Vor kurzem haben wir unter euch die Brandneue FRITZ!Box 6590 Cable für einen Test verlost. Als Gewinner hat es Ingo „getroffen“, der uns nun seinen ausführlichen Testbericht hat zukommen lassen. Viel Spaß beim Lesen!
Nachdem unser alter WLAN Router und das Kabelmodem beide in die Jahre gekommen waren, stand eine Neuanschaffung schon länger ins Haus. Vor etwa drei Monaten wurde als Ersatz zunächst die 6490 ins Auge gefasst, da aber der Verkaufsstart der 6590 bereits angekündigt war, hat der Familienrat entschieden noch so lange zu warten. Und noch während ich auf die ersten Tests wartete, gab es diese tolle Aktion von notebooksbilliger.de.
Was ist die FRITZ!Box 6590 Cable?
Die FRITZ!Box 6590 ist ein Kombigerät, das Kabelmodem, WLAN Router, Telefonanlage und in Ansätzen auch eine Heimautomatisierungszentrale vereint. Zusätzliche Extras: NAS (Netzwerkspeicher), Mediaserver, Streaming von Fernsehbildern (DVB-C) über WLAN und noch einiges mehr.
Erster Eindruck
Das Ding ist groß. Deutlich größer als alle WLAN Router die ich bisher hatte – allerdings vereint es ja auch mehrere Geräte in einem. Die Verarbeitung selbst lässt nichts zu wünschen übrig. Auf der Vorderseite der FRITZ!Box finden sich neben den üblichen Kontrollleuchten die einzigen beiden Knöpfe des Geräts, die der Anmeldung neuer DECT Telefone und WPS-fähiger WLAN Geräte dienen. Auf der Rückseite finden sich Anschlüsse für klassische Telefone, zwei USB Ports (2.0) sowie vier mal Gigabit-Ethernet.
Die Größe des Gerätes wird durch die Vielzahl der Funktionen (Kabelmodem, WLAN Router, Telefonzentrale, Heimautomatisierung, Multimediastreaming, …) relativiert, dennoch liegt genau hier auch ein wichtiger Knackpunkt. Vor einem Kauf sollte man sich gut überlegen, ob man diese hohe Integration wünscht. Insbesondere durch die Kombination von Kabelmodem mit dem WLAN Router ist man auf den Anschluss in der Nähe der Kabeldose fixiert – oder muss das Fernsehkabel verlängern. Auch ein spätere Austausch einzelner Komponenten ist so schwerer möglich. Dafür ist es hübsch aufgeräumt; sowohl am Standort des Gerätes als auch in der Konfiguration: Kabelsalat und verschiedene Benutzeroberflächen für jede Einzelkomponente entfallen.
Die Installation verlief buchstäblich ohne Probleme. Zum Lieferumfang gehören ein RJ12-/TAE-Adapter sowie ein Koaxial- und ein LAN-Kabel (jeweils 1,5 Meter). Die beiliegende Dokumentation ist knapp, enthält aber alles was man wissen muss. Weitere Infos gibt es dann online, daher am besten vorher (vor dem Abstöpseln der alten Hardware) informieren, welche Schritte notwendig sind, um unnötige Arbeit zu ersparen.Einrichtung
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Wichtig: Ein neues Kabelmodem muss beim Provider registriert werden. Die dafür nötigen Schritte kann man entweder direkt bei seinem Anbieter oder über die AVM Homepage herausfinden. Bei meinem Anbieter (Vodafone) war dazu das initiale Passwort notwendig, das bei Vertragsabschluss vergeben wurde. Nach dem Verbinden der FRITZ!Box mit dem (Fernseh-)Kabel ruft man eine beliebige Webseite auf und gelangt automatisch in das Aktivierungsportal für Fremdgeräte. Hier müssen nun Kundennummer und der erwähnte Aktivierungscode eingegeben werden, danach war schon alles erledigt. Diese Prozedur kann je nach Kabelanbieter etwas variieren.
Nachdem die Anmeldung des Modems erledigt war, konnte nach einem Reboot der Anlage die eigentliche Installation starten. Als bisheriger Nicht-FRITZ!Box Besitzer kann ich nur bestätigen, was viele FRITZ!Box-Kunden an ihren Geräten schätzen: Die Web Oberfläche ist sehr aufgeräumt und durchdacht, sowohl für Einsteiger als auch für Experten. Die Oberfläche der FRITZ!Box fordert einen direkt zur Eingabe eines neuen Passworts für die Webanmeldung auf. Danach fix noch ein neues WLAN Passwort gesetzt, und schon konnten die Geräte (Fernseher, Drucker, Laptops, diverse Handys, …) wieder angemeldet werden. Da mein eigenes Netz so konfiguriert ist, dass nur Geräte mit bekannter Mac-Adresse zugelassen sind, habe ich dafür die Daten meiner Geräte eingegeben. Die Web-GUI reagierte bei allen Schritten erfreulich schnell!
Praxistest
Der Router steht bei uns in einer Art Garderobe / Besenkammer erhöht auf einem Schrank, dort kommt auch das Fernsehkabel ins Haus. Es liegt also mindestens eine Leichtbauwand zwischen der FRITZ!Box und den Endgeräten.
WLAN: Die FRITZ!Box unterstützt WLAN AC + N, MU-MIMO, WPA2 und WPS. Insbesondere auf das MU-MIMO war ich gespannt, das in der Theorie erlaubt bis, zu 4 Geräte gleichzeitig mit der vollen Bandbreite zu versorgen. In der Praxis funktioniert das jedoch nur, wenn auch die Endgeräte MU-MIMO unterstützen. In unserem Haus war die Reichweite der neuen Anlage nicht wirklich größer als bei der alten, jedoch bei deutlich besserer Performance und Stabilität. Insbesondere wenn mehrere Endgeräte aktiv sind, gab es in der Vergangenheit mit beidem Probleme, die durch die 6590 der Vergangenheit angehören. Die Übertragungsraten schwanken je nach Zimmer zwischen 20 und 180 MB/s, womit ich selbst sehr zufrieden bin. In unmittelbarer Nähe der Box werden sogar bis zu 350 MB/s erreicht.
Sehr praktisch: Der WLAN-Gastzugang. Er ermöglicht, dass Gäste schnell und sicher eine Verbindung zum Internet bekommen können (privater Hotspot). Darüber angemeldete Geräte nutzen lediglich den Internetzugang, haben aber bspw. keinen Zugriff auf das Heimnetz. Die Nutzung kann außerdem protokolliert und auf bestimmte Anwendungen beschränkt werden. Wer möchte, kann sogar einen QR-Code generieren, in dem die Zugangsdaten versteckt sind. Gäste müssen lediglich den Code mit ihrem Handy abscannen und “sind drin”.
USB: Nachdem in ersten Meldungen verlautet wurde, dass die 6590 USB 3.0 mitbringen würde, war ich etwas enttäuscht, dass es in der finalen Version doch nur zu USB 2.0 gereicht hat. Letzteres macht insbesondere die Nutzung von Netzwerklaufwerken für Backup oder Mediastreaming langsamer – zumindest in der Theorie. Praxisberichte von Nutzern anderer integrierten Anlagen weisen aber darauf hin, dass in der Regel nicht einmal die von USB 2.0 erreichbare Geschwindigkeit ausgenutzt wird, da solche Kombigeräte bereits durch ihre eigentlichen Aufgaben (Verteilung der Pakete, DHCP, Firewall, …) ausgelastet sind.
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Um dies zu testen, habe ich eine USB 3.0 Platte (WD Elements, 3TB), die als NAS Laufwerk für Backup und geteilter Netzwerkspeicher genutzt wird,, zunächst direkt am Laptop (mit USB 3) und danach an der FRITZ!Box gemessen. Für den zweiten Test war der Rechner über ein LAN Kabel verbunden, um WLAN Schwankungen ausschließen zu können. In einem dritten Test wurde der Rechner dann in einem durch eine (tragende!) Wand vom Router entfernten Zimmer kabellos verbunden.
Die mittels CrystalDiskMark ermittelten Werte zeigen einen deutlichen Unterschied. Direkt an einem USB Port des Rechners angeschlossen erreicht die Platte 162 MB/s Lesegeschwindigkeit sequentiell, also ca. die Hälfte der bei USB 3.0 möglichen 300 MB/s. Über den USB Port der FRITZ!Box angeschlossen bleiben davon 26 MB/s übrig, was einem guten Praxiswert für eine USB 2.0 Verbindung entspricht – theoretisch wären hier 40 MB/s möglich. Auf den ersten Blick also ein hoher Verlust durch die fehlende 3.0 Unterstützung.
Wenn die Clients aber über WLAN auf die Platte zugreifen, bleibt von diesen Raten noch viel weniger übrig, wie die dritte Spalte zeigt. Interessant ist, dass theoretisch hier mehr drin gewesen wäre. Eine Messung der WLAN Performance mit JPerf an der gleichen Stelle zeigt, dass hier bis zu 40 MB/s möglich gewesen wären.
Wer also eine hohe Perfomance beim Netzlaufwerk sucht und klassische LAN Geräte angebunden hat, sollte daher zusätzlich eine separate Lösung direkt über einen der vier Gigabit Anschlüsse anbinden. Schade das AVM an dieser Stelle gespart hat!
Anmerkung: Warum die Elements übrigens bei zufälligen Lese- und Schreibzugriffen über die FRITZ!Box sowohl via LAN als WLAN schneller ist, als wenn sie direkt am Laptop angeschlossen wurde, bleibt rätselhaft.
Streaming: Es wird so ziemlich alles gestreamt was geht (Musik oder Video in allen gängigen Formaten). Neu für mich war das direkte Streaming des Fernsehsignals über (W)LAN. So kann man mit der entsprechenden App das Fernsehsignal direkt vom Kabelmodem auf im Haus vorhandene Handies oder Tablets “beamen”, was das eine oder andere zweite Fernsehgerät (bspw. im Schlafzimmer) überflüssig machen könnte. Dafür wird einmalig über das Webinterface der 6590 ein Sendersuchlauf gestartet, der dann auf allen Endgeräten (mit der entsprechenden App) zur verfügung steht. Auch interessant: Die Wartezeit bis zum ersten Bild und der Wechsel zwischen den Kanälen ist bei der App quasi verzögerungsfrei und deutlich flotter als auf dem teureren Fernsehgerät.
Smarthome: Smart Homes sind im Kommen, keine Frage. Die 6590 bietet dafür einen ersten Einstieg, in dem sie verschiedene Smarthome Geräte erkennt und über das Webinterface ansteuern lässt. Getestet habe ich es bisher nur mit einer intelligenten FRITZ!DECT 200 Steckdose. Diese wird einfach in eine normale Steckdose gesteckt und lässt sich dann z.B. je nach Uhrzeit, Temperatur oder auch Geräusch ein- oder ausschalten. So lässt sich z.B. die abendliche Beleuchtung der Terrasse, ein einfacher Einbruchsalarm, der Frostschutz im Wintergarten oder eine “Wir-sind-gar-nicht-im-Urlaub” Lampenschaltung realisieren. Für letztere gibt es sogar eine einfach zu konfigurierende Zufallssteuerung. Und natürlich werden alle Ereignisse inklusive dem Stromverbrauch protokolliert.
Telefonanlage: Die 6590 ist sehr Anschlussfreudig: DECT-Basis für bis zu sechs Handgeräte, ISDN-S₀-Bus für ISDN-Telefone oder -Telefonanlage sowie zwei a/b-Ports für analoge Telefone, Anrufbeantworter und Fax lassen eigentlich keine Wünsche offen. Zusätzlich sind bereits 5 interne Anrufbeantworter integriert, die beliebig verschiedenen Rufnummern zugeordnet werden können.
Wo das gute Stück schon mal da war, habe ich auch gleich unsere alten Telefone gegen zwei Fritzfon 4 ausgetauscht. Aber auch die bisherigen DECT Telefone eines anderen Anbieters ließen sich problemlos anmelden und weiter betreiben. Hauptvorteil der Fritzfone ist aus meiner Sicht ist das direkt in der 6590 gespeicherte, Adressbuch, das für alle Mobilteile geteilt werden kann. Dadurch ist es endlich möglich, die Einträge über eine komfortable Weboberfläche zu editieren. Auch an eine automatische Synchronisation mit dem Adressbuch eines (bereits existierenden) E-Mail Kontos (1&1, GMX, google, WEB.de) wurde gedacht. In unserem Fall habe ich für die zu teilenden Kontakte ein neues Label in meine Google Kontakte eingefügt. Alle so markierten Kontakte werden nun mit dem Telefonbuch der Fitz!fone synchron gehalten. Es können auch mehrere Telefonbücher angelegt und für unterschiedliche Mobilteile freigegeben werden, damit z.B. die Einträge der Kinder im Teenageralter und die geschäftlichen Kontakte eines Elternteils nicht zur gegenseitigen Verwirrung führen.
Weitere Features wie Timer, Babyphone, Podcast- und E-Mailreader (und für die Besitzer einer Hausklingel mit Videokamera, auch die Möglichkeit auf dem Telefon zu sehen, wer draußen vor der Tür steht) sind nett, wären für mich aber nicht kaufentscheidend.
Ein erstes Fazit
Das Gerät ist groß und vereint viele Funktionen in einem Gehäuse. Durch die gute Weboberfläche ist es gelungen, die Bedienbarkeit trotz des großen Funktionsumfangs einfach und übersichtlich zu gestalten. Weit schwieriger ist es, alles zu testen, insbesondere weil nicht jeder alle Funktionalitäten nutzen kann (und will). Ich selbst bin hochzufrieden und kann die 6590 insbesondere dann empfehlen, wenn ein- oder mehrere alte Geräte ersetzt werden sollen. Echte Minuspunkte habe ich in den ersten zwei Testwochen – bis auf die fehlende USB 3.x Unterstützung – bisher keine gefunden. Wer jedoch nicht alle Features oder Performance braucht (oder weniger Platz im Schrank hat), sollte sich vielleicht die 6490 noch einmal ansehen, da diese zumindest aktuell deutlich günstiger zu bekommen ist.