Gaming-Smartphone-Underdog – RedMagic 8S Pro im Test

      Gaming-Smartphone-Underdog – RedMagic 8S Pro im Test

      Du zockst gerne unterwegs, aber dir ist das ROG Ally zu groß und unflexibel? Dann könnte das RedMagic 8S Pro vielleicht etwas für dich sein. Das vergleichsweise unauffällige Gaming-Smartphone kommt mit Top-Ausstattung, tollem Display und Under-Display-Selfie-Cam – wir haben es zum Release direkt mal unter die Lupe genommen.

      Gaming-Smartphones wie das Razer Phone haben zu Beginn mit vielen einzigartigen Features in Form von 120-Hz-Display, Schultertasten, echtem Stereo-Sound und einem besonders großen Akku den Weg in ein neues Smartphone-Segment geöffnet.

      Schick und unauffällig kommt das RedMagic 8S Pro daher

      Mittlerweile haben viele der Ausstattungsmerkmale aber auch in normalen Top-Smartphones Einzug gehalten. Es stellt sich daher die Frage: Was unterscheidet Gaming-Smartphones wie das RedMagic 8S Pro von normalen Smartphones?

      Lieferumfang mit Netzteil und Hülle

      Fangen wir beim Lieferumfang an: Wie bei vielen Gaming-Smartphones sind neben einem 65W-Schnellladeadapter auch eine Hülle, ein SIM-Pikser und ein USB-C-Ladekabel enthalten. Bei den meisten normalen Smartphones wurden die ersten beide Dinge mittlerweile aus dem Lieferumfang wegrationalisiert.

      Zugegeben: Die Hülle besteht aus Hartplastik und hat etwas von einer Female-Body-Armor, da sie lediglich die Rückseite und die Ecken umschließt. Hier hätte es für mich gerne etwas mehr Seitenschutz und ein Material wie Silikon oder Ähnliches sein dürfen, da es Stürze besser dämpft.

      Der Lieferumfang der finalen Verkaufsversion sollte ein EU-Netzteil enthalten

      Das Ladegerät kommt bei unserem Testsample mit einem Nicht-EU-Stecker daher, dass würde bei der finalen Version jedoch kein Problem mehr sein. Ich hätte mir zudem eine kunststofffreie Verpackung gewünscht.

      Kantig, klobig, aber trotzdem wertig

      Auch beim Format kommen in unserer Redaktion Erinnerungen an das kantige Razer Phone von 2018 oder das Galaxy Note 10 hoch. Das liegt vor allem daran, dass das RedMagic 8S Pro zurück zur Barren-Form gefunden hat. Waren es damals 5,7“ im 16:9-Format, ist das 8S Pro mittlerweile bei 6,8“ und 20:9-Format.

      Einhandbedienung schwierig, aber einstellbar: 6,8″-Display im 20:9-Format

      Das Gaming-Smartphone liegt gut, aber auch mächtig in der Hand. Das rührt nicht zuletzt vom massiven Rahmen aus gefrästem Aluminium und dem Gewicht von knapp 230g her – damit bekommt man aber gleichzeitig einen sehr wertigen Eindruck, wenn man es in die Hand nimmt. Die Rückseite besteht hingegen aus Kunststoff mit einer Brushed-Alu-Oberfläche. Bei den Abmessungen liegt es in etwa auf einer Höhe mit meinem OnePlus 10T (Test).

      Tolles 120-Hz-Display ohne sichtbare Selfie-Cam

      Zum Einsatz kommt ein OLED-Display mit 120 Hz und einer Auflösung von 2480×1116 Pixeln. RedMagic bewegt sich damit also wieder etwas weg vom 165-Hz-Wahn der letzten Jahre und geht einen Schritt zurück. Das dürfte der Akkulaufzeit zugutekommen. Kenner wissen zudem, dass die meisten Mobile-Games lediglich 60 Hz unterstützen. Den marginalen Vorteil der 144+ Hz merkt man also – wenn überhaupt – höchstens beim Scrollen durch den Newsfeed.

      Mit einer Spitzenhelligkeit von bis zu 1300 nits wird es zudem extrem hell. Inhalte lassen sich also sogar unter direkter Sonneneinstrahlung erkennen. Die Touch-Abtastrate liegt übrigens bei sehr hohen 960 Hz und geschützt ist es ab Werk mit einer Displayschutzfolie und Gorilla Glas 5.

      Die Under-Display-Cam ist so gut wie unsichtbar, wenn sie nicht aktiv ist

      Warum zeigen wir dir auf diesem Foto aber nur den oberen Rand des Displays – und was fehlt hier eigentlich? Genau, RedMagic hat beim 8S Pro auch die Selfie-Cam wegrationalisiert. Zumindest optisch, denn die Knipse mit 16MP befindet sich komplett unsichtbar unter dem Display. Das ist erstaunlich, denn beim Test des Axon 30 5G vor gut 1,5 Jahren war die Selfie-Cam je nach Blickwinkel noch teilweise sichtbar.

      Ein Problem besteht aber weiterhin: Die Qualität der Fotos bleibt im Vergleich mit meinem OnePlus 10T deutlich zurück. In hellen Umgebungen gibt es zwar deutliche Fortschritte im Vergleich zum Axon 30 5G, aber gerade bei der Dynamik und den Details muss das 8S Pro Abstriche machen. Gesichter bekommen dadurch einen leichten Beauty-Look und die Farben werden nicht immer akkurat getroffen. Abends und in Innenräumen sind Selfies je nach vorhandenem Licht dann okay bis verwaschen und detailarm anzusehen.

      RedMagic 8S Pro gibt dir die Klinke in die Hand

      Ein Feature, das ebenfalls nur noch bei den meisten Gaming-Smartphones anzutreffen ist: Der 3,5mm-Klinkenanschluss, angeblich verbessert im Vergleich zum Vorgänger. Inwiefern, das können wir nicht sagen. Dass er vorhanden ist, ist hingegen keine Überraschung, denn die meisten TWS mit Bluetooth leiden noch unter einer leichten Verzögerung, was beim Zocken natürlich fatal ist.

      An der Unterseite befindet sich übrigens ein nicht näher spezifizierter USB-Typ-C-Port, über den sich der interne UFS-4.0-Speicher mit anderen Endgeräten verbinden lässt.

      Drahtlos sind der neueste Bluetooth-Standard 5.3 und WiFi 6 dabei. Das Display lässt sich mit integriertem und zuverlässigen Finger-Print-Reader oder Gesicht entsperren. Das klappte im Test auch bei Dunkelheit fast immer ohne Probleme.

      Performance satt

      Kommen wir aber zu dem, was ein Gaming-Smartphone wirklich ausmacht: Performance und Bedienung. Das RedMagic 8S Pro setzt auf „die letzte Version“ des Snapdragon 8 Gen 2 und kommt wahlweise mit 12 GB RAM und 256 GB Speicher oder 16 GB RAM und 512 GB Speicher daher. Den RAM kannst du im OS sogar mittels Telefonspeicher um maximal 10 GB erweitern.

      Zum Zocken und für den Medienkonsum ist das satte und sehr hell werdende Display hervorragend geeignet

      Genügend Leistung steht dir unabhängig vom verbauten und genutzten RAM jedoch in allen Versionen zur Verfügung und aktuelle AAA-Games laufen genauso geschmeidig wie Videoschnitt über den Bildschirm. Dank rechteckigem Format und 10 Bit Farbtiefe ist der so oder so hervorragend zum Zocken geeignet.

      Inkl. Gaming-Feature-Hasenbau

      In Games stehen dir zudem noch die beiden Schultertasten mit einer Abtastrate von 520 Hz zur Verfügung, was vor allem in FPS einen Vorteil bedeuten kann. Immerhin kann man zwei Aktionen vom Display auf die Schultertasten verlagern und tatscht im Gefecht so weniger auf dem eigenen Sichtfeld herum.

      Über diese rote Taste gelangt man in den Gaming-Bereich des OS, in Spielen lässt sich der „Game Space“ über einen Wisch jederzeit aktivieren

      Die Tasten lassen sich in der in Spielen mithilfe des „Game Space“ konfigurieren. Je nach Titel gibt das Menü direkt Vorschläge für eine sinnvolle Belegung, auch Mehrfachbelegungen sind möglich. Es lassen sich aber auch die Klicks pro Sekunde oder ein Fadenkreuz in der Mitte des Displays anzeigen. Nicht zu vergessen zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten, ein Equalizer, Shortcuts, Performance- und Anzeige-Modi und so weiter. Die Möglichkeiten sind hier gefühlt nur durch die eigene Kreativität begrenzt.

      Ab Werk sind übrigens Android 13 mit dem Sicherheitsupdate vom 1. Mai 2023 sowie die Oberfläche RedMagic OS 8.0 installiert. Zu zukünftigen Updates macht der Hersteller aber keine Angaben.

      Im „Game Space“ kannst du unzählige Einstellungen vornehmen, unter anderem sogar ein Fadenkreuz in Spielen anzeigen lassen

      Als wäre das noch nicht genug, bietet das RedMagic 8S Pro eine dedizierte Taste für den Gaming-Bereich. Hier kannst du die Gaming-Einstellungen auf Spiel-Ebene vornehmen, hast Zugriff auf eine Plugin-Bibliothek für den „Game Space“ usw. Gleichzeitig können hier auch Verbindungen mit Maus und Tastatur verwaltet werden. Wer auf professionellem Niveau am Smartphone zockt, kommt hier also voll auf die Kosten. Man kann das Smartphone aber auch ganz normal nutzen.

      Kamera für Gelegenheits-Knipser

      Ein Feature, das bei Gaming-Smartphones oft zu kurz kommt, ist die Kamera. Das 8S Pro setzt auf der Rückseite auf eine Triple-Cam mit einem 50-MP-Weitwinkel (Samsung GN5) und einem 8-MP-Ultraweitwinkel. Über die Makro-Linse mit 2 MP brauchen wir nicht viele Worte verlieren, da sie nur das Datenblatt schönt.

      Für die Triple-Cam ist Dunkelheit ein ziemlicher austeilender Boss-Gegner

      Um es kurz zu machen: Die Kamera ist in Ordnung. Bei viel Licht liegt die Hauptlinse fast gleichauf mit dem OnePlus 10T, der Weißabgleich und die korrekte Farbdarstellung gelingen aber nicht immer. Bei wenig Licht tritt häufig ein ISO-Rauschen auf, dass bei OnePlus vermutlich softwareseitig besser herausgebügelt wird. Der Nachtmodus hilft hier deutlich, stellt Fotos aber teilweise mit leichtem Grünstich dar.

      Das Ultraweitwinkel befindet sich fast auf Höhe des OnePlus 10T, hat mit 13mm allerdings auch eine geringere Brennweite. Es kämpft mitunter mit Chromatischer Aberration, Farben werden zudem nicht so übersättigt wie bei OP dargestellt. Unbearbeitete Beispielfotos findest du nachfolgend:

      Von Spielereien, Sound und Durchhaltevermögen

      Ja, es gibt einen Lüfter. Ich würde ihn aber eher als kleines Gimmick und in Verbindung mit der RGB-Beleuchtung optische Spielerei als wirklich überlebensnotwendig in Spielen beurteilen. Dass er automatisch beim Spielstart angeht, solltest du deaktivieren. Er ist in der ersten Stufe zwar kaum hörbar, wenn man ihn nah an das Ohr hält, ist aber ein hochtöniges Surren zu hören. Ähnlich wie die RGB-Elemente auf der Rückseite würde ich ihn dauerhaft deaktiviert lassen.

      Im ruhenden Zustand ist der Lüfter gut ertragbar

      Nicht ganz so unwichtig: Das 8S Pro hat auf der Ober- und Unterseite jeweils einen vollwertigen Lautsprecher und damit echten Stereo-Sound. Das ist zwar nicht ganz so ideal wie bei Gaming-Smartphones mit beiden Speakern auf der Vorderseite, allerdings erreicht es so die hohe Screen-to-Body-Ratio von knapp 94%. Zum Vergleich: Das ASUS ROG Phone 7 kommt hier lediglich auf etwas über 82%, hat die Speaker allerdings auch auf der Vorderseite.

      Im Vergleich zu normalen Smartphones ist die Balance deutlich ausgewogener, zudem werden sie auf dem Maximalpegel sehr laut. Da die Abstimmung etwas höhenlastig ist, bleibt eine Lautstärke von 70%-80% angenehm klar und am empfehlenswertesten.

      Der Brushed-Alu-Look ist zum Lüfter ausgerichtet

      Der Akku des Gaming-Smartphones fasst insgesamt 6.000 mAh (2x 3.000 mAh) und gehört damit zu den größten in Smartphones verbauten Akkus. Geladen wird maximal mit 65 Watt, das 8S Pro ist also in knapp 40 Minuten wieder vollgeladen. Erfreulich: Ich konnte auch das Schnellladenetzteil vom OnePlus 10T zum Laden nutzen. Kabelloses Laden wird allerdings leider nicht unterstützt.

      Für mobile Gaming-Enthusiasten und Underdogs ein faires Angebot

      Was unterscheidet das RedMagic 8S Pro also von einem normalen Smartphone? Es richtet sich primär an alle Gaming-Fans da draußen, die Wert auf maximale Performance und eine durchdachte Oberfläche mit zusätzlichen Tasten und Funktionen für Games legen, aber kein allzu auffälliges Smartphone wollen.

      Man sollte nicht so viel Wert auf die Selfie-Cam legen, bekommt dafür aber auch ein phänomenales OLED-Display ohne Notch, Punch-Hole oder andere abenteuerliche Mechaniken wie z.B. eine Pop-Up-Cam. Dazu gibt es einen Klinkenanschluss, einen großen und zügig ladbaren Akku, schnellen Speicher, ein paar sicherlich für viele überflüssige Spielereien und eine Kamera, die für den Alltag von 90% der Nutzenden ausreichend ist.

      Über einen erweiterbaren Speicher hätte ich mich parallel zu einer verbindlichen Aussage zur Update-Politik und kabelloses Laden jedoch gefreut. Eine Tele-Linse in einem Gaming-Smartphone für die „ultimative Flexibilität“ bleibt hingegen meine hauseigene Illusion.

      Immerhin: Das Ganze kommt für einen akzeptablen Preis daher. Die von uns getestete Version in „Midnight“ mit 12/256 GB kostet in Europa faire 649 Euro. Die Farbe „Platinum“ mit 16/512 GB gibt es für 779 Euro, mit transparenter Rückseite „Aurora“ für 799 Euro bei redmagic.gg.

      Smartphones bei uns im Shop

      Veröffentlicht von Alexander

      Die Leidenschaft fürs Zocken wurde bereits in den frühen 90ern mit Bubble Bobble am Sega Master System II geweckt. Spielt mittlerweile hauptsächlich am PC und hätte gerne viel mehr Zeit, um sich seinem ständig wachsenden Pile of Shame zu widmen.

      Das könnte dich auch interessieren