihr also Wert auf ein optisches Laufwerk (Blu-ray, DVD, …) müsst ihr euch anderweitig umsehen oder auf ein externes Laufwerk setzen.
Ganz ohne Werkzeug kommt ihr beim Meshify S2 leider nicht aus – aber immerhin müsst ihr nicht oft zum Schraubendreher greifen. Ist das Mainboard erst einmal installiert und die Laufwerke in ihren Cages bzw. auf ihren Schlitten verschraubt, läuft alles über griffige Thumbscrews. Die Seitenwände werden über Push-To-Lock-Verschlüsse einfach festgeklickt. Auch das IO-Panel auf der Frontblende lässt kaum Wünsche offen. Neben den obligatorischen Power- und Reset-Buttons findet ihr hier zwei USB 3.2 Gen 1 Typ A Anschlüsse (von Fractal Design sträflicherweise einfach als „USB 3.0“ bezeichnet – pfff…), zwei 3,5mm Klinkenanschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon, sowie einen USB 3.2 Gen 2 Typ C-Port. Letzterer setzt allerdings ein kompatibles Mainboard voraus.
Viele Wünsche lässt die Ausstattung des Meshify S2 also nicht offen.
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Meshify S2: Leistung & Temperatur
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Auf dem Papier und nach dem Ersteindruck gehend macht das Fractal Design Meshify S2 also eine gute Figur. Doch wie sieht es mit der Leistung aus? Und ändert ein auf Airflow ausgelegtes Gehäuse überhaupt etwas an den Temperaturen?
Um das herauszufinden, kam unser Referenzsystem zum Einsatz, das wir zu diesem Zweck leicht modifiziert haben. Normalerweise setzen wir auf eine Silent Loop 280 AiO Wasserkühlung von be quiet!. Da eine WaKü allerdings herzlich wenig auf den Gehäuseluftstrom gibt, haben wir sie durch einen traditionellen Luftkühler ersetzt – in unserem Fall war das der gute alte Dark Rock Pro 3 – ebenfalls von be quiet!. Entsprechend sah unser Testsystem folgendermaßen aus:
- CPU: Intel Core i7-7820x
- Mainboard: Gigabyte X299-UD4 Pro
- RAM: 32GB HyperX Fury DDR4 2133
- GPU: GeForce GTX 1080 Ti im Referenzdesign
- CPU-Kühler: be quiet! Dark Rock Pro 3
- Netzteil: be quiet! Dark Power Pro 750W
- M.2 SSD: 480GB Kingston KC1000 PCIe
- M.2 SSD: 1 TB Samsung 970 Evo PCIe
- SATA SSD: 1.2TB Intel DC S3520
Zunächst ermittelten wir einen Ausgangswert mit dem Fractal Design Define R6 Gehäuse, in dem unser Testsystem normalerweise steckt. Bei geschlossenem Gehäuse ließen wir einen Stresstest für etwa 45 Minuten laufen. Die Temperaturdaten ließen wir mitplotten. Im Anschluss bauten wir alle Komponenten ins Meshify S2 Case ein und wiederholten den Test. Die Temperatur im klimatisierten Büro betrug jeweils 22°C.
Es zeigte sich, dass unser System im Meshify S2 Case tatsächlich kühler arbeitete. Mit dem Define R6 betrugen die Temperaturen durchschnittlich 62°C (CPU) bzw. 81°C (GPU). Im Meshify S2 wurde die GPU im Durchschnitt nur 79°C warm und die CPU sogar nur 58°C. Eine Ersparnis von 2 Grad an der GPU und sogar 5 Grad an der CPU. Das ist ein ordentlicher Wert dafür, dass wir nur das Gehäuse getauscht hatten.
Hinzu kommt, dass die Lüfter im Meshify S2 hörbar leiser agierten als im Define R6. Wirklich laut wurde aber keines der beiden Setups. Ein klares Anzeichen dafür, dass die Fractal Design Dynamic X2 Lüfter wirklich was können. Immerhin sind sie in beiden Cases standardmäßig verbaut.
Fractal Design Meshify S2 bei uns im Shop
Fazit
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Das Fractal Design Meshify S2 ist ein hochwertig verarbeitetes PC Gehäuse, das euch viele Freiheiten beim Bau eures Systems lässt. Außerdem sorgt der verbesserte Airflow tatsächlich für niedrigere Temperaturen. Die erreichte Temperatur-Einsparung von 2°C bzw. 5°C mag auf den ersten Blick nach wenig aussehen, allerdings wurde bereits unser Ausgangswert mit einem Premium Case erreicht. Ob sich ein Wechsel vom Define R6 auf das Meshify S2 lohnen würde, sei daher mal dahingestellt. Kommt ihr hingegen von einem 08/15-Case mit zweifelhafter Belüftung, dürfte der Effekt deutlich größer ausfallen.
Was ihr daraus macht, hängt freilich von euren Bedürfnissen ab. Weniger Temperatur bedeutet ganz konkret, dass der PC etwas leiser arbeitet, weil die Lüfter weniger stark aufdrehen müssen. Außerdem leben kühle Systeme in der Regel länger. Auf der anderen Seite bieten euch ein paar Grad weniger durchaus etwas Spielraum für ein paar MHz mehr beim Übertakten, wenn ihr wollt.
Ansonsten gibt es am Meshify S2 nicht viel zu kritisieren. Es verfügt über vielfältige Möglichkeiten für das Kabelmanagement und kommt mit einer guten Lüftersteuerung. Dazu gesellen sich etliche Details bei denen auffällt, dass sich Fractal Design wirklich Gedanken gemacht hat, z.B. beim abnehmbaren Top-Panel oder dem abnehmbaren Seitenpanels, welche kein Werkzeug benötigen.
Mit aktuell (Stand: März 2019) 125 bis 140 Euro (je nach Variante) ist das Gehäuse zwar kein Schnäppchen, aber für das Gebotene geht der Preis voll in Ordnung. Wer noch etwas mehr Kühlleistung bzw. etwas weniger Lautstärke möchte, kann die mitgelieferten Lüfter noch austauschen – z.B. durch die SilentWings 3 von be quiet! oder die Noctua NF-S12A.
Meshify S2 testen – Wir suchen Dich
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Seid ihr neugierig geworden? Möchtet ihr selbst herausfinden, ob das Fractal Design Meshify S2 auch bei euch die Temperaturen drückt? Dann ist heute euer Glückstag, denn unser – Achtung! –Test-Case *badum-tsss* sucht eine/n Tester/in.
Um euch für den Test zu bewerben, schreibt uns bis zum 20.03.2019 unten in die Kommentare, wie ihr einen Test aufziehen würdet. Uns interessiert besonders, welches Case ihr aktuell benutzt und welche Komponenten ihr in das Meshify S2 einbauen würdet. Das Testgerät könnt ihr im Anschluss selbstverständlich behalten.
Update: Die Aktion ist beendet
Der Gewinner wurde bereits per E-Mail informiert. Also checkt euren Posteingang 😉
Vielen Dank an alle Mitmachenden und bis zum nächsten Mal.
Viel Erfolg!