Fractal Design Refine im Test: Der Gaming-Stuhl-Underdog

      Fractal Design Refine im Test: Der Gaming-Stuhl-Underdog

      Der Refine ist der erste Gaming-Stuhl des schwedischen Herstellers Fractal Design. Der Stuhl fällt vor allem durch die Abwesenheit bekannter Gaming-Merkmale auf und wird dadurch umso attraktiver.

      Das gefällt uns

      • einfache Montage
      • schlichtes Design
      • gute Verarbeitung
      • viele Ergonomiefunktionen
      • hoher Sitzkomfort
      • drei unterschiedliche Bezüge verfügbar

      Das gefällt uns nicht

      • etwas wackelige Armlehnen
      • schwarze Schrauben bei den hellen Varianten

      Ich bin ehrlich: Mit Gaming-Stühlen hatte ich bisher so meine Schwierigkeiten. Knallige Akzente, große Hersteller-Logos und vielleicht sogar noch eine RGB-Beleuchtung sind nicht die Dinge, die ich von einem guten Stuhl erwarte. Aus diesem Grund habe ich mich bisher privat fast ausschließlich im Bereich der Bürostühle umgesehen. Immerhin sind sie auf stundenlanges Sitzen ausgelegt und haben dabei die Eigenschaften im Fokus, die für mich besonders wichtig sind: Einen hohen Sitzkomfort, viele Einstellmöglichkeiten und damit das Gewährleisten einer gesunden Sitzhaltung.

      Im gehobenen Preissegment kann man zudem eher erwarten, dass der Aufpreis auch tatsächlich in die Verarbeitungsqualität fließt. Es lohnt sich daher, mehr Geld in die Hand zu nehmen, weil der Stuhl dann auch mal locker 10 Jahre und mehr durchhält. Besonders wichtig sind dabei die eingesetzten Materialien. Dicke Polster, viel Metall und massive Schraubverbindungen sorgen für ein langes Leben und auch strapazierfähige Oberflächen halten im Zweifel länger als irgendwelche künstlichen Bezüge. Ein Bürostuhl muss (für mich) einfach bequem sein, lange halten und sich optisch nicht in den Vordergrund drängen.

      Zurück zum Refine: Fractal Design hat sich bei der Entwicklung des neuen Stuhls zufälligerweise anscheinend ziemlich nah an diese (aka meine) Vorgaben gehalten. Der Refine firmiert zwar als Gaming-Stuhl, ist optisch aber genau das Gegenteil vom Großteil dieses Segments. Die fünf Varianten reichen von schlicht bis stylisch, aber nie aufdringlich. Mir gefällt das sehr gut.

      Montage in 10 Minuten erledigt

      Nicht ganz unwichtig ist bei einem Gaming-Stuhl der Zusammenbau. Hat sich der Hersteller vorab Gedanken gemacht, dass auch handwerklich nicht so begabte Nutzer den Stuhl in unter 15 Minuten aufgebaut haben? Hier gibt es direkt Entwarnung: Der Refine ist in fünf Schritten aufgebaut und die meisten Teile befinden auch schon fertig montiert im Lieferumfang. Zur Befestigung aller Teile werden lediglich sechs Schrauben benötigt und der benötigte Innensechskantschlüssel ist ebenfalls im Paket.

      Die Montage wird direkt beim Auspacken mit einer großen Schnellanleitung erklärt und gelingt wie folgt:

      1. Fußrollen via Klick-Mechanismus in das Fußkreuz einsetzen
      2. Längliche Gasdruckdämpfer mittig von oben in das Fußkreuz stecken
      3. Sitzauflage von oben passend mit dem Loch auf den Dämpfer aufstecken
      4. Armlehnen jeweils mit drei Schrauben befestigen
      5. Rückenlehne von hinten in die Halterung einsetzen und mit vier Schrauben festziehen

      Das war es auch schon. Insgesamt benötigt man für den Aufbau nicht mehr als 10-15 Minuten und auch kein zusätzliches Werkzeug.

      Die Fußrollen werden mittels eines Klick-Systems in das Fußkreuz eingesetzt und können auch nicht herausfallen, wenn man den Stuhl anhebt. Ebenfalls angenehm: Der Inbus-Schlüssel lässt sich an allen Schrauben auch mit der langen Seite komplett drehen, was die Befestigung der Schrauben beschleunigt und ein festes Anziehen möglich macht. Da die Schrauben an einer Stelle am Gewinde mit einem Sicherungslack behandelt wurden, benötigt das Eindrehen etwas Kraft, sie sollten sich dadurch aber auf Dauer auch nicht so leicht lösen.

      Der Gaming-Stuhl im Büro-Design

      Fractal Design bietet den Refine mit drei unterschiedlichen Oberflächenmaterialien an:

      • Fabric (Stoff)
      • Mesh (Netz)
      • Alcantara

      Die Versionen mit Fabric und Mesh sind zudem in den beiden Farben „Dark“ (Dunkelgrau) und „Light“ (Hellgrau) erhältlich. Damit ergeben sich insgesamt fünf verschiedene Varianten.

      Insgesamt ist das Design für einen Gaming-Stuhl eher schlicht gehalten. Es gibt keine farbigen Akzente, keine RGB-Beleuchtung oder grelle Kunststoff-Elemente. Der Refine sieht aus wie ein schnittiger, aber normaler Bürostuhl. Die Version mit Alcantara wirkt am dezentesten, der Stoff selbst verströmt jedoch ein Gefühl von Luxus – ähnlich wie in teuren Autos. Dort findet man häufig auch Kontrastnähte, was meiner Meinung nach auch dem Refine einen etwas edleren Look verliehen hätte.

      Etwas auffälliger sind die beiden Versionen mit Fabric, da bei ihnen ein zweifarbiger Bezug zum Einsatz kommt. Das wirkt noch etwas schicker, am modernsten sind aber natürlich die Versionen mit Mesh-Bezug. Die Kombination aus Stoff und Netzbezug gibt ihnen einen luftigen, stylischen Anstrich, der vor allem in der hellen Version gut ins freundlich eingerichtete Home-Office passt. Schade ist jedoch, dass Fractal Design auch bei den hellen Modellen schwarze Schrauben zum Zusammenbau dazulegt. Hier wären silberne Pendants passender gewesen.

      Stimmige Materialwahl mit unterschiedlichen Oberflächen

      Entscheidend für die Langlebigkeit eines (Gaming-)Stuhls sind die verwendeten Materialien. Zwar ist in einem kurzen Testzeitraum keine (deutlich aussagekräftigere) Langzeit-Analyse möglich, trotzdem lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen. Besonders entscheidend ist, dass an den Stellen mit der höchsten Belastung auch die stabilsten Konstruktionen und Werkstoffe verwendet werden. Bekannte Schwachstellen sind die Fußrollen, die Anbringung der Armlehnen und auch das Fußkreuz sowie die Sitzoberflächen.

      Die Rollen sind mit einem Metallstift in das Fußkreuz eingesteckt, bestehen aber selbst aus Kunststoff. Sie wirken trotzdem stabil und haben durch die zylindrische Form eine möglichst große Auflagefläche. An jedem Fuß sind zwei unabhängig voneinander drehende Rollen aus unterschiedlichen Kunststoffen montiert. Sie sind für die Nutzung auf Teppich oder harten Böden gleichermaßen gut geeignet, bei Holzfußböden würde ich jedoch zu gummierten Rollen oder einer Kunststoffunterlage greifen.

      Das Fußkreuz besteht aus profiliertem Metall und macht einen sehr robusten Eindruck. Das Gleiche gilt auch für die Befestigung der Armlehne, denn hier kommen massive Metallwinkel und jeweils drei große Schrauben zum Einsatz. Die schlechte Angewohnheit, sich auf den Armlehnen in den Stand abzustützen, verkraften sie bei einer 90kg-Person ohne Probleme.

      Und der Bezug? Hier muss man zwischen den Oberflächen unterscheiden. Die teuerste Version setzt auf Alcantara, das bekanntermaßen widerstandsfähig und pflegeleicht ist. Gleichzeitig bekommt man in den ersten Tagen diesen charakteristischen Geruch eines Neuwagens. Mit Flüssigkeiten sollte man jedoch vorsichtig sein, denn die können dauerhafte Flecken hinterlassen. Die Stoffbezüge sollten im Alltag ebenfalls pflegeleicht sein und sich besser reinigen lassen. Der Stoff sieht gut aus und ist atmungsaktiver, wirkt im direkten Vergleich aber nicht so hochwertig.

      Das Mesh ist im direkten Vergleich etwas rau auf der Haut und durch die perforierte Oberfläche nicht so vertrauenserweckend für punktuelle Belastungen wie die anderen Oberflächen, das Muster hält aber. Es dürfte im Sommer die beste Belüftung bieten, im Winter hingegen am kältesten sein.

      Alle Varianten sind gleichermaßen für bis zu 125kg Körpergewicht und Körpergrößen bis 200cm zugelassen. Für besondere Stabilität sorgt ein glasfaserverstärkter Rahmen.

      Fast makellose Verarbeitung

      Insgesamt ist die Verarbeitung gut bis sehr gut. Die Stühle wirken stabil und stehen fest auf dem Boden. Auch beim schwungvollen Anlehnen hat man nicht das Gefühl, nach hinten umzukippen. Gelegentlich kann das bei der Lordosenstütze jedoch zu einem Knacken führen.

      Bei den Bezügen gibt es ebenfalls keinen Grund zur Klage. Die Nähte sitzen und auch die Hebel zum Verstellen der Rückenlehne an den Seiten machen einen robusten Eindruck.

      Einziger Verbesserungspunkt: Die 4D-Armlehnen. Sie sind zwar vielseitig anpassbar, fallen mir aber etwas zu wackelig aus. In der Tiefe verrutschen sie zudem leicht, im Alltag stört das aber nur selten.

      Fractal Design Refine: Einstellungsmöglichkeiten der Armlehne

      Die 4D-Armlehen können in der Tiefe zu leicht verrutschen und klappern etwas zu viel.

      Viele Ergonomiefunktionen beim Fractal Design Refine

      Fractal Design betont, dass der Refine besonders anpassungsfähig sein soll. Schaut man sich die Einstellmöglichkeiten an, dass stimmt das auch. Sitzfläche, Lehne, Kopflehne, die Armlehnen sowie die Lordosenstütze sind vielfältig auf die individuell angenehmste Sitzposition einstellbar. Ich habe die vielfältigen Ergonomiefunktionen mal als Bildstrecke zusammengefasst:

      • Sitzfläche
        • höhenverstellbar (475-595mm)
        • tiefenverstellbar (425-480mm)
      • Lehne
        • arretierbar
        • in 13 Stufen nach hinten verstellbar
        • Synchro-Tilt-Mechanismus neigt Sitzfläche automatisch mit
        • einstellbarer Widerstand beim Zurücklehnen
      • Kopfstütze
        • abnehmbar
        • höhenverstellbar (160-270mm)
      • 4D-Armlehnen
        • höhenverstellbar (160-270mm)
        • tiefenverstellbar (ca. 60mm)
        • seitenverstellbar (ca. 40mm)
        • drehbar (ca. 20° nach links und rechts)
      • Lordosenstütze
        • höhenverstellbar (110mm)
        • tiefenverstellbar (20mm)

      Und das Beste ist, du kannst alles mit der hauseigenen Fractal Refine App steuern. Okay, entspann dich, das ist natürlich Quatsch. Es gibt keine App und das ist auch gut so! Du passt die Sitzeinstellungen im Normalfall einmal an deine körperlichen Gegebenheiten an und damit hat es sich erledigt.

      Besonders hervorzuheben ist der Synchro-Tilt-Mechanismus, bei dem sich die Sitzfläche gleichzeitig mit der Rückenlehne bewegt. Es ist zudem praktisch, dass man den Widerstand der Rückenlehne über eine Drehhebel regulieren und die Sitzfläche in der Tiefe variieren kann.

      Hoher Sitzkomfort mit Anti-Garnelen-Bauform

      Der Sitzkomfort ist dabei von den eigenen Vorlieben und dem gewählten Material abhängig. Die Alcantara-Oberfläche ist sehr stramm gespannt, hier sinkt man nicht besonders tief in das Polster ein. Etwas weicher ist der Refine mit dem Stoffbezug, am meisten passt sich jedoch die Mesh-Oberfläche an die Auflagefläche des Körpers an. Der Sitzkomfort fällt dabei hoch aus, auch wenn der ein oder andere sich vielleicht noch etwas weichere Polster wünschen könnte.

      Der Vorteil der strammen Bezüge? Man sinkt ähnlich wie bei härteren Matratzen nicht auf Dauer in sich zusammen. Das begünstigt zusätzlich die in der Höhe und Tiefe einstellbare Lordosenstütze. In Kombination mit der konvex geformten und auch nicht übermäßig großen Sitzauflage sorgt das dafür, dass man nicht schleichend zur Garnele vor dem Monitor mutiert oder andere kontraproduktive Sitzpositionen wie den Schneidersitz auf dem Refine einnimmt. Im Alltag hatte ich so jedoch nur selten Kontakt mit der Kopfstütze.

      Die Armlehnen haben an der Oberseite einen minimal formbaren, relativ harten Schaumstoff, wie er bei vielen Gaming-Stühlen zum Einsatz kommt. Noch bequemer wären allerdings gepolsterte Oberflächen aus Stoff oder Alcantara passend zum Stuhl selbst.

      Fazit: Fractal Design Refine

      Insgesamt gefällt mir der neue Fractal Design Refine sehr gut. Der schwedische Hersteller liefert mit dem Gaming-Stuhl einen sauberen Start in ein neues Segment ab und spricht dabei vor allem eine unaufgeregte und breite Zielgruppe an. Der Refine ist optisch eher die Ausnahme im Gaming-Bereich und eignet sich daher für das Home-Office genauso gut wie für die Zockerhöhle.

      Fractal Design Refine: Nahaufnahme des Logos

      Das Logo von Fractal Design ist eher dezent am Refine zu finden.

      Die Verarbeitung fällt bis auf Kleinigkeiten sehr gut aus und der Sitzkomfort ist dank zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten hoch. So werden ungesunde Sitzhaltungen bestmöglich minimiert. Die fünf unterschiedlichen Varianten bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile, was das Material für den Bezug anbelangt. Die Wahl hängt von den Vorlieben und dem Geldbeutel ab:

      • Fabric / Stoff: Der klassische Bezug mit mittlerer Atmungsaktivität und mittlerer Widerstandsfähigkeit, pflegeleicht und mittelhart gepolstert.
      • Mesh / Netz: Der auffälligste Bezug mit sehr hoher Atmungsaktivität und der besten Anpassungsfähigkeit, aber konstruktionsbedingt nicht so pflegeleicht.
      • Alcantara: Der exklusivere Bezug mit geringerer Atmungsaktivität und hoher Widerstandsfähigkeit, pflegeleicht, aber auch hart gepolstert und hochpreisig.
      Fractal Refine bei uns im Shop

      *Stand: März 2025

      Veröffentlicht von Alexander

      Die Leidenschaft fürs Zocken wurde bereits in den frühen 90ern mit Bubble Bobble am Sega Master System II geweckt. Spielt mittlerweile hauptsächlich am PC und hätte gerne viel mehr Zeit, um sich seinem ständig wachsenden Pile of Shame zu widmen.

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