Endlich Feierabend, aber wie lasse ich den heutigen Abend am besten ausklingen? Eine Runde zocken wäre nett, seit dem Beginn des Home-Office musste das fette Gaming-RIG allerdings weichen. Meine Frau will im Wohnzimmer keine dunkle Männerecke vorfinden, wenn Besuch kommt. Ich beuge mich dem Willen, will mein Hobby aber trotzdem weiter ausüben. Ein Gaming-Notebook muss also her.
Endlich ein Gaming-Notebook mit aktuellem AMD-Prozessor
Aber welches? Der Markt ist selbst für mich ein undurchsichtiges Chaos und die eierlegende Wollmilchsau gibt es im Sub-1500-Euro-Bereich einfach nicht. Long story short: ASUS bietet mir das TUF A15 mit Achtkern-Prozessor und einer GeForce RTX 3070 für einen Versuch an. Mit 1400 Euro* ist es nicht günstig, angesichts der Ausstattung ist der Preis aber akzeptabel und nicht höher als bei vielen Wettbewerbern.
Darunter befinden sich das Acer Nitro 5, HP OMEN 15 oder Lenovo Legion 5. ASUS ist der einzige Hersteller, der aktuell* den neuen AMD-Ryzen-6000-Prozessor verbaut. Vorteile: Höherer Turbo-Takt und bessere interne Grafikeinheit (Radeon RX 680M) verbaut. Sie ist doppelt so schnell wie beim Vorgänger. Das macht es besonders attraktiv, oder? Kommt darauf an.
Der durchschnittliche Leistungsunterschied der beiden CPUs liegt im einstelligen Prozentbereich und ist damit kaum relevant, allerdings unterstützt die neue CPU endlich den neuen DDR5-RAM sowie PCIe 4.0. Bedeutet im Klartext: Mehr Leistung in Programmen wie Premiere, Fusion, aber auch Prozessor-lastigen Games wie CS:GO und Anno 1800. Sie wird gleichzeitig im 6nm-Verfahren gefertigt und ist damit effizienter unter Last, verbraucht also weniger Strom (54W vs. 80W TDP). Ebenfalls erfreulich: Die Grafikkarte kann mit der maximalen Verlustleistung (140W TGP) arbeiten und ist nicht künstlich beschränkt, wie es bei vielen schlanken Gaming-Notebooks der Fall ist.
Genug der Theorie, auf die Praxis kommt es an. ASUS sammelt dabei gleich mal ein paar Pluspunkte, denn die Verpackung setzt fast ausschließlich auf Pappe. Mit 240W-Netzteil und Stromkabel ist alles für den Start dabei. Ungünstig: Proprietärer Stromanschluss. Das Notebook mit einem USC-Charger zu laden, ist wegen fehlender Ladestandard-Unterstützung (PD) zudem keine Option. Kompakte Ladegeräte mit 240 Watt Leistung, die bspw. mit der neuen GaN-Technologie (Was ist das?) arbeiten, gibt es aktuell aber sowieso noch kaum.
RTX 3070 mit 140 Watt macht Tempo
Das Design hat einen Industrial-Touch und ist gefällig, zieht aber Fingerabdrücke an. Verarbeitung? Stimmt auch, erfüllt sogar die technische Militärnorm MIL-STD-810. Mein Bruder schaut neugierig auf meinen Monitor, als ich mit dem TUF A15 auf einen Zockerabend bei ihm vorbeischaue und fragt mich, was das Teil denn nun genau besser kann als sein 3 Jahre alter Gaming-Laptop? Ich mache es kurz und so verständlich wie möglich: Das Display ist schneller, die Leistung höher und bei den Anschlüssen gibt es ein paar Neuerungen. Aha, und was bedeutet das in Zahlen?
Gar nicht so einfach zu beantworten, aber bei einer Partie CS:GO wird deutlich, was das TUF A15 kann. Satte 353 FPS stehen nach dem internen Benchmark (Full HD, niedrige Details) auf dem Tacho. Auch im Deathmatch auf de_dust2 fällt die Framerate nicht unter 150. Mit seiner alten Gurke ist zumindest im Benchmark eher die Hälfte drin, aber selbst im Vergleich zur aktuellen Riege der Gaming-Notebooks steht das Notebook von ASUS gut da. Teilweise werden sogar Notebooks mit RTX 3070 Ti geschlagen, weil die Grafikkarte dort nicht im Vollausbau (bspw. nur mit 120W TGP) agieren kann.
Noch ein Quäntchen mehr Leistung dürfte drin sein, wenn ihr euch der nervigen vorinstallierter Antivirensoftware von McAfee entledigt, die im Hintergrund diverse Prozesse und im Vordergrund frequentiell auftretende Pop-Ups laufen lässt. Bei anspruchsvollen Open-World-Titeln wie Assassin’s Creed Valhalla würde ich die Details zudem nicht auf das Maximum schrauben. Es ist zwar möglich und ACV läuft mit 76 FPS im Durchschnitt auch sehr gut, bei der dritthöchsten Detailstufe ist aber mit 85 FPS noch mehr drin und die 144 Hz kommen dann stärker zum Tragen.
Dank GeForce RTX 3070 lässt sich ebenfalls Raytracing aktivieren. Das kann der alte Laptop meines Bruders noch nicht. Bedeutet: Die generelle Lichtbrechung und Spiegelungen sehen bspw. in Cyberpunk 2077 viel realistischer aus. Das fordert allerdings ordentlich Leistung. Ich empfehle daher die Nutzung zusammen mit DLSS (Deep Learning Super Sampling). Das ist mehr oder weniger ein KI-Algorithmus, der das Bild aus einer niedrigeren Auflösung hochskaliert. Im Vergleich zur Berechnung einer höheren Auflösung sind die grafischen Unterschiede kaum sichtbar, dafür steigt die Framerate deutlich. Wer tiefer einsteigen möchte, kann das in unserem Beitrag zu Raytracing und DLSS tun.
Das Kühlsystem des TUF A15 händelt die Leistung souverän
Das TUF A15 rockt also ordentlich, es wird aber warm auf der Tischplatte. Ich werfe noch einen Blick in HWInfo, um zu checken, ob ASUS nicht nur an die Leistung, sondern auch deren Kühlung gedacht hat. Während einer längeren Partie CS:GO landet die CPU bei maximal 92°C und die RTX 3070 bei knapp 79°C. Gedrosselt wird nicht und auch das Gehäuse stimmt nicht in MC Hammers „U Can’t Touch This“ ein. Mit einem Gaming-Headset bekommt man auch nichts von den Lüftern mit. In AC:V wird dem Kühlsystem noch etwas mehr abverlangt. Mit 93°C (Ryzen 7 6800H) bzw. 84°C (GeForce RTX 3070) sind kritische Gefilde aber weiterhin kein Thema.
Gaming passt also, aber wie sieht es auf der kreativen Seite aus? Immerhin punktet der Ryzen 7 6800H mit hoher Multicore-Performance (CB R23 Multicore: 13.000 Punkte), die besonders für kreative Anwendungen entscheidend ist. Ich probiere es direkt aus und werfe Lightroom Classic an, um meine Timelapse aus Florenz zu bearbeiten. Ich hatte vor dem Urlaub sogar den Plan, es direkt vor Ort zu machen, hätte allerdings zusätzlich das Netzteil mit nach Italien nehmen müssen.
Gewisse Creator-Features fehlen
Das habe ich daher sein lassen, denn ich musste mich am Flughafen darauf einstellen, dass das Handgepäck gewogen wird. Bei 8 kg erlaubtem Gewicht wäre es mit knapp 3kg für Notebook und Netzteil sowie meiner Sony A7 III, den beiden Objektiven und diversem technischem Kleinkram und (für mich) überlebenswichtigen Snacks schon sehr eng geworden. Zwar hatte ich Glück, denn Easyjet war das Gewicht egal, aber: Am letzten Tag in Pisa hätte ich das TUF A15 den ganzen Tag schleppen müssen. Ebenfalls ungünstig: Das ASUS TUG A15 hat keinen SD-Kartenleser und somit ist ein Dongle für Creator unterwegs Pflicht.
Ich bearbeite die Timelapse also auf der heimischen Terrasse. Mit der vorhandenen Hardware ist das TUF A15 bestens dafür geeignet. Jede Content Creation fängt aber mit der Übertragung des Materials an, in diesem Fall 400 Fotos bzw. 18 GB auf die interne SSD. Das ist via USB-C innerhalb von gut einer Minute abgehandelt. Die Geschwindigkeit hängt aber eher vom externen Datenträger ab. Ich habe die Fotos auf der Seagate FireCuda SSD gespeichert (Speicher-Guide). Verschiebt man die Daten intern auf dem Datenträger, fallen ca. 15 Sekunden für 18 GB an. Passt.
Display ist auf Gaming ausgelegt
Bei der Bearbeitung des Materials fällt mir auf, dass die Farbdarstellung nicht ganz akkurat wirkt. Die Messung mit dem SpyderX Elite bestätigt das. Mankos gibt es bei den Farbräumen (68% sRGB, 51% Adobe RGB) sowie Grautönen (Gamma 2,4). Der Weißpunkt fällt immerhin nur etwas zu kalt aus (6700K) und der maximale Kontrast ist in Ordnung (910:1). Erfreulich sind die gleichmäßige Ausleuchtung des Displays (max. 12% Abweichung) und die sehr hohe Farbtreue (⌀ Delta E 0,93). Das Display wird mit knapp 290 nits in der Mitte sogar heller also von ASUS angegeben. Für die Arbeit auf der Terrasse mit der Sonne im Rücken reicht das trotzdem nicht aus, schade. Im Haus habe ich jedoch keine Probleme.
Wer möchte, kann das Display kalibrieren oder sich hier das gepackte Farbprofil herunterladen. Der werksseitige Grünstich verschwindet dadurch – die regelmäßige Bildbearbeitung bleibt aber eine Aufgabe für ein externes Display, das sich schnell und einfach via USB-C anschließen lässt. Immerhin ist das TUF A15 auch mit besseren Displays erhältlich, für Creator ist dann die beworbene Farbraumabdeckung entscheidend, die dort höher ausfallen sollte.
Die Performance stimmt: So lassen sich spezifische Entwicklungseinstellungen ohne Gedenksekunden auf die 400 Raw-Fotos anwenden. Der Export in das 1080p-JPG-Format geht mit 7 Minuten ebenfalls in Ordnung. Das gilt auch für Video-Exporte in DaVinci Resolve. Ein kleinen Leistungsschub im Creative-Bereich bringt mehr RAM. 32 GB DDR5 werden maximal sogar unterstützt, ich habe es allerdings nicht geschafft, das ASUS TUF A15 zu öffnen. Selbst mit einem Spudger findet sich leider kein richtiger Ansatzpunkt.
ASUS TUF A15: Performance-Wumms mit Display-Deckelung
There you have it. Das ASUS TUF Gaming A15 ist ein astreines Gaming-Notebook und liefert sowohl in Games inkl. Raytracing- und DLSS-Unterstützung als auch in kreativen Programmen ab. Moderne Anschlüsse sind an Bord, es ist stabil, der Druckpunkt der Tastatur könnte allerdings etwas knackiger sein. Das Kühlsystem kann die 240 Watt Gesamtleistung gut in Schach halten und sorgt für Throttle-freies Zockvergnügen.
Wer auch mal in Lightroom oder Resolve unterwegs ist, sollte sich allerdings noch ein gutes externes Display zulegen. Das interne ist zwar schnell, stellt Farben aber nicht sehr akkurat dar und ist für den Außeneinsatz nicht geeignet. Die ProArt-Serie von ASUS ist dafür beispielsweise empfehlenswert.
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Stand: Dezember 2022