Google hat gestern Abend im Rahmen der Eröffnungskeynote zur Entwicklerkonferenz I/O 2015 die nächste große Android-Version vorgestellt. Bis auf Weiteres wird das Betriebssystemupdate unter dem Namen „Android M“ bekannt sein, wie dann die offizielle Bezeichnung lauten soll bleibt vorerst ein Geheimnis. Google setzt bei der Entwicklung von Android M in erster Linie auf Qualität und Sicherheitsaspekte, am im letzten Jahr mit Android 5.0 Lollipop neu eingeführten Design der Benutzeroberfläche wird sich also nicht allzu viel ändern. Darüber hinaus gehören die generalüberholte Foto- und Video-Archivierung Google Photos, der Bezahldienst Android Pay und Offline-Maps zu den bedeutendsten Ankündigungen.
Android 5.0 läuft zwar gerade erst einmal auf rund 10 Prozent der aktuell genutzten Android-Geräte, aber das hat Google nicht davon abgehalten, die Mobilplattform kräftig weiterzuentwickeln. Mit Android M merzt der Internetriese eigenen Angaben nach diverse Bugs und Sicherheitslücken aus und führt einige zwar wenig auffällige, aber durchaus sehr interessante Neuerungen ein. Dadurch soll die Benutzererfahrung verbessert und die Sicherheit erhöht werden.
Welche Fehler von Android 5.0 in der neuen Version im Einzelnen korrigiert wurden, verriet Google nicht, stattdessen wurde auf insgesamt sechs wichtige Features von Android M näher eingegangen:
App-Berechtigungen: Google krempelt erstmals seit Fertigstellung von Android 1.0 das System um, durch das Apps Berechtigung für den Zugriff auf verschiedene Systembereiche und –funktionen erlangen. Nicht länger müssen Anwender schon bei Installation einer App sämtliche Freigaben erteilen, sondern die App fragt erst dann gezielt nach der Berechtigung, wenn sie benötigt wird. Dadurch soll die Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre für Anwender verbessert werden. Ein vergleichbares System setzt auch Apple unter iOS ein.
Chrome Custom Tabs: In Android M will Google Apps und den Chrome-Browser enger miteinander verzahnen. Die neuen sogenannten Chrome Custom Tabs können sich direkt über eine App legen und Web-Inhalte im Design der App selbst darstellen. Neben dem Design können Entwickler auch die verlinkten Optionen innerhalb ihrer App anpassen.
App-Verlinkung: Ebenfalls Änderungen hat Google bei der Verlinkung von Apps untereinander vorgenommen. In Android M können Entwickler Links in Apps von Google verifizieren lassen, was dazu führt, dass eine installierte App, die den Link öffnen kann, ohne Nachfrage aufgerufen wird. Beispiel: Aus einer E-Mail heraus kann ein Twitter-Link direkt in der Twitter-App geöffnet werden.
Fingerabdruckscanner: Android M wird als erste Android-Version native Unterstützung für Fingerabdruckscanner bieten. Nachdem unter andrem Samsung beim Galaxy S5 und S6 dafür eine eigene Software-Implementation entwickeln musste, um mit Apples Touch ID konkurrieren zu können, bessert Google nun also selbst nach. Es ist davon auszugehen, dass kommende Nexus-Geräte mit einem Fingerabdruckscanner ausgestattet sein werden. Derlei Hardware-Ankündigungen wird es aber erst später in diesem Jahr geben.
Powermanagement und Energieversorgung: Google will mit Android M den Akkuverbrauch von Geräten im Standby-Betrieb verringern. Dies soll durch ein effizienteres Powermanagement gelingen, das unter anderem die Hintergrundaktivität von Apps deutlich einschränkt und sie in eine Art Tiefschlaf schickt, wenn diese für längere Zeit nicht aufgerufen wurden. Die Apps sollen allerdings trotzdem bei wichtigen Events (beispielsweise Benachrichtigungen) aufwachen. Auf einem Nexus 9 soll Android M im Vergleich zu Android L dadurch rund die doppelte Akkulaufzeit im Standby-Betrieb erreichen.
Darüber hinaus wird mit Android M erstmals der neue USB-Stecker vom Typ C unterstützt. Dieser soll den Ladeprozess von Geräten um das Vierfache beschleunigen. Zudem sollen Anwender auf Wunsch auch andere USB-Typ-C-Endgeräte über den Stecker des Smartphones aufladen können.
Android Pay: Mit Google Wallet hat Google seit ein paar Jahren einen eigenen Bezahldienst im Portfolio. Android Pay ist die Weiterentwicklung dieses Angebots, das durch modernere Features gegen Apple Pay antreten soll. Um Android Pay nutzen zu können, ist nicht zwingend ein Android-M-Gerät notwendig – der Service funktioniert mit Geräten, auf denen Android 4.4 und neuer läuft – aber unter der kommenden Version werden ein paar zusätzliche Features geboten, darunter die Möglichkeit Zahlungen via Fingerabdruck zu autorisieren.
https://www.youtube-nocookie.com/watch?v=OueObu2aA_M
Die Veröffentlichung der finalen Fassung der neuen Android-Version ist für das 3. Quartal 2015 geplant. Ab sofort steht eine frühe Developer Preview des Betriebssystems für Entwickler zum Download bereit, die sich auf aktuellen Nexus-Geräten (Nexus 5, Nexus 6, Nexus 9 und Nexus Player) installieren lässt.
Google Photos
Besonders stolz zeigte sich Google während der Keynote auch auf seine neue Photos-App beziehungsweise den dazugehörigen generalüberholten Cloud-Dienst. Mit Google Photos wird Anwendern kostenloser, unbegrenzter Cloud-Speicher zur Archivierung von Fotos (Auflösungen bis zu 16 Megapixel) und Videos (Auflösungen bis zu 1080p) geboten. Die App gibt es ab sofort für Android und iOS, außerdem kann der Dienst über ein Web-Interface auf jedem beliebigen Computer genutzt werden.
https://www.youtube-nocookie.com/watch?v=ydBjsZnHrwM
Offline Maps
Google hat auch einige Ankündigungen gemacht, die in erster Linie darauf abzielen, die eigenen Dienste in Regionen der Welt mit schlechter Internetanbindung besser nutzbar zu machen. Beispielsweise bekommt der Browser Chrome die Funktion, ganze Webseiten für die spätere Offline-Betrachtung abzuspeichern. Besonders dürften sich viele Nutzer darüber freuen, dass die Offline-Funktionalität von Google Maps erweitert wird. Unter anderem wird es dadurch möglich, ohne bestehende Internetverbindung nach bestimmten Informationen zu suchen oder die sprachgeführte Verkehrsnavigation zu verwenden.
Zusätzlich zu all diesen Neuigkeiten stellte Google eine auf Android basierende, aber speziell für Heimautomatisierung und das Internet der Dinge (Internet of Things, kurz IoT) entwickelte Plattform mit dem Codenamen „Brillo“ vor, demonstrierte einige Verbesserungen für Google Now, die den Service noch schlauer und nützlicher machen sollen und sprach über Android Wear. In Bezug den Wearable-Markt wurden zwar keine bedeutenden Neuakündigungen gemacht, aber der Internetriese gab sich zufrieden mit dem aktuellen Stand der App-Entwicklung und versprach weitere Optimierungen und Verbesserungen für Android Wear in naher Zukunft.