Der große Durchbruch ist Google mit seinen Pixel-Smartphones bisher verwehrt geblieben. Mit dem Pixel 3 und dem Pixel 3XL gibt es einen neuen Anlauf. Ich habe mir das kleine Pixel 3XL mit 64 GB Speicher geschnappt und im Alltag ausprobiert, was es denn so leistet.
Das gefällt uns
- tolle Kamera
- gute Verarbeitung
- reines Android
- lange Updates
Das gefällt uns nicht
- wenig Speicher
Bevor es zum eigentlichen Test geht (Ungeduldige können hier entlang), noch ein paar kurze Worte vorweg: Die beiden Pixel-Modelle unterscheiden sich lediglich in der Akkugröße, den Abmessungen und beim Display. Alle anderen technischen Daten sind identisch, so dass ihr die gemachten Erfahrungen zu einem großen Teil auch auf das kleinere Pixel 3 übertragen könnt.
Technische Google Pixel 3XL
Software | Android 9 Pie |
Prozessor | Snapdragon 845 |
Grafikchip | Andreno 630 |
Arbeitsspeicher | 4 GB |
Speicher | 64/128 GB, keine Erweiterung möglich |
Display | 6,3 Zoll OLED mit 2.960 x 1.440px, Corning Gorilla Glass 5 |
Kamera | Rückseite: 12.2 MP, Blende f/1.8, optische Bildstabilisierung, Laser Autofokus, Dual-LED Blitz, HDR, Video in 2160p mit 30fps, in 1080p mit 30/60/240fps, Zeitraffer in 720p mit 480fps Vorderseite: 2 x 8 MP mit Auto-HDR, Blende f/2.2, Videos in 1080p mit 30fps |
Anschlüsse | USB 3.1 Typ-C |
Konnektivität | LTE, B1/B3/B5/B7/B8/B20 Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac, dual-band, Wi-Fi Direct, DLNA, Hotspot Bluetooth 5.0 A-GPS, GLONASS, BDS, GALILEO NFC |
SIM | Nano-SIM & e-SIM |
Bedienung | Touch, Fingerabdrucksensor auf der Rückseite |
Akku | 3430 mAh |
Maße | 158 x 76.6 x 7.9 mm |
Gewicht | 184g |
IP-Zertifizierung | IP68 |
Farben | Schwarz, Weiß |
Preis | 949/1049€ 64/128GB |
Lieferumfang und Design
Der Lieferumfang ist ordentlich. Neben dem Pixel 3XL sind noch ein Schnelladegerät, ein USB-C-Kabel, USB-C-Kopfhörer mit integriertem Google Assistant, USB-a auf USB-C-Adapter, USB-C auf Klinke-Adapter, das SIM-Werkzeug und Zettelwerk mit Garantie und Schnellstartanleitung mit dabei. Welchen Eindruck die Gerätschaften machen, könnt ihr euch hier im Video ansehen.
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Das Pixel 3XL liegt gut in der Hand und fühl sich wertig an. An der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern. Mein Pixel 3XL ist schwarz. Komplett schwarz. Die Rückseite hat zwei verschiedene Farbtöne, oben glänzend, unten matt.
An der Unterseite findet ihr den USB-C-Anschluss und den SIM-Kartenschacht. Das ist ein Single-Schacht. Platz für eine zweite SIM gibt es nicht, ebenso wenig ist eine Speichererweiterung möglich. Allerdings unterstützt es e-SIM, so dass ihr darüber eine zweite Telefonnummer laufen lassen könnt. Auf der linken Seite ist nichts, oben gibt es auch nichts zu bewundern. An der rechten Seite sitzen der Powerbutton und die Lautstärkewippe. Die funktionieren beide so, wie sie sollen. Sie haben einen guten Druckpunkt und reagieren präzise auf Eingaben.
Der Fingerprintreader sitzt mittig auf der Rückseite und lässt sich gut erreichen. Er reagiert fix und hat nur selten gemeckert, dass ich meinen Finger zu schnell wieder wegbewegt habe.
Die Notch darf natürlich keinesfalls unerwähnt bleiben. Sie ist ein designtechnisches Meisterwerk. Nicht. Sie ist schlichtweg zu groß. Die zwei Kameras und ein kleiner Speaker sind in ihr untergebracht. Da gibt es andere Hersteller, die die Notch wesentlich eleganter gestalten. Schade. Es ist optisch der einzige Minuspunkt, den ich beim Pixel 3XL habe.
Die gute Nachricht ist aber, dass die Notch im Alltag nicht stört. Notifications bekommt ihr angezeigt und die meiste Zeit habe ich die Notch nicht wahrgenommen. Wer will, kann sie aber auch ausblenden. Dazu müsst ihr euch die Entwickleroptionen freischalten.
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- Einstellungen -> System -> Über das Telefon -> und jetzt mehrfach auf die Build-Nummer tippen (ist ganz unten)
- Einstellungen -> System -> Erweitert -> Entwickleroptionen -> Display mit Ausschnitt nachahmen: Hier stehen euch verschiedene Optionen zur Verfügung. Wer mag, kann sich bspw. die Notch auch unten anzeigen lassen. Warum auch immer man das sollte – es geht jedenfalls.
Das Pixel 3XL lässt sich auch mit einer Hand gut bedienen. Das Design ist insgesamt wenig aufregend. Es reißt mich nicht vom Hocker, ist aber für den Alltagsgebrauch gut durchdacht. Und darauf kommt es letztlich an.
Es gibt Berichte darüber, dass die Rückseite schnell zerkratzen soll. Das konnte ich so nicht nachvollziehen. Auf mich machte sie einen soliden Eindruck. Die meiste Zeit hatte ich das Pixel allerdings im Case. Das sieht mal anders aus als die üblichen Exemplare. Durch den Stoff-Bezug liegt das Telefon gut in der Hand und ich hatte nie den Eindruck, dass es mir aus der Hand rutschen könnte.
Allerdings zeigten sich schon nach etwas über einer Woche Abnutzungserscheinungen in Form von Verfärbungen an den Kanten des Case. Dadurch wirkt es dann nicht mehr ganz so ansehnlich.
Das Case müsst ihr übrigens extra kaufen. Es kostet 45 Euro.
Display
Das Display des Pixel 2 hat für seinen Blaustich eine Menge Kritik einstecken müssen. Hier hat Google nachgebessert und im Pixel 3 ein richtig gutes Display abgeliefert, das auch bei DisplayMate richtig gut abgeschnitten hat. Der Blaustich ist also verschwunden.
Es ist ein OLED-Display, die Farben sind kräftig und Schwarz ist auch wirklich Schwarz. Alle Inhalte werden scharf angezeigt und die Blickwinkel sind großzügig. Bei seitlichen Blickwinkeln dunkelt das Display nur minimal ab.
Die Helligkeitsregelung arbeitet schön smooth und passt die Helligkeit gut an die Umgebung an. Das Display ist auch hell genug, um bei direkter Sonneneinstrahlung alle Inhalte gut zu erkennen. Da gibt es nichts dran auszusetzen.
Performance
Die Performance ist schlicht gut. Es gab bei keiner App, bei keinem Task Verzögerungen. Egal, ob es um Videoschnitt ging, Bildbearbeitung oder Zocken. Probleme, Ruckler oder Grafikfehler traten nicht auf.
Android in Reinform trägt dazu sicherlich auch bei. An das Design muss man sich gewöhnen, ich finde es aber allemal besser als das, was viele Hersteller mit ihrer eigenen Oberfläche drüberbügeln.
Die Steuerung erfolgt ausschließlich über Gesten. Unten links gibt es einen kleinen Button für zurück und eine Art Homebutton, über den sich auch der Google Assistant starten lässt. Die Gestensteuerung ist intuitiv und reagiert flott.
Es gibt natürlich auch das Active Edge-Feature. Der untere Teil des Pixel 3XL ist druckempfindlich. Ihr könnt dadurch den Google Assistant starten oder die Kamera wechseln. Oder anderen Krams mit machen. Die Belegung könnt ihr wählen. Funktioniert auch alles ganz gut, ist jetzt aber kein Feature, das ich nach dem Ausprobieren noch einmal genutzt habe.
Der Akku reicht problemlos über den Tag. Bei einer durchschnittlichen Nutzung war ich abends bei 20-30 Prozent. Das ist okay. Wenn man abends noch einmal um die Häuser zieht, kann man ihn ja über die Schnelladefunktion noch einmal mit Saft versorgen.
Kamera
Die 12 MP-Kamera liefert in den meisten Fällen ordentlich ab. Die Farben werden kräftig, aber nicht übertrieben dargestellt. Besonders beeindruckend finde ich die low light-Performance. In dunklen Umgebungen gelingen ziemlich gute Aufnahmen, die in den meisten Fällen auch nur wenig Bildrauschen aufweisen. Hier leistet die Software wirklich gute Arbeit. Die Performance bei schlechten Lichtumgebungen dürfte künftig noch besser werden. Denn Google plant einen besonderen Nachtmodus per Softwareupdate nachzuliefern, der dunkle Bilder aufhellen soll.
Die Software macht überhaupt einen guten Job. Dinge wie der Bokeh-Effekt müssen mangels zweiter Linse vom Pixel 3XL errechnet werden. Das gelingt in den meisten Fällen erstaunlich gut. Bei feinen Strukturen wie Haaren oder Gräsern kommt es zwar zu Fehldarstellungen. Damit befindet sich das Pixel aber in guter Gesellschaft. Fehlerfrei ist bei diesen Aufgaben kein Smartphone. Aber seht euch am besten die Beispielbilder an. Sie sind wie immer im Automatikmodus aufgenommen und nicht bearbeitet.
Um ein Objekt mit der Kamera zu verfolgen, braucht ihr nur einmal auf das Display zu tippen. Mit einem zweiten Tipp entlasst ihr das jeweilige Objekt wieder aus eurem Fokus. Das ist ziemlich gut gelöst, funktioniert schnell und präzise. Wenn ihr den Auslöser länger drückt, wird eine Serienaufnahme gestartet. Die Kamera wählt aus den Motiven das aus ihrer Sicht beste Foto aus. Ihr könnt da aber auch eingreifen und ein anderes Foto wählen.
Für den Zoom hat sich Google ein Feature namens Super-Resolution-Zoom einfallen lassen. Dabei werden fehlende Pixel errechnet, so dass ihr auch ohne Zoom-Linse ein gestochen scharfes Bild ohne Weichzeichnen bekommt. Sagt Google. Ganz so perfekt ist es nicht, aber die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. In den meisten Fällen bekommt ihr ein brauchbares Bild. Für die Ansicht auf dem Smartphone ist die Qualität absolut ausreichend. Betrachtet ihr die Fotos auf einem großen Display, seht ihr aber sehr schnell, dass es eine reine Software-Lösung ist und nicht mit einem optischen Zoom mithalten kann. Die Kanten wirken dann matschig und die Details verschwommen.
Wenn ihr das Feature nutzt, solltet ihr euch aber auf keinen Fall von dem Vorschaubild im Display irritieren lassen. Denn das ist immer pixelig und verwaschen. Das Ergebnis in eurer Fotogalerie sieht dann deutlich besser aus.
An der Front sitzt eine Dual-Kamera mit 2×8 MP. Die macht bei Tageslicht gute Fotos. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen neigt sie allerdings zu deutlich sichtbaren Rauschen. Warum das hier nicht beseitigen kann, während es bei der Hauptkamera des Pixel 3XL sehr gut gemeistert wird, weiß ich nicht. Durch den Weitwinkel der zweiten Linse bekommt ihr auch eure Freunde alle mit auf eure Selfies. Die Frontkamera bietet noch ein kleines Feature namens Fotobox. Dabei werden permanent Fotos aufgenommen, solange ihr vor der Kamera lächelt, Grimassen schneidet, kurz: solange euer Gesicht in Bewegung bleibt.
Über die in die Kamera-App integrierte Bearbeitungssoftware könnt ihr auch nachträglich Korrekturen an euren Bildern vornehmen, etwa bei Portraits den Grad der Hintergrundunschärfe korrigieren oder eine Art Colorkey erstellen.
Es gibt natürlich auch noch AR-Spielereien. Die sind ganz witzig. Ihr könnt euch Diverse Helden oder Tiere in euer Motiv setzen und dann ein Video oder Foto machen. Die Ergebnisse sehen auch ganz gut aus. Schöne Spielerei, um sich die Zeit zu vertreiben. Sinnvoller ist da die Integration von Google Lens. Damit könnt ihr euch weiterführende Informationen zu Gegenständen anzeigen lassen, die sich gerade vor der Linse befinden.
Was mich persönlich allerdings stört, ist der fehlende Pro-Modus. Ich mag es einfach, die Kontrolle über Belichtungszeiten, ISO-Werte, Weißabgleich und Co. zu haben. Da war das Pixel 3XL definitiv eine Umgewöhnung. Falls die Kamera die Umgebung einmal nicht erkennt, könnt ihr immerhin den Weißabgleich manuell einstellen. Ebenso lässt sich HDR manuell steuern. Die Möglichkeiten sind also überschaubar.
Videos lassen sich maximal mit 4K und 30fps aufnehmen. Bei 1080p und 720p sind Aufnahmen mit 30, 60 und 120fps möglich. Allerdings habt ihr nur zwei Auswahlmöglichkeiten: Ihr überlasst der Kamera die Wahl der fps-Rate oder ihr wählt fix 30fps. Nach welchen Kriterien die Kamera dann die fps-Zahl erhöht, hat sich mir nicht erschlossen. In meinen Videos konnte ich keine Unterschiede feststellen. Bei der Frontkamera werden Videos maximal mit Full HD und 30fps aufgezeichnet. Wirklich nettes Feature: Ihr könnt eure Videos direkt in der App stabilisieren. Das funktioniert fix und liefert gute Ergebnisse.
Insgesamt gehört die Kamera zu den Besten, die ihr im Moment in einem Smartphone bekommen könnt. Ob sie wirklich die Beste ist, werden wir in den nächsten Tagen ausprobieren. Dann werden sie nämlich in einem Vergleichstest gegen das Note 9, das iPhone Xs und das Mate 20 Pro antreten lassen.
Sound
Die Stereo-Speaker bieten leider keinen wirklich guten Klang. Bei voller Lautstärke ist der Klang blechern und die Höhen klingen einfach nur noch schrill. Bei halber Lautstärke sieht das Ganze etwas besser aus. Tiefen gibt es nur ansatzweise, die Mitten gehen leider zu stark unter. Dafür klingen die Höhen größtenteils sauber.
Mit den Kopfhörern sieht das Ergebnis anders aus. Tiefen, Mitten und Höhen stehen in einem gutem Verhältnis zueinander. Bei der Bedienung müsst ihr allerdings aufpassen, dass ihr statt auf die Lautstärketasten nicht auf die Taste für den Google Assistant kommt. Damit ihr vom guten Klang profitiert, müsst ihr die Kopfhörer erst an euer Ohr anpassen. Dazu müsst ihr das Kabel, das als eine Schlaufe um den eigentlichen Stöpsel liegt, in der Länge anpassen. Das ist ein wenig frickelig, lässt sich aber bewerkstelligen.
Wenn ihr die beiliegenden Kopfhörer nutzt, dann solltet ihr euch am Anfang nicht wundern, wenn ihr das Gefühl habt, sie dauernd aus dem Ohr verloren zu haben. Sie sind sehr leicht und saßen bei mir sehr bequem, so dass ich sie beim Tragen einfach nicht gespürt habe und öfter kontrolliert habe, ob sie noch da sind.
Pixel Stand
Der Pixel Stand ist nicht nur kabelloses Ladegerät, sondern ermöglicht euch auch ein paar Zusatz-Features. So könnt ihr euch bspw. Fotos anzeigen lassen oder euch über den Tageslicht-Wecker aufwecken lassen. Dabei zeigt das Pixel warme Farbtöne und wird allmählich immer heller, so dass ihr im Optimalfall kurz vor eurem Wecker aufwacht. Oder ihr lasst Musik laufen, die auf dem Pixel Stand toll klingen soll. Natürlich funktioniert auch der Google Assistant auf dem Stand. Ob das euch die 79 Euro wert ist, müsst ihr selbst entscheiden.
Fazit Pixel 3XL
Das Pixel 3XL ist ein Top-Smartphone. Anders kann man es nicht sagen. Die Hardware stimmt und liefert richtig Leistung ab. Drei Jahre bekommt ihr Updates (zwei Jahre neues Android, drei Jahre Sicherheitspatches) – das ist ein ordentliches Versprechen. In den drei Jahren könnt ihr eure Fotos und Videos auch in voller Auflösung in Google Fotos speichern. Die Kamera macht gute Fotos, der Sound ist mit Kopfhörern richtig gut. Aber es bleiben Minuspunkte.
Zum einen ist da der geringe Speicherplatz. 64 GB sind nicht wirklich viel. Klar, der meiste Platz geht für Fotos und Videos drauf und die kann man kostenlos online speichern. Aber trotzdem ist es wenig Speicher für diese Preisklasse. Und wenn man mal ehrlich ist, bekommt man 64 GB auch ohne Fotos ziemlich schnell voll.
Und das ist für mich der entscheidende Punkt. Das Pixel 3XL in meiner Ausführung kostet 949 Euro. Mit 128 GB kostet es 1049 Euro. Das normale Pixel 3 ist in der kleinen Version mit 64 GB mit 849 Euro das günstigste Exemplar, mit 128 GB kostet es 949 Euro. Das ist eine Menge Kohle. Zum Vergleich das Galaxy S9+ bekommt ihr derzeit* für etwas über 650 Euro und habt dabei ein qualitativ vergleichbares Smartphone. Das nagelneue Huawei Mate 20 Pro mit Triple Cam und 128 GB erweiterbarem Speicher kostet 999 Euro.
Von daher denke ich, dass es das Pixel 3XL trotz seiner Qualitäten schwer haben wird, sich auf dem Markt durchzusetzen.
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*Stand 16.10.2018