Fractal Torrent im Test – Wenn viel Airflow noch nicht genug ist

      Fractal Torrent im Test – Wenn viel Airflow noch nicht genug ist

      Fractal Design ist so ein Hersteller, bei dem mir nicht viel Negatives einfällt, wenn man mich spontan fragt. Nicht alles ist perfekt, aber unterm Strich bleibt eigentlich immer ein positiver Eindruck. Mit dem Torrent will man vor allem Luftkühler anlocken und hat dabei einen alten Bekannten zurückgebracht: Das oben montierte Netzteil.

      Bei den Specs ist relativ schnell klar, für wen das Case gedacht ist. Zwei 180 und drei 140 Millimeter RGB-Lüfter stecken ab Werk im Fractal Torrent und sorgen für ordentlich Frischluft. Dazu sind Front und Boden offen und bestehen eigentlich nur aus Mesh mit ein paar Verstrebungen und Design-Elementen davor. Es ist schnell klar: Es geht um Airflow und nichts anderes.

      Dabei bietet es zudem noch jede Menge Platz, auch für große E-ATX Mainboards. Getestet haben wir das Torrent daher natürlich mit entsprechend energiehungrigen und heißen Testkandidaten. Der Intel Core i9-12900K genehmigt sich bis zu 280W, dazu kommt eine RTX 3080Ti mit über 360W Leistungsaufnahme. Normalerweise bewegen wir uns hier schon in Bereichen, in denen eine Wasserkühlung angebracht wäre. Gekühlt wird im Test aber ausschließlich per Luft.

      Vorweg noch eine Info: Das Torrent hatte initial Probleme mit einer defekten Lüftersteuerung, die zu einem Kurzschluss führen konnte. Dieses Problem ist in der aktuellen Revision behoben – solltet ihr noch eine ältere Version erhalten haben, findet ihr hier alle Infos zum Austauschprogramm.

      Technische Daten vom Tomahawk ATX und Mini-ITX
      Fractal Design Torrent
      Gehäuse-Typ Big-Tower
      Unterstützte Mainboards E-ATX / ATX / mATX / ITX / SSI-EEB / SSI-CEB
      Gehäuse-Material Stahl, gehärtetes Glas (Seitenfenster)
      Anzahl Erweiterungsslots 7 Erweiterungsslots
      Anzahl unterstützter Laufwerke 2x 3,5 Zoll oder 2,5 Zoll (HDD oder SSD)
      4x 2,5 Zoll (SSD)
      Lüfter-Kompatibilität 7 x 120/140 mm oder 4 x 180 mm
      Front: 3 x 120/140 mm oder 2 x 180 mm (2 x Dynamic GP-18 enthalten in Standard Version, 2 x Prisma AL-18 enthalten in RGB Version)
      Heck: 1x 120/140 mm
      Boden: 3 x 120/140 mm oder 2 x 180 mm (3 x Dynamic GP-14 enthalten in Standard Version, 3 x Prisma AL-14 enthalten in RGB Version)
      Maximale CPU-Kühler-Höhe Bis zu 188 mm
      Maximale Grafikkarten-Länge Bis zu 461 mm, 423 mm wenn Frontlüfter installiert
      Maximale Netzteil-Länge ATX, bis zu 230 mm
      Anschlüsse Vorderes Panel 1x USB 3.1 Gen 2 Type-C, 2x USB 3.0, HD Audio
      RAZER Chroma™ Support Razer Chroma™-Unterbodenbeleuchtung
      Garantie 1 Jahr
      Gehäuse-Abmessungen Höhe: 530 mm
      Breite: 242 mm
      Tiefe: 544 mm
      Gewicht 11,1 kg

      Wie ihr an den Specs schon sehen könnt: Das Fractal Torrent ist groß. Sehr groß. Es sollte daher ein leichtes sein, nahezu jede erdenkliche Hardware unterzubringen. Hier noch unser komplettes Testsystem in der Übersicht:

      Fractal Torrent bei uns im Shop

      Lieferumfang

      Fractal liefert, wie so oft, alles mit was man braucht oder auch nur brauchen könnte. Kabelbinder, Klettbänder die größtenteils auch schon vorinstalliert sind, Schrauben und Abstandshalter für Mainboard und Netzteil sowie extra Brackets für die Front, um dort einen Radiator für eine Wasserkühlung anstelle der 180mm Lüfter anzubringen. Auch die eingangs erwähnte Lüftersteuerung ist vorinstalliert. Alle Lufteinlässe sind außerdem bereits mit Staubfiltern bestückt, die einfach herauszunehmen und zu reinigen sind.

      Schönes Detail: Ab Werk sind an der Rückseite Klett-Kabelführungen für das Stromkabel zum Netzteil, aber auch Display- und USB-Kabel vorhanden. Das sorgt direkt für etwas mehr Ordnung auf der Rückseite.

      Montage & Verarbeitung

      Fractal ist, mit wenigen Ausnahmen, für seine top Verarbeitung bekannt. Hier gibt’s auch beim Torrent nichts zu meckern. Front- und Top-Panel bestehen allerdings aus Kunststoff, was am Ende Geschmackssache ist. Mich stört er nicht weiter, da es sich trotzdem hochwertig anfühlt. Ansonsten besteht der Corpus zum Großteil aus Metall und Glas. Scharfe Kanten sucht man vergeblich und nichts klappert oder wackelt.

      Der Pedant in mir sagt aber auch: der Übergang zwischen Top Panel, Front Panel und dem Front-Anschlusspanel ist hier und da etwas unsauber. Aber da muss man schon ziemlich genau hingucken. Seiten- und Top-Panels können einfach werkzeuglos gelöst und angebracht, aber auch per Schrauben gesichert gegen versehentliches Lösen gesichert werden. Praktisch: Die Seiten-Panels haben an der Rückseite (oder hinteren Kante?) eine kleine Nase um sie zu lösen.

      Das Layout im Inneren bietet jede Menge Platz – selbst SSI-CEB Boards passen rein. Einer Dual-CPU-Workstation steht also auch nichts im Wege. Dafür wurden sämtliche HDD- und SSD-Mounts auf die Rückseite verfrachtet. Platz ist dann für vier 2,5 Zoll HDD oder SSD und zwei 3,5 Zoll HDD oder SSD. Anders als bei vorherigen Gehäusen haben die 3,5 Zoll Brackets aber keine 2,5 Zoll Bohrungen zusätzlich. Etwas schade. Auch schade: Zwischen Mainboard und Front ist jede Menge Platz, der mangels Mounting Points aber nicht – zumindest optional – für HDDs genutzt werden kann. Zumindest nicht ohne sich selbst eine Lösung zu basteln. Ansonsten wäre das Torrent auch perfekt für einen Storage Server oder als High-End NAS geeignet. Nicht die häufigste Nutzung, aber nicht jeder will ein langweiliges Server Case dafür nutzen.

      Wer trotz der massiven Lüfter lieber auf eine Custom Wasserkühlung setzt, kann selbst mit einem E-ATX Board noch Reservoir und Pumpe problemlos im Case unterbringen. Platz ist dafür zwischen Front-Lüftern und Mainboard Tray. Außerdem hat Fractal dort direkt Mountingpoints angebracht, die die Montage erleichtern.

      Radiatoren finden auch Platz: Sowohl an der Front als auch am Boden passen maximal 420mm große Radiatoren – aber nicht zeitgleich. Möglich wären zum Beispiel Kombinationen aus 420×140 in der Front und 360×120 am Boden bzw. 360×180 an der Front und 280×140 am Boden und alle Kombinationen darunter. Wie ihr seht: Jede Menge Möglichkeiten, die Hardware zu kühlen.

      Die Montage ist dann auch ziemlich komfortabel möglich, selbst mit sperriger Hardware wie unserer Testplattform. Vor- und Nachteil in einem können die Kabel der Fractal Prisma AL-18 PWM und Prisma AL-14 PWM sein. Die sind verdammt lang, was nett ist um auch wirklich jeden PWM-Anschluss nutzen zu können, aber nervig wenn man dann diese Kabel irgendwo verstauen will. Dazu gesellen sich nämlich noch ähnlich lange RGB-Kabel, die auch irgendwo untergebracht werden wollen.

      Hier übrigens ein wenig Punktabzug: Die Anschlüsse der RGB-Kabel sitzen ziemlich locker und so ist es beim Zusammenbau ziemlich nervig, diese immer und immer und immer wieder zusammenstecken zu müssen. Etwas Isolierband und Kabelbinder haben das Problem dann am Ende gelöst.

      Für Kabel bietet die Rückseite generell viel Platz, Kabelmanagement ist also kein Problem. Stromkabel können direkt hinter dem Netzteil verstaut werden, das spart Kabelwege und nutzt den Platz optimal aus. Auch praktisch am oben liegenden Netzteil: Man kommt bei modularen Netzteilen schnell an die Anschlüsse und kann wenn nötig nachrüsten ohne alles auseinander nehmen zu müssen.

      Die Kabelführungen zum Mainboard sind ausreichend groß und überall dort, wo man sie benötigt. Dazu, bereits vormontiert, gibt es Kabelführungen aus Kunststoff mit Klettband um die Kabel an Ort und Stelle zu halten.

      Allerdings: Achtet auf die Kabellänge eures Netzteils! Die 8-Pin GPU-Kabel unseres BeQuiet! Pure Power reichen wirklich gerade so bis zur GPU. Schön verlegen fällt da aus, es muss definitiv der kürzeste Weg genommen werden. Besitzer einer Founders Edition Karte dürften sich spätestens jetzt über den 12-Pin auf 2x 8-Pin Adapter freuen.

      Für das Mainboard sind die Abstandshalter bis hin zu E-ATX bereits vormontiert, für größere Boards oder auch ITX müssen die Abstandshalter aber um- bzw. eingesetzt werden. Passendes Werkzeug liegt direkt bei. Sind diese gesetzt, kann direkt das Mainboard eingesetzt werden.

      Problematisch kann es hier nur werden, falls am Boden ein 140×280 oder 140x420mm Radiator eingebaut wurde, denn dann sind Anschlüsse wie für Front-Audio oder Front-IO verdeckt – zumindest bei ATX Boards und größer. Praktisch ist die Position der Lüfter aber: Die Schraublöcher eignen sich wunderbar um dort Kabel zu befestigen und zu ordnen.

      Fractal Torrent bei uns im Shop

      Performance und Airflow

      Genug gebastelt und genug Theorie. Kommen wir zu den Messungen. Und hier gibt es eigentlich nur ein Wort: DAMN!

      Die Funktionsweise des Torrent ist relativ einfach: Überdruck im Inneren erzeugen und damit den Luftstrom lenken. Durch die offene Rückseite und ansonsten geschlossenen Top- und Seitenpanels gibt es für die Luft nur den Weg über die Rückseite und somit zwangsläufig über alle Komponenten, egal ob RAM, CPU (-Kühler), GPU oder auch M.2 SSD und PCIe Erweiterungskarten. Das Konzept nutzen normal auch Server, die über die Front Luft einsaugen um sie an der Rückseite rauszudrücken. Fractal macht das mit dem Torrent auch. Nur ein wenig leiser 😉

      Und das Konzept geht auch hier auf: Egal was ich auf das System werfe, das Torrent kommt damit klar. Das Limit war hier am Ende unser Dark Rock Pro 4, der mit der Abwärme des Core i9-12900K nicht mehr zurechtkam. Mit über 270W im Stresstest liegt die CPU aber auch außerhalb der Komfortzone des Dark Rocks. Und dennoch: Thermal Throttling war kein Thema, außer im absoluten Extremfall.

      Im Idle lag die CPU-Temperatur kaum über der Raumtemperatur. Gaming ist ebenso wenig ein Problem. Auch nach über einer Stunde Cyberpunk 2077 in 4k, Ultra Preset samt Raytracing gab es keinerlei Temperaturprobleme.

      Die GPU pendelte sich zwischen 60 und 65°C ein, was gemessen an den über 340W Leistungsaufnahme extrem gut ist. Selbst auf unserem offenen Benchtable sind die Temperaturen höher.

      Unser Core i9-12900K pendelte sich bei 50°C (P-Cores) bzw. 40°C (E-Cores) ein. Damit liegen die P-Cores lediglich 28°C über der Raumtemperatur.

      Erst unter Volllast, in dem Fall Prime 95 gemeinsam mit Furmark, kommt zumindest unser Dark Rock Pro 4 an seine Grenzen und es ist Throttling zu messen. Aber das ist natürlich ein Extremfall, der so eigentlich nicht im Alltag vorkommt. Das Torrent lässt das allerdings kalt. Wortwörtlich, denn die GPU-Temperatur ändert sich während dieser Tortur überhaupt nicht. Die hohe CPU-Temperatur dürfte also eher mit dem verwendeten Kühler als dem Torrent zu tun haben.

      Lautstärke

      Viele Lüfter bedeuten viel Lärm? Nicht unbedingt. Durch die Größe der Lüfter können diese langsam drehen und bewegen trotzdem noch genug Luft, um die Komponenten kühl zu halten. Im Desktop-Betrieb ist ein leichtes Rauschen zu hören, das sich so auch mit den leisesten Lüftern nicht vermeiden lässt. Man vergisst aber selbst wenn man direkt daneben sitzt ziemlich schnell, dass es da steht.

      Unter Last ändert sich, wenig überraschend, nicht viel. Hier kommt es natürlich auch auf die verbaute GPU und den CPU-Kühler an. Beim Gaming ist in meinem Test die GPU eindeutig am lautesten. Gemessen habe ich unter Gaming-Last noch ca. 35 db auf normalen Sitzabstand – also PC auf dem Tisch, Messgerät davor. Ziemlich gut, für ein luftgekühltes System mit dieser Leistung. Im Stresstest ändert sich das kaum, denn wie schon geschrieben, ist die GPU in unserem Test-Build die lauteste Komponente. Die Gehäuselüfter und auch der Dark Rock Pro 4 sind dagegen kaum zu hören. Maximal 38db waren hier messbar auf die gleiche Distanz.

      Um es kurz zu machen: Die Geräuschemissionen der vorinstallierten Lüfter sind komplett zu vernachlässigen, selbst bei den derzeit leistungsfähigsten Komponenten.

      Fractal Torrent bei uns im Shop

      R-G-B

      Da war ja noch was. Wir haben zum Test die RGB-Version mit Tinted Glass bekommen. Alle Lüfter bieten daher RGB Beleuchtung, dazu gibt es noch einen RGB-Streifen am Netzteil-Gehäuse. Wie schon die PWM-Anschlusskabel der Lüfter sind auch die RGB-Anschlusskabel sehr lang. Nervig ist hier der verwendete Stecker, da die Kabel wie eingangs bei der Montage erwähnt gerne mal herausrutschen und dann bleibt es dunkel.

      Die RGB-Komponenten sind übrigens addressable und mit nahezu jeder RGB-Plattform kompatibel und können somit direkt an die RGB- Header des Mainboards angeschlossen werden. In Kombination mit unserem Gigabyte Z690 Aorus Master gab es daher keine Probleme und die Lüfter samt RGB-trip waren sofort in RGB Fusion zu finden und konnten eingestellt werden. Allerdings wurde nicht jeder Modus voll unterstützt.

      Fazit

      Zusammengefasst: Das Fractal Torrent ist wohl eines der besten Gehäuse, die ich bisher testen bzw. nutzen durfte. Es bietet enorm viel Platz, auch wenn man auf eine Wasserkühlung setzen will. Primär ist es aber aktuell wohl eines der besten, wenn nicht das beste, Case für Luftkühlung. Der enorme Luftstrom dürfte mit so ziemlich allem fertig werden, was aktuell an Hardware unterwegs ist und selbst kommende GPUs mit noch höherer Leistungsaufnahme sollten kein Problem sein.

      Was angesichts der Größe schade ist, ist die Tatsache dass relativ wenige HDD/SSD Mounting Points vorhanden sind. Wer keine Wasserkühlung nutzt, hätte in der Front Platz für jede Menge Speicher, was das Fractal Torrent auch als Server oder High-End NAS Gehäuse interessant gemacht hätte. Denn gut gekühlt wäre der Speicher an der Front definitiv.

      Gibt es also eine Kaufempfehlung? Definitiv. Die Ausnahmen derer, für die das Case nicht geeignet ist, sind minimal und betreffen eigentlich nur Hardcore-WaKü-Fans und alle, die ohne Modifikationen haufenweise Storage unterbringen wollen. Jeder andere sollte seinen Traum-PC untergebracht bekommen.

      Der Preis ist mit über 200 Euro hoch, ohne Frage. Allerdings: Allein die Lüfter machen davon einen Großteil aus und das Fractal Torrent bietet hiervon auch deutlich mehr, als vergleichbare Gehäuse dieser Preisklasse. Und wer es etwas günstiger mag: Das Fractal Torrent gibt es auch ohne Glas und ohne RGB dann für unter 200 Euro.

      Fractal Torrent bei uns im Shop

      Das könnte dich auch interessieren